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Rezension: Handbüchlein der Moral- Stoische Lebenskunst- Epiktet- Diogenes De Luxe



Epiktet ist einer der wichtigsten Vertreter der stoischen Philosophie. Geboren um 50 n. Chr. In Hierapolis, wurde er in Rom als Erzieher ausgebildet. Als Sklave zur Welt gekommen, wurde ihm von seinem römischen Herren die Freiheit geschenkt. 92/93 verbannte Kaiser Domitian alle Philosophen aus Rom und so ließ sich Epiktet an der Westküste Griechenland nieder, wo sich erneut Schüler bei ihm einfanden. Es war sein Schüler Flavius Arrianus, der Epiktets mündliche Lehrsätze im Handbüchlein der Moral zusammenfasste. Im vorliegenden Band sind alle Wiederholungen dieser Niederschriften bei den "Unterredungen" ("Diatribai") weggelassen, jedoch das "Handbüchlein der Moral" ("Encheiridion") vollständig wiedergegeben worden.

Das Buch beginnt mit dem "Handbüchlein der Moral" und endet mit besagten "Unterredungen". Die Lehre Epiktets, so liest man im Vorwort, gehört der "Späteren Stoa" an. Diese haben nach ihm noch Seneca und Marc Aurel vertreten. Dabei war das Ideal der Stoa, so erfährt man weiter, unmittelbare Lebensweisheit, die man über Weltanschauung, Naturerkenntnis und Metaphysik gewinnt.

Die beiden Abschnitte im Buch sind in viele Einzelpunkte untergliedert, die in erster Linie verdeutlichen, dass man Abstand zu allem wahren und sich bewusst machen soll, dass alles Weltliche vergänglich ist, man also nicht sein Herz daran hängen soll. Sobald man sich der Außenwelt zuwende und dort gefallen wolle, habe man den Halt verloren, so der Philosoph. Stimmt, weil man sich abhängig macht vom Urteil anderer. 

Wie auch andere Philosophen empfiehlt er, stets Bedingungen und Folgen zu bedenken, bevor man handelt. Leider wird dieser Grundsatz sehr häufig nicht befolgt, mit oft verheerenden Ergebnissen. Die derzeitige Gas- und Stromkrise verdeutlicht das.

Aufmerksam las ich die Gedanken, die man in der Rubrik "Dies merke dir für das Leben" im Buch vorfindet. Disziplin ist einer der Grundgedanken Epikets und das Bemühen seinem Ego wenig Raum zugeben, weil man sich dadurch schadet.  Daran hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht geändert.

Seine Schattenseiten zu beherrschen, das ist die Kunst, die stoischem Verhalten zugrunde liegt, aber auch die Erkenntnis, dass alles, was wir haben, auch unser Leben, nur ein Geschenk auf Zeit ist. 

Mit keiner Fähigkeit zu prahlen, denn es zieht Neid an, sollte sich von selbst verstehen. Offenbar ist es  nur wenigen bewusst in unserer darstellungssüchtigen Zeit.. 

Der Vernunft zu folgen, ist ein wichtiger Ratschlag des Philosophen. Er erwähnt Sokrates, der dies tat, um so  zur Vollkommenheit zu erlangen. 

Das Ernste und Wichtigste in der Weisheit sei die praktische Anwendung der Grundsätze. Wie das funktioniert, erklärt der Philosoph gut nachvollziehbar. 

In den "Unterredungen" geht es darum, u.a. zu begreifen, was der Tod sei und dass man ihn nicht fürchten muss. Überhaupt, dass es ein überzeugendes Mittel gibt, nichts mehr zu fürchten. Es ist die Bedeutung, die wir Menschen und Dingen geben, die sie uns am Ende fürchten lassen. 

Epiket lüftet  zudem das Geheimnis der Harmonie und macht den Sinn der Logik begreifbar. Besonders gefallen hat mir nachstehender Ratschlag: "Gebrauche deine Vernunft als Waffe gegen das Unrecht. Richte dein Wesen auf das Gute, und schütze dich damit. Bleibe klar in Deinem Charakter, stark in deinem Willen, in deinen Reden wuchtig und in deinen Taten rein. Sei gesammelt in deinem Auftreten, sei freundlich im Gespräch, in deinen Fragen aufmerksam. Bemühe dich, stets zu verstehen, gib deiner Haltung ein Beispiel und erlaube dir keine Aufwallung. Bleibe ruhig und gütig."

Fazit: Dieses Buch wird wohl zu einem meiner Lieblingsbücher werden, in dem ich immer wieder lesen
werde, um neue Impulse zu bekommen, denn es ist eine Anleitung zur Weisheit.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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