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Rezension: Das Trauma von der Seele schreiben - Eine neue Methode zur Selbstheilung- Stephan Konrad Niederwieser- Kösel

Der Autor dieses Buches untergliedert sein Werk in zwei große Teile und beginnt es mit einer kurzen Einführung. Der 1. Teil befasst sich mit den Hintergründen des Heilschreibens. Hier liest man zunächst, was man unter einem Psychotrauma zu verstehen hat, erfährt aber auch, was ein Monotrauma und was ein Entwicklungstrauma ist. Erläutert werden die Ursachen von Traumata und man wird über postraumatische Belastungsstörungen  genauer unterrichtet. Folge dieser Störungen sind  beispielsweise, dass man sich zurückzieht, den Kontakt mit Menschen meidet, sich betäubt und emotional stumpf fühlt. Hinzu kommt, dass man sich überfordert fühlt und unfähig ist, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Zur Sprache gebracht werden: Die Folgen von Schocktraumata und von Entwicklungstraumata und man erfährt auch, was gängige Traum-Überlebensstrategien sind. Diese Strategien aber verhindern die Heilung. Ausführlich erläutert der Autor, was heil sein bedeutet und zeigt die Kriterien auf, die dazu führen, wieder heil zu werden, bevor er sich mit den Grundlagen es Heilschreibens befasst. 

Man liest dann von den Effekten des Heilschreibens und auch von den Langzeitfolgen. Dies allein schon  könnte Traumatisierte überzeugen, mit dem Schreiben zu beginnen. Eine beigefügte Anleitung zum Heilschreiben vereinfacht das Beginnen und der erörterte Ablauf sowie die Gestaltung machen es beinahe zum Kinderspiel, wenn da nicht die vielen Dinge wären, die man beim Heilschreiben beachten muss. Sie erfordern Achtsamkeit, viel Achtsamkeit. 

Im 2. Teil geht es um die Praxis des Heilschreibens. Hier wird zuallererst ein 7- Tage-Basisprogramm offeriert. Dabei geht es beispielsweise am ersten Tag um Mitgefühl für sich und andere und am 5. Tag um Selbstvertrauen. Zur Sprache gebracht wird, wie man verborgene Erlebnisse verarbeitet, wie man sich aktiv erinnert und Zusammenhänge versteht. Es geht im 2. Teil aber auch darum, sich von konkreten Lebensthemen zu befreien. Was macht uns wirklich Angst? Wonach sehne ich mich wirklich? Das sind zwei Fragen von vielen, die uns nachdenklich stimmen sollten. Sich alles von der Seele schreiben, hilft. Doch es gibt noch andere Dinge, die uns helfen, darüber schreibt der Autor auch.

Das Buch in seiner Gesamtheit hat mir gefallen. Stephan Konrad Niederwieser geht sehr differenziert mit dem Thema um. Allein all die Fragen zu beantworten, die er stellt, macht etwas mit dem Leser, auch wenn er nicht traumatisiert ist.

Überzeugen Sie sich selbst. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Das Trauma von der Seele schreiben: Eine neue Methode zur Selbstheilung

Rezension: Und das soll Liebe sein? #Bärbel_Wardetzki, Sonja R. - dtv premium

Dr. Bärbel Wardetzki ist Diplompsychologin, Psychotherapeutin, Supervisorin, Coach und Autorin von diversen Bestsellern. Sie hat gemeinsam mit Sonja R. ein Buch von Frauen für Frauen verfasst, das durchaus auch eine spannende Lektüre für Männer verkörpert, denn bekanntermaßen leben wir derzeit in einer narzisstischen Gesellschaft. Es gibt weiß Gott auch genügend narzisstische Frauen...

Der Untertitel des Buches zeigt bereits an, worum es geht, nämlich, wie es gelingt, sich aus einer narzisstischen Beziehung zu befreien. Dabei wird am Beispiel der Protagonistin Sonja verdeutlicht, wie sich ihre Beziehung zu einem narzisstischen Mann entwickelt hat und welche psychischen Probleme daraus für sie erwuchsen. Die Geschichte soll exemplarisch für viele narzisstische Beziehungen sein. 

Sonja erzählt im vorliegenden Buch ihre Geschichte und Bärbel Wardetzki kommentiert diese aus psychologischer Sicht. So will sie verständlich machen, wie es dazu kommt, dass nicht wenige Frauen beträchtliche Qualen in einer Partnerschaft ertragen und weshalb sich die Partner gewalttätig verhalten. Gemeinsam möchten die beiden Autorinnen Menschen, die in einer destruktiven Beziehung verstrickt sind, helfen, die negativen Zeichen früher wahrzunehmen und konsequenter zu handeln, anstatt diese länger zu verleugnen. 

Die Psychologin skizziert zunächst das Wichtigste über Narzissmus sowie die Elemente und Charakteristika narzisstischer Beziehungen. Mit Narzissmus, dies vorab, wird eine Beeinträchtigung der Selbstliebe, der Identität und der Beziehungsfähigkeit bezeichnet. Ablehnung aber auch Überbehütung in der Kindheit können zur Enttäuschung eines Kindes führen, deren Folge eine fordernde Haltung der Welt gegenüber ist, zum einen das eigene Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen, zum anderen, um der eigenen Grandiosität zu huldigen. Hinter der Grandiosität verberge sich ein hilfloses und inkompetentes Kind, das kein Gefühl für die eigenen Stärken und Fähigkeiten entwickeln konnte, weil die überbordenden Ansprüche der Eltern dies nicht zugelassen haben. Bei Ablehnung und Vernachlässigung reagiert das Kind mit Gefühlsscheu, Verbitterung und Vereinsamung. 

Man erfährt in der Folge mehr über den männlichen und weiblichen Narzissmus und wie man narzisstische Menschen frühzeitig erkennt. Typisch sind z. B. der Wunsch nach permanenter Bestätigung, die Rechthaberei und Kritikunfähigkeit und dann auch Egozentrik. Einem Narzissten geht es niemals um ein Wir. In narzisstischen Partnerschaften gönnt keiner dem anderen etwas. Deshalb auch kann keine Gemeinsamkeit entstehen. Eifersucht sowie Kontrolle sind an der Tagesordnung. 

Skizziert werden die unterschiedlichen Typen narzisstischer Männer. Dabei sollte man wissen, dass ein wesentliches Merkmal narzisstischen Verhaltens und Denkens die Ausbeutung ist. Diese dient dem Erhalt des Selbstwertes. Die Ausbeutung geschieht sowohl seelisch als auch materiell. 

Spannend zu lesen ist die Geschichte von Sonja, die sich in ein ausbeuterisches Verhältnis verstrickt und hier auch wie das Ducken vor Franks Aggression ihr Selbstwertgefühl immer mehr schwächt und die Kraft nimmt, sich von ihm zu lösen. Man liest von Franks Eifersuchtsattacken, die typisch für einen Narzissten sind. Dabei geht es im primär darum, nicht die Macht über sie zu verlieren.

Thematisiert werden die Gründe, weshalb Sonja sich von Frank zunächst nicht trennt, obschon sie sich in einer Spirale der narzisstischen Gewalt befindet. Erst nachdem sie sich mit dem Narzissmus-Thema näher befasst hat, gelingt es ihr, sich abzugrenzen. 

Im Rahmen von neun Punkten lernt der Leser, narzisstische Beziehungsmuster kennen und wie eine Trennung in Würde geschehen kann. 

Sehr wichtig: Auch seelische Gewalt verletzt! Jeder hat Achtung verdient! Deshalb ist es besser, sich von einem narzisstischen Partner zu trennen.

PS: Wer die Augen nicht verschließt, weiß, dass es genügend Frauen gibt, die ihren Partnern, eine ganz ähnliche Hölle bereiten, wie sie hier im umgekehrten Sinne beschrieben wird. Auch in einem solchen Fall heißt es, rechtzeitig Grenzen zu ziehen, wenn man glücklich bleiben oder es wieder werden möchte.

Sehr empfehlenswert.

Helga König


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Und das soll Liebe sein?: Wie es gelingt, sich aus einer narzisstischen Beziehung zu befreien

Rezension: #Würde- #Gerald_Hüther- Knaus

Der Autor dieses Buches, Prof. Dr. Gerald Hüther, ist der bekannteste Hirnforscher in Deutschland. In seinem neuen Werk befasst er sich mit der Würde von uns Menschen und zeigt, dass diese nicht nur ein ethisch-philosophisch begründetes Menschenrecht ist. Wie er eingangs schon betont, passt dieses Buch nicht in unsere heutige, von Effizienzdenken und Erfolgsstreben geprägten Zeit, denn das Bewusstwerden der eigenen Würde ist mit dem, was das Streben nach Anerkennung und Erfolg anbelangt, nicht vereinbar. 

Die Vorstellung der eigenen Würde sei tief verwurzelt und eingebettet in die innere Überzeugung von dem, was uns als Mensch auszeichne und worin unser eigentliches Menschsein im eigenen Handeln zum Ausdruck kommt. 

Der Autor versucht, das, was als Würde des Menschen bezeichnet wird, aus naturwissenschaftlicher Perspektive zu beleuchten. Dabei lautet die Kernthese seines Werkes: "Wer sich seiner Würde bewusst wird, ist nicht mehr verführbar." 

Nachdem erst einmal geklärt ist, worum es geht, untergliedert Prof. Hüther seine Betrachtungen in zehn Kapitel und  lässt nicht unerwähnt, dass im Hier und Heute die Kopfarbeit zum Fließbandjob geworden ist, der über kurz oder lang von Maschinen übernommen wird. Diese Maschinen bewerten bereits heute menschliches Verhalten, so etwa durch die Stimmlage am Telefon, mittels der Bewegungen beim Entfernen vom Arbeitsplatz oder auch durch die Nervosität in der Stimme. Dieses und vieles mehr wird registriert und katalogisiert und wer hier von der Norm abweicht, sei verdächtig. 

Sobald Menschen nicht mehr optimierbar sind, sind sie nutzlos in dieser schönen, neuen Welt.  Auch das entscheiden die Maschinen.

Man erfährt in der Folge wie unsere Vorstellung von der Würde des Menschen sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Dabei wird Kant natürlich nicht ausgespart, nach dessen Ansicht der Mensch selbst Würde sei. 

Noch bevor 1949 die Würde des Menschen im deutschen Grundgesetz und dort im 1. Artikel als unantastbar bezeichnet wurde, hatten die Parlamentarier der Bundesländer bereits der Würde Verfassungsrang gegeben. 

Klar wird durch die historische Betrachtung, dass die allmähliche Herausbildung einer Vorstellung und eines Bewusstseins menschlicher Würde keinem Zufall geschuldet ist, sondern vielmehr zwangsläufige Folge der von uns Menschen geschaffenen, jetzt zunehmend komplexer und unüberschaubareren Welt. Prof. Hüther erläutert, weshalb wir eine Vorstellung von Würde benötigen und wieso wir ein tieferes Verständnis davon entwickeln müssen, was uns als Mensch ausmacht. Es mag zwar kurzfristig eine erfolgreiche Strategie sein, sich würdelos zu verhalten, langfristig aber führt dies immer zu furchtbaren Kriegen, so der Autor, "zu einer rücksichtslosen Ausplünderung natürlicher Ressourcen, zu grausamen Formen von Ausbeutung und Unterdrückung und inzwischen eben auch zur globalen Vermüllung, zur Klimaveränderung und zu nicht enden wollenden Flüchtlingsströmen." Dem stimme ich ohne Wenn und Aber zu.

Man liest wie unsere Würdevorstellungen im Gehirn verankert werden und auch woher das Empfinden der eigenen Würde kommt. Schon Kleinkinder haben ein tiefes Empfinden dafür, worauf es im Hinblick auf Würde ankommt. Diesen inneren Kompass habe man bereits mit  auf die Welt gebracht und damit gelinge es uns auch, sich in dieser Welt an dem zu orientieren, was das Menschsein bedeute. 

Begreifbar wird gemacht, wie das Bewusstsein für die eigene Würde entsteht und dass ein Mensch, der sich seiner Würde bewusst geworden ist, weder den Erfolg beim Kampf um begrenzte Ressourcen noch irgendwelche Ersatzbefriedigungen benötigt, die ihm von Werbestrategen angeboten werden. 

Nahezu einig sind sich fast alle Menschen, wenn es um Fälle extremer Verletzung der Menschenwürde geht. Fraglich allerdings ist, ob die Opfer durch die Strafe des Täters tatsächlich ihr Würde wiedererlangen. Interessant auch, dass man würdeloses Verhalten von kirchlichen Würdenträgern beispielsweise viel schlimmer erachtet, als jenes von Bankern... 

Des Weiteren  geht es darum, ob wir uns einander helfen können, unserer Würde bewusst zu werden. 

Prof. Hüter ist erschüttert, dass an Eliteschulen und Eliteuniversitäten oftmals nur Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, die dem Ziele der Verfolgung der nackten Gewinnmaximierung dienen, jedoch keine wirkliche Bildung vermittelt werde. Diese wäre nämlich sehr hilfreich für den Bewusstwerdungsprozess von Würde. 

Der Autor hofft, dass Eltern vor dem Eintritt in die Schule ihren Kindern helfen, das Empfinden für den eigenen Wert und die eigene Bedeutsamkeit zu stärken, um sich ihre Würde in ihrem Leben bewahren zu können. Erkennbar macht er, was aus uns wird, wenn das Bewusstsein unserer Würde zu wachsen beginnt und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass nur ein würdevolles Leben uns alle glücklich machen kann, weil dieses Selbstbestimmung impliziert und damit persönliche Freiheit, die ihre Grenze in der Freiheit der anderen findet und diese auch achtet. 

Fazit: Für wirklich gebildete Menschen ist die Würde von uns allen unantastbar. 

Empfehlenswert.

Helga König

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Würde: Was uns stark macht - als Einzelne und als Gesellschaft