Axel Hacke, der Autor dieser Publikation ist Schriftsteller und Kolumnist des Süddeutschen Zeitung Magazins. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit zwei Egon-Erwin-Kisch-Preisen.
In diesem Buch, so erfährt man u.a. im Klappentext, gehe es um die Erkenntnis, dass man Gefühl und Vernunft nicht voneinander trennen könne und Gefühle nicht den Falschen überlassen solle.
Axel Hacke nimmt eingangs Bezug zu Bast Kasts Werk "Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft" und erwähnt als gedanklichen Gegenspieler René Decartes, nach dessen Vorstellung das Denken unabhängig von den physischen Gegebenheiten des Denkenden stattgefunden habe. Diese Meinung hielt sich über Jahrhunderte in den Köpfen derer, die sich mit der Thematik befassten, bis der Neurowissenschaftler A.R Damásio mit seinen Arbeiten klar machte, "dass bestimmte Aspekte von Gefühl und Empfindung unentbehrlich für rationales Verhalten sei."
Axel Hacke befragt sein Inneres, wie er sich fühle, schreibt u.a. von seiner Müdigkeit. Da er mit seiner Müdigkeit nicht alleine ist, begründet er: "Wir tragen das Ende einer Gesellschaftsform in unserem Seelenleben aus." Für ihn steht fest: "In uns wütet die Zeit, in der wir leben. Sie erschöpft uns."
Dennoch erlebten wir nicht die letzten Tage der Menschheit, sondern nur eine Krise, in der wir nachdenken sollten, wie wir zukünftig leben sollten. Dem stimme ich zu.
Hacke schreibt folgerichtig über Angst, erwähnt natürlich den Psychologen Fritz Riemann und dessen Standartwerk "Grundformen der Angst" und weiß, dass er seine Angst nicht abschaffen kann, sondern nur seinen Umgang mit ihr.
Hacke informiert über die Entstehung von Gefühlen. Damit diese sich positiv gestalten, sollte man besser immer wieder mal abschalten und sich nicht mit dem Zustand der Welt beschäftigen. So könne man einen defizitär psychischen Haushalt, in dem mehr Energie ausgegeben werde, als hereinkomme beruhigen, um Gefühlskonzepte zu entwickeln, die ihm guttun. Diese Erfahrung habe ich auch gemacht.
Hacke schreibt von Angststörungen und der Tatsache, dass Angst zum Leben gehöre und von Meditation, die ihm hilft, mit seiner Angst zurande zu kommen.
In seinen Reflektionen über Einsamkeit schreibt er: "Jede Diktatur wird bestrebt sein, Menschen voneinander zu trennen und Verlassenheit- die extreme Form von Einsamkeit- zu erzeugen." Das allein sei Grund genug, dass wir radikale Gegner von Einsamkeit sein müssten. Stimmt.
Verbundenheit löse zwar nicht unsere Probleme, sie könne aber helfen. Hacke nimmt Kritik an den sozialen Medien, in denen Angst, Wut, Ressentiments und Ohnmacht gesteigert werden. Die Vereinzelung des Menschen, der ständige Wettbewerb, der Zerfall von Zusammenhalt sei so groß, dass die Menschen ihren Ängsten ausgeliefert seien, jeder für sich.
Sinn den Ängsten entgegenzusetzen, darum geht es. Dies setze aktives Tun voraus. Es gehe um Hingabe und nicht um Erwartungen!
Kränkung, Neid, Ohnmacht und Wut seien seelische Aggregatzustände, die zum Hass führen können. Erkennen und Verstehen hingegen seien die Schlüssel zur Welt und die Schlüssel des Lernens.
Sozialpsychologisch gesehen sei Hass eine Form der Bindung zwischen Menschen. Es könne sogar Hassgemeinschaften geben, beispielsweise einst im Nazi-Deutschland. Hass könne seine Wurzeln in eigenen Gefühlen haben, die mit dem Gehassten nichts zu tun hätten, außer dass er sich als Hassobjekt eigne. All dem kann man nur zustimmen, wenn man aufmerksam Geschehnisse beobachtet.
Dies und vieles mehr entnimmt man den Texten "über unser Innenleben in Zeiten wie diesen", wo es darum geht, wie man von der Angst und Verzweiflung zur Hoffnung gelangt. Angst in Hass zu verwandeln, sei ein prinzipieller Fehler, denn die daraus resultierende affektive Polarisierung führe dazu, dass sich Menschen feindselig gegenüberstehen und nicht mehr in der Lage seien, Diskussionen zu führen. Auf diese Weise werden Freundschaften beendet, zerbrechen Familien und zerfasern Beziehungsgeflechte, resümiert Hacke. Dessen sollte sich jeder bewusst werden.
Sich mit dem eigenen Innenleben auseinander zu setzen, ist stets sinnvoll. Axel Hacke gibt mit seinem Buch den LeserInnen sehr gute Impulse mit auf den Weg,
Maximal empfehlenswert
Helga König
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