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Rezension:Von Natur aus kreativ: Die Potenziale des Gehirns entfalten (Gebundene

Prof. Dr. Ernst Pöppel und Dr. Beatrice Wagner stellen in ihrem Buch wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die Mut machen sollen, die eigene Kreativität zu entdecken. Die zentrale Botschaft lautet: "Jeder Mensch ist kreativ."

Das Buch ist in fünf Teile untergliedert, in denen es um nachstehende Themen geht:

Vom Sinn der Kreativität
Bedingung der Kreativität
Vier Milliarden Jahre
Kreativität Wissenschaftliche
Kreativität in Gedichten
Kreativität in den Augen anderer

Im Anschluss an die einzelnen Kapitel hat man Gelegenheit Interviews zu lesen und zwar mit Personen, die aufgrund ihrer kreativen Leistungen sehr bekannt geworden sind.

Merkmale einer kreativen Personen sind Neugierde und eine Sensitivität für ungelöste Probleme, ein ungehemmter Gedankenfluss, der sich nicht durch Banales unterbrechen lässt, die Fähigkeit sich zu konzentrieren und mit dem ganze Herzen bei der Sache zu sein, die Fähigkeit die Dinge zusammenzufassen und sich keinesfalls in Einzelheiten zu verlieren, Flexibilität, um seine Ziele zu erreichen, die Fähigkeit zur Abstraktion und auch die Fähigkeit, Sachverhalte analysieren zu können, die Kompetenz sich etwas sehr lebendig vorstellen zu können, eine hohe Frustrationstoleranz, der Glaube an sich selbst und innere Freiheit, (vgl.: S.11).

Man ist nicht kreativ um der Kreativität willen, sondern wir sind es, um unsere Ziele zu erreichen. Kreativität hat die Aufgabe, dass wir zu unserer Mitte gelangen. Die Autoren möchten verdeutlichen, dass das kreative Herstellen einer Mitte für jeden Lebensbereich gilt, ganz konkret für das Denken, Bewerten, für die Bewegung und für das Handeln. Wissen sollte man, dass Kreativität eine persönliche Angelegenheit ist, die nicht mit Innovation verwechselt werden sollte, denn das einmalig Neue kann immer nur nur einem Gehirn entspringen, (vgl.: S.11).

Im zweiten Teil erfährt man u.a. , weshalb für unsere Kreativität ein Ort mit durchlässigen Grenzen so wichtig ist. Diesbezüglich erfährt man auch Wissenswertes von dem Stararchitekten Gunter Henn. Aufgeklärt wird man auch darüber, wie das Gehirn die Sinneswahrnehmung verändert, wie wir Zufälle kreativ anwenden und hier auch, dass es die Kreativität ist, die uns hilft unsere Erwartungen an die Gegebenheiten anzupassen und ein Gefühl der inneren Balance zu erzeugen, (vgl.: S. 40).

Man erfährt, dass innerhalb von kreativen Prozessen stets unterschiedliche Gedächtnisinhalte miteinander verknüpft werden und dass das episodische Gedächtnis bedeutsame Situationen unseres Lebens speichert. Sein episodisch bildhaftes Gedächtnis kann man sehr gut kreativ einsetzen. Darüber liest man im Gespräch mit Hubert Burda Näheres, bevor man sich mit der Lüge als Überlebensprinzip vertraut machen kann, die Aufschluss gibt über das Wesen und den Sinn von Kreativität. Neue Ideen benötigen immer Mut. Weshalb das so ist, erfährt man in der Folge und hat Gelegenheit bei Henryk M. Broder zu lesen, weshalb Kreativität für ihn ein Prozess des Staunens ist.

Kreatives Vergessen ist ein Thema und man erfährt zudem, weshalb Ethik und Biologie zusammengehören und liest des Weiteren dass nicht nur die Fenster der Vergangenheit kreativitätsfördernd sind, sondern auch der Blick aus dem Fenster, wo man tätig ist. Offenbar soll der Blick auf eine belebte Straße dabei kreativitätsfördernder sein als der Blick ins Grüne, (vgl.: S.137).

Kreativität als aktiver Prozess wird beleuchtet und man wird ermahnt, die kreative Gedankenflucht zu meiden. Immer und immer wieder wird dick unterstrichen, dass die Kreativität ein wirksames Mittel darstellt, die eigene Mitte zu finden.

Interessant zu lesen war für mich auch das vierte Kapitel, das sich u.a. mit der Frage befasst, weshalb es eigentlich Gedichte gibt.

Alles in allem ein Buch mit erfreulichem Inhalt, das uns zeigt, dass unser Gehirn uns in jeder Krise Mittel zur Verfügung stellt, diese kreativ zu bewältigen. Eine gute Nachricht, wie ich meine. Wenn wir uns schon auf sonst nichts verlassen können, so doch auf unser kreatives Gehirn.

Empfehlenswert.

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Rezension:Kleine Philosophie der Faulheit: (Fischer Klassik) (Taschenbuch)

Mit "Kleine Philosophie der Faulheit" stelle ich an diesem Wochenende das dritte und damit einstweilen letzte Taschenbuch und aus dieser bemerkenswerten Reihe vor. Herausgegeben wurde es von David Dilmaghani und Nassima Sahraoui.

Die Texte stammen von Demokrit, Seneca, Aristoteles, Meister Eckhart, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Walter Benjamin, Salomo, Friedrich Schlegel, Immanuel Kant, Friedrich Nietzsche, Denis Diderot, Ernst Bloch, Theodor Adorno, Hannah Arendt, Theodor Adorno, Fernando Pessoa und vielen anderen mehr

Untergliedert sind sie in die Kapitel: 
Von der rechten Einstellung zum Leben 
Göttlicher Rausch und mystische Gelassenheit
Verteufelung der Faulheit 
(Un-)Recht auf Arbeit Schein des Müßiggangs 
Verfaulen und Faulseinkönnen 
Sich gehen lassen Physik der Faulheit 

Es ist erst einige Tage her, seit ich das Buch von Thomas Hohensee mit dem Titel "Lob der Faulheit" rezensiert habe und mich seither der Thematik nicht mehr verschließe, sondern stattdessen mehr darüber wissen möchte.

Hier im Buch wird man sensibilisiert für das Ethos der Gelassenheit, liest von der Seelenruhe, auch über die Erziehung zur Muße, vom Eifer, über die Wahrheit des Taugenichts, über die moderne Unruhe des Müßiggängers, über Oblomow und so weiter und so fort.

Von Demokrit hatte ich bislang noch nichts gelesen. Er schreibt sehr Kluges über das rechte Maß, auch von der Lust am Leben und vom rechten Gut und lässt seine Leser wissen "Nicht jede Lust, sondern nur die Lust am Schönen sollte man erstreben."

Nicht alle Autoren sehen in der Faulheit ein Laster, es gibt auch einige, die das Faulsein ohne schlechtes Gewissen als Grundbedingung für schöpferisches Tun betrachten.

Lesen Sie die eloquenten Texte am besten bequem auf der Couch und gehen Sie anschließend flanieren, wenn Sie mit kreativen Ideen zurückkehren und diese dann erfolgreich umsetzen, können Sie ein Loblied auf vorübergehende Faulheit anstimmen und werden zukünftig gewiss nicht mehr eilfertig der Sentenz zustimmen, dass Müßiggang aller Laster Anfang sei.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Kleine Philosophie des Reisens: (Fischer Klassik) (Taschenbuch)

Die "Kleine Philosophie des Reisens" enthält Texte von Stefan Zweig, Jean –Jacques Rousseau, Platon, Leopold Berchthold, Alain de Botton, Georg Forster, Walter Benjamin, August Ludwig Schlözer, Sigmund Freud und anderen mehr.

Herausgeberin dieses Taschenbuches ist Karen Genschow. Diese Texte sind in folgende Kapitel untergliedert:
Das Reisen an sich
Theoretische Vorbereitung
Praktische Erwägungen
Abreise
Unterwegs und zwar zu Fuß, im Auto, im Zug, per Schiff, als Geschäftsmann, als Eroberer, als Leser, als Deutscher, in Gruppen und mit Schuldgefühl
Wieder daheim

 Wie die Herausgeberin anmerkt, wird in diesem Buch die Philosophie tatsächlich klein geschrieben, weil es hier keineswegs um die großen Gebäude der Philosophiegeschichte geht und darum, dass das Reisen als Thema in ihnen aufgenommen wird, sondern vielmehr darum, Fragen nach dem Sinn des Seins, durch Fragen nach dem Sinn des Reisens zu ergänzen.

Die Texte befassen sich damit, was das Reisen ausmacht, was es eventuell unterscheidet von anderen Tätigkeiten, was es mit dem Reisenden macht, auch was es zu bedenken gibt und die Unannehmlichkeiten und Besonderheiten, die damit verbunden sind etc. Dabei ist allen Autoren gemeinsam, dass sie den Lesern aus ihren Erfahrungen allgemeine Weisheiten vermitteln möchten, sei es um zu unterhalten, zu belehren, zu warnen oder um Nachahmer zu finden, (vgl.: S.243).

 Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau reflektiert in seinem Text den Nutzen des Reisens und fragt nicht unberechtigt "Muss man nun aber, um Menschen zu studieren, die ganze Erde durchstreifen?" Franz Posselt wiederum schreibt von der Art, wie angehende Philosophen reisen sollten, während Platon sich zu den Reisen der Bürger in seinem Text ausbreitet. Sehr interessant finde ich die "13 Regeln für das Reisen" von Leopold Berchtold, so etwa die 3. Regel: "Man rede in der Fremde, und besonders mit fremden Personen, wo wenig von Religion, Politik als von seinen eigenen Angelegenheiten", (S.84). Wie Recht Berchthold doch hat. Öffne man sich stattdessen für die Schönheit.

Reisevorbereitungen sind ein Thema, auch die Kunst falsch zu reisen, Reiseerwartungen sowie die Reise selbst werden vielfältig zur Sprache gebracht und sogar die Rückkehr wird gedanklich ausgelotet.

Ein Buch, dass Sehnsucht zu wecken weiß nach einem Ort, von dem wir hoffen, dass er das Paradies auf Erden ist. 

Empfehlenswert. 

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Rezension: Kleine Philosophie der Gaumenfreuden:

Die "Kleine Philosophie der Gaumenfreuden" enthält Texte von Platon, Diogenes Laetius, Michel de Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Georg Simmel, Jean Anthelme Brillant-Savarin, Carl Friedrich von Rumohr, Ludwig Feuerbach, Friedrich Nietzsche, Walter Benjamin und anderen mehr.

Diese Texte sind in fünf Kapitel untergliedert. Dabei handelt es sich um folgende: Nahrung für Leib oder Seele
Fastende Heilige und zechende Narren
Vom guten Geschmack zur Symbolik des Geschirrs
Die Gastrosophie
Materialismus und hemmungsloser Genuss.

Seit Platon werden Denken und Philosophieren als vermeintlich höhere Funktionen der Seele verstanden, wohingegen der Körper in all seinen morphologischen Abläufen und Lüsten stattdessen eher als eigentümliche Akzidenz zu dieser gedacht wird. Der wahre Philosoph folgt, sofern es um das Essen und den Genuss geht, einer strengen Diätmoral, so Platon (vgl.: S.284). Zu Recht fragt Stanislawski, ob das letztlich nicht bedeute, dass die Philosophie aus lauter Kostverächtern bestehe. Er verneint aufgrund seiner intensiven Beschäftigung mit den Texten diese etwas ketzerische, rhetorische Frage sogleich, denn es gab durchaus Autoren, die den kulinarischen Genüssen große Bedeutung bemaßen und aus diesem Grunde sogar die Schule der Gastrosophie gründeten.

Hier im Buch liest man u.a. vom Fasten, aber auch von der Völlerei, von der Apologie des einfachen Geschmacks, der Soziologie der Mahlzeit, der Physiologie des Geschmacks, über Geschichtliches aus der Welt der Gastrosophie, über altväterische Tischmanieren und vieles mehr.

Im Quellenverzeichnis dann erfährt man, welchen Werken die Texte entnommen sind und erhält in diesem Zusammenhang zudem eine Auflistung weiterführender Literatur.

 Ein kurzweilig zu lesendes Buch, das ich gerne empfehle.

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Rezension:Schüchtern war gestern: Der Schlüssel zu mehr Ausstrahlung, Selbstvertrauen und Lebensfreude (Broschiert)

Dr. Petra Wüst hat ein Buch geschrieben, das ich mit viel Interesse gelesen habe. Zwar bin ich selbst alles andere als schüchtern, aber dennoch konnte ich den Gedanken der Autorin viel abgewinnen, weil ich Schüchternheit bei Menschen bislang oft fehlinterpretiert und nicht selten Verhaltensmuster fehleingeschätzt habe, da  ich keine wirkliche Vorstellung davon hatte, wie schüchterne Menschen wirklich reagieren. 

Die Autorin möchte auf anschauliche und leicht nachvollziehbare Art zeigen, was man gegen Schüchternheit unternehmen kann, wie sich Schüchterne Schritt für Schritt aus der Isolation zu lösen vermögen, auch Selbstvertrauen und Vertrauen in ihr Handeln aufbauen, wie sie auf Menschen zugehen, Freunde gewinnen und sich auf dem Parkett sicher und mit Freude bewegen.

ufgelistet werden Denkfehler schüchterner Menschen, dazu gehört eine niedrige Frustrationstoleranz, Selbstabwertung, Schwarz-Weiß-Malerei, Katastrophisieren, Positives abwerten und Negatives überbewerten etc. Hier geht es darum, sich aufgrund der verzerrten Denkmuster das Leben nicht schwer zu machen, sondern selbst zu entscheiden, was in unserem Kopf vorgeht. Man muss lernen, sich selbst zu vergessen, hinderliche Gedanken durch hilfreiche ersetzen und fröhlich auf andere zugehen. Klar werden muss man sich darüber, dass man in anderen nur Wertschätzung und Zuneigung entfachen kann, wenn man sich selbst liebt.

Die Autorin empfiehlt u.a. die eigenen Stärken zu gewichten und Blockaden zu durchbrechen, dabei die Ursachen des eigenen Sicherheits- und Vermeidungsverhaltens zu ergründen, ferner das selbstbewusste Ich zu visualisieren und täglich das Selbstvertrauen zu trainieren. Wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen und zu lernen Blickkontakte auszuhalten, entspannt zu lächeln und auch spielerisch zu flirten.

Wie man Gespräche entspannt führt und wie man mit der Sprache spielen kann, erläutert die Autorin sehr ausführlich und unterstreicht, dass man Worte wie Probleme, Angst und Stress am besten vergessen sollte.

Alle Empfehlungen, die Dr. Wüst in der Folge dann noch gibt erweisen sich gewiss als nützlich für schüchterne Menschen, aber auch für Leser, die begreifen wollen, wie schüchterne Menschen ticken und wie man diesen helfen kann, die Mauer, die sie um sich aufgebaut haben, behutsam abzutragen.

Einen wichtiger Merksatz aus dem Buch möchte ich an dieser Stelle zitieren: "Sprechen Sie von sich. Werden Sie persönlich. Zeigen Sie den Menschen hinter den Worten. Denn das ist, was andere magisch anzieht: eine echte, greifbare Persönlichkeit" ,(vgl.: S.167).

 Empfehlenswert. 

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Rezension:Lob der Faulheit: Warum Disziplin und Arbeitseifer uns nur schaden (Gebundene Ausgabe)

Der Einser-Jurist Thomas Hohensee ist Autor mehrerer sehr erfolgreicher Bücher und lehrt als Coach, wie man Gelassenheit mit persönlichem Erfolg in Einklang bringt.

Der Titel seines Buches wirkte auf mich ein wenig provozierend und löste erst mal Anti-Haltung aus, weil der Begriff Faulheit in meinem Denken sehr negativ besetzt ist. Neugierig machte mich dann aber der Untertitel "Warum Disziplin und Arbeitseifer uns nur schaden". Obschon ich den Vorteil von Disziplin bislang nie wirklich in Frage gestellt habe und vor einigen Monaten sogar ein Buch über dieses Thema voller Überzeugung positiv beurteilte, bin ich seit der Lektüre dieses Buches nachdenklich geworden.

Hohensee ist der Auffassung, dass Disziplin zu Unrecht noch immer einen guten Ruf besitzt und begründet dies recht überzeugend. Dabei erlaubt er sich einen Blick in die Geschichte und erinnert daran, dass Disziplin, Zucht und Ordnung aber auch Gehorsam vormals speziell in der Familie, in der Schule, in Betrieben und beim Militär hoch im Kurs standen und erinnert daran, dass diese Institutionen bis in jüngster Zeit juristisch gesehen besondere Gewaltverhältnisse darstellten und Disziplin, wenn es erforderlich schien, mit Gewalt erzwungen wurde, (vgl.: S 35).

Der Autor hebt hervor, dass für undemokratische Verhältnisse Disziplin wesenseigen sei und sich nicht positiv umdeuten lasse. Hohensee wirbt dafür, dass man Disziplin durch Motivation, inneren Dialog, Selbstermutigung und ähnliche Konzepte ersetzt. Dem stimme ich gerne zu, bin mir ab nicht sicher, ob diese Vorgehensweise nur einem elitären Kreis möglich ist.

Der Autor hält die Überbetonung von Pflicht und Disziplin für falsch, weil mit Zwang und Kontrolle auf Dauer keinem gedient sei. Weshalb es sehr problematisch werden kann, wenn Disziplin und Arbeitseifer zusammentreffen, erläutert er gut nachvollziehbar und stellt in der Folge kluge Überlegungen in punkto Willen an, den man nicht wie einen Muskel trainieren könne, weil er nicht der physischen Welt zuzuordnen sei, sondern vielmehr der geistigen Welt angehöre, in der es auf Bewusstheit, Motivation, Vorstellungsvermögen und dergleichen mehr ankomme, (vgl.: S. 41).

Hohensee räumt mit dem Irrtum auf, dass man gegen seinen Willen handeln könne, denn einerlei wie man sich entscheidet und aus welchen Motiven, es bleibe doch immer eine Wahl zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten. Wohl wahr.

Weshalb Disziplin unweigerlich im Zusammenbruch endet, wird sehr schnell klar und zeigt sich übrigens an den vielen Burnout-Erkrankten, die sich zu unmenschlichen Leistungen antreiben und auf diese Weise Opfer tiefer Erschöpfung werden.

Wir müssen lernen, unser Innenleben demokratisch zu gestalten und erkennen, dass man Menschen nicht zwingen muss, sondern bereits Kinder von ganz alleine neugierig sind und es lieben, Zusammenhänge zu verstehen, (vgl.:S. 76).

Etwa neun Millionen Deutsche leiden an disziplinbedingtem Burn-out. Dass es so weit kommen konnte, hängt damit zusammen, dass man den Wert des Menschen mit seiner Leistungsfähigkeit gleichsetzt, die man glaubt mittels Disziplin erzwingen zu müssen. Menschen, die ihren inneren Gaben gemäß arbeiten, müssen sich nicht zwingen bzw. disziplinieren, denn sie agieren spielerisch. Doch auch hier kann er bedenklich werden, wenn das Ganze in Arbeitssucht ausartet und die sozialen Kontakte darunter leiden. Es ist wichtig, sich Auszeiten zu gönnen und sich nicht selbst zu versklaven........ Der Autor erwähnt nicht grundlos, den spielerischen Moment, den Arbeit haben sollte und weist darauf hin, dass das Gegenteil von Spiel nicht Arbeit, sondern Depression heißt, (vgl.:S.131).

Positive Faulheit ist für Hohensee Improvisation und keineswegs Nichtstun. Im Grunde geht es ihm um die Leichtigkeit des Seins, das von den Ordnungsfanatikern allgemein als unerträglich wahrgenommen und durch bleierne Schwere ersetzt wird, (vgl.: S.136).

Thomas Hohensee möchte, dass wir nicht länger Maus im Rad sind, sondern lustvoll unseren Begabungen gemäß leben. Dann nämlich müssen wir uns nicht mental geißeln, sondern können das Tun spielerisch erleben. Für sich selbst hat er diesen Zustand herbeigeführt und redet insofern nicht wie der Blinde von der Farbe.

Eine Welt, in der alle Menschen ihren Interessen nachgehen, ihr Geld mit ihren Lieblingsbeschäftigungen verdienen und dabei die gesamte Zeit motiviert sind, ist ein paradiesischer Zustand. Ob sich dieser allgemein herbeiführen lässt, sei dahin gestellt. Darüber nachzudenken, ob es sinnstiftend ist, sich selbstdiszipliniert auszubeuten oder sich stattdessen lieber Auszeiten zu gönnen, um über Wege nachzudenken, die nicht zum plötzlichen Tod durch Überarbeitung führen, halte ich für notwendig in einer Zeit, in der das gestresste Herz die Haupttodesursache vieler Menschen ist, die noch nicht einmal das sechzigste Lebensjahr erreichen.

Empfehlenswert.

Überall im Buchhandel erhältlich. 

Rezension: Kunst als Philosophie: Hegel und die moderne Bildkunst (Gebundene Ausgabe)

"Das Kunstwerk ist der schöne Schein der Idee." (Georg Wilhelm Friedrich Hegel) Der Autor dieses Buches ist der Philosophieprofessor Dr. Robert B. Pippin, der sich hier in seinen Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2011 mit einem sehr kleinen Ausschnitt aus der heute üblicherweise als modern bezeichneten europäischen und amerikanischen Bildkunst beschäftigt, die ihrerseits bloß einen Teilbereich der Moderne, der als modern klassifizierten Lyrik, der Romane, Dramen, Musik, des Tanzes und der Architektur ausmacht.

Pippin geht mit dem Philosophen Hegel auf eine Zeitreise, weil dieser in seinen 1820 gehaltenen "Vorlesungen über die Ästhetik" der Kunst ihren Platz in seinem philosophischen System zugewiesen hat und zwar als das unmittelbar sinnliche Wissen des absoluten Geistes. Nach Hegel sollen die Errungenschaften der modernen Kunst (Beispiele des Autors sind Manet und Cézanne) als philosophische "Errungenschaften eigener Art" verstanden werden. Für Hegel verkörperte die Kunst einen bestimmten Modus der Intelligibilität des Absoluten, den er zunächst als vollständigen und zufriedenstellenden Ausdruck philosophischer Weisheit verstand.

 Der Hegelkenner versucht u.a. aufzuzeigen, dass Hegel von einer tiefen Verbindung zwischen den Bedingungen der Möglichkeit eines richtigen Verständnisses von manchen Körperbewegungen als Taten, nicht nur als bloßen Ereignissen und den Bedingungen, die für das Begreifen von Kunstwerken notwendig sind, ausgeht. Für Hegel war der eigentliche Inhalt der Malerei die "empfindende Subjektivität". In seinen Vorlesungen von 1818 bestimmte er bemerkenswerter Weise den Grundzug der Malerei als Liebe. Wie das zu verstehen ist, erläutert der Autor gut nachvollziehbar. Wenn man die Malerei als Hinwendung zum anderen versteht, muss sie ein Bestreben nach Gemeinsamkeit und Reziprozität verkörpern, das in seinem reinsten und paradigmatischen Ausdruck die Liebe darstellt, so der Gedankengang des Philosophen.

In den Kapiteln: Philosophie und Malerei: Hegel und Manet Politik und Ontologie: Clark und Fried Kunst und Wahrheit: Heidegger und Hegel hat man Gelegenheit sich ein umfangreiches Bild über das Thema Kunst als Philosophie zu machen, sich in eine hochinteressante kunsthistorische Debatte zu vertiefen und auch Wissenswertes zur Geschichte der philosophischen Ästhetik von Kant bis Adorno und Heidegger zu erfahren
In den abschließenden Bemerkungen hat man dann die Chance, sich nochmals klar zu machen, weshalb Hegel zur Auffassung gelangen konnte, dass die Kunst ein unverzichtbarer Bestandteil für das Verstehen des 
Absoluten ist.
Empfehlenswert. 

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Rezension: Trauma Angst und Liebe

Prof. Franz Ruppert ist der Autor dieses bemerkenswerten Buches, das von der Prämisse ausgeht, dass Traumata die Hauptursachen für psychische und physische Schwierigkeiten darstellen.

 Das Buch hat er in neun Kapitel untergliedert. Dabei lotet der Autor im ersten Kapitel zunächst die Frage aus, wo die Wurzeln psychischer Probleme zu suchen sind und worum es ihm in diesem Buch hauptsächlich geht. Anschließend erläutert er, was er unter dem Begriff "Psyche" versteht. Für diesen Psychologen ist sie ein Zusammenwirken von Materie, Energie und Information, (vgl.: S.26).

 Zur Sprache gebracht werden die Merkmale der Psyche, auch die psychischen Leistungen, Bewusstsein und Wille sowie Psyche und Realität aber auch die Realitätsausblendung. So ist es beispielsweise eine Aufgabe der Psyche, die Realitäten von einem Organismus fernzuhalten, die ihn überfordern oder die ihm schaden könnten. Deshalb werden Realitäten sowohl bewusst als auch unbewusst ausgeblendet, (vgl.: S.44).

 Der Autor nennt die Voraussetzungen für die Entwicklung einer gesunden Psyche und unterstreicht dabei, dass es nicht genügt, psychische Gesundheit nur über die Abwesenheit von Krankheitssymptomen zu definieren. Ausführlich erläutert er die Leistungen einer gesunden Psyche, die sich mit den Resilienzfakoren von Michelin Rampe in vielem decken:
 Optimismus und die Erwartung von Selbstwirksamkeit
Akzeptanz und realistische Einschätzung der eigenen Situation
Lösungsorientierung und Suche nach konstruktiven neuen Wegen
Nicht in der Opferrolle hängen bleiben
Verantwortung übernehmen und den eigenen Täteranteil erkennen
Sich stabile und wohlmeinende Netzwerke aufbauen
Die Zukunft umsichtig planen (S.61)

Aus Sicht von Prof. Dr. Ruppert sind die eigenen gesunden psychischen Strukturen die wichtigste Ressource um Traumata zu bewältigen. Gesunde psychische Strukturen entwickeln sich aus dem Inneren heraus und können nicht durch äußere Vorgaben und Hilfsmittel ersetzt werden, (vgl.: 62).

Thematisiert werden erfüllte Symbiose- und Autonomiebedürfnisse. Gesunde Autonomie kann sich nur aus der Basis der Befriedigung der symbiotischen Bedürfnisse ergeben. Menschen, die eine gesunde Autonomie entwickeln, haben keine Angst vor Abhängigkeit. Das bedeutet, man kann entspannt in einer Beziehung leben, ohne befürchten zu müssen, von anderen bevormundet, kontrolliert und dominiert zu werden, (vgl.: S.70).

 Man erfährt, weshalb Traumata eine Ursache psychischer Störungen sind. Das Wort Traumata hat im Griechischen seinen Ursprung und bedeutet Wunde und Verletzung. Wissen muss man, dass die menschliche Psyche drei elementare Zustände hervorbringt: Wohlfühlzustände, Stress und Trauma. Diese Zustände werden ausführlich erklärt. Nach Prof. Dr. Ruppert findet eine Traumatisierung dann statt, wenn in einer Gefahrensituation alle Stressverarbeitungsmechanismen und –strategien ihren Dienst versagen, um dieser Situation zu entkommen, (vgl.: S.77). Folgen des Traumas sind das Abschalten des psychischen Gesamtsystems oder das Aufspalten desselben.

Angst und Träume wirken nicht selten zusammen. Man erfährt mehr über die verschiedenen psychischen Zustände von traumatisierten Menschen und hier von den gesunden und den traumatisierten Anteilen, wie auch den Überlebensanteilen. Sehr lesenswert ist die Auflistung der Möglichkeiten, die traumatisierte Menschen haben, die Spaltung in ihrer Psyche zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Klar muss sein, dass Trauma-Überlebensstrategien der eigenen Psyche Fesseln anlegen, weil sie nicht in dem Umfang wahrnehmen, fühlen und denken darf, wie ihr das möglich wäre, (vgl.: S.86).

Überlebensstrategien schädigen den Betreffenden, weil früher oder später das eintritt, was er befürchtet: Ohnmacht und Hilflosigkeit.

 Wichtig zu wissen, wenn die Liebe nicht aus gesunden Strukturen herrührt, sondern aus Überlebensanteilen, dann ist die Vorstellung von Liebe beispielsweise wichtiger als die gelebte Realität und die Reaktionen des Menschen, auf die sich die Liebe richtet, (vgl.: S.89). Die Folgen sind in diesem Fall nicht erfreulich, wie man sich denken kann.

Man erfährt Näheres über soziale Rollen als Überlebensstrategien und über die vier Arten von Traumata, die da heißen:
Existenztraumata
Verlusttraumata
Symbiose-/ Bindungstraumata
Bindungssytemtraumata

 Nachdem man über diese Traumata hinreichend aufgeklärt worden ist, wird man über die Wissenschaft der mehrgenerationalen Psychotraumatologie unterrichtet, bevor man Wissenswertes über die Psychotherapie auf der Grundlage der Aufstellungsmethode erfährt. Prof Dr. Ruppert arbeitet seit 1994 nach dieser Methode, gibt in der Folge einen kurzen historischen Abriss über die Arbeit mit der Aufstellungsmethode und zeigt viele Fallbeispiele aus Einzel- und Gruppentherapien auf.

 Der Autor macht auch deutlich wie Traumatisierte wieder gesund werden können. Vier Schritte dienen hier der Heilung: -das Wachsen der gesunden Strukturen -das Aufgeben von Überlebensstrategien und das Erkennen von Illusionen -die Begegnung mit den abgespaltenen traumatisierten Anteilen und -das Ausfüllen der gewonnenen Autonomie mit selbst gesetzten Lebenszielen (vgl.: S. 297) Wie das funktioniert wird ebenfalls an Fallbeispielen verdeutlicht

Zum Schluss erörtert der Autor dann noch die sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen für psychische Gesundheit. Man kann spätestens nach der Lektüre des Buches Prof. Dr. Franz Ruppert nur beipflichten: "Wir sollten als Menschen endlich damit aufhören, uns gegenseitig zu traumatisieren!" (Zitat: S.337) Empfehlenswert.

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Rezension: Väterlos- Matthias Stiehler

"Kurz gesagt, die "neuen Väter" sind eine Mischung aus Mutter und Spielkamerad. Sie sind alles, nur eben keine väterlichen Väter." (Dr. M. Stiehler, S.77).

Das vorliegende Buch von Dr. Matthias Stiehler wird vermutlich nicht bei allen Lesern auf Zustimmung stoßen, weil es sich mit Begrifflichkeiten befasst, die ein wenig antiquiert wirken. Da meine jahrzehntelangen Beobachtungen zum Thema Mangel an Väterlichkeit in unserer Gesellschaft, sich mit denen von Dr. Stiehler decken, bin ich natürlich hocherfreut über das aufschlussreiche Buch des Psychologen.

Der Autor teilt sein Buch in zwei große Abschnitte ein:
Väterlose Gesellschaft 
Merkmale von Väterlichkeit 

Obschon 2011 etwa 1/4 der Väter Elternzeit nehmen, die Tendenz sogar steigend ist und damit gemessen an vorangegangenen Generationen Väter in Familien wieder präsenter sind, mangelt es an Väterlichkeit. So jedenfalls die These des Autors. Dabei sollte man wissen, dass Väterlichkeit nicht dadurch entsteht, dass man Vater wird. Sie nämlich ist vielmehr die Summe der Eigenschaften, die das spezifische Vatersein ausmachen, (vgl.: S.8). Zu diesen Eigenschaften zählen, die Fähigkeit, die Eigenständigkeit und ein stabiles Selbstbewusstsein, auch die Neugierde und Lust am Entdecken zu fördern und Hilfestellung bei der Entwicklung von Freiheit und Selbstständigkeit zu geben. Ein väterlicher Vater fördert, fordert heraus und mutet zu, was über die bisherigen Lebenserfahrungen hinausgeht (vgl.: S.175) und er wirkt an der Entidealisierung wichtiger Menschen und des Lebens mit. Er erzieht zur Verantwortung, Ehrlichkeit, zu konsequentem Handeln und zur Akzeptanz der Folgen eigenen Handelns. Er lebt vor und lehrt sich dem Leben zu stellen, (vgl.: S.176).

 Überall dort, wo man einen Mangel an Prinzipienfestigkeit und am Festhalten der Wahrheit zugunsten eines kurzfristigen Vorteils feststellen kann, herrscht ein Mangel an Väterlichkeit vor. Denn es fehlt dann in Familien bzw. in Gesellschaften an eindeutiger und nachvollziehbarer Moral und am Ziehen klarer Grenzen, (vgl.: S.28).- Wenn immer nur mütterlich beschützt wird, werden die Menschen nicht eigenständig und wenn Väter nicht väterlich agieren, sondern sich muttergebunden verhalten, missbrauchen sie ihr Kind emotional. Ein solcher Missbrauch ist dann gegeben, wenn nicht klar Stellung bezogen wird und die eigenen Interessen über emotionalen Druck und verdecktes Agieren zu erreichen versucht wird, (vgl.: S.72). Die Forderung, der Mutter zu Liebe ein Tun zu unterlassen und nicht der Sache wegen, zeugt von absoluter Väterlichkeitsschwäche.

Wie Dr. Stiehler unterstreicht, ist es die mangelnde Väterlichkeit bis hin zur Ablehnung von Väterlichkeit (bei der es wohlgemerkt nicht um autoritäres Verhalten geht), die zum bestimmenden Merkmal gegenwärtiger Familienkonstellationen und daraus folgend der Gesamtgesellschaft wurde, (vgl.: S.75). Da stimme ich völlig zu.

Folgt man dem Autor, so ist väterliches Handeln in Familien und der Gesellschaft absolut notwendig, damit kein Stillstand entsteht, der das Ergebnis des Nichtabnabelnwollens aufgrund der falsch verstandenen mütterlichen Fürsorge darstellt.

Nicht nur Väter sind angehalten väterlich zu handeln, sondern auch Mütter, wenn das Kind zu einem eigenständigen und selbstbewussten Erwachsenen erzogen werden soll. Merke: Liebe bedingt mehr als bloßes "Pudern". Empfehlenswert. 

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Rezension: Moralia- 2 Bände- Plutarch

Alle Vergnügungen auf jede Weise genießen zu wollen, ist unvernünftig. Alle Vergnügungen ganz vermeiden zu wollen, ist gefühllos." (Plutarch).

Die beiden Bände der "Moralia" des griechischen Schriftstellers Plutarch (geb. um 45, gestorben um 125) umfassen nahezu 2000 Seiten. Herausgegeben wurde das vorliegende Werk von Prof. Dr. Manuel Vogel und Christian Weise. Bei den Werken handelt es sich um eine Neuauflage der deutschen Übersetzung, die zwischen 1818 und 1861 in der von Christian Nathanael v. Osiander und Gustav Schwab herausgegebenen Reihe "Griechische Prosaiker in neuen Übersetzungen" erschien. Damals war es einem breiteren Publikum hier zu Lande dann endlich möglich, Plutarchs "Moralia" zu erkunden und den beachtlichen Reichtum auf den Feldern der Geistes-, Kultur-, Philosophie- ,Religions- und Sozialgeschichte neu zu erschließen, lässt uns M. Vogel in seinem Geleitwort wissen.

Christian Weise, wartet alsdann mit einem editorischen Vorwort auf und beschreibt hier ausführlich den langen Weg der kritischen Ausgaben, informiert ausführlich über die Übersetzungen der "Moralia" Plutarchs in viele Sprachen, übrigens sogar ins Japanische und erteilt auch nützliche Hinweise zur Erschließung der Texte.

In der etwas mehr als eine Seite umfassenden Einleitung erfährt man, was man unter dem allgemeinen Namen "Moralische Schriften" bei Plutarch zu verstehen hat. Dazu gehören alle seine Schriften, die nicht zu der Klasse der Lebensbeschreibungen zählen. Ihrem Inhalt nach sind sie sehr breitgefächert, weil sie sich im Allgemeinen über Gegenstände des Lebens wie auch der Wissenschaften verbreiten und weder Geschichte, noch Mythologie, Kunde des Altertums etc. ausschließen. Einige der Texte sind pädagogisch, andere haben einen politischen Inhalt, wiederum andere sind auf die Philosophie und deren Anwendung auf das Leben bezogen oder auch auf die Bekämpfung entgegengesetzten Lebens, (vgl.: S.21).

Im ersten Band hat man u.a. Gelegenheit Plutarchs Betrachtungen über die Erziehung zu studieren, erfährt auch, was ein Jüngling lesen soll, wie man den Schmeichler vom Freund unterscheidet, wie man von seinen Feinden Nutzen ziehen kann, erfährt Aufschlussreiches über Tugend und Laster, um sich dann der Trostschrift an Apollonius widmen zu können. Ich versuche erst gar nicht all das, was auf den fast 2000 Seiten zu lesen ist, zusammen zu fassen, denn die Themenvielfalt lässt dies nicht zu und bin im Übrigen des Ansicht, dass man die Bücher nicht chronologisch lesen muss, sondern sich immer wieder in einzelne Kapitel vertiefen kann, die uns gerade beschäftigen. So hat mir vor Jahren bereits das Kapitel "Wie man von seinen Feinden Nutzen ziehen kann" sehr gut gefallen, weil Plutarch begreifbar macht, dass man jeden Angriff seiner Feinde dazu nutzen kann, in vieler Hinsicht noch mehr an sich zu arbeiten, um schließlich irgendwann unantastbar zu werden. Natürlich ist die ein langer und beschwerlicher Weg.

Sehr lesenswert sind Plutarchs Gesundheitsvorschriften, die dem Leser indirekt etwas über die medizinischen Verhältnisse in jener Zeit berichten. Seine Ehevorschriften, die man ebenfalls dem 1. Band entnehmen kann, zeigen, dass Plutarchs Empfehlungen dahin gehen, gewaltfrei sein weibliches Pendant in gewisser Weise zu leiten. Für die damalige Zeit war dieser Gedanke schon recht fortschrittlich. Er plädiert dafür, dass Eheleute charakterlich harmonieren sollen, um eine zufriedenstellende Ehe möglich zu machen, (vgl.: S.237), auch dieser Gedanke war fortschrittlich.

Man liest weiter über das Gastmahl der sieben Weisen, auch über seine Betrachtungen zum Aberglauben, von dem er sagt, man müsse ihn aus verschiedenen Gründen, die er auch benennt, meiden. Dabei argwöhnt er, dass der ein oder andere, der dem Aberglauben entgehen möchte, in hartnäckigen Atheismus verfalle und die Mitte, die in der Frömmigkeit liege, überspringe, (vgl.: S.287). Um die Mitte geht es Plutarch eigentlich immer. Diese Suche nach Ausgleich zeigt, dass er ein sehr weiser Mann war.

Es folgt eine Fülle von Denksprüchen von Königen und Feldherren, Römern etc. aber auch von einigen Spartanerinnen, bevor man sich mit den Tugenden von Frauen (im Text steht  von Weibern) befassen kann. Hier thematisiert er Trojanerinnen, Perserinnen, Chierinnen und viele, viele andere Frauen, darunter auch das Weib der Pythes, das zur Zeit des Xerxes lebte und das durch seine Weisheit und Güte bekannt geworden ist, (vgl.: S. 455ff).

Über gut 80 Seiten hinweg erörtert Plutarch Fragen zu Römischen Gebräuchen. Zu den Fragen zählen solche wie etwa "Warum nennt man den Bacchus Liber pater?" (S.506).

Interessant sind die Parallelen griechischer und römischer Geschichten, die er alsdann aufzeigt und seine Reflektionen über das Glück der Römer. Im Zuge bestimmter Themenstellungen zu Orakeln überdenkt Plutarch auch den Verfall dieser Orakel, um wenig später über die moralischen Tugenden und auch über die Bezähmung des Zorns nachzusinnen. Hier zeigt er sich wie so oft als guter Psychologe. "Die Gelassenheit aber, die uns in manchen Fällen gute Dienste leistet, gereicht uns in anderen zur Zierde und vermehrt die Freude, aber durch ihre Milde besiegt sie jeglichen Zorn und Unmuth," (Zitat: S.787).

Plutarch lässt sich in der Folge näher über die Gemütsruhe, sprich die Gelassenheit, aus, schreibt dann über die Bruderliebe, aber auch über die Liebe zu den Kindern, um sich ferner zur Geschwätzigkeit und zur Neugierde äußern. All dieses dokumentiert seine große psychologische Einfühlsamkeit. Ich möchte das an einer Textstelle zum Thema Neid und Hass dokumentieren: "Wir wollen un auch den Beweggrund einer jeden dieser Leidenschaften betrachten. Bei dem Hass hat man die Absicht, (E) nach Kräften Böses zu thun, daher bestimmt man den Hass als eine Gemüthsstimmung und als einen Vorsatz, jede Gelegenheit zu beachten, um Böses thun. Bei dem Neide findet dieses nicht statt, der Neidische wünscht Manchen seiner Freunde und Bekannte weder Tod noch Unglück; er fühlt sich nur durch ihr Glück gekränkt, daher sucht er womöglich, den Ruhm und Glanz desselben zu verhindern, ohne sie in Noth und Unglück zu stürzen, sondern er begnügt sich, wie bei einem hervorragenden Hause, den Theil, der ihm Schatten verursacht, hinwegzunehmen," (Zitat.: S. 907).

Dies sind nicht alle Themen, die im ersten Band breit angelegt erörtert werden. Eine Auflistung aller Themen würde den Rahmen einer Rezension leider sprengen, speziell wenn noch ein Blick auf Band 2 mit weiteren 871 geworfen werden soll. Hier hat man Gelegenheit sich zunächst durch 200 Seiten Tischreden zu lesen. Dabei wird eine Fülle von Fragen beantwortet, beginnend mit der Frage: "Darf man beim Trinkgelage über Philosophie sprechen?" Dann folgt ein überaus lesenswertes "Gespräch über die Liebe". Hervorheben möchte ich die Worte "Jeder Liebende wird freigiebig, mittheilend und hochherzig, wenn er auch vorher karg war..," (Zitat 243), womit Plutarch deutlich macht, welche wichtige Bedeutung die Liebe im Leben eines Menschen hat.

Zudem schreibt Plutarch zu politischen Lehren Wissenswertes und porträtiert das Leben der zehn Redner, zu denen auch Hyperides zählte.

Der hochgebildete Schriftsteller äußert sich auch zu physikalischen Lehrsätzen der Philosophen und geht hier Fragen nach, was Natur sei, wie die Welt entstanden ist, mit welchen Element Gott begonnen hat, die Welt zu bilden, ob die Seele ein Körper sei und woraus ihre Substanz bestehe, um nur einige der Fragen zu nennen. Er befasst sich ferner mit der Ursache von Kälte und mit der Frage, ob Wasser oder Feuer nützlicher sei und stellt u.a. Überlegungen zum Fleischessen an

Es folgen eine Reihe so genannter platonischer Fragen, auch befasst er sich mit der Entstehung der Weltseele in Platons Timäus, mit der Widersprüchen der Stoiker, um irgendwann dann fast zum Schluss über 30 Seiten hinweg den Leser zu überzeugen, weshalb man nach Epikurs Grundsätzen überhaupt nicht vergnügt leben kann. Plutarch ist auch mit Epikurs Vorschrift "Lebe im Verborgenen" alles andere als einverstanden und hält dieser Vorschrift Argumente entgehen, an denen sich Epikur sicher die Zähne ausgebissen hätte.

Gefallen hat mir, dass auf den letzten Seiten dann noch Betrachtungen Plutarchs zur Musik nachzulesen sind, die sein Universalgelehrtsein abrunden.

Was auffällt, ist die generelle Gelassenheit, mittels der Plutarch sich allen Themen nähert und das hohe Maß an Toleranz, das es ihm ermöglicht, intellektuelle Neugierde auszuleben und sich unverkrampft über die Vorurteile und Klischees seiner Zeit gedanklich hinwegzusetzen. 

 Die "Moralia" empfehle ich gerne, heute, morgen und für alle Zeiten.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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Rezension:Grundformen der Angst: Eine tiefenpsychologische Studie (Taschenbuch)

Der Psychoanalytiker Fritz Riemann (1902-1979) befasst sich in dieser tiefenpsychologischen Studie mit den Grundformen der Angst. Es handelt sich hierbei um:

 1) Die Angst vor Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt;
 2) Die Angst vor Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt;
 3) Die Angst vor Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit erlebt;
 4) Die Angst der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt.

 Riemann hält gleich zu Anfang seiner Studie fest, dass Erwachsen-Werden und Reifen einhergehen mit Angstüberwindung. Jedes Alter hat seine entsprechenden Reifungsschritte mit den dazugehörenden Ängsten, die gemeistert werden müssen, wenn der Schritt gelingen soll. Der Autor verdeutlicht, dass diese Ängste gleichsam organisch zu unserem Leben gehören, weil sie mit körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsschritten zusammenhängen.

In der Folge stellt Riemann Persönlichkeiten vor, die Angst überwertig erleben und zeigt jeweils auf, wodurch diese überzogenen Ängste in der Kindheit entstehen

 Ich erlaube mir die wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster an dieser Stelle festzuhalten, damit die potentiellen Leser einen Überblick bekommen, worum es hier eigentlich geht

 Die schizoide Persönlichkeit

 Schizoide Personen haben ein übersteigertes Empfinden hinsichtlich der Selbstbewahrung und Ich- Abgrenzung. Kennzeichnend für diesen Personenkreis ist eine übersteigerte Angst vor Nähe. Sie möchten auf niemand angewiesen und niemanden verpflichtet sein. Der Schizoide strebt überhöhte Distanz an, weil er sich dauernd in seinem Lebensraum bedroht fühlt.

Auf die Umwelt wirkt ein solcher Mensch fern, kühl, unpersönlich und kalt. Auch wenn man diese Leute schon lange kennt, kennt man sie nicht wirklich. Selbst, wenn man heute einen guten Kontakt zu ihnen haben mag, verhalten sie sich morgen so als hätten sie uns nie gesehen

Mangels des Nahkontaktes entsteht eine krankhafte Eigenbezüglichkeit, wahnhafte Einbildungen und Wahrnehmungstäuschungen. Das Gefühlshafte bleibt bei solchen Menschen oft unterentwickelt.

 In der Liebe wird der Partner nur als "Sexualobjekt" gesehen, das der Befriedigung der Sinne dient, darüber hinaus allerdings nicht interessiert. Wenn die Gefühlskälte weiter fortgeschritten ist, kann es geschehen, dass auf den Partner unverarbeitet Hassgefühle und Rachehaltungen unbewusst projeziert werden, die einer ursprünglichen Person in der Kindheit gegolten haben.

Schizoide Personen reagieren beim Überschreiten ihres Schutzkreises- ihrer imaginären Grenze - durch andere mit Panik, die in wilden Angriff umschlägt. Der Angst folgt die Aggression

 Schroffheit, plötzliche verletzende Schärfe, eisige Kälte, Unerreichbarkeit und sekundenschnelles Umschlagen von Zuwendung in feindselige Ablehnung sind die häufigsten Ausdrucksmöglichkeiten der Aggression.

 Riemann zeigt an Beispielen schizoide Erlebnisweisen auf, wobei er darauf hinweist, das schizoides Verhalten ein geisteskrankes Verhalten ist

 Gefühlsabläufe und Verstandeserfahrungen laufen gleichsam getrennt, verschmelzen nicht zu einheitlichem Leben. Mit wachsendem Autismus verliert der schizoide Mensch immer mehr das Interesse an der Welt und den Menschen. Die Schwerstgestörten machen sich selbst zum Maßstab aller Dinge. Dies Kann zu größenwahnsinniger Überheblichkeit und Selbstvergottung führen. Ethik und Moral sind für Schizoide fragwürdig. Nicht selten entwickeln diese Menschen eine "Herrenmoral", für deren Angehörige andere Regeln gelten als für in ihren Augen "Schwache".

 Menschen mit stark schizoider Struktur leiden nicht an ihrem Wesen, sondern sie fühlen sich gesund. Oft ist es ihr Umfeld, das lernen muss sich abzugrenzen, um psychisch nicht auf der Strecke zu bleiben.

 Die depressive Persönlichkeit.

 Dieser Personenkreis hat Angst ein eigenständiges Ich zu werden. Den Depressiven quält die trennende Kluft zwischen Ich und Du. Alleingelassenwerden und Verlassenwerden kann ihn in tiefe Depression und Verzweiflung stürzen. Um sich vor Verlustängsten zu schützen, müssen diese Personen lernen viel Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln. Distanz bedeutet für den Depressiven Bedrohung. Um anderen uneingeschränkt nahe sein zu können unterdrücken diese Menschen gerne Kritik und Zweifel am Nächsten. Ihr Persönlichkeitsbild weist überwertig Tugenden, wie etwa Bescheidenheit, Überangepasstheit, Unterordnung bis zur Selbstaufgabe, im Extremen masochistisches Hörigkeitsverhalten auf.

 Für sich selbst fordern diese Personen nichts. Riemann lässt den Leser wissen, dass es kennzeichnend für Depressive ist, dass sie schwer etwas merken können, schnell vergessen, oft Lernschwierigkeiten haben und nicht selten teilnahmslos und müde erscheinen. Aggression bei Depressiven äußert sich in Jammern, Klagen und Lamentieren. Aggression und Angst vor Liebesverlust führen oft zu Selbsthass und zur bewussten und unbewussten Selbstbestrafung und Selbstzerstörung. Auch hier macht Riemann das Krankheitsbild an Beispielen deutlich.

 Depressive versetzen sich in die Situation des anderen. Sie identifizieren sich mit ihm soweit, dass sie den eigenen Standpunkt und die eigenen Interessen darüber weitgehend vergessen. Da sie zu wenig Eigenimpulse und Eigenwünsche haben, die sie den Wünschen anderer entgegensetzen können, unterliegen sie den Impulsen und Wünschen anderer. Immer sind sie gewohnt die Erwartungen anderer zu erfüllen. Wenn ein solcher Mensch sich für alles verantwortlich fühlt, geschieht dies nicht aus Größenwahn, sondern aus fehlender Ich-Stärke, die ihn mehr den anderen leben lässt als sich selbst. Dies kann bis zur völligen mentalen Selbstaufgabe führen.

 Die zwanghafte Persönlichkeit.

Dieser Personenkreis hat eine übergroße Angst vor Vergänglichkeit. Dadurch kommt es zum starren Festhalten an Überkommenem auf allen möglichen Gebieten. Tradition, familiärer , gesellschaftlicher, moralischer, politischer, wissenschaftlicher und religiöser Art führen nicht selten zu Dogmatismus, Konservatismus, Prinzipien, Vorurteilen und zu verschiedenen Formen von Fanatismus. Je starrer diese vertreten werden, desto intoleranter sind diese Menschen anderen gegenüber, die sie angreifen oder auch nur eine Frage stellen. Je mehr diese Personen an altem festzuhalten suchen, um so mehr empfinden sie die Angst vor Vergänglichkeit. Das hartnäckige Zwingenwollen und Bändigenwollen der Gewalten des Lebens ist hier typisch.

In einer Liebesbeziehung will der Zwanghafte seinen Partner nach seinem Willen formen.Geld, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Machttrieb, Pedanterie und Starre lassen solche Beziehungen verkümmern. Das Liebesleben ist insgesamt erosfeindlich.

 Aggressionen sind hier zwanghaft, weil sie mit Machtwillen verbunden sind. Die Aggressionen der Zwanghaften dienen der Macht und die Macht der Aggression. Formen der Aggression sind Verschlagenheit, hinterhältige- feige , versteckte Aggression, die aus dem Hinterhalt zuschlägt. Auch hier erhält man wieder lebensgeschichtlich Hintergrundinformationen. Perfektionismus, Unduldsamkeit gegenüber anderen, die sich zu diktatorischen und dogmatischem Verhalten vertiefen sind bezeichnend.

Die hysterische Persönlichkeit

 Dieser Personenkreis hat Angst vor dem Unausweichlichen, vor der Notwendigkeit und vor der Begrenztheit unseres Freiheitsdranges. Grenzüberschreitendes Erleben zieht ihn an. Platzangst, Staßenangst, die Angst sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten , auch Tierphobien sind im Grunde verschobene Ängste. Die Angst, die dahinter steht, ist die Angst vor Freiheitsbeschränkung.

 Hysteriker sind in ihren Liebesbeziehungen leidenschaftlich, intensiv und fordernd. Sie sind Meister der Erotik, der Verführung, des Flirts und der Koketterie. Diese Menschen sind genussfroh, phantasiereich und verspielt. Treue ist ihnen nicht so wichtig, zumindest die eigene nicht. Heimliche Liebschaften haben einen besonderen Reiz für sie und geben ihrer romatischen Fantasie freien Raum. Das Bedürfnis bestätigt werden zu wollen nimmt bei diesen Menschen überwertige Formen an. Ihr Narzissmus, ihre Eigenliebe bedarf immerwährender Bestätigung. Einen Partner benötigten sie vor allem , damit dieser sie ihres Charmes, ihrer Schönheit, ihrer Bedeutung und sonstiger Vorzüge versichert. Schürzenjäger und Männerverbraucherinnen (so die Worte Riemanns!) sind typische Hysteriker. Aggressionen leben Hysteriker in der Intrige aus. Abwertungen eines anderen bis hin zur Vernichtung kommen seiner ausgeprägten Rachehaltung entgegen. Flammende Entrüstung, pathetische Gesten und leidenschaftliche Anklagen sind typische Aggressionsäußerungen.

Auch hier wieder werden lebensgeschichtliche Hintergründe aufgezeigt. Das zentrale Problem hysterischer Persönlichkeiten ist, dass sie die Identität mit sich selbst nicht finden. Problematisch ist, dass scheinbar ergänzende Persönlichkeitsstrukturen oft eine instinktive Anziehung aufeinander ausüben, weil sie durch den Gegentyp zur Ganzheit zu gelangen beabsichtigen. Der Schizoide ahnt von der Liebesfähigkeit des Depressiven, seiner Opferbereitschaft, seinem Sich-Selbst-zurückstellen, seinem einfühlenden Sich-bemühen. Er ahnt die Erlösung aus seiner Isolation,die Möglichkeit am Partner etwas nachzuholen. Anderseits fasziniert den Depressiven am Schizoiden , dass dieser etwas lebt, was er nicht zu leben wagt. Zudem spürt er hier jemand , der seine Liebesbereitsschaft dringend braucht. Im Zusammenleben spitzen sich dann allerdings Abhängigkeits- und Unabhängigkeitsdrang dramatisch zu. Es folgt endloses Missverstehen.

Endsprechend verhält es sich zwischen zwanghaften und hysterischen Persönlichkeiten. Auch hier enden Beziehungen in der Regel in Auseinandersetzungen.

 Gegensätzliches stößt sich am Ende ab, wenn nicht die Bereitschaft zur Erkenntnis und Reifung beidseitig vorhanden ist

 Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Flourish - Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens (Gebundene Ausgabe)

Prof Dr. Martin E.P.Seligmann ist der Autor dieses Buches, das in zwei große Teile untergliedert ist und sich dabei im ersten Teil ausgiebig mit einer neuen positiven Psychologie befasst, währenddessen es im zweiten Teil dann um Wege des Aufblühens geht.

Zunächst geht der Autor der Frage nach, was man unter Wohlbefinden zu verstehen hat und erörtert die Theorie des Wohlbefindes sehr erhellend. Wohlbefinden ist ein Konstrukt und besitzt fünf messbare Elemente. Genannt werden: Positives Gefühl, Engagement, Beziehungen, Sinn und Zielerreichung, (vgl.: S.45). In der Theorie des Wohlbefindens ist das Ziel der Positiven Psychologie das Aufblühen von Menschen zu messen und zu unterstützen. Von daher muss zunächst erfragt werden, was uns eigentlich glücklich macht, (vgl.: S. 53).

Seligmann stellt eine kurze Übung vor, die das Wohlbefinden erhöhen und die Depression mindern soll, stellt weiterhin einen Überblick über 14 Sitzungen der Positiven Psychotherapie vor, zeigt auch wie man mit negativen Gefühlen umgehen soll, um dann schließlich auf unterschiedliche Lehren des Wohlbefindens einzugehen. Der Autor schreibt über den Sinn, bereits jungen Menschen Wohlbefinden zu lehren und thematisiert das Resilienzprogramm der Penn-Universität, dessen Aufgabe es ist, die Fähigkeit der Schüler zu vergrößern, mit alltäglichen Problemen umzugehen, die typisch für die Adoleszenz sind, (vgl. S.123).

Der Wissenschaftler listet die Ergebnisse des Penn-Resilienz-Programm auf und überzeugt den Leser von der Notwendigkeit, eine positive Erziehung voranzutreiben. Ein Weg dazu wäre positive Computerarbeit, da stimme ich Seligmann zu.

Im zweiten Teil dann kann man sich zunächst in eine neue Theorie der Intelligenz vertiefen, sich in diesem Zusammenhang einem Entschlossenheitstest unterziehen. Anschließend werden die Vorteile von Entschlossenheit aufgezeigt, dann weitere Elemente des Erfolgs genannt, die eine Voraussetzung des Erblühens sind.

Der Autor schreibt u.a. darüber, wie man Trauma in Wachstum verwandeln und mentale Widerstandsfähigkeit aufbauen kann, befasst sich auch mit der Biologie des Optimismus, um dann einen Test der Charakterstärken vorzulegen, der uns zeigt, wo unsere Stärken liegen, sei es im Bereich der Weisheit und des Wissens, im Mut, in der Mitmenschlichkeit und Liebe, in der Gerechtigkeit, der Mäßigung oder in der Transzendenz. Der Test ist sehr aufschlussreich und zeigt, welche Talente wir verstärkt einsetzen sollten, um mehr und mehr zu erblühen.

Lesenswert.

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Rezensionen: Revierkämpfe in der Liebe

Die Diplompsychologin und Psychotherapeutin Berit Brockhausen befasst sich in diesem Buch mit Revierkämpfen in der Liebe und geht in ihrer Grundannahme davon aus, dass es in Liebesbeziehungen unausweichlich zu Kämpfen und Feindseligkeiten aufgrund von irritierenden Grenzverletzungen kommt.

Die Autorin verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff "Hoheitsgebiete", weil dieser noch deutlicher als das Wort "Territorium" zeigt, worum es geht: um Souveränität, Selbstverantwortung und Grenzen, (vgl.: S.29).

Sie thematisiert Begriffe wie Besitz, Raum, Zeit, Rückzug, Aufmerksamkeit, eigene Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen, Verantwortungsbereiche sowie den eigenen Körper und hebt dabei hervor, dass es Nähe ohne Grenzverletzungen nicht geben kann.

Werden unsere Hoheitsgebiete absichtlich oder unabsichtlich verletzt, entsteht Irritation. Wenn man in der Folge sein Territorium verteidigt, kommt es offenbar zu Auseinandersetzungen, gibt man sein Hoheitsgebiet kampflos, um des lieben Friedens wegen auf, entstehen nicht selten feindselige Gefühle. Aufgrund solcher Territorialkämpfe bleiben Liebe und Gemeinsamkeit nicht selten auf der Strecke. Die Partner empfinden sich als bedrohlich, werden zu Gegnern, die sich in Revierkämpfe verstricken, so Brockhausen. 

 Meines Erachtens ist dies dann besonders extrem, wenn die betreffenden Personen ein sehr aufgeblähtes Ego haben. Je mehr man in der Lage ist, in Beziehungen sein Ego zu begrenzen, umso weniger wird es die Revierkämpfe in der Liebe geben, weil man einfach die Grenzen des anderen per se akzeptiert.

 Die Autorin zeigt, auf welche Weise in Beziehungen Revierkämpfe ausgetragen werden und welche Möglichkeiten es gibt, das Territorium des Liebsten zu besetzen, es ihm abzuluchsen oder abzuverlangen. Auf diese Weise wird das Selbstbewusstsein des Partners auf Dauer untergraben, aber zeitgleich auch die Liebe zueinander.

Es ist wichtig, sich aus leidvollen Verstrickungen zu lösen und eine innere Unabhängigkeitserklärung anzustreben. Diese ist die Voraussetzung für eine Partnerschaft, die langfristig beide zufrieden stellt.

Die Autorin zeigt gangbare Wege auf, wie man fair in einer Beziehung miteinander umgeht. Letztlich ist eine gute Beziehung nur auf gleiche Augenhöhe möglich und setzt voraus, dass man das Selbst des anderen vollständig akzeptiert. 

Empfehlenswert. 

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Rezension: Erlebe Deine Kraft: Lass Dein Unterbewusstsein für Dich arbeiten und erreiche alle Deine Ziele (Gebundene Ausgabe)

Der Diplompsychologe Dr. Karl Werner Ehrhardt hat gemeinsam mit dem Philosophen Dr. Thomas Schneider dieses kurzweilig zu lesende Buch auf den Weg gebracht, das dem Leser helfen soll, seine mentalen Kraftquellen zu entdecken, abzurufen und wirksam einzusetzen.

Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber, sondern vielmehr eine Gebrauchsanweisung für unseren Kopf.

Wenn man etwas nicht mag, lehnt man es ab oder unterdrückt und vermeidet es. Das aber kostet Kraft, die uns woanders fehlt, (vgl.: S.19). Verdeutlicht wird, wie wichtig es ist, alles was Kraft kostet, zunächst einmal bedingungslos zu akzeptieren. Die Akzeptanz macht den Kopf frei, anderes zu tun, neu zu beginnen, Dinge und Gefühle aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und Lösungen zu entdecken, (vgl.: S.23). Wie man erfährt, wird man nur durch Akzeptanz erneut handlungsfähig. Neben Akzeptanz ist ein gesunder Realitätsbezug notwendig, wenn man sein Leben sinnvoll gestalten möchte. Lebensgestaltung setzt kluge Entscheidungen voraus, die letztlich im Unterbewusstsein getroffen werden. Entscheidungsprozesse durchlaufen diverse Stadien der Entscheidungsfindung.

 Man erfährt Wissenswertes über die 4 Phasen der Entscheidung in der Praxis, um sich anschließend mit seinen Stärken näher zu befassen. Wissen muss man, dass man seine Stärken erst dann wirklich einsetzen kann, wenn man die Kraftfresser, sprich die Störgedanken beseitigt hat. Das funktioniert, wenn man sich entspannt und die Fähigkeit entwickelt, in den Alphazustand zu gelangen, (vgl.: S.43). Nur dann, wenn man zur Ruhe gekommen ist, ist eine Adlerperspektive möglich. Interessanterweise gelangt das Gelernte, wenn man sich im Alphazustand befindet bereits nach zwei Wiederholungen ins Langzeitgedächtnis. Wenn man hingegen unter Zwang lernt, benötigt man zwischen 8 bis 13 Wiederholungen bis das Gelernte aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden kann, (vgl.: S.51).

 Mittlere Tiefenentspannung erfolgt im Theta-Zustand. Jetzt hat man einen direkten Draht zum Unterbewusstsein. In diesem Zustand entwickeln sich geniale Ideen, welche Lösungen für Probleme sein können. Hier wird die Intuition freigesetzt, (vgl.: S.52). Den Zustand erreicht man nur durch absolute Entspannung.............. Wer sich entspannen möchte, muss sich bewusst machen, welche Verhaltensweisen kraftfressend sind. Man hat Gelegenheit, sich eine Liste von "Kraftfressern" zu Gemüte zu führen (Beispiel: "Ich muss alles kontrollieren") und sollte wissen, dass kraftfressende Verhaltensweisen, im Grunde das Nicht-Beenden von negativen Gedanken, das Nicht-Aussteigen aus negativen Gefühlen und Nichtschlussmachen mit destruktiven Gewohnheiten sind, (vgl.: S. 67).

Es geht darum, kraftfressende Gedanken und Gefühle auszuschalten und die Dauerabbuchungen auf dem Selbstwertkonto zu beenden. Negative Glaubenssätze beeinflussen ähnlich wie positive 95% unserer Reaktionen, Entscheidungen und Handlungen. Aus gutem Grund sollten wir uns von den negativen Verhaltensmustern verabschieden. Merke: "Wer viel Lacht, gute Laune liebt, vorwiegend nicht in Problemen, sondern Lösungen denkt, tut dies auch in seinen Träumen und Konfliktsituationen." (Zitat: S. 77).

Wie man Powergedanken erzeugt, wird gut erläutert und es wird sehr gut dargestellt, was man unter Kraftquellen und unter Kraftfressern zu verstehen hat. Hat man sich erst einmal dazu entschieden, die eigene mentale Kraft zu erleben, dann wird man gelassener, die Herausforderungen des Lebens annehmen und unverzagter an seinen Zielen arbeiten.

 Ein tolles Buch, das ich gerne empfehle.

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Rezension: Wilhelm Schmid - Unglücklichsein: Eine Ermutigung

Ist das Heimweh nach dem Traurigsein dem Menschen immanent?

Der Philosoph Prof. Dr. Wilhelm Schmid hat mit diesem gehaltvollen Büchlein eine Ermutigung für Menschen verfasst, die sich unglücklich fühlen. Wie er in seinem Vorwort schreibt, lässt die Diktatur des Glücks, die uns derzeit allen droht, keinen Raum übrig, um unglücklich zu sein. 

Das Anliegen des Autors besteht darin, die absolut werdende Bedeutung des Glücks für menschliches Leben ein wenig zu relativieren, weil die eigentliche Herausforderung nach seiner Ansicht nicht darin besteht glücklich zu sein, sondern vielmehr mit dem Unglücklichsein zurecht zu kommen, es aufzunehmen und auszuhalten, (vgl. S.13). In den Augen Prof. Dr. Schmids ist genau ein solches Leben heroisch zu nennen.

 Man muss sich darüber klar werden, dass Glück in erster Linie Zufallsglück darstellt und Zufall das ist, was uns zufällt, woher auch immer, günstig oder auch ungünstig, (vgl.: S.15). Wie man erfährt, wurde in älteren Kulturen die Zufälligkeit des Glücks in diesem Doppelsinn als Göttin verehrt und gefürchtet, währenddessen moderne Menschen nur den günstigen Zufall als Glück annehmen. Bleibt das Zufallsglück aus, stellt dies ein Grund dar, um unglücklich zu sein. Zufallsglück kann sich durchaus in das Gegenteil verkehren, denn der Zufall der günstig ausfällt, kann sich als ungünstig erweisen, (vgl.: S.17). 

Die Schattenseite des Glücks als gegeben hinzunehmen, ist nicht immer leicht und erfordert von einem Betroffenen nicht selten sehr viel Kraft. Doch es stellt sich die Frage, ob Glück tatsächlich immer auch glücklich macht. Der Autor erinnert daran, dass je mehr ein Mensch sich auf das Wohlsein festlegt, desto größer wird sein Potential für den Gegenpol, (vgl.: S.23). Wir alle benötigen offenbar ein Quantum an Unglücklichsein, konstatiert Prof. Dr. Schmid und bekommen es in der Liebe zuverlässig geliefert. 

Wir sollten wissen, dass die Chemie des Glücks unglücklich macht, wenn sie überstrapaziert wird. Offenbar werden wir auf diese Weise zum Opfer der Lustwut und sind froh und endlich der Unlust hingeben zu dürfen, die uns nicht die Anstrengung des dauernden Frohsinns abverlangt.

 Erinnern sollten wir uns, dass in vielen Ländern Menschen sich schon glücklich sehen, wenn sie überleben. Klar werden müssen wir uns darüber, dass es nicht die Bestimmung des Menschen ist, immer zufrieden zu sein. Nicht wenige Kulturleistungen sind realisiert worden, weil ihre Vollbringer unzufrieden waren. Wenn wir erst einmal begriffen haben, dass die Fülle des Lebens nicht dem Positiven gehört, sind wir schon ein Stück weiter, denn es ist die Eindimensionalität des Positiven wie des Negativen, die der Mehrdimensionalität des Lebens nicht gerecht werden kann, (vgl.S.47). 

Wissenswertes schreibt Professor Dr. Schmid über die Melancholie, die nach seiner Definition eine Seinsweise der Seele darstellt, die wesentlich zur Existenz des Menschen gehört, ohne dass sie in irgendeiner Weise als krankhaft gelten könne, (vgl.: S. 51) Gerade denkende und kreative Menschen werden von der Melancholie erfasst und psychologische Studien zeigen, dass Menschen mit melancholischer Stimmung offenbar Denkaufgaben gründlicher angehen und klügere Entscheidungen treffen, (vgl.: S.55). 

 Neben der Melancholie thematisiert der Autor auch die Depression als Krankheit, um schließlich eine Anleitung zum Leben mit dem Unglücklichsein zu erteilen. Hier wird dann deutlich, dass Glück im Leben zwar wichtig ist, aber weit wichtiger scheint der Lebenssinn zu sein. Nicht nach Glück, sondern Lebenssinn gilt es zu streben. So sorgt bereits ein vertrautes Gespräch für geistigen Sinn, der gestärkt wird vom Interesse an anderen Sichtweisen und Möglichkeiten der Deutung. Kunst, Literatur, Bildung und Weiterbildung halten ein unerschöpfliches Material für Deutungen und Interpretationen, die unabschließbar sind, bereit und halten uns offen für weitere, nie gesehene, unerhörte Zusammenhänge, (vgl. S. 82). 

Es stimmt, die gedankliche Beschäftigung mit dem Leben, kann zu der Auffassung führen, dass zu den Zusammenhängen, die dem Leben Sinn verleihen, auch Polarität gehört. Prof. Dr. Schmid vermutet, dass die Bedeutung der Melancholie in der kommenden Zeit wachsen wird. Es ist uns also geraten, das Unglücklichsein als Möglichkeit des Menschsein zu akzeptieren und uns mehr mit dem Lebenssinn zu befassen, denn wer seinem Leben sind verleiht, ist erfüllt und fragt nicht mehr nach dem Glück. Empfehlenswert.

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Rezension: Vorgeburtliches Bewusstsein

Autor dieses Buch ist der Psychologe Dr. Arthur Janov, der durch seinen Bestseller "Der Urschrei" weltweit Bekanntheit erlangte. In seinem Buch verdeutlicht er, dass die Weichen für die psychische und physische Gesundheit eines Menschen im Mutterleib und in den ersten fünf Lebensmonaten gestellt werden. 

Der erste Teil des Buches befasst sich mit dem Leben vor der Geburt. Hier berichtet der Autor von der "Uterus-Sprache", in der eine werdende Mutter mit ihrem Kind kommuniziert. Obgleich diese Sprache eine Sprache ohne Worte ist, verfügt sie über viel Macht, möglicherweise die größte, die wir in unserem Leben erfahren haben, (vgl. S.15). Offensichtlich hat jede Äußerung der Mutter eine bedeutende Auswirkung. Aus neurologischer Sicht, haben Zuneigung und Ruhe der Mutter während der Schwangerschaft die Stärkung des kindlichen Hirns zur Folge und fördern zudem die Bildung von Rezeptoren für körpereigene Opiate, die dem Kind dazu verhelfen, mit Schmerz besser zurechtzukommen, (vgl.: S.17).

Ein Kind benötigt in seinen ersten Jahren viel Zuneigung und Förderung, aber das Bedürfnis beginnt schon früher. In der Schwangerschaft teilen sich neben hormonellen Unregelmäßigkeiten der Mutter auch deren Lebensrhythmus und Stimmungsschwankungen dem Gefühlszentrum des Kindes mit. Dabei fördert die Entwicklung und Reifung diese neurologischen Strukturen. Diese haben eine direkte Auswirkung auf die Ausschüttung von Hormonen, (vgl.: S.17). 

Der Autor stellt in der Folge in seinem Werk die Erforschung der pränatalen Entwicklung vor, thematisiert hier u.a. das Hormon der Liebe sowie das Leben vor der Geburt in Bezug auf die Serotonin-Ausschüttung. In der allerersten Lebenszeit besitzt Serotonin beim Aufbau der kindlichen Anatomie eine steuernde Funktion. Sinkt der Spiegel, kann man Veränderungen der Körperstruktur erwarten. Die niedrige Serotonin-Ausschüttung geschieht infolge einer Prägung, die offenbar während des späteren Lebens unverändert bleibt. Durch einen den Mangel wird die Bewältigung unserer täglichen Arbeiten erschwert, (vgl.S.126). 

 Der Autor beleuchtet u.a. auch frühe Auslöser zu Suchtkrankheiten. Sofern eine Frau während der Schwangerschaft Alkohol trinkt, kann dies den Serotoninhaushalt eines Kindes nachhaltig beeinflussen. Die Folge sind eine geringere Verdrängungsfähigkeit und schwächere Abwehrmechanismen. Ein solcher Mensch kann unter chronischen Ängsten leiden und benötigt dann u.U. ebenfalls Alkohol, um sich entspannen zu können, (vgl.: S.157). 

 Teil drei behandelt die Hintergründe psychischer Störungen und Krankheiten. Zur Sprache gebracht wird nicht zuletzt Sauerstoffmangel bei der Geburt und Verhalten im Erwachsenenleben. Offenbar ist noch nicht genügend untersucht wie Sauerstoffmangel zu Störungen des Immunsystems und zu Persönlichkeitsstörungen beiträgt, (vgl. S. 200). 


Man liest ferner über Ängste, deren Ursprünge schwer zugänglich sind. Das Wesen der Angst wird hier breitgefächert erläutert. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft an Ängsten litt, war deren Serotoninspiegel niedrig, was zur Folge hat, dass das Kind von Geburt an über geringe Abwehrmöglichkeiten gegen Schmerz verfügt. 


 Bei Psychopathen sind offenbar die Nervenverbindungen, die Gefühle auf höherer Ebene vermitteln, gestört. Wenn nicht aufgrund eines pränatalen Traumas die Nervenverbindungen zwischen Gefühl und Verstand gestört wären, könnte ein Mangel an Körperkontakt und Zuwendung nach der Geburt nicht solch verheerende Folgen haben, (vgl.:S.256). 

Weiter aufgeklärt wird man über die Zusammenhänge vorgeburtlicher Schwierigkeiten in Bezug auf das Hyperaktivitätssyndrom und auf Alzheimer sowie schwere Depressionen, um im vierten Teil einen Entwurf einer neuen Gefühltherapie vorgestellt zu bekommen und sich schließlich zum Schluss in das Manifest für eine neue Psychotherapie zu vertiefen, wonach biologische Wahrheit primäre Bedeutung haben und eingeprägte Gefühle nicht durch Gedanken beeinfluss werden können, jedoch Gefühle sehr wohl ihrerseits Gedanken zu beeinflussen vermögen und dies auch tun, (vgl.: S.328).

 Empfehlenswert.

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Rezension: Seeleninfarkt- Dr. Rüdiger Dahlke

Dr. Rüdiger Dahlke, der Autor dieses bemerkenswerten Buches, ist Ganzheitsmediziner und Psychotherapeut. 60 Millionen Einträge bei Google und alleine 100 deutschsprachige Publikationen  in Sachen Burn-out zeigen die Brisanz dieses Themas. Dr. Dahlke möchte durch seine tiefgehenden Betrachtungen betroffenen Menschen aus dem Seeleninfarkt heraushelfen, bzw. diesen verhindern, u.U. sogar das Lebensgefühl völlig verwandeln. Gelingen kann dies aber nur, so der Autor von insgesamt 50 Büchern, wenn man sein bisheriges Weltbild infrage stellt und einer Revision unterzieht.

Der Seeleninfarkt ist eine Eskalation von Burn- und Bore-out. Die Depression in der Folge zeigt an, dass alle Systeme zusammenbrechen. Burn-out (von engl. ausbrennen) und seine Kehrseite, Bore-out (von eng. Bore Langweiliges Lästiges) kommen im Buch ausgiebig zur Sprache. Beleuchtet wird, wer vom Burn-out betroffen ist. Hier auch liest man, dass die Betroffenen nicht selten Defizite im Selbstbild wie mangelnde Eigenakzeptanz bei gleichzeitig übersteigertem Bedürfnis nach Anerkennung, überzogenem Idealismus mit Selbstüberschätzung und Perfektionismus zu verzeichnen haben. Hinzu kann erschwerend eine verringerte Widerstandskraft bezüglich Druck und Stress kommen, (vgl.: S.27).

Dr. Dahlke beschreibt die sieben Stufen in den Seeleninfarkt, nennt individuelles Erleben und Fallbeispiele und zeigt, wie man Infarkten vorbeugen kann. Vorbeugung ist möglich. Dazu ist es wichtig, die Grundsituation zu analysieren, um die Weichen entsprechend stellen zu können. Wissen sollte man, dass Ermahnungen, Drohungen und Vorhaltungen keine Besserung herbeiführen, selbst dann nicht, wenn die innere Flamme bereits schwächelt, (vgl.:S.42).

Gegenpol des Burn-out ist der Bore-out. Wer sich nicht mehr engagiert, langweilt sich, schlägt die Zeit tot und schadet hierdurch ebenfalls der Seele. Bore-out-Menschen sind satt, haben genug Zeit und Geld und wenden sich der Spaßgesellschaft zu. Ihr Verhalten führt zu Überdruss und tödlicher Langeweile. Unterforderung kann zu deprimierender Leere führen und Betroffene in eine ernste Krise stürzen. Dieses kann bis zu anspruchsvollen Krankheitsbildern wie Krebs führen, die das Leben wieder herausfordern wollen. In Deutschland sind übrigens psychosomatisch gesehen die Verwaltungsbeamten die kränkste Bevölkerungsgruppe. Ihre Seele soll geradezu beleidigt aufgrund der Unterforderung und Missachtung bei der Arbeit reagieren, (vgl.: S.45-46).

Dr. Dahlke lotet drei Faktoren als Hauptursachen für Seeleninfarkte aus: den Umgang mit der Zeit; den Wertewandel und das Arbeitsumfeld, den Lebenssinn und Lebensinhalt. Unter den typisch anerkannten Burn-out-Patienten findet man überwiegend Männer im Leistungsstress, (vgl.: S.57). Solange man von seiner Arbeit überzeugt ist, kann Burn-out nicht entstehen. Arbeit muss Freude bereiten. Nur dann kann man sich völlig darauf konzentrieren und im Hier und Jetzt völlig aufgehen.

70% aller moderaten seelischen Störungen bleiben heute in Industriestaaten laut OECD-Daten unbehandelt. So kommt es auch nicht zu einer rechtzeitigen Diagnose, wenn sich Frühwarnzeichen für den Seeleninfarkt zeigen. Solche können sein: Frustration, Antriebslosigkeit, Motivationsmangel, Empfinden von Monotonie, Unlust beim Gedanken an die Arbeit, auch Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen oder in der Hierarchie zu erduldende Respektlosigkeiten am Arbeitsplatz, (vgl.: S.63.)

Man verausgabt sich, wenn sich alles nur noch um Quantität, so etwa bei der Industrieproduktion und Gewinnmaximierung dreht, wenn die Frage der Quantität ebenso zurück tritt, wie die Moral, ( vgl.: S.69). Die Seele tritt in den Streik. Sie macht auf Dauer das Spiel nicht mit 

Dr. Dahlke listet im Hinblick auf den Wert der eigenen Arbeit Fragen auf und verdeutlicht, dass in einer Schadenswirtschaft die der Seele schadende Arbeit nicht selten sehr hoch bezahlt wird. Doch die hohe Entschädigung schützt keineswegs vor dem Seeleninfarkt. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Es führt zu weit auf die Betrachtungen Dr. Dahlkes in punkto Beruf und Berufung einzugehen. Ich bezweifele es nicht, wenn er schreibt, dass ein Leben ohne sinnstiftende Beschäftigung potentiell gefährdet ist. Die Seele ist ausschließlich darauf bedacht zu lernen und sich zu entwickeln und durchschaut Rationalisierungen und Verführungstricks (vgl.: S.111).

Der Autor schreibt über die Gefahren durch Informationsüberflutung und Multitasking, schreibt wie wichtig es ist Grenzen zu setzen, denn wer Entgrenzung zulässt, stellt die Weichen auf Burn-out, weil er absehbar in Rollenkonflikte gerät, (vgl.: 121).

Man erfährt, was die Seele und damit das Wohlbefinden nährt und wie sich der Mangel an sinnstiftenden Instanzen auf uns auswirkt. Zudem schreibt Dr. Dahlke über die hermetische Philosophie als Basis und Hilfe und unterstreicht die Kraft der Hoffnung. Aus seiner Erfahrung als Arzt weiß er: „Solange die Hoffnung lebt, ist alles möglich.“(Zitat: S.159).

Der Autor thematisiert auch die Burn-out-Verstärker Ernährung, elektromagnetische Felder, Störzonen. Dies sind die äußeren Einflüsse. Innere Einflüsse kommen aber auch zur Sprache. Hier handelt es sich um Angst, Mobbing, Energielöcher, emotionale Problemfelder, und um die Tatsache, im Widerstand mit sich und der Welt zu leben, (vgl. S. 160-187).

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit praktischen Schritten in ein erfülltes Leben. Hier auch kann man nachlesen wie das Ideal eines vom Seeleninfarkt nicht bedrohten Lebens ausschaut. Am liebsten würde ich die Seite vollständig zitieren. Doch das führt zu weit. Dr. Dahlke vergisst nicht zu erwähnen, dass die Gefahr des Seeleninfarkts desto größer wird, je mehr Abstriche man machen muss im Hinblick auf das beschriebene Ideal.

Anhand eines Tests kann man checken, on man Burn-out-gefährdet ist und Dr. Dahlke zeigt sehr gut nachvollziehbar Auswege aus dem arbeitsbedingten Seeleninfarkt auf. Wie man wieder zu Kräften kommt und kraftvoll leben kann, beschreibt der Autor bestens.

Es ist sinnvoller mit Energiespendern in Resonanz zu treten, als zu jammern, zu klagen zu streiten und zu prozessieren, weil die Erfahrung von Leid oder Schwere nicht leichter wird, wenn man sie auf andere abzuladen sucht. Letztlich verbiestert man nur sein eigenes Lebensumfeld und die eigene Stimmung, (vgl.: S.219). Dr. Dahlke verdeutlicht wie man bewusst in einer Welt aus Schwingungen und Feldern leben kann und wie man es schafft,sich in ein positives Schwingungsfeld zu begeben. Es ist überhaupt nicht schwer und im Ergebnis ganz ungemein wohltuend.

Empfehlenswert.

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