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Der Alltags-Chillosoph- 40 kluge Pausen- Fabrice Midal- dtv

Der französische Philosoph Fabrice Midal ist Gründer der École occidentale de méditation (WestlicheMeditationsschule). Er lebt in Paris.

Im vorliegenden Werk widmet er sich klugen Sentenzen namhafter Persönlichkeiten, um diese, in seinen sich jeweils anschließenden Betrachtungen, den Lesern näher zu bringen und durch gut verständliche Meditationsübungen abzurunden. Bei den Zitaten handelt es sich um solche, die dem sokratischen Geist entsprechen.

Midal möchte keine Ratschläge erteilen wie dies üblicherweise Experten gerne tun, sondern als Philosoph zum Selbstdenken einladen. Es geht ihm bei seinen Texten darum, das die Leser sich auf ihre Menschlichkeit einlassen sollen und von der unmenschlichen Diktatur der Rentabilität befreien, alle und alles zum Rohstoff zu machen, den man ausbeuten kann. 

Er zeigt, dass Philosophie konkret ist, in einer Welt, die sich mehr und mehr im Abstrakten verliert. So entdeckt man in diesem Buch u.a. eine bemerkenswerte Meditation über das Vertrauen, eine andere darüber, wie wir eine Verbindung zu unseren Emotionen herstellen und eine weitere, wie man wahre Leidenschaft erkennt.

Sehr interessant fand ich u.a. die Reflektionen zu der Sentenz "Mit deinen Fehlern- keine Hast. Mach dich nicht leichtsinnigerweise daran, sie zu korrigieren. Was würdest Du an ihre Stelle setzen?" (Henri Michaux)

Wer sich immerfort optimieren möchte, mutiert zu einem aalglatten Wesen, ohne Ecken und Kanten, jedoch auch ohne viel Leben, so der Autor. Stattdessen ist es sinnvoller, unsere Fehler in Stärken, Trümpfe und Chancen zu verwandeln. Es geht darum, mit sich Frieden zu schließen und den Krieg, der zwischen uns und unseren Fehlern tobt, zu beenden. Nur so kann man aus Fehlern wirklich lernen.

Gefallen hat mir der Satz "Es ist unmöglich, die Vergangenheit zu verstehen, ohne sich mit der Gegenwart zu beschäftigen." (Marc Bloch)

Man sollte die eigene und die Vergangenheit der Welt immerfort neu überdenken, weil die jetzige Sicht mitunter die vormals schwierig erscheinende Zeit durch gemachte Erfahrungen uns als notwendig begreifen lässt. 

Dann ist da u.a. das Zitat "Wenn ich kein Blau habe, nehme ich Rot." (Pablo Picasso). Gemeint damit ist nicht einfach Rot anstelle von Blau zu verwenden, sondern zu akzeptieren, alles von Grund auf neu zu gestalten. Es geht darum, sich in der Situation, in der wir uns befinden, zu arrangieren. Nur so sind wir frei. 

 Ein gelungenes Buch. 

 Maximal empfehlenswert. 

 Helga König 

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Autosuggestion-Emile Coué at Verlag


Der Psychotherapeut Emile Coué (1857- 1926) beschrieb als Erster die Methode der Autosuggestion. Jährlich kamen mehrere zehntausend Hilfesuchende zu ihm, denen er in seinen zweistündigen unentgeltlichen Sitzungen half, ihr Welt-, Lebens- und Selbstbild so umzukehren, dass sie die Kraft des Geistes und der Selbstbeeinflussung erkannten und ihre Heilung als auch Besserung selbst in die Hand nahmen. 

Neben den wichtigsten Originaltexten des Psychotherapeuten, warten ein Beitrag von Fritz Schwarz, einfache Entspannungsübungen von Shirly Trickett und ein Nachwort von Franz Josef Neffe auf die Leser. 

Eingangs erfährt man Näheres über das Bewusste und das Unbewusste. Hier hält Coué fest, dass das Unbewusste nicht nur die Funktionen unseres Organismus, sondern auch die Ausführung all unserer Handlungen, ungeachtet ihrer Art, beherrsche. Man nenne dies Vorstellungskraft, die stets zum Handeln treibe, sogar gegen unseren Willen. 

Coué erläutert in der Folge die Begriffe Suggestion und Autosuggestion und schreibt darüber, wie man Autosuggestion durchführt bzw. anwendet. Den Begriff Autosuggestion definiert er wie folgt: "Einfluss der Vorstellungskraft auf die seelische und körperliche Verfassung des Menschen." So sind nach Coué nervlich bedingte Erschöpfungszustände, Stottern, Phobien und bestimmte Lähmungszustände das Ergebnis des Einwirkens des Unterbewussten auf die seelische und körperliche Verfassung. Das Unterbewusste könne allerdings auch die Heilung von seelischen und körperlichen Leiden bewirken. Die Vorstellungskraft könne gelenkt werden. Dies zu vermitteln, sieht er als seine Aufgabe. 

Der Autor zeigt sehr überzeugend anhand von Fällen Heilung durch Suggestion. Die eingebundenen Aufzeichnungen von Sitzungen seitens seiner Ehefrau sind auch sehr erhellend und verdeutlichen wie überzeugend er sein Thema vermitteln konnte und weshalb so viele Menschen zu seinen Vorträgen pilgerten.

Die Gedanken und Anweisungen von Emile Coué, die in einem speziellen Kapitel zusammengeführt sind, sollte man  sich zu Herzen nehmen. Hier auch schreibt er: "Der Schlüssel zu meiner Methode liegt im Wissen von der Überlegenheit und Vorstellungskraft über den Willen. Wenn beide in die gleiche Richtung gehen, wenn man sagt "Ich will, ich kann", so ist das hervorragend; im anderen Fall aber siegt immer die Vorstellungskraft über den Willen."

Zu lernen, das Unbewusste zu steuern, bedeutet sich selbst zu steuern, sagt Coué. Wer dies verstanden hat, wird fortan denken "Ich kann" und niemals "Ich kann es nicht". 

Zur Ausübung der Autosuggestion nach Coué erfährt man auch Näheres und zwar in Form von formulierten Aufgaben, die sehr zum Nachdenken und Handeln anregen. 

Coués Credo kann man mit den Worten zusammenfassen: "Gesundheit entspringt Gesunddenken", alles scheint dem Gesetz der Resonanz zu folgen, kurzum unsere Gedanken bestimmen unsere Realität.

Einfach ausprobieren. 

Sehr lesenswert! 

Helga König

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Rezension: Lieblosigkeit macht krank- Gerald Hüther-Herder


Der Neurobiologe Gerald Hüther befasst sich seit vielen Jahren mit dem Einfluss früher Erfahrungen auf die Hirnentwicklung, mit den Auswirkungen von Angst und Stress und auch der Bedeutung emotionaler Reaktionen. Der Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen ist Initiator und Vorstand der "Akademie für Potentialentfaltung". 

In seinem neuen Buch fragt er zunächst, was uns gesund aber auch was uns krank macht. Dabei ist der zentrale Ansatz dieser Publikation der, dass wir nicht davon krank werden, dass uns von außen etwas Krankmachendes überfällt oder ereilt, sondern wir deshalb krank werden, weil uns krank macht, was wir dafür halten, das uns glücklich machen soll. Es geht um Lieblosigkeit mit sich selbst und anderen.

Wie Hüther schreibt, sind zahlreiche Menschen auf der Suche nach möglichst viel Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Besitz lieblos geworden. Anderen sei es wichtig, alles im Leben zu optimieren und zu kontrollieren, oft auch sich selbst. Auch ein solches Verhalten mache lieblos. Des Weiteren sei es lieblos, die Verantwortung auf andere zu schieben. 

Weil so viele Menschen lieblos mit sich selbst umgehen, werden nicht wenige von ihnen krank. 

Der Autor erwähnt nicht grundlos, dass man seelische Grundbedürfnisse stillen sollte, d.h. dass wir unser Zusammenleben künftig so gestalten sollten, wie es unserer Natur als soziale Wesen entspricht. Nur so können wir gesund bleiben oder es rasch wieder werden.

Gerald Hüther betont die Würde, der man sich bewusst werden muss, um keinen zum Objekt eigener Absichten, Bewertungen oder gar Maßnahmen zu machen, denn auch das ist lieblos und macht uns krank. Der Autor zählt eine Vielzahl von sogenannten Zivilisationskrankheiten auf, die ihren Ursprung im lieblosen Umgang mit sich selbst haben und erklärt, was es mit Ausgrenzung aus einer Gemeinschaft auf sich hat. 

Nicht nur als Kinder, sondern auch als Erwachsene erleben wir Ausgrenzung und werden an selbstbestimmtem Handeln gehindert, wodurch es, lt Gerald Hüther zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die immer dann aktiviert werden, wenn man körperliche Schmerzen erleidet. Zur Sprache gebracht werden u.a. krankmachende Anpassungsleistungen. Kinder lernen beispielweise ihre beiden Grundbedürfnisse, das nach Verbundenheit und nach Autonomie zu unterdrücken, zu verdrängen und abzuspalten. Auch von krankmachenden Überzeugungen ist die Rede, bevor sich der Autor mit Selbstheilung näher befasst. 

Stress und Angst sollen Gift für Selbstheilungsprozesse sein. Man erfährt in der Folge, was unsere Selbstheilungsprozesse schwächt und liest weiter, dass Menschen dann krank werden, wenn sie Vorstellungen folgen, die nicht mit ihren seelischen Grundbedürfnissen vereinbar sind. Überall dort, wo der Wohlstand wachse, steige die Zahl der chronisch kranken Menschen und multimorbider Patienten an. Dabei seien es ungünstige Vorstellungen, die unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen, die ungünstige Auswirkungen auf unsere Gesundheit hätten. 

Konkurrenzverhalten stehe im Widerspruch zu unserem tiefen Bedürfnis nach Verbundenheit und mache entsprechend krank. Man erfährt, was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir unsere eigenen Ängste besser verstehen können. Auch geht es darum, besser zu lernen, die Unkontrollierbarkeit des Lebens anzunehmen und verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Man sollte versuchen, seine im Laufe des Lebens gemachten Erfahrungen von Unverbundenheit, Unverständnis und Hilflosigkeit durch neue von Verbundenheit und eigener Gestaltungsfähigkeit zu überlagern. 

Gesund bleiben und rasch wieder genesen, können laut dem Autor nur Menschen, wenn sie in einer Welt leben, in der sie das Gefühl haben, aus sich selbst heraus zu verstehen, was in ihrer jeweiligen Lebenswelt geschieht, in der sie das, was sie verstanden haben, auch umzusetzen und zu gestalten in der Lage sind und in der ihnen das, was sie verstanden haben und selbst gestalten, als sinnvoll erscheint.

Wer seine Lebensfreude verliert, werde zunehmend kränker. Krisen und die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weiter gehen kann, böten die Chance zur heilsamen Verwandlung. Es gehe darum, übernommene Objektrollen abzulegen und zur eigenen Subjekthaftigkeit zurückzukehren, sprich sich nicht mehr länger bevormunden, bewerten und benutzen zu lassen, aber auch selbst andere Menschen nicht mehr zum Objekt seiner eigenen Belehrungen, Bewertungen oder gar Maßnahmen zu machen. Kurzum es geht darum, Würde zu bewahren. 

Gerald Hüther zeigt wie man das Zusammenleben liebevoller gestalten kann und was es heißt, wieder gesund zu werden. Hat man sich erst einmal bewusst gemacht, dass fortdauernde Überbelastung und eine ungesunde, lieblose Lebensweise  uns schadet, ist der Anfang gemacht, um zu gesunden.

Ein tolles Buch. Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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