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Rezension: Schlüsselsätze der #Liebe- 50 kluge Gedanken, die Ihre Beziehung verbessern können. Oskar Holzberg- DUMONT

Autor dieses klugen und dabei sehr flüssig geschriebenen Buches ist der Psychotherapeut, Supervisor und Dozent Oskar Holzberg, dessen Arbeitsschwerpunkt die Paartherapie verkörpert. 

Holzberg schreibt seit 1984 zu psychologischen Themen Texte in Zeitungen sowie Zeitschriften und hier nicht zuletzt die Brigitte-Erfolgskolumne. 

Der vorliegende Ratgeber ist in 7 Abschnitte untergliedert. Diese lauten: Widersprüche, Bindung, Commitment, Liebesvorstellungen, Sexualität, Kommunikation, Frau und Mann. 

Wie Holzberg im Vorwort bereits bekundet, möge man in seinen Texten nicht nach einer Wahrheit, der richtigen Antwort oder der besten Lösung suchen, denn dafür seien Liebesbeziehungen zu kompliziert. Man könne aber Anregungen und Einsichten finden, die uns helfen unseren Weg in unserer Liebesbeziehung leichter und besser zu finden. 

So erfährt man erst einmal, dass rund 70 Prozent aller Probleme in einer Beziehung unlösbar sind. Das sollte man sich gut merken. Der Therapeut verdeutlicht, dass man Beziehungen erst dann sinnvoll führen kann, wenn man versteht, dass es für die meisten Konflikte in einer Partnerschaft keine Lösung gibt, die ein Problem endgültig aus der Welt schafft. Hat man dies erst einmal begriffen, sucht man nach Lösungen, um das Problem leben zu können. 

Wichtig auch ist die Beziehungsregel Nr. 1: "In einer Beziehung kann niemand Recht haben." Wer sie nicht beherzigen möchte, sollte besser alleine bleiben. 

Dass Hilflosigkeit auch helfen kann, hat so mancher Erwachsene vergessen. Schmerz und Ratlosigkeit miteinander zu teilen, ist nämlich ein Bestandteil von Liebe. 

Warum Gegensätze vom Gleichen sich anziehen, erfährt man in der Folge. Es sind letztlich die Ähnlichkeiten, die verbinden. Die Gegensätzlichkeit soll dazu führen, die Sicht aufeinander zu verändern. 

Macht und Ohnmacht sind ein Thema und auch die Tatsache, dass unsere Bindungserfahrungen aus der Kindheit es sind, die uns prägen. Bindungsforscher und Neuropsychologen haben entdeckt, dass unser Gehirn ein soziales Organ ist und unsere Psyche nach positiven, sicheren Beziehungen strebt. Glückliche Beziehungen sind gut für die Gesundheit und Beziehungen mit mangelndem Vertrauen belasten sehr. Diese Erkenntnis ist wissenschaftlich bestätigt worden. Auch hier sollte man seine Schlüsse daraus ziehen und  möglicherweise umdenken. 

Dass Beziehungen heilen können, wird ebenfalls zur Sprache gebracht und zudem, dass man durch positive Beziehungserfahrungen ursprüngliche Bindungsmuster verändern kann. Wer seine Schwächen verbirgt, schafft keine Bindung und wer sich immer nur verteidigt schadet dem Liebesverhältnis, weil er mauert. 

Wissen auch sollte man, dass Konfliktangst Trennungsangst ist und dass man bei Überflutung negativer Emotionen besser im Streit eine Pause einlegt, um zu deeskalieren und einander nicht weiter zu kränken. 

Weshalb die Liebe eine Willensentscheidung ist, macht der Autor in seinem Buch auch deutlich. Zwar wird diese durch Gefühle bestimmt, aber eine lange, vertraute Zweisamkeit liegt letztlich im Zentrum des Lebensentwurfes, den wir geschaffen haben, so Holzberg und den wir zu erhalten versuchen. Die gemeinsame Welt zu erhalten. dem gälte unser Commitment. Liebe sei nicht Erfüllung. Sondern das Erfüllte auszuhalten. 

Holzberg schreibt auch über Krisen und Stadien, die Liebesbeziehungen durchlaufen. Er erklärt zudem, wieso Beziehungen immer vorgehen und das gängige Menschenbild, das von unabhängigen Individuen ausgeht, letztlich absurd ist. 

Beziehungen sind immer in Bewegung, verändern sich also. Damit müssen wir lernen umzugehen. 

Um die Neugierde nicht zu mindern, möchte ich nicht auf alle Punkte im Buch eingehen, empfehle aber speziell das Kapitel "Liebesvorstellungen" zu lesen, das klar macht, dass Liebesbeziehungen eine Herausforderung sind. Weshalb "verstehen" keineswegs bedeutet,  "einverstanden zu sein" und "liebsein" nicht Liebe heisst, sollte jedem einleuchten. Tut es aber leider nicht immer. Wir wissen es alle.

Interessant auch finde ich, was der Autor über Affären schreibt. Sie aufzuarbeiten sei ein langwieriger Prozess, aber Aufarbeitung sei möglich. Affären sind also überlebbar und zerstören in der Regel eine Liebesbeziehung nicht. 

Nicht nur in Beziehungen wirkt ein Wortschwall enervierend, allerdings vertreibt er hier den Partner aus der emotionalen Nähe. Auch das sollte man sich bewusst machen. Dies uns so vieles andere mehr. 

Beziehungen dauerhaft zu leben, heißt in erster Linie aufeinander zu zugehen, besonders dann, wenn die Zeiten rosig sind, denn in schweren Zeiten hält man ja ohnehin zusammen. 

Lehrreich, insofern empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Dumont-Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch bei ihrem Buhhändler um die Ecke ordern. http://www.dumont-buchverlag.de/buch/Oskar_Holzberg_Schluesselsaetze_der_Liebe/16054

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