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Rezensionen:Jean-Jacques Rousseau - Notizen zu einem Querkopf (Taschenbuch)

Herausgeber dieses bemerkenswerten Buches ist Prof Dr. André Niedostadek. Er und weitere Autoren haben sich im Rahmen von Essays mit Jean –Jaques Rousseau und dessen Philosophie befasst. Bei dem Buch handelt es sich um Band 100 der Schriftenreihe "Schriften zur Kulturwissenschaft".

Niedostadek thematisiert zunächst das Leben und Wirken des "unangepassten Querkopfes" Jean Jacques Rousseau, wie er den französisch-schweizerischen Philosophen nennt. Der Verfasser des "Gesellschaftsvertrages" überwarf sich in Genf und anderenorts immer wieder mit seinen Gönnern und führte insgesamt ein recht unstetes Leben. Niedostadek skizziert die einzelnen Werke Rousseaus und schreibt auch über den psychischen Zustand des Philosophen, der sich auf Schritt und Tritt beschattet fühlte und das keineswegs grundlos, denn er erregte mit seinen Texten zu seinen Lebzeiten die Gemüter seiner Zeitgenossen immens. Gesagt werden kann aus heutiger Sicht, dass Rousseaus Wirken weit reicht, ob nun "als Vordenker der Französischen Revolution, als Begründer der modernen Pädagogik und der Staatstheorie oder aber als Impulsgeber für aktuelle Fragestellungen der Nachhaltigkeit, (vgl.: S.38)

Der Autor Wolfgang Beck hebt in seinem Aufsatz über Rousseaus Gesellschaftskritik in den "Bekenntnissen" hervor, dass diese nicht bloß eine Rechtfertigungsschrift und ein gefühlsverhafteter Ausdruck des Ich sind, sondern zeitgleich auch ein authentisches Dokument der chronologischen Selbsterforschung. Seinen Ruhm Gesellschaftskritiker erwarb Rousseau durch die "Abhandlung über die Wissenschaften und Künste". Diesbezüglich erfährt man u.a. von Beck Aufschlussreiches. Beck interpretiert die "Bekenntnisse" als eine Art Selbstbeschreibung der Person Rousseaus in der vorrevolutionären, noch überwiegend feudal absolutistischen Gesellschaft Frankreichs. Beck zeigt die wichtigsten Bereiche auf, in denen sich Rousseau "abarbeitet". Das sind in erster Linie Überlegungen zur Bildung, Erziehung, zum Selbstverständnis als Schriftsteller, zu den sozialen Beziehungen, wie auch Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, (vgl. S. 50ff).

Resümierend stellt Beck fest, dass es Rousseau gelingt, in seinen Bekenntnissen uns die Voraussetzungen für die notwendige Vergesellschaftung des Menschen und die diesen vielschichtigen Prozess begleitenden Gefährdungen bewusst zu machen, (vgl.: S.68).

In der Folge erfährt man seitens Manfred Müller mehr über den Skeptiker Rousseau, was die Kunst, den Staat und die (Verwaltungs-) Wissenschaften anbelangt. Man wird seitens weiterer Autoren auf das Bild Rousseaus vom gemeinwohlfähigen Wesen hingewiesen und hier auch auf seine Geißelung des Reichtums, in dem er die Hauptursache des Sittenverfalls sah, (vgl.S.93). Nicht ausgespart bleiben Betrachtungen zu Rousseaus Faszination für Natur und Naturzustand, der ja sehr häufig Thema seiner Schriften war.

Es führt zu weit an dieser Stelle alle Aufsätze im Buch zu beleuchten. Wichtig scheint mir die zentralen Motive im Lebenswerk Rousseaus zu verstehen. Klaus –Michael Beneke hält fest, dass es Rousseau darum ging,"die Liebesfähigkeit der Menschen zu fördern, sie an den Freuden leibhafter und sinnerfüllter Arbeit teilhaben zu lassen, sie durch Erziehung und Bildung "autonom" werden zu lassen und schließlich zu gemeinschaftsfähigen, freien Menschen zu machen." (Zitat. S.137)

Meines Erachtens sind das gute Gründe, sich mit Rousseau zu beschäftigen. Die Notizen zu einem Querkopf sind ein empfehlenswerter Einstieg, zumal sie eine Fülle von Literaturhinweisen enthalten.

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