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Rezension: Trauma und Gedächtnis –Peter A. Levine- Kösel

Autor dieses Buches ist der Traumaforscher Dr. Peter A.  Levine. Wie der studierte Psychologe, Physiker und Biologe schreibt,  wurden Menschen zu allen Zeiten von Erinnerungen gepeinigt, die sie mit Angst und Grauen, mit Wut, Hass und Rachegelüsten erfüllten wie auch mit einem nagenden Gefühl von unwiederbringlichem Verlust.

Die gute Nachricht: Wir sind in der Lage, traumatische Erfahrungen zu überleben, uns Gegebenheiten anzupassen und diese schlussendlich zu transformieren. Traumatische Erinnerungen steigen zumeist als fragmentarische Splitter unvollständiger und unverdaulicher Empfindungen, Emotionen, Bilder, Gerüche, Geschmäcker und Gedanken etc auf. 

Besagte Versatzstücke werden keineswegs im Sinne eines wirklichen Narrativs erinnert, sondern stattdessen in Form von ungebetenen und zusammenhanglosen Störungen oder körperlichen Symptomen immer wieder neu durchlebt. Je mehr man versucht,  die Flashbacks loszuwerden, umso mehr quälen sie und reduzieren unsere Lebensenergie. Dies dann hindert uns,  im Hier und Jetzt zu leben. 

Traumatisiert zu sein, heißt in einen nicht enden wollenden Albtraum verurteilt worden zu sein. Dort beginnen die Qualen stets aufs Neue. 

Man erfährt in diesem Buch u.a. mehr über explizite und implizite Erinnerungen und hier auch über emotionale und prozedurale Erinnerungen. Dabei werden emotionale Erinnerungen zumeist durch Merkmale einer gegenwärtigen Situation ausgelöst, die sich durch Emotionen ähnlicher Art und Intensität auszeichnen. Die Gründe hierfür können Maßnahmen sein, die das Überleben sichern.

Prozedurale Erinnerungen sind Impulse und Bewegungen, auch Empfindungen im Körperinneren, die uns beim Wie unseres Handelns, unserer Fähigkeiten sowie bei Anziehung und Abstoßung leiten. 

Es führt zu weit, auf die Details des Buches einzugehen. Interessant ist generell, in Erfahrung zu bringen, wie sehr doch das Körpergedächtnis wirkt und wie es therapeutisch genutzt werden kann. Abrufen und löschen von Erinnerungen ist ebenso möglich wie neu verhandeln. Das herumspukende Gestern kann geheilt werden. 

Aussagekräftig ist der Satz von Henry War Beecher "Leid sucht uns nicht heim, um uns traurig zu machen, sondern gelassen; nicht um uns zu Jammergestalten zu machen, sondern zu weisen." 

Der Autor möchte mit seinem Buch zur Weisheit beitragen. Traumatische Erinnerungen können uns verwandeln, wenn wir die Transformation zulassen. Dann können wir gelassener und auch weiser werden. 

Helga König

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