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Rezension: "Kann ich? Darf ich? Soll ich?" – Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen- Christoph Quarch-Legenda Q


Autor dieses wunderbaren Buches ist der Philosoph Dr. Christoph Quarch. Er ist u.a. Denkbegleiter, Redner und Platon-Experte, berät Unternehmen, unterrichtet an verschiedenen Hochschulen und veranstaltet Philosophiereisen. Einem breiteren Publikum ist er bekannt mit seiner SWR-Radiokolumne "Der Frühstücks- Quarch", des Weiteren mit seinen Podcasts, Artikeln und Büchern. Er initiierte und gründete zudem im Jahre 2020 die Neue Platonische Akademie (akademie_3.org) zur Entwicklung eines geistigen Paradigmas für das digitale Zeitalter. 

Im vorliegenden Werk beantwortet der Dr. Christoph Quarch eine Vielzahl von Fragen mithilfe namhafter Philosophen(m/w) aus unterschiedlichen Zeitaltern. Dabei geht er wie folgt vor: 

Er stellt eine Frage. Beantwortet diese mit Ja oder Nein. Erläutert anschließend, weshalb ein bestimmter Philosoph, der sich mit dem jeweils durch die Frage fokussierten Thema befasst hat, zu einem Ja oder einem Nein entschieden hätte und stellt dann stets den jeweiligen Philosophen oder die Philosophin mittels eines Kurzporträts vor. 

Bei den Philosophen handelt es ich um: Marc Aurel, Soren Kierkegaard, Thomas von Aquin, Martin Heidegger, Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Immanuel Kant, Edith Stein, Friedrich Nietzsche, Lucius Annaeus Seneca, Hans-Georg Gadamer, Friedrich Schiller, Karl Jaspers, Diotima von Mantineia, Agnolo Firenzola, Socrates, Wilhelm von Humbolt, Aristoteles, Hannah Arendt, Jeremy Bentham, Flora Tristan, Emanuel Levinas, Ralf Waldo Emerson, Albert Schweitzer, Hans Jonas, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schleiermacher, Mechthild von Magdeburg, Gottfried Wilhelm Leibnitz und Pythagoras. 

Die Fragen sind nachstehenden Themen zugeordnet: 
Ich und die Welt 
Ich und die anderen 
Arbeit und Freizeit 
Partnerschaft und Freundschaft 
Eltern und Kinder 
Politik und Gesellschaft 
Umwelt und Natur 
Gott und Religion 

Philosophische Wegweiser beim Finden von Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen können, schaden nicht, wobei man natürlich stets überdenken sollte, ob man nicht selbst aus guten Gründen dennoch zu einem anderen Ergebnis gelangt und weshalb.

Um drei Beispiele zu benennen, möchte ich nachstehende Fragen aus dem Buch und dem, was man dann in der Folge liest, hervorheben.

"Muss ich mit Leuten meine Freizeit verbringen, auch wenn ich sie nicht mag?" Spontan habe ich "ungern" geantwortet. Folgt man Hans Georg Gadamer müsst man die Frage allerdings bejahen. Grund, um sie, was Christoph Quarch ausgiebig über mehr als drei Seiten ausführt, schließlich mit JA zu beantworten, ist die Tatsache, dass wir durch Menschen, die völlig anders als wir sind, lernen und unser Horizont des Geistes und des Herzens sich erweitert, auf diese Weise mithin auch die Seele. Die Bereitschaft sich auf andere einzulassen, war in den Augen Gadamers das eigentliche Geheimnis der europäischen Kultur. Seine Freizeit mit Menschen zu verbringen, die man nicht mag, die einem fremd erscheinen, vielleicht sogar anstößig in ihrem Verhalten sind, bedeutet dazuzulernen und zu erkennen, dass wir uns am Lernen behindern, wenn wir uns nur mit Menschen umgeben, die uns genehm sind, weil sie nicht widersprechen.  Stellt sich die Frage: Habe ich durch Menschen, die ich nicht mag und dennoch Zeit verbrachte, dazugelernt? Ja, habe ich, sogar sehr viel.

In einer Zeit, in der der Egoismus beinahe zur Grundhaltung ganzer Bevölkerungsschichten geworden ist, ist die Frage "Muss man für die Rechte anderer kämpfen?" natürlich mehr als berechtigt. Flora Tristan hätte sie mit Ja beantwortet und es gibt heute Gründe ohne Ende, dies auch heute noch  zu tun. Ihre Anregungen zu lesen, halte ich für sinnvoll. 

Weshalb man sich für Politik interessieren sollte, verdeutlicht Hanna Arendt in ihrem Buch "Vita Activa". Hier schreibt sie, wie Christoph Quarch hervorhebt: "Handelnd und sprechend offenbaren Menschen jeweils, wer sie sind, zeigen aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens, treten gleichsam auf die Bühne der Welt“ und Quarch fügt hinzu, die immer eine öffentliche, politische Bühne ist.

Es stimmt, sich zu zeigen, bedeutet, eigene Überzeugungen und Sichtweisen zu vertreten, sprich politisch zu sein.  Dieser Aufgabe friedlich zu folgen, scheint mir mehr als nur notwendig, war sie es immer, nicht erst seit heute.

Ein gelungenes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle. 

Helga König

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