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Rezension:Über die Wahrheit: Quaestiones Disputatae de Veritate (Gebundene Ausgabe)

Autor dieses Buches ist der Dominikanermönch Thomas von Aquin (1225-1274), der zu seinen Lebzeiten in Paris und Neapel als bedeutendster Theologe und Philosoph galt. Zum Wegbereiter des neuzeitlichen Denkens wurde er deshalb, weil er eine neue Synthese von Philosophie und Glauben schuf.

Sein Werk "Über die Wahrheit" ist von der Philosophin Edith Stein (1891- 1942) übersetzt worden. Das Werk besteht aus redigierten Fassungen von öffentlichen Disputationen zu bestimmten Themen, die Bestandteil der Lehrverpflichtung der Theologen waren. Der vorliegende Band umfasst 29 Fragen mit weit mehr als 250 Artikeln. Diese enthalten die wesentlichen Themen des thomasischen Denksystems. Ihren Namen erhielten sie von der ersten Quaestio "De veritate. Über die Wahrheit"

Ein keineswegs geringer Anteil der Themen, die im Buch behandelt werden, ist erkenntnistheoretischen Fragen gewidmet. Bei diesem Philosophen zeichnet sich übrigens bereits das ab, was später in den transzendentalen Fragestellungen der Neuzeit vollständig zum Durchbruch gelangt.

Bereits in der ersten Quaestio, der Frage über die Wahrheit wird menschliche Geistseele (anima) im gewissen Sinne als das gesamte Sein definiert. Thomas von Aquin war der Meinung, dass der Mensch durch seine Hinwendung zur Außenwelt im Akt des Erkennens vollkommen zu sich selbst zurückkehrt. Der Denker ordnet der menschlichen Person in letzter Instanz freie Entscheidungsfähigkeit zu. Aquin betrachtet es als absurden Widerspruch, dass der Wille eines Menschen fremdbestimmt sein könne.

Die Gnade Gottes ist in den Augen des Dominikaners der tragende Grund für den freien Selbstvollzug des Menschen, der die Zuwendung Gottes bedingt.

Es führt zu weit auf die einzelnen Kapitel des weit über tausend Seiten umfassenden Buches hier einzugehen und den Inhalt akribisch beurteilen zu wollen. Fragen wie etwa "Sind Verstand und Vernunft verschiedene Potenzen?" oder "Kann das Gewissen irren?" sind heute noch so aktuell wie damals.

Es ist spannend, die Antworten des mittelalterlichen Philosophen zu diesen und vielen anderen Fragen zu lesen, nicht zuletzt, weil deutlich wird, dass wir Menschen trotz aller technischen Weiterentwicklung noch immer nach dauerhaft gültigen Antworten auf die wesentlichen Fragen des Seins suchen. Diese aber finden wird wohl nie. "Gibt es Falschheit im Verstand?", "Wird die Welt durch Vorsehung gelenkt?", "Kann jemand wissen, ob er im Besitz der Liebe ist?", "Kann die Seele nach dem Tod erkennen?" 

Wer über solche Fragen im Hier und Heute intensiv nachdenkt, bewegt sich weit entfernt vom Zeitgeist. Das ist schade, denn es ist sehr sinnvoll beispielsweise zu erforschen, ob alle Dinge nach dem Guten streben. Ich vermute, sie tun es schon, auch wenn es mitunter schwer erkennbar ist. 

Ein wirklich interessantes Buch, das ich gerne empfehle.

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