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Rezension: Risiko Kindheit- Nicole Strüber- Klett-Cotta

#Nicole_Strüber ist Entwicklungsneurobiologin und –psychologin. Im vorliegenden Buch, vermittelt sie den Lesern, wie sich das Gehirn entwickelt und zeigt, wie man #Resilienz fördern kann.

Zielgruppe ihres Werkes sind nicht nur die Eltern, sondern auch Menschen, die sich wundern, weshalb sie selbst Probleme im Bereich #Impulskontrolle, #Belohnungsaufschub, #Bindung, #Stressverarbeitung oder unter Umständen sogar eine psychische Krankheit haben und wieso es ihnen mitunter nicht leicht fällt, mit ihren eigenen Kindern in einer Weise umzugehen, wie es ihnen ihre Vernunft nahelegt. Zudem richtet sich das Buch an diejenigen engagierten Personen, die mit den betroffenen Kindern und Erwachsenen arbeiten und ihnen beistehen.

Erörtert wird, wie das #Gehirn #Psyche und #Persönlichkeit hervorbringt und weshalb eine schwierige Kindheit nicht selten mit Folgen für die eigene #Gefühlswelt und  das eigene #Verhalten verbunden ist. Im Fokus stehen die Entwicklung von #Persönlichkeitsmerkmalen und auch die Entwicklung von emotionaler und sozialer Kompetenz.

Zur Sprache gebracht wird, weshalb frühe, belastende Erfahrungen #Gefühlsblindheit und Schwierigkeiten in der Kontrolle eigener Gefühle hervorzubringen vermögen.

Die Autorin beschreibt #Risikofaktoren, beginnend von vorgeburtlichen Erfahrungen, der Geburt, der für das Hirn wichtigen Darmflora, über problematischem Elternverhalten, Kinderkrippe, Smartphone, bis hin zu extremen Bedingungen wie Armut und Flucht.

Ebenfalls thematisiert wird wie frühe Traumatisierungen von einer Generation an die nächste weitergegeben werden und  auch weshalb gewalttätiges Verhalten von einer auf die nächste Generation weitergegeben wird.

Im 5. Kapitel dann geht es um #Resilienz. Beantwortet werden die Fragen wie Resilienz entsteht, wie sie gefördert werden kann, und was Kinder auszeichnet, die #Stress gut überstehen.

Wissen muss man, dass frühe sichere #Bindungserfahrungen Resilienz fördern. Kinder, die dazu neigen, auf belastende Situationen resilient zu antworten, haben laut Nicole Stüber ein hohes #Selbstbewusstsein, ein ausgeprägtes #Selbstwirksamkeitsempfinden, gute Strategien, ihre Gefühle zu regulieren und Stress zu bewältigen. Hinzu kommt die deutliche Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen.

Dies alles trifft nach Langzeitstudien auch auf Menschen zu, die in der Kindheit sichere Bindungsbeziehungen hatten. 

Die gute Nachricht: Ein Ausweg aus dem Mangel an Resilienz aufgrund unsicherer Bindungsbeziehungen in der frühen Kindheit ist durch Förderung der elterlichen Kompetenzen oder durch Ersatzfamilien möglich. 

Dieses und vieles Wissenswerte mehr können Sie - ausführlich und sehr eloquent  abgehandelt-  diesem empfehlenswerten Buch entnehmen.- 

 Helga König

Im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung: Klett-Cotta oder Amazon
Risiko Kindheit: Die Entwicklung des Gehirns verstehen und Resilienz fördern

Rezension: Deutschland verdummt- Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut.- Michael Winterhoff- Gütersloher Verlagshaus

Dr. med #Michael_Winterhoff ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychatrie in Bonn. 

Für das vorliegende Buch hat er tausende von Gesprächen mit Eltern, Lehrern Schulleitern und Bildungspolitikern geführt, um zu erkunden, was derzeit in Kindergärten und Schulen schief läuft und was sich ändern muss, damit sich Kinder in den Gruppenräumen und Klassenzimmern wieder entwickeln können. 

Wie der Autor schreibt und dokumentiert, seien Kindergärten und Grundschulen zu Stätten organisierten Verwahrens mutiert, in denen  die Kinder auf sich selbst gestellt, keine Entwicklungsmöglichkeiten für ihre emotionale und soziale Psyche mehr hätten. Deshalb würden sie verdummen oder sogar krank werden. Darüber hinaus würden die zu Lernbegleitern degradierten Erzieher und Lehrer in eine völlige Überforderung geraten und nicht wenige in die Frühverrentung rutschen.

Der Lärmpegel an untersuchten Schulen liegt bei 60 bis 85 Dezibel. Unglaublich. Grund hierfür: Kinder sollen nach jüngsten Lernmethoden autonom lernen und dürfen offenbar Emotionen ungezügelt rauslassen. Sie sollen seitens Erwachsener auf dem Weg zur Selbstbestimmtheit nicht unterstützt werden. Ohne Unterstützung aber könne sich die Psyche des Kindes nicht entwickeln, deshalb würden aus vernachlässigten Kindern beziehungs- und arbeitsunfähige Jugendliche ohne Chance auf ein erfülltes Leben aber auch zur Gefahr für die mühsam erkämpften Errungenschaften der Solidar-Gemeinschaft. 

Michael Winterhoff führt im Buch erhellende Interviews, die die Katastrophe verdeutlichen. Eine Lehrerin mit 28 Jahren Berufserfahrung konstatiert, dass die Kinder einst aufnahmefähiger und anstrengungsbereiter waren und einen größeren Forscherdrang besessen hätten. Die vernachlässigten Kinder können nicht mehr abwarten, lassen andere nicht ausreden, können eigene Wünschen nicht zurückstellen. Offenbar gilt: Alles sofort, davon möglichst viel, ansonsten Wutanfälle. 

Ohne eine Beziehung zwischen Schülern und Lehrer könne Schule nicht funktionieren. Kinder brauchen Zuspruch, sie seien auf positive und negative Spiegelung angewiesen. #Autonomes_Lernen, so wie von der Bildungspolitik vorgeschrieben, schade der geistigen und seelischen Entwicklung von Kindern. Ziel sei Erlerntes zu verstehen. Wissen und Können genüge nicht. 

Eine Lehrerin, die an der 5. Klasse eines Gymnasiums unterrichtet, schreibt, dass es den meisten Kindern heutzutage nach vier Grundschuljahren an den kulturellen Grundlagen in Rechnen, Schreiben und Lesen mangele. Selbst motorische Basisfähigkeiten seien wenig entwickelt. Die jungen Menschen könnten nicht mehr richtig schreiben, sondern würden Buchstaben malen. Was sie besser können? Selbstsicherer auftreten. Doch ihre Selbstsicherheit habe keine Basis. 

Viele Schulabsolventen hätten grundlegende Defizite in ihren methodischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Erschreckend ist die Auflistung dessen, woran es laut Ausbildungsbetrieben den Auszubildenden mangelt. Außer einer gewissen Teamfähigkeit sieht es düster aus, besonders im Hinblick auf Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit. Zu viele Autisten, Narzissten und Egomanen würden das Zusammenleben in Zukunft nicht einfacher gestalten, so der Autor. Genau aber diese Charaktere scheinen die Folge der derzeitigen Nicht- Erziehung einerseits und symbiotischer Elternbindung andererseits zu sein. 

Für Winterhoff ist klar, dass die Lehrer Kinder wieder anleiten müssen, statt ihr Lernbegleiter zu sein. Wenn ein Kind nämlich bestimmen könne, was es lernen wolle, bleibe sein Weltbild auf Kleinkind-Niveau. Es gäbe mittlerweile Kinder, die auf dem Niveau von 18 Monate alten Kleinkinder stehen geblieben sind,  die jedoch glaubten, alles zu können, doch in Wahrheit verdummt seien. 

Die heutige Bildungspolitik müsse sich ändern, weil die Lehrer in diesem System verschlissen werden und demotiviert wie auch ausgebrannt seien. 

Ein großes Problem scheint zu sein, dass zwischen vielen heutigen Eltern und ihren Kindern eine Symbiose bestehe, Eltern dadurch kritikunfähig im Hinblick auf ihre Nachkommen werden und ihnen weitaus mehr schaden als nützen. 

Der Autor möchte mit diesem Buch vor allem die Eltern stärken, die ihre Intuition noch bewahrt haben und ihren Kindern Orientierung bieten wollen. Klar sollte allen sein, dass sich Eltern erst dann darauf verlassen können, dass sich ein Kind aus eigenem Antrieb an den Schreibtisch setzt, wenn es 14 Jahre alt ist. Von da an begreift ein Jugendlicher bei gesunder psychischer Entwicklung, dass er für sich lernt und unter Umständen eine bestimmte Abschlussnote erreichen möchte. 

Auf allen liegt eine große Aufgabe, was die Reifung der Kinder anbelangt.

Michael Winterhoff  benennt fünf Forderungen, die dazu beitragen, dass die Reifung glückt und erläutert diese zu Ende seines Buches ausführlich. Seine Forderungen überzeugen und sind die logische Konsequenz aus seinem Buch, das alle am Erziehungsprozess  Beteiligten dringend lesen sollten, um die derzeitigen Bildungsprobleme zu lösen. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

Im Fachbuchhandel erhältlich

Onlinebestellung: Gütersloher Verlagshaus oder Amazon
Deutschland verdummt: Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut