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Rezension: Zeiten der Entscheidung-Ermutigungen-Viktor E. Frankl, Elisabeth Lukas



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Das vorliegende Buch enthält eine Vielzahl von Texten Frankls, der, dies darf im Vorfeld nicht unerwähnt bleiben, während der NS-Zeit in verschiedenen KZs inhaftiert war, diese überlebte und trotz allem, was er erlebte, sich für Aussöhnung aussprach. 

Bei den Texten handelt es sich um zentrale Einsichten und Impulse aus dem Lebenswerk Frankls. Diese Texte sind alle seitens seiner Schülerin, der klinischen Psychologin Elisabeth Lukas, kommentiert worden. Sie auch hat das Nachwort verfasst, in dem sie sagt, dass Frankl als "Kenner der Ohnmacht" sich bereits in seinem ersten Buch, das 1949 erschien, als "Zeuge der Trotzmacht des Geistes" zur Verfügung gestellt habe. Er, der körperliches und seelisches Elend bis über das Ausmaß des Vorstellbaren hinaus zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, bürge für die würdevollsten Ressourcen der geistigen Person in ihren – teilweise letzten-Freiräumen." Frankls Schriften seien von zeitloser Gültigkeit und in unseren Zeiten aktueller denn je. Diesem Urteil stimme ich zu. 

Nach dessen Auffassung seien es nicht die Rationalität und Intellektualität, die den Menschen speziell auszeichnen, sondern vielmehr die "Freiheit des Willens" und der "Wille zum Sinn", die die menschliche Existenz charakterisieren. Dank seiner geistigen Fähigkeiten, so Frankl, könne der Mensch in jedem (bewussten) Augenblick zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen. Werden sie nicht ergriffen, verfallen sie im Nichts. Eine ergriffene Möglichkeit verwandelte sich in ein Stück Wirklichkeit. Alles von uns Erwählte werde ins Sein der Wirklichkeit "geschöpft".  Es besteht, so Frankl, eine menschliche Verantwortung im Hinblick auf die Wahl der Möglichkeiten. 

Es sind unterschiedliche Themen im Buch, die als Impulsgeber dienen, so etwa die Frage der Lebensbejahung. Hier zitiert Frankl den Dichter Rabindranath Tagore: 

Ich schlief und träumte, 
das Leben wäre Freude. 

Ich erwachte und sah, 
das Leben war Pflicht.

Ich arbeitete- und, siehe: 
die Pflicht war Freude.

Frankl verdeutlicht in seinem Text, dass Glück dürfe und solle niemals Ziel sein, sondern Ergebnis: "Ergebnis eben der Erfüllung dessen, was im Gedicht von Tagore Pflicht heißt."

Ein  weiteres Thema ist die Verwandlung eines Leidens in menschliche Leistung. Hier zeigt Frankl an einem Beispiel wie ein Mensch seinem schicksalhaften körperlichen Handicap trotzt und großartige Leistungen vollbringt. Vieles ist möglich, wenn man erkennt, dass selbst in den widrigsten Situationen auch Positives – wie durch ein Wunder- geschehen kann und neben Verzweiflung, so Frankl, (oft unbemerkt) auch Gründe zur Dankbarkeit vorhanden sind. 

Im Dulden müsse man die größte Leistung sehen, wenn eine Situation nichts anderes zulasse. In der Ohnmacht werde Duldung zur Leistung. Bei einem Totkranken ist dies beispielsweise so. In dessen Situation relativiert sich vormaliges Streben. Besitztümer und gehobene Positionen werden als wertlos begriffen. In der Einsamkeit der Krankheit leuchteten dann andere – die wahren- Werte auf, so etwa Beziehungen zu bestimmten Menschen aber auch zur Musik oder Natur. 

Frankl erzählt berührend von einer Frau, die im KZ ihre neun Kinder verlor und berichtet, wie sie diese Tragödie in ihrem späteren Leben verkraftet hat. Sie übernahm in Israel die Leitung eines Waisenhauses, stärkte sich  also durch eine sinnvolle Aufgabe. 

Wichtig wohl ist, dass man sich nicht selbst pausenlos bespiegelt, sondern sich nach außen richtet und der Mit- und Umwelt zuwendet, sich engagiert. Verzweiflung sei ein Zustand, den man überwinden sollte. Dies geschehe am besten, wenn man begreift, dass alles, was uns zufließt und wir besitzen nur Geschenke auf Zeit sind, auch die Gesundheit und das Leben selbst. 

Dass man aktiv bleibt, selbst in dunklen Zeiten und aus seinem Tun die Kraft schöpft, sie zu überstehen oder zu überwinden, dieses Tun sinnvoll sein sollte, um lebenstüchtig zu bleiben, darum geht es und das hilft auch in extremen Lebenssituationen. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König 

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Rezension: Die Kraft der Kriegsenkel- Ingrid Meyer-Legrand-Europa Pocket



Die systemische Therapeutin Ingrid-Meyer Legrand befasst sich in diesem Buch mit den Kriegsenkeln, sprich den Menschen, deren Eltern oder zumindest ein Elternteil im 2. Weltkrieg noch Kinder waren und als solche traumatisiert wurden durch die Erlebnisse aus jenen Tagen. 

Die Lebenserzählung der Kriegsenkel, so die Autorin, kreise nicht selten um das von Eltern erfahrene Leid und ihr eigenes Bemühen, als Kinder für die Eltern da zu sein und zwar seit Beginn ihres Lebens. Früh bereits hätten die Kriegsenkel im Zusammenleben mit den kriegstraumatisierten Eltern Kompetenzen erworben,  mit an Leib und Seele verletzten Menschen umzugehen. 

Viele Kriegsenkel, so die Beobachtung Meyer-Legrans in ihrer Praxis, zeigten sich zutiefst verunsichert, zweifelten an sich selbst und meinten keine Existenzberechtigung zu haben. Sie fühlten sich bis heute entwurzelt, und nicht wenige rastlos und getrieben. Sie litten entweder unter völligem Stillstand oder arbeiteten bis zum Umfallen. Auch wenn viele erfolgreich im Beruf seien, klagten sie über Leere und darüber, dass sich dennoch keine Zufriedenheit einstelle. 

Auch gäbe es nicht wenige, die sich fragten, ob sie es überhaupt wert seien, Erfolg zu haben, vor allem, ob sie erfolgreicher als ihr Vater oder ihre Mutter sein dürften, denen Ausbildungsmöglichkeiten fehlten und die stattdessen mit schlimmen Erlebnissen während des Krieges und auf der Flucht konfrontiert waren.

Eine typische Kriegsenkel-Biografie ist in einem häufig unerkannten Ausmaß von schwierigem Aufwachsen der Eltern und deren leidvollen Erfahrungen während der NS- und Kriegszeit geprägt. 

Die Autorin beschreibt viele Fallbeispiele und macht auch bewusst, dass die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges die Nachkommen der Kriegskinder des Ersten Weltkrieges sind und  sie berichtet sehr gut darüber, was das bedeutet. Des Weiteren schreibt sie über das nationalsozialistische Erziehungsideal. Die Nazis wollten Menschen heranwachsen sehen, die gewalttätig, herrisch und grausam waren, bei denen schlussendlich alles Schwache und Zärtliche ausgemerzt war. Wie die Autorin schreibt, sollten nicht nur Gefühle der Schwäche eliminiert werden, sondern jegliches Gefühl. Für Staat und Partei seien Menschen gebraucht worden, die gehorchten und Befehle erfüllten. Das Mittel der Wahl waren Demütigungen und harte Arbeit. Die Erziehung in der NS-Zeit setzte auf totale Anpassung, Gehorsam und auf Selbstaufgabe. Es wundert also nicht, dass viele Kriegskinder sich bis heute nicht vorstellen können, eigene Gefühle zu haben. 

Für viele dieser traumatisierten Kriegs- und Flüchtlingskinder, die an Leib und Seele verletzt waren, gab es keine Hilfe, denn ihr Leid wurde nicht gesehen. Die Kriegs- und Fluchterfahrungen von Kindern, die in dieser Zeit extremer Hilflosigkeit und Ohnmacht ausgesetzt waren, haben sie traumatisiert. Die Kriegsenkel wurden, so Meyer Legrand, in den Traumatabewältigungsprozess hineingezogen. Auf diese Weise sei es nicht selten zur sekundären Traumatisierung gekommen. So erlebten Kriegsenkel die Ängste und Unsicherheiten ihrer Eltern, ohne von diesen je gehört und ohne von den dazugehörenden Ereignissen gewusst zu haben.

Die Sprachlosigkeit zwischen den Kriegskindern und Kriegsenkeln ließ und lässt die Probleme nicht auflösen. So konnten und können die Enkel ihren Eltern  sich nicht wirklich begegnen, sondern sich letztlich nur zur Verfügung stellen. Beziehungen einzugehen, bedeute für sie, immerfort leisten zu müssen. Eigene Interessen und Bedürfnisse seien für sie nicht legitim. Oftmals würden sie diese gar nicht kennen. Sie erlebten sich innerlich von ihren Eltern besetzt.

Die Autorin erlebt in Gesprächen mit den Kriegsenkeln oft etwas Hölzernes und Ungeübtes in der Wahrnehmung und Handhabung der eigenen Interessen und in der Kommunikation mit anderen. Kriegsenkel besäßen oft mehrere Ausbildungen, mehr als ein Studium und unzählige Weiterbildungen. Auch dies erkläre sich aus ihrer Beziehung zu ihren Eltern und dem daraus sich ergebenden Leistungswillen. 

Meyer- Lengrand hat eine sehr hilfreiche biografische Arbeitsweise entwickelt-  das sogenannte Storyboard-, wonach Kriegsenkel den roten Faden im eigenen Leben erkennen können und  ihre eigenen Leistungen zu schätzen lernen, um auf diese Weise ihre einzigartigen Kompetenzen als Chance und Kraftquelle zu nutzen. Anhand von zahlreichen Beispielen wird sehr gut vermittelt, wie dies funktioniert. 

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Handbüchlein der Moral- Stoische Lebenskunst- Epiktet- Diogenes De Luxe



Epiktet ist einer der wichtigsten Vertreter der stoischen Philosophie. Geboren um 50 n. Chr. In Hierapolis, wurde er in Rom als Erzieher ausgebildet. Als Sklave zur Welt gekommen, wurde ihm von seinem römischen Herren die Freiheit geschenkt. 92/93 verbannte Kaiser Domitian alle Philosophen aus Rom und so ließ sich Epiktet an der Westküste Griechenland nieder, wo sich erneut Schüler bei ihm einfanden. Es war sein Schüler Flavius Arrianus, der Epiktets mündliche Lehrsätze im Handbüchlein der Moral zusammenfasste. Im vorliegenden Band sind alle Wiederholungen dieser Niederschriften bei den "Unterredungen" ("Diatribai") weggelassen, jedoch das "Handbüchlein der Moral" ("Encheiridion") vollständig wiedergegeben worden.

Das Buch beginnt mit dem "Handbüchlein der Moral" und endet mit besagten "Unterredungen". Die Lehre Epiktets, so liest man im Vorwort, gehört der "Späteren Stoa" an. Diese haben nach ihm noch Seneca und Marc Aurel vertreten. Dabei war das Ideal der Stoa, so erfährt man weiter, unmittelbare Lebensweisheit, die man über Weltanschauung, Naturerkenntnis und Metaphysik gewinnt.

Die beiden Abschnitte im Buch sind in viele Einzelpunkte untergliedert, die in erster Linie verdeutlichen, dass man Abstand zu allem wahren und sich bewusst machen soll, dass alles Weltliche vergänglich ist, man also nicht sein Herz daran hängen soll. Sobald man sich der Außenwelt zuwende und dort gefallen wolle, habe man den Halt verloren, so der Philosoph. Stimmt, weil man sich abhängig macht vom Urteil anderer. 

Wie auch andere Philosophen empfiehlt er, stets Bedingungen und Folgen zu bedenken, bevor man handelt. Leider wird dieser Grundsatz sehr häufig nicht befolgt, mit oft verheerenden Ergebnissen. Die derzeitige Gas- und Stromkrise verdeutlicht das.

Aufmerksam las ich die Gedanken, die man in der Rubrik "Dies merke dir für das Leben" im Buch vorfindet. Disziplin ist einer der Grundgedanken Epikets und das Bemühen seinem Ego wenig Raum zugeben, weil man sich dadurch schadet.  Daran hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht geändert.

Seine Schattenseiten zu beherrschen, das ist die Kunst, die stoischem Verhalten zugrunde liegt, aber auch die Erkenntnis, dass alles, was wir haben, auch unser Leben, nur ein Geschenk auf Zeit ist. 

Mit keiner Fähigkeit zu prahlen, denn es zieht Neid an, sollte sich von selbst verstehen. Offenbar ist es  nur wenigen bewusst in unserer darstellungssüchtigen Zeit.. 

Der Vernunft zu folgen, ist ein wichtiger Ratschlag des Philosophen. Er erwähnt Sokrates, der dies tat, um so  zur Vollkommenheit zu erlangen. 

Das Ernste und Wichtigste in der Weisheit sei die praktische Anwendung der Grundsätze. Wie das funktioniert, erklärt der Philosoph gut nachvollziehbar. 

In den "Unterredungen" geht es darum, u.a. zu begreifen, was der Tod sei und dass man ihn nicht fürchten muss. Überhaupt, dass es ein überzeugendes Mittel gibt, nichts mehr zu fürchten. Es ist die Bedeutung, die wir Menschen und Dingen geben, die sie uns am Ende fürchten lassen. 

Epiket lüftet  zudem das Geheimnis der Harmonie und macht den Sinn der Logik begreifbar. Besonders gefallen hat mir nachstehender Ratschlag: "Gebrauche deine Vernunft als Waffe gegen das Unrecht. Richte dein Wesen auf das Gute, und schütze dich damit. Bleibe klar in Deinem Charakter, stark in deinem Willen, in deinen Reden wuchtig und in deinen Taten rein. Sei gesammelt in deinem Auftreten, sei freundlich im Gespräch, in deinen Fragen aufmerksam. Bemühe dich, stets zu verstehen, gib deiner Haltung ein Beispiel und erlaube dir keine Aufwallung. Bleibe ruhig und gütig."

Fazit: Dieses Buch wird wohl zu einem meiner Lieblingsbücher werden, in dem ich immer wieder lesen
werde, um neue Impulse zu bekommen, denn es ist eine Anleitung zur Weisheit.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die Arche Noah des Glücks- Emanuell Charis- Jerry Media Verlag





Autor dieses inspirierenden Buches über Lebenskunst ist der Grieche Emanuell Charis. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren als spiritueller Lehrer und gilt heute als einer der weltweit bekanntesten Hellseher.

Die vorliegende Publikation möchte der Autor als eine Reise durch die Welt der Philosophie, Achtsamkeit und Spiritualität verstanden wissen. Dabei lässt der Titel "Die Arche Noah des Glücks" bereits erahnen, worum es Emanuell Charis geht und welchen Inhalt sein Buch, das man als rettende Arche begreifen sollte, hat. 

Epikur, den der Autor auf Seite 253 zitiert, sagte einst: "Das höchste Gut ist das Glück, das höchste Übel das Unglück. Das höchste Gut ist die Lust, das höchste Übel der Schmerz. In der Freiheit vom Schmerz wird der höchste Grad der Lust erreicht." 

Das Buch von Charis birgt eine Fülle von sinnvollen Maßnahmen wie man ein glückliches und damit friedvolles Leben führen kann. Dies setzt u.a. voraus, dass man sich auch über das Phänomen der Sorgen Gedanken macht, hinterfragt, was Sorgen eigentlich sind, wann sie lähmen oder krank machen, anstelle uns anzuspornen bzw. erdrücken, anstatt uns zu erheben. 

Nicht unerwähnt bleibt, dass krankhafte Sorgen mit Angst verbunden sind, etwas zu verlieren. Dabei wird betont, dass die Sorge um das Materielle in diesem Leben, sich als monströse Last erweise, die uns und unser ganzes Selbst zu ersticken drohe. 

Charis erwähnt Laotse, der bereits wusste, dass es ein "Wirken im Nichtwirken" gibt, dem man sich anvertrauen sollte, damit Neues entstehen kann. Gerade in Krisensituationen sollte man sich das bewusst machen und nicht kopflos übereilt handeln. 

Der Autor empfiehlt seinem Lebensplan zu folgen, dabei aber nicht seinen Seelenplan außer Acht zu lassen. Was das im Einzelnen ist, erfährt man im Rahmen dieses Buches. 

Wer ein klar definiertes Ziel habe, werde Wege finden, es zu erreichen, selbst wenn es unmöglich erscheine. In diesem Zusammenhang sind Vorsicht und Angst näher zu betrachten, denn ein ängstlicher Mensch, lebt, so Charis, an seinem Leben vorbei. Ein angstbesetzter Mensch wägt nicht ab wie etwa der vorsichtige es tut. Er blockiert sich stattdessen und kann insofern nicht sorgenfrei leben. 

Sorgen bedeuten Schmerz und sind, wie eingangs schon erwähnt, kontraproduktiv im Hinblick auf Glück.

Es ist unmöglich, all die Facetten des klugen Buches im Rahmen dieser Rezension zu benennen oder gar zu beleuchten. Es gibt viel zu entdecken! 

In der Arche Noahs des Glücks befindet sich auch das Postulat "Lebe im Hier und Jetzt", das seit einigen Jahren in aller Munde ist. Wie man dies einüben kann, wird gut erklärt und es wird sehr gut aufgezeigt, dass diese Geisteshaltung der sorgenvollen Einstellung restlos entgegengesetzt ist.

Dankbarkeit befindet sich übrigens auch in der besagten Arche und das Bewusstsein, dass es Wunder geben kann, gewissermaßen Geschenke einer höheren Macht, auch die Erkenntnis, dass Probleme und Sorgen in dem Maße wachsen, wie man ihnen Aufmerksamkeit zukommen lässt. 

Jeder entscheidet selbst, worauf er den Fokus richtet, unterstreicht Charis. Deshalb ist es so wichtig, ihn darauf zu lenken, wo man sich freuen kann und man sollte sich bewusst machen, dass schwierige Situationen niemals von Dauer sind. Die Formel lautet "Auch dies wird vorbeigehen"! (Ein Kernsatz dieses Buches!)

Sorgen einer höheren Macht zu überlassen, empfehlen nicht nur der Autor, sondern bekanntermaßen auch verschiedene Religionen. Dies lässt Charis nicht unerwähnt. 

Auch wichtig: Auf der Arche des Glücks findet sich auch die Erkenntnis, dass man sich nicht mit anderen vergleichen sollte, denn man ist einzigartig. Wer sich vergleicht, verbittert am Ende und erlebt Schmerz, das Gegenteil von Glück. Es ist, so der Autor, speziell die Einzigartigkeit, die man benötigt, um seinen Lebens- und Seelenplan zu verwirklichen. 

Charis überdenkt die Tugenden Gerechtigkeit und Fairness und auch die richtige Haltung gegenüber Ungerechtigkeit. Er zeigt zudem, dass Teilen glücklich macht, aber auch Bewegung, die Körper und Seele stärkt. Dies kann man-  nach meiner Erfahrung-  nicht oft genug betonen. 

Hervorzuheben sind natürlich Freundschaften, die man pflegen sollte und das Lachen, nicht nur mit Freunden, sondern sogar mit sich selbst, denn Lachen setzt Glückshormone frei. Offen für Neues sein und stets bereit sein, alles (auch uns selbst) zu hinterfragen und aus unseren Erfahrungen zu lernen, auch dies gehört dazu, wenn man glücklich leben möchte und vor allem sei es sinnstiftend, nicht für sich selbst, sprich egoistisch zu leben, denn dies lasse unsere Seele verkümmern.

Sich und anderen verzeihen, widerstandfähig werden und Hoffnung zu haben, sind weitere Maßnahmen, um glücklich zu sein. Über all dies, auch über den Sinn von Optimismus im Zusammenhang mit Glück bleibt man nicht uninformiert und man lernt zudem eine neue Form der Kommunikation kennen und dahingehend auch zu begreifen, dass vieles, was als Angriff empfunden wird, keineswegs so gemeint ist. 

Weshalb schweigen mitunter Gold ist, wenn wir glücklich bleiben möchten und weshalb man lernen muss mit Unsicherheiten zu leben, erfährt man in diesem lesenswerten Buch ebenfalls und freut sich über die vielen guten Gedanken und Hilfestellungen im Hinblick auf ein glücklicheres Leben, für das der Autor unzählige Instrumente an die Hand gibt, die man noch heute benutzen sollte.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König 

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Rezension: Gewaltfrei kommunizieren- Anne van Stappen- Scorpio



Dieses Buch stammt aus den Federn der Ärztin und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation mit Namen Anne van Stappen und der Rechtsanwältin und Yogalehrerin Catherine Blondiau.

Die Autorinnen möchten mit ihrem Werk die Kunst des Dialogs, die im Dienst einer Kunst des Lebens- nämlich der "Gewaltfreien Kommunikation" – steht weiterverbreiten. Ziel dabei ist, jedem Menschen das notwendige Wissen zugänglich zu machen, wie er mit anderen auf eine Art und Weise in Beziehung zu treten vermag, die Frieden, Wohlwollen und Kooperation fördern.

Zunächst erfährt man, was man unter "Gewaltfreier Kommunikation" zu verstehen hat und welche Ziele sie bezweckt. Man wird über ihre Erfahrungsebenen aufgeklärt, lernt einige Formen der Beziehungsgewalt kennen und kann einen Fragekatalog beantworten, um sich eigenes Verhalten bewusster zu machen. 

Wichtig zu wissen, dass bei unserem Gesprächspartner vor allem die nonverbale Einstellung ankommt. Die Gestik, der Ton etc. also spielen eine große Rolle, wenn gedankliche Inhalte beim Gegenüber positiv ankommen sollen. 

"Das Bedürfnis" sei der Diamant der gewaltfreien Kommunikation, gemeint sind unsere Grundbedürfnisse, unsere Sicherheitsbedürfnisse und das Bedürfnis nach Entfaltung und Selbstverwirklichung.

Im Rahmen einer Übung dann lernt man seine Bedürfnisse kennen, so etwa das Bedürfnis nach Harmonie. Man lernt Bitten zu formulieren, Empathie anderen gegenüber aber auch Selbstempathie lernt man zu begreifen, dann erst lernt man NEIN zu sagen, aber auch zu akzeptieren, dass andere NEIN sagen. 

Sehr gut wird vermittelt wie man im Rahmen von sechs Schritten seinen Zorn gegen etwas in Energie umwandeln kann, die unserem Leben dient. Auch lernt man den Sinn von Ermutigung und Wertschätzung in der Tiefe zu begreifen, falls man dies bislang noch nicht begriffen hat. 

Was zwischenmenschliche Beziehungen ausmacht, wird sehr gut dokumentiert. Dazu gehören auch die Abstimmung untereinander, die Anerkennung, die Gerechtigkeit, Rücksicht, menschliche Wärme, Wertschätzung und vieles mehr. 

Im zweien Teil des Buches geht es um gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Hier wird das System der Belohnung hinterfragt, auch die Notwendigkeit erörtert, alle Kinder gleichberechtigt zu behandeln. Wie man Kindern die gewaltfreie Kommunikation nahebringt, wird anhand einiger Methode und Prinzipien gut erläutert. Es werden Schritte eingeübt und hier u.a. das Bewusstsein gefördert, dass wir alle dieselben Bedürfnisse haben. 

Anschließend werden die vier Hauptwerkzeuge der gewaltfreien Kommunikation erörtert und sehr gute Eltern- oder Lehrerfragen beantwortet. 

Gewaltfrei Kommunizieren kann man lernen. Das macht das vorliegende Buch deutlich und zeigt auch, dass man damit nicht früh genug beginnen kann. Eltern und Lehrer können dabei helfen, wenn ihnen die Möglichkeiten bekannt sind. Wer ein friedliches Leben anstrebt, sollte schon früh gewaltfrei kommunizieren lernen. Gut, wenn man diesbezüglich Lehrmeister findet.

Maximal empfehlenswert,

Helga König

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Rezension: "Kann ich? Darf ich? Soll ich?" – Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen- Christoph Quarch-Legenda Q


Autor dieses wunderbaren Buches ist der Philosoph Dr. Christoph Quarch. Er ist u.a. Denkbegleiter, Redner und Platon-Experte, berät Unternehmen, unterrichtet an verschiedenen Hochschulen und veranstaltet Philosophiereisen. Einem breiteren Publikum ist er bekannt mit seiner SWR-Radiokolumne "Der Frühstücks- Quarch", des Weiteren mit seinen Podcasts, Artikeln und Büchern. Er initiierte und gründete zudem im Jahre 2020 die Neue Platonische Akademie (akademie_3.org) zur Entwicklung eines geistigen Paradigmas für das digitale Zeitalter. 

Im vorliegenden Werk beantwortet der Dr. Christoph Quarch eine Vielzahl von Fragen mithilfe namhafter Philosophen(m/w) aus unterschiedlichen Zeitaltern. Dabei geht er wie folgt vor: 

Er stellt eine Frage. Beantwortet diese mit Ja oder Nein. Erläutert anschließend, weshalb ein bestimmter Philosoph, der sich mit dem jeweils durch die Frage fokussierten Thema befasst hat, zu einem Ja oder einem Nein entschieden hätte und stellt dann stets den jeweiligen Philosophen oder die Philosophin mittels eines Kurzporträts vor. 

Bei den Philosophen handelt es ich um: Marc Aurel, Soren Kierkegaard, Thomas von Aquin, Martin Heidegger, Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Immanuel Kant, Edith Stein, Friedrich Nietzsche, Lucius Annaeus Seneca, Hans-Georg Gadamer, Friedrich Schiller, Karl Jaspers, Diotima von Mantineia, Agnolo Firenzola, Socrates, Wilhelm von Humbolt, Aristoteles, Hannah Arendt, Jeremy Bentham, Flora Tristan, Emanuel Levinas, Ralf Waldo Emerson, Albert Schweitzer, Hans Jonas, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schleiermacher, Mechthild von Magdeburg, Gottfried Wilhelm Leibnitz und Pythagoras. 

Die Fragen sind nachstehenden Themen zugeordnet: 
Ich und die Welt 
Ich und die anderen 
Arbeit und Freizeit 
Partnerschaft und Freundschaft 
Eltern und Kinder 
Politik und Gesellschaft 
Umwelt und Natur 
Gott und Religion 

Philosophische Wegweiser beim Finden von Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen können, schaden nicht, wobei man natürlich stets überdenken sollte, ob man nicht selbst aus guten Gründen dennoch zu einem anderen Ergebnis gelangt und weshalb.

Um drei Beispiele zu benennen, möchte ich nachstehende Fragen aus dem Buch und dem, was man dann in der Folge liest, hervorheben.

"Muss ich mit Leuten meine Freizeit verbringen, auch wenn ich sie nicht mag?" Spontan habe ich "ungern" geantwortet. Folgt man Hans Georg Gadamer müsst man die Frage allerdings bejahen. Grund, um sie, was Christoph Quarch ausgiebig über mehr als drei Seiten ausführt, schließlich mit JA zu beantworten, ist die Tatsache, dass wir durch Menschen, die völlig anders als wir sind, lernen und unser Horizont des Geistes und des Herzens sich erweitert, auf diese Weise mithin auch die Seele. Die Bereitschaft sich auf andere einzulassen, war in den Augen Gadamers das eigentliche Geheimnis der europäischen Kultur. Seine Freizeit mit Menschen zu verbringen, die man nicht mag, die einem fremd erscheinen, vielleicht sogar anstößig in ihrem Verhalten sind, bedeutet dazuzulernen und zu erkennen, dass wir uns am Lernen behindern, wenn wir uns nur mit Menschen umgeben, die uns genehm sind, weil sie nicht widersprechen.  Stellt sich die Frage: Habe ich durch Menschen, die ich nicht mag und dennoch Zeit verbrachte, dazugelernt? Ja, habe ich, sogar sehr viel.

In einer Zeit, in der der Egoismus beinahe zur Grundhaltung ganzer Bevölkerungsschichten geworden ist, ist die Frage "Muss man für die Rechte anderer kämpfen?" natürlich mehr als berechtigt. Flora Tristan hätte sie mit Ja beantwortet und es gibt heute Gründe ohne Ende, dies auch heute noch  zu tun. Ihre Anregungen zu lesen, halte ich für sinnvoll. 

Weshalb man sich für Politik interessieren sollte, verdeutlicht Hanna Arendt in ihrem Buch "Vita Activa". Hier schreibt sie, wie Christoph Quarch hervorhebt: "Handelnd und sprechend offenbaren Menschen jeweils, wer sie sind, zeigen aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens, treten gleichsam auf die Bühne der Welt“ und Quarch fügt hinzu, die immer eine öffentliche, politische Bühne ist.

Es stimmt, sich zu zeigen, bedeutet, eigene Überzeugungen und Sichtweisen zu vertreten, sprich politisch zu sein.  Dieser Aufgabe friedlich zu folgen, scheint mir mehr als nur notwendig, war sie es immer, nicht erst seit heute.

Ein gelungenes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle. 

Helga König

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Rezension:Think Again- Die Kraft des flexiblen Denkens- Adam Grant -Piper


Adam Grant, der Autor dieses Buches, ist Professor für Organisationspsychologie an der Wharton Business School. Seine Bestseller in Millionenauflage wurden in 35 Sprachen übersetzt. Das macht natürlich neugierig. 

Das vorliegende Sachbuch ist in vier Teile untergliedert, als da sind: 

Teil 1 Individuelles Umdenken – Das Aktualisieren unserer Ansichten 
Teil 2 Interpersonelles Umdenken- Andere zum Umdenken bewegen 
Teil 3 Kollektives Umdenken 
Teil 4 Fazit 

Voran geht diesen vier Teilen ein Prolog, dem man entnehmen kann, dass dieses Buch dazu einlädt, Wissen und Meinungen loszulassen, die keine guten Dienst mehr leisen und ein Selbstgefühl zu entwickeln, das auf Flexibilität anstelle auf Beständigkeit fußt. Der Autor vermutet, dass man, sofern es uns gelingt, die Kunst des Umdenkens zu erlernen, erfolgreicher im Beruf und glücklicher im Leben sein könne. Mit seinen Ausführungen will er helfen, Dinge zu überdenken, neue Lösungen für alte Probleme zu finden und auf alte Lösungen für neue Probleme zurückzugreifen. 

Ein Kennzeichen von Weisheit sei das Wissen, wann es Zeit sei, einige unserer Kostbarsten Werkzeuge preiszugeben- und einige der geschätzten Teile unserer Identität. 

Grant ist extrem mitteilsam und so stürzt eine Fülle von Informationen auf die Leser ein, die es zu verarbeiten gilt. Was muss man sich merken, um den größtmöglichen Gewinn aus Grants umfangreichem Text zu ziehen? Auf jeden Fall seine Zusammenfassung zum Schluss.

Spaß beiseite. Es gilt, klug zu filtern. 

Mentale Stärke, schreibt der Autor, garantiere keine geistige Beweglichkeit. Das muss man sich erst einmal bewusst machen und akzeptieren. Interessant ist, dass die Wahrscheinlichkeit auf Stereotype hereinzufallen steigt, je intelligenter man ist und zwar deshalb, weil man rascher Muster erkenne. Die treibende Kraft der Muster sind Bestätigungsfehler (zu sehen, was wir zu sehen erwarten) und Erwünschtheitsverzerrungen (zu sehen, was wir sehen wollen). Beide "Bias" hindern daran, unsere Intelligenz einzusetzen. Gut denken zu können, könne dazu führen, dass man schlechter darin ist, Dinge zu überdenken. Es gehe darum, aktiv unvoreingenommen zu denken, so wie Wissenschaftler es tun.

Wissenschaftliches Denken ziehe Demut dem Stolz vor, den Zweifel der Gewissheit und die Neugierde dem Sichverschließen. Sobald man den Wissenschaftlermodus verlasse, weiche der Umdenkzyklus dem Selbstüberschätzungszyklus.

Grant schreibt u.a. vom sogenannten Hochstapler-Syndrom, bei dem die Kompetenz größer ist als das Selbstvertrauen, aber auch vom "Dunning-Kruger-Effekt", wonach das Selbstbewusstsein dann am höchsten ist, je mehr einem die Kompetenz fehle. Mangelnde Kompetenz könne uns inkompetent gegenüber der eigenen Inkompetenz machen. 

Merke: Während Demut ein durchlässiger Filter ist, der Lebenserfahrung absorbiere und Wissen in Weisheit verwandele, sei Arroganz ein Gummischild, von dem Lebenserfahrung einfach abpralle.

Veranschaulicht wird, was man unter dem idealen Maß an Misstrauen zu verstehen hat und verdeutlicht wird, weshalb selbstbewusste Demut die Qualität des Umdenkens verbessert. Selbstbewusste Demut sei eine Korrekturlinse, die uns befähige, unsere Schwäche zu überwinden. 

Sobald unsere Grundüberzeugungen in Frage gestellt werden, neigten wir dazu, dicht zu machen, anstelle uns zu öffnen. Auf diese Weise aber kann man nichts lernen. Sich über Überzeugungen, Ideen und Ideologien zu definieren, führe dazu, dass man seine Meinungen nicht ändere und sein Wissen nicht weiterentwickele. 

Sobald Führungskräfte Macht gewinnen, geschieht es lt. Beobachtungen von Grant nicht selten, dass sie nur noch Speichelleckern zuhören, weil sie Aufgabenkonflikte scheuen. Schwache Führungspersönlichkeiten brächten ihre Kritiker zum Schweigen und würden noch schwächer. Keine Neuigkeit für Menschen, die schon etwas länger leben und  das Treiben in dieser Welt aufmerksam beobachtet haben.

Des Weiteren erfährt u.a. wie man Vorurteile durch Destabilisierung von Stereotypen verringert und man durch die richtige Art zuzuhören, Menschen zum Wandel motiviert. 

Im Buch wird letztlich immer wieder klar gemacht, wie wichtig Aufgeschlossenheit für Neues ist und wie man dem Tunnelblick entkommt, der Neues verhindert. 

Die 20 klugen Ratschläge zum Schluss, sollte man beherzigen, wenn man individuell, interpersonell oder kollektiv umdenken möchte. Nur wer umdenkt, bleibt dem Gestern nicht verhaftet, wo man bekanntermaßen nicht leben kann, wenn man selbst noch nicht gestorben ist.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Wie schleichendes Gift- Christine Merzeder-Scorpio


Christine Merzeder, die Autorin dieses bemerkenswerten Buches ist Dozentin für Gerontologie und Gesundheitswissenschaften an der Fachhochschule Kalaidos in Zürich.

Über Narzissmus sind bereits viele Bücher verfasst worden, einige habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Das vorliegende Werk gilt es deshalb hervorzuheben, weil es besonders aufschlussreich ist, die Autorin nicht zuletzt aufgrund eigener Erfahrung genau weiß, wovon sie schreibt. 

Der Untertitel des Buches lautet "Narzisstischen Missbrauch in Beziehungen leben und überleben." Christine Merzeder hat den Missbrauch ihres Mannes überlebt, mit dem sie 21 Jahre verheiratet war. Geholfen hat ihr hierbei das "Abuse Recovery Program" (Programm zur Genesung von narzisstischem Missbrauch, NARP)- Die Heilmethoden dieses Programms werden im Buch vorgestellt und erörtert.

Narzissten (m/w) und ihre Opfer können sich in verschiedensten Konstellationen begegnen. Im hier besprochenen Buch geht es zwar um narzisstischen Missbrauch in Paarbeziehungen, aber die beschriebenen Verhaltensweisen können auch auf andere Beziehungen übertragen werden. 

Zunächst wird das Wesen eines Narzissten (m/w) exakt benannt, seine Selbstherrlichkeit, übermäßige Egozentrik und sein Egoismus, auch seine extreme Empfindlichkeit. Narzissten sind stets gekränkt und reagieren extrem wütend oder zutiefst beleidigt, mitunter, ohne dass dem vermeintlichen Beleidiger klar wird weshalb. Empathiemangel sei typisch für Narzissten. Hinzu komme noch die Neigung, andere abzuwerten um das eigene Ego aufzuwerten und auf diese Weise narzisstische Zufuhr zu erhalten.

Genannt werden die Ursachen von Narzissmus und ausführlich wird der bösartige, sogenannte maligne Narzissmus beschrieben. Hier fallen speziell Selbstherrlichkeit, Selbstdarstellung, Überheblichkeit, Empathiemangel und Anspruchsdenken auf. Dazu kommen Gefühlskälte, Menschenverachtung, Paranoia und Aggressivität, die sich in zerstörerischer Wut und Hass äußern könne. Die Autorin unterstreicht weiter das antisoziale Verhalten, das Lügen, Betrügen, Ausbeuten, Belästigen, Stalken, Schlagen, Schaden und Zerstören. 

Der Narzissmusforscher Otto Kernberg, den die Christine Merzeder erwähnt, schreibt, dass die Aussichten einen malignen Narzissten zu therapieren,  sehr begrenzt seien. 

Das Selbst baue sich beim Narzissten durch narzisstische Zufuhr auf. Leider erkennt man, solange man nicht Menschenkenner geworden ist, Narzissten nicht auf Anhieb, denn sie sind Meister darin, eine Fassade aufzubauen. Im Frühstadium des Kennenlernens sei das Mittel das Gegenüber gefügig zu machen, das sogenannte "Love Bombing". Das Umgarnen mit Worten sei jedoch bloßes Kalkül und diene dazu, andere zu manipulieren. 

Im nächsten Schritt des Dramas dann bröckele die Fassade, nun folge abwerten und schließlich wegwerfen. Erwartet werde weiterhin, dass man den Narzissten bewundere und vor allem nicht kritisiere. Kritik laufe generell ins Leere. Die Kommunikation mit einem Narzissten verdient es demnach nicht, so genannt zu werden, so mein Fazit. 

Was stattfindet, ist Mikrogewalt, die bei den Opfern tiefe Verunsicherung als Ergebnis hat. 

In der Folge zeigt die Autorin wie die Risse in der Maske immer größer werden, wie immer mehr gelogen wird und Sachverhalte verdreht werden. Die Opfer seien oft so manipuliert, dass sie sich selbst nicht mehr trauen. Verächtliches Desinteresse, unfaire Schuldzuweisungen, Leugnen von Verantwortung, Wutanfälle, das ist das Programm, das der Narzisst präsentiert. Schuld sind natürlich stets die anderen, dies der narzisstische Klassiker.

Fordern und drohen sei auch typisch für Narzissten, selbst negative Aufmerksamkeit, die durch Streit entsteht, sei erwünscht. Dann auch noch das sogenannte "Gaslighting", das dazu führt, dass das Opfer seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr traut... 

Seite für Seite wird man mehr mit dem Handwerkszeug eines Narzissten vertraut gemacht und versteht, wie tiefgehend der Missbrauch sein kann. 

Thematisiert wird auch die Coabhängigkeit von einem Narzissten, bei der der Coabhängige die Realität negiert. Erst wenn es dem Opfer gelingt, sich vollständig vom Narzissten zu lösen und nach einer Trennung keine Annäherung mehr zuzulassen, ist der Teufelskreis des schleichenden Giftes überwunden, so die Autorin.  Diese schreibt  auch vom Nachbeben einer solch toxischen Beziehung  und listet häufige Symptome während der Beziehung und nach der Trennung von narzisstischen Partnern auf, zeigt  damit umfassend wie zersetzend die Beziehung zu einem Narzissten sein kann. 

Narzissten haben einen sicheren Instinkt, die Verletzlichkeiten anderer Menschen aufzuspüren und einen Vorteil für sich daraus zu ziehen. Man erfährt, welche Menschen besonders gefährdet sind an einen Narzissten zu geraten und was man unternehmen kann, dass dies auch bei einer bestimmten Veranlagung oder momentanen Befindlichkeit nicht geschieht. 

Je selbstbewusster und selbstsicherer ein Mensch ist, um so weniger hat ein Narzisst Interesse an ihm. An sich zu arbeiten, seine Schwächen erkennen, ist also der Weg, der uns  davor bewahrt, in die Fänge eines solchen Energievampirs zu geraten.

Sehr empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Besser Leben ohne Stress-Erik Pigani, Christel Petitcollin-Scorpio


Dieses Buch stammt aus der Reihe "Der kleine Selbstcoach", die ich bislang noch nicht kannte und deren Inhalte mich allesamt neugierig machen. 

Zu den Autoren: Erik Pigani ist Psychotherapeut. Er forscht auf dem Gebiet veränderte Bewusstseinszustände und Christel Petitcollin ist Beraterin und Trainerin für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. 

Zunächst lernt man 30 Symptome kennen, die typisch sind für Stress. Im Rahmen eines Selbsttestes  kann man in Erfahrung bringen wie gestresst man tatsächlich ist und ob es besser ist innezuhalten. Auch vermag man sich Klarheit darüber verschaffen wie man Zeit empfindet, was unsere persönlichen Zeitdiebe sind und zwar solche, die man mag aber auch solche, die uns aufgezwungen werden. 

Immer wieder werden kluge Fragen gestellt, die es zu beantworten gilt, auch gibt es die Möglichkeit für Eintragungen, die das Bewusstsein für eigenes Stressverhalten schärfen. Man liest von der sogenannten Slow-Bewegung und wird mit 25 Schritten vertraut gemacht, die dazu beitragen, zu lernen, die Dinge langsamer anzugehen. Zu diesen Schritten gehört nicht zuletzt, anderen zuzuhören, weil, so die Autoren, dies die beste Art zu lernen, vor allem selbst zu denken sei. Ein interessanter Ansatz, in einer Zeit, in der selbst zu denken, zum Umdenken führen muss, der Zukunft aller wegen… 

Ein anderer Schritt besteht darin, einen Garten zu bepflanzen. Dadurch nämlich kann man selbstvergessen in die innere Ruhe kommen, weil man vollständig im Hier und Jetzt agiert. Das kann ich aus Erfahrung nur bestätigen. 

Christel Petitcollin klärt im zweiten Teil des Buches sehr gut über Stress auf, erläutert die beiden Stress-Arten und verdeutlicht unter welchen Bedingungen Stress negativ wird. Sie macht die Leser die fünf Stressoren vertraut und nennt deren charakteristische Merkmale sowie deren Gegenmittel. Das ist sehr erhellend und problemlos nachvollziehbar. 

Außerdem erhält man fünf Schlüssel zum Verwirklichen eines lohnenswerten Ziels. In diesem Zusammenhang werden gute Fragen gestellt, die es - am besten schriftlich - zu beantworten gilt. Wichtig ist, unsere Energien stets aufs Neue darauf zu konzentrieren, was innerhalb unseres Handlungsspielraums liegt. 

Auch in puncto Motivation und Organisation liest man Wissenswertes und wie man relativ stressfrei für Prüfungen lernt.  Was noch? Sehr gut auch ist das 7. Kapitel, das sich mit Ausmisten befasst, das gilt für Hausrat ebenso wie für Teile der Garderobe, die man ungenutzt jahrelang hortet, aber u.a. auch  für  toxische Beziehungen, die das Leben erschweren.  Ballast abwerfen, erleichtert und entstresst ungemein.

Eine sehr schöne Entspannungsübung in Lektion 8 rundet das hilfreiche Buch dann ab.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Aufbrechen- Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry- Beltz


Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry, die Autorin dieses Buches, ist Deutschlands führende Motivationsforscherin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Motivation, Lernen, Positive Psychologie und Persönlichkeitswachstum. 

Der Untertitel des vorliegenden Werkes lässt bereits erkennen, wohin die Reise gehen soll, denn er heißt nicht grundlos:"Die Freiheit zur Selbstentfaltung gewinnen." Brohm-Badry möchte konkret mit dieser Publikation dazu beitragen, “sich selbst zu ermächtigen, ein freies, der Liebe zu allem Lebendigen zugewandtes Leben zu leben.“ Mit diesen Ideen stehe unser Leben in der jahrtausendealten Tradition des europäischen Humanismus. "Folge deinem Traum, alles andere findet sich von selbst."

Motiviert genug, um das Buch zu lesen? Ich war es schon. 

Die Professorin beantwortet u.a. die Frage, wodurch wir uns entwickeln und reflektiert das sogenannte eudainomische Leben, das sich darin zeige, zu sich selbst zu stehen, selbst in schwierigen Situationen, etwas Gutes beizutragen; Menschen zu helfen um ihrer selbst willen; in wirklich wichtigen Dingen nicht nachlässig zu sein, sondern im Streben nach Selbstvervollkommnung zu denken, dass man etwas gut oder besser könne; sich immer weiter zu entwickeln, wissen zu wollen, was man nicht wisse, etwas herauszufinden, damit man es wisse, zu üben, was man entwickeln möchte, aber auch, was man bereits gut könne. Diese Entwicklungsziele gilt es, im Auge zu behalten. 

Die Autorin erwähnt die renommierte Eudaimonie-Forscherin Veronika Huta aus Ottowa, die bereits 2016 vier Elemente benannt hat, die notwendig sind, um von einem eudaimonischen Leben zu sprechen, als da sind: authentisch sein, nach Sinn suchen, nach Exzellenz streben und wachsen. Was dies im Einzelnen bedeutet, wird von Brohm-Badry näher ausgeführt. 

Neben eudaimonischen werden auch, auch organismische und humanistische Perspektiven beleuchtet. Dabei gelangt die Motivationsforscherin zu dem Ergebnis, dass wir Menschen ein natürliches Wachstumsmotiv haben und unser Bestreben darin bestehe, uns zu entwickeln. Dies geschehe durch Erfahrungen, Erkenntnisse, körperliche und geistige Impulse, die das Selbst veränderten. 

Auf Erich Fromm verweisend, schreibt sie, dass wir unser Leben lang danach streben, uns zu vereinen und uns in unserer Ganzheit zu fühlen und uns auf dem Weg dorthin in ständigen Wachstums- und Entwicklungsprozessen befänden. Wachstum erreiche man durch Aktivität, die nicht als Geschäftigkeit begriffen werden soll, sondern als produktiver Gebrauch der menschlichen Kräfte als inneres Tätigsein.

Man liest von der Liebe zum Leben und allem Lebendigen, die das Wachstum fördere, von der Natur, die Glück und Menschlichkeit schenke und schließlich auch, dass man sich selbst verwirkliche, indem man aus seinem inneren Selbst heraus ein körperlich, geistig und seelisch aktives Leben führt.

Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit sind die Bedürfnisse, die befriedigt werden sollten, um uns entfalten zu können. Es liege im Wesen der menschlichen Natur, nicht fremdgesteuert zu werden. Dabei sei das Autonomiebedürfnis dann befriedigt, wenn wir selbstbestimmt, aus freiem Willen handeln. Man erfährt, was genau fremdbestimmte und was autonome Motivation ausmachen und begreift sofort, weshalb fremdbestimmte Motivation nicht zielführend sein kann für die Selbstentfaltung.

Gleiches gilt für Kompetenz und Verbundenheit, auch diese Bedürfnisse werden gut erklärt und man liest zudem, wodurch Kompetenzerleben schwindet. Man erfährt fernerhin mehr über die Wirkung der Selbstentfaltung und was alles durch die Erfüllung der drei Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit möglich wird. 

Die Motivationsforscherin hat enge Zusammenhänge zwischen hoher Autonomie, Kompetenzerleben und Verbundenheit mit Wohlbefinden und Leistungsmotivation entdeckt. Bedürfnisfrustration hingegen, habe beispielweise sucherzeugende Ablenkungen oder Aggression zur Folge. 

Weiter wird zur Sprache gebracht, was uns die Freiheit nimmt. Hier geht es u.a. um inneren und äußeren Druck, um Belohnungen etc. 

Es wird reflektiert, weshalb autoritäre Charaktere die Selbstentfaltung behindern und schließlich wodurch die Freiheit wächst, d.h. welche Techniken angewendet werden können. Man liest über die sogenannten "Big –Five", dazu kann man im Internet auch einen erhellenden Test durchführen und begreift, dass bestimmte Charakterstärkenkombinationen für bestimmte Vorhaben nützlich sind. 

Wie man Motivationsressourcen stärkt, wird auch gezeigt, so dass am Ende klar ist, dass man sich nicht davon abhalten sollte, Dinge zu tun, die unserer Selbstentfaltung förderlich sind. Vieles ist möglich, mehr als Zweifler für möglich halten.

Eine Aktivitätsliste zum Schluss zeigt, wohin die Reise gehen könnte, für den Fall, dass man noch unschlüssig ist und zögert seinem Selbst Freiraum zu schenken. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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