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Rezension: Von der wandelnden Kraft negativer Gefühle- Anselm Grün, Bernd Deininger- Vier-Türme-Verlag

Das vorliegende Buch ist eine Teamarbeit des Benediktinermönchs Dr. Anselm Grün und Dr. Bernd Deiningers, des Chefarztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Krankenhaus Martha in Nürnberg. 

Thema sind die Sieben Todsünden, die die beiden sowohl psychoanalytisch als auch spirituell beleuchten. Es handelt sich dabei um die Grundgefährdungen des Menschen, um krankhafte Züge, die durchaus behandelt, verwandelt, geheilt und in positive Bahnen gelenkt werden können. 

Zur Sprache gebracht werden: Neid, Hochmut, Zorn, Geiz, Wollust, Maßlosigkeit, Trägheit. 

Jede der sieben Grundgefährdungen wird zunächst von Bernd Deininger aus psychologischer Sicht näher erläutert. Im zweiten Schritt dann befasst sich Anselm Grün stets spirituell mit der jeweiligen Todsünde. 

Gerade in unserer Gesellschaft ist es notwendig, sich mit dem Phänomen des Neids näher zu befassen. Dieses hat viele Facetten, die im Buch  sehr präzise aufgezeigt werden. Dabei ist die Bewältigung von Neid an die Fähigkeit geknüpft, Schuld zu empfinden und Scham zu spüren. Anselm Grün interpretiert, wie bei vielen anderen Todsünden-Betrachtungen auch beim Neid Darstellungen des Malers Hieronymus Bosch und  in diesem Fall auch des Künstlers Caspar Meglinger. 

Bei  Meglinger wird klar ersichtlich, dass der neidische Mensch die Verbindung zu seinem Herzen verloren hat. Der Neider muss immerfort vergleichen, ist nicht bei sich und zehrt sich schließlich selbst auf in seinem Neid. Nicht grundlos wird der Neidische oft als hässlich dargestellt. In einem neidischen Menschen und um ihn herum wachse  einfach nichts mehr, so Anselm Grün. Auch sei der Neider stets ruhelos und rastlos, weil es immer Menschen gäbe, die er beneidet. So kommt der Neider niemals an bei sich selbst. Anselm Grün zeigt anhand von drei Geschichten, wie man Neid überwinden kann. Auf Neider nicht zu reagieren, kann deren Neid übrigens auch verwandeln. 

Todsünden sind Leidenschaften, die es zu verwandeln gilt, damit die positive Kraft bleibt. Um Neid verwandeln zu können, darf man ihn nicht werten. Sobald man sich dafür verurteilt, neidisch zu sein, bleibt der Neid an uns hängen, wird zum schlechten Gewissen und zieht uns nach unten. 

Die gute Nachricht: Neid lade allerdings  uns ein, vom Haben in Sein überzugehen. 

Die Wirtschaft nehme den Neid als Stachel in der Werbung, doch die Ausnutzung führe nicht zum inneren Frieden. 

Ähnlich wie beim Neid, ist auch bei der Eifersucht Wandlung möglich. Wer seine Eifersucht auf seine Sehnsucht hin befragt, wird entdecken, dass eine große Liebe darin steckt. Diese aber sei an unrealistische Erwartungen gebunden. Eifersucht sei eine Einladung Gott um Vertrauen zu bitten, dass die Partnerschaft halte und beide einander treu blieben, so der Benediktinermönch. 

Liebe sei ein Geschenk und benötigt Vertrauen. Wer Kontrolle in die Liebe hinein brächte, töte sie ab. Eifersucht in Liebe zu verwandeln, die freilasse, sei die Herausforderung. 

Unmöglich ist es, im Rahmen der Rezension, zu allen 7 Todsünden etwas zu schreiben. Spannend fand ich, was die Autoren über den Hochmut sagen. Bei Narzissten verhält es sich so, dass die Außenwelt auf die Funktion reduziert wird, Anerkennung und Bewunderung zu liefern. Dabei litten Menschen mit pathologischem Narzissmus an der Überbewertung ihres eigenen Selbst und der Unterbewertung anderer Menschen um sie herum. 

Erhält ein Kind zu wenig emphatische Zuwendung der Eltern, könne es kein stabiles Selbst entwickeln und so blieben das kindliche Größen-Selbst und die idealisierten Elternbilder bestehen. Zeichen für eine gestörte narzisstische Entwicklung seien diffuse Wut, mangelnde Abgrenzung des eigenen Selbst von anderen, auch Größenphantasien, die mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind. 

Man lernt in der Folge, wie Hochmut und Stolz als Abwehrfunktionen von Kränkungen und Verletzungen des Selbstwertgefühls entstehen, dass die pathologische Form des Hochmuts in Arroganz eingekleidet ist und die Außenwelt entwertet. In seiner Selbstbezogenheit und Egozentrik hat der Hochmut seinen Ursprung in der frühen Lebensgeschichte eines Menschen. 

Für Anselm Grün ist Hochmut eine Reaktion auf das Gefühl der eigenen Minderwertigkeit. In der Bibel sei die Strafe für den Hochmut die Sprachverwirrung gewesen. 

Wirkliche Gespräche finden auf Augenhöhe statt und sind frei von Hochmut. Hochmut ist ein Ersatz für ein gesundes Selbstwertgefühl. Heilung bzw. Wandlung ist möglich, wenn man sein wahres Selbst entdeckt. Im Gegensatz zum Ego muss es sich nicht darstellen. Das wahre Selbst sei das Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit, dass Hochmut auflöse.

Dann  gibt es ja noch den Geiz. Der Habgierige und Geizige konzentriere sich auf Materielles, auf das, was er als Schatz bezeichnen könne. Offenbar hängt sein Selbstwertgefühl von diesem Schatz ab. Wenn ein Mensch nur haben möchte, kann er in Beziehungen nichts gewinnen. Auch bei Gier und Geiz lässt sich ein Mangel an Liebe in der Kindheit feststellen. Der Mangel an Liebe ist offenbar stets die Ursache der  sogenannten Todsünden psychologisch gesehen. 

Die gute Botschaft: Wandlung ist immer möglich. Man muss sich aber mit den Untiefen auseinandersetzen und darf sie nicht verdrängen. 

All diese und die anderen negativen Gefühle schaden nicht nur anderen, sondern auch dem, der sie  mit sich herumschleppt. Grund genug, sich ihrer zu entledigen

Seelsorger und Psychologen wissen schon lange wie: durch die Liebe

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im handel erhältlich

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Rezension: Schluss mit Psychospielchen- Cornelia+ Stephan Schwarz- dtv

Cornelia Schwarz ist u.a. NLP-Lehrtrainerin, Coach  sowie Trainerin für Führungskräfte. Stephan Schwarz arbeitet als Psychologe, Pädagoge  und NLP-Lehrtrainer. Er ist ausgebildet in der Transaktionsanalyse. 

Im vorliegenden Buch erläutert das Autorenteam zunächst wie Psychospiele funktionieren, weil solche Spiele bei allen Beteiligten innere Leere erzeugen. Ursächlich hierfür ist der Moment, dass man seinen eigenen Emotionen nicht mehr traut, sich unwohl, unverstanden als auch überfordert fühlt und Dinge tut, die man an sich nicht tun wollte. In der Folge kann man so sehr neben sich stehen, dass man erschöpft ist, Angst hat oder ernsthaft krank wird. 

Man erfährt zunächst wie solche Psychospiele funktionieren und weshalb es sich lohnt,  aus ihnen auszusteigen. Bei diesen Spielen handelt es sich generell um destruktive Rollenspiele. Dabei kristallisieren sich drei spezifische Rollentypen heraus. Opfer, Retter und Verfolger. Diese drei Archetypen sind miteinander verbunden und bilden das Dramadreieck. 

Skizziert wird die  Ausgestaltung der einzelnen Rollen und nicht unerwähnt bleibt, dass im Verlauf des Spiels die Beteiligten die Rollen wechseln. Die Muster dieser Psychospiele entstehen in der Kindheit, wenn Kinder zu wenig geliebt werden, bzw. ihnen Zuneigung vorenthalten wird. Dann nämlich fühlen sie sich übersehen, vernachlässigt und abgelehnt. Um dennoch Aufmerksamkeit zu erhalten, entwickeln diese Kinder auffällige Interaktionsmuster. Es handelt sich im Grunde um Verzweiflungstaten, deren Ziel irgendeine Form von Nähe ist. 

Man lernt diese Psychospiele zu durchschauen und zwar durch Selbsterkenntnis und  mittels acht Aufgaben, die es zu lösen gilt,  um aus dem Dramaspiel auszusteigen. Wer Psychospiele spielt, verfügt über kein Einfühlungsvermögen, sondern möchte Beziehungen kontrollieren bzw. steuern. Wer aufgrund von Dramaspielen manipuliert oder manipulieren lässt, leidet unter unverarbeiteten Gefühlen. Versagensängste, Minderwertigkeitsgefühle und dergleichen spielen eine entscheidende Rolle. Offenbar werden Ängste schon früh gespeichert und formen negative Verhaltensmuster. Die gute Nachricht: Bearbeitete Ängste verlieren ihre Macht. 

An  sehr gut nachvollziehbaren Beispielen wird gezeigt wie man Psychospiele überwindet und dramafreie Interaktion möglich wird. Sobald man beginnt, den eigenen positiven Kern zu stärken, ist man für dramaorientierte Menschen nicht mehr interessant. Wer dramafrei agiert, übernimmt Verantwortung, lässt sich nicht provozieren, bevormunden oder einschüchtern. 

Gezeigt wird, wie man sein inneres Kind mit seinem Erwachsenen-Ich in Einklang bringt und welche Schritte uns davor bewahren, in ein Dramaspiel zu geraten. Sehr gut wird erläutert wie man aktiv ein Gespräch gestaltet, das dramafreies Kommunizieren zulässt.

Dann lernt man Opfer- Retter- und Verfolgerspiele und entsprechende Lösungsperspektiven kennen. Dies ist überaus erhellend. Spielgewinne und -verluste werden sehr gut aufgezeigt und die Taktiken werden bestens beleuchtet. 

Damit das Ich zukünftig dramafrei bleibt, ist es notwendig, es zu stärken. Dramafreie Kommunikation basiert auf bewussten Haltungen, sich und anderen und dem Leben gegenüber. Hierzu liest man Wissenswertes zum Schluss des Buches. 

Ganz wichtig sind klare Ansagen, denn durch diese lassen sich Missverständnisse vermeiden, aus denen Dramen oft resultieren. 

Bestimmte Grundhaltungen sollte man kultivieren. Zu diesen zählt auch die ethische Disziplin und die Weisheit. 

Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch, das auf buddhistischem Wissen und psychologischen Coachingtechniken aufgebaut ist. 

Helga König 

Überall im Fachhandel erhältlich 

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