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Rezension: Herr G. hat Angst- Thorsten Glotzmann- berlin Verlag


Der Autor dieses Buches ist der Journalist, Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen, primär für Arte, Thorsten Glotzmann. Studiert hat er übrigens Philosophie, Deutsche als auch Französische Literatur und besuchte darüber hinaus die Journalistenschule in München. 

Schon auf dem Deckblatt erfährt man, was der Protagonist unternimmt, um seiner Angst Herr zu werden. Er macht eine Reise durch Philosophie, Wissenschaft und Spiritualität. 

Zunächst berichtet Thorsten Glotzmann wie die Angst zu ihm, nicht grundlos von ihm distanzierter formuliert, zu "Herrn G." kam und schließlich seinen Alltag vergiftete, so etwa durch neurotische Kontrollhandlungen, die der Autor ironisierend beschreibt oder hypochondrische Neigungen, die ihn geradezu meschugge machten.

Er berichtet von der fatalen Wirkung des sogenannten "doomscrolling", schreibt davon, sich von Negativ-Schlagzeile zu Negativ-Schlagzeile zu hangeln und geradezu süchtig Weltuntergangsbotschaften aufzusaugen.  Die Pandemie, Krieg und Klima-Panik führten letztlich zu Gefühlen der Ohnmacht und machten Herrn G. beinahe handlungsunfähig. Abstand und Ablenkung taten Not. 

Hier beginnt die Reise von Herrn G. zunächst ins Reich der Philosophie. Er sucht Rat bei den Epikureern, Stoikern und Skeptikern und liest hier vom Vorausbedenken  und  über die  Einübung des Todes. 

Nicht am Besitz zu haften und sich nichts auf ihn einzubilden, diente Seneca der Angstüberwindung. Bei Herrn G. funktionierte dies und anderes nicht überzeugend. Er wendet sich u.a. Kierkegaard zu, lässt den Psychoanalytiker Riemann nicht unerwähnt, dieser schreibt, dass alles Unbekannte neben dem Reiz des Neuen und der Freude am Risiko auch Angst enthält. Angst gehöre zum Erwachsenenwerden.

Herr G. sucht weiter Rat, diesmal bei Schopenhauer, findet aber auch dort nicht wirklich Hilfe, um sich aus seinen Ängsten zu befreien, wendet sich an eine Therapeutin, erfährt von seiner Angststörung, die begünstigt wurde "durch Perfektionismus, Rigidität und die ständige Besorgtheit, ob Leistungen gut genug sind oder ob man das richtige tut." 

Um was es geht, ist die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken und sich bewusst zu machen, dass man in der Vergangenheit auch unter extremen Belastungen noch handlungsfähig war, es immer wieder sein kann und dementsprechend schwierige Phase,  stets aufs Neue zu meistern in der Lage ist. 

Doch trotz dieser Erkenntnisse geht Herr G. weiter auf die Suche und nimmt Nachhilfeunterricht in Biologie und Neurowissenschaft, erfährt hier u.a., was Stress körperlich bewirken kann und welche Wirkung Berührungen haben. 

Des Weiteren lernt er mentale Übungen gegen Angst kennen und versucht auf diese Weise seinen inneren Kritiker zu besänftigen. Sieben Schritte erlernen er und die Leser hierbei, die helfen Angststörungen zu überwinden, darunter -sehr wichtig- der 5. Schritt, der darin besteht, nach Werten zu leben, statt Ziele anzustreben. Natürlich wird im Buch auch begründet, weshalb. 

Schlussendlich geht es auch um Spiritualität in Schritt 7 dann auch um buddhistisches Denken und hier um das Loslassenkönnen, das Ängste minimiert, weil man nichts -selbst das Leben nicht festhalten muss. 

Ach ja, dann lernt Herr G. auch noch, sich für die Liebe zu entscheiden, sich auf diese Weise mit anderen zu verbinden und sich selbst im anderen wiederzufinden. Genau das hilft offensichtlich gegen Angst, hilft sie loszulassen und frei zu werden. 

Ein wirklich lesenswertes, hilfreiches, teilweise sehr amüsant geschriebenes Buch. 

Wer über seine Angst lachen kann, hat sie schon halb überwunden. 

 Maximal empfehlenswert.

 Helga König

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