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Rezension:Wege zur Weisheit: Der Traum vom richtigen Leben (Gebundene Ausgabe)

Hanne Tügel beginnt ihr Buch mit einem Zitat der Königin von Saba, die dort auszuloten versucht, womit man Weisheit vergleichen könne und was sie sei.

Nach einem neugierig machenden Prolog mit dem Titel "Und die mich suchen, finden mich", gliedert die Autorin ihr Anliegen "Wege zur Weisheit" in drei Abschnitte:
Das Ideal
Die Annäherungen
Der Weg

Seit etwa 5000 Jahren geistere, so Tügel, der Begriff Weisheit durch die Weltgeschichte, ohne dass die Gelehrten sich darauf einigen können, wie man ihn einzugrenzen vermöge.

Das Ideal der Weisheit fächere sich in ein Mosaik begehrenswerter Eigenschaften auf. Zu diesen zählen Gelassenheit, Humor, Großzügigkeit, liebevolle Nachsicht für die Unwägbarkeiten des Lebens.

Tügel stellt eine ganze Reihe weiser Menschen aus unterschiedlichen Jahrhunderten und unterschiedlichen Kulturkreisen vor und fragt, was man von ihnen lernen kann.

Was macht einen weisen Menschen aus und weshalb ist das Weisheitsideal seit 4500 Jahren kulturübergreifend lebendig?

Um solche Fragen also geht es in diesem Buch, während die Autorin sich durch die Zeitläufte bewegt.

In der Antike ersannen Weisheitsfreunde ihre Theorien nicht um deren Selbstzweck, sondern um ethisches Handeln zu begründen. Im Buch begegnen uns viele Weisheitslehrer, natürlich auch Salomo und das nach ihm benannte Urteil.

Das moderne westliche Weisheitskonzept orientiert sich nach wie vor an Philosophen wie Sokrates, Platon und Aristoteles. Diese haben die kognitiven Aspekte hervorgehoben, während die östliche Weisheit den Schwerpunkt auf eher emotionale Faktoren legt, (vgl. S.74/75).

Die Delphistudie besagt, dass laut Befragung in den Augen vieler Menschen Weisheit eine persönliche Eigenschaft sei, die man als Form fortgeschrittener geistiger und emotionaler Entwicklung begreifen müsse, die von Erfahrung getragen werde. Sie sei ausschließlich menschlich und könne erlernt werden. Das klingt etwas wage, wird aber durch Salomo (siehe unten) m.E. gut begreifbar.
Gefallen hat mir der Hinweis auf dessen Betrachtungen im Hinblick auf "Timing". Meines Erachtens sind dies die weisesten Aussagen, die ein Mensch je gemacht hat und wenn man ihnen gemäß gelassen und achtsam lebt, ist man vielleicht schon ein wenig weise.

"Ein Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel seine Stunde:

Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist,
hat seine Zeit,
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat
seine Zeit;
herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit."

Klar muss uns sein, dass uns mitunter nur das Warten hilft und wir nichts übers Knie brechen dürfen. Schade, dass man unendlich alt werden muss, um Geduld zu besitzen.

Tügel nennt in ihrem Kapitel "Annäherungen" die Hilfsmittel, mit denen man sich auf Weisheitssuche begeben kann. Dazu zählen Erkenntnislust, Versenkung, Poesie, Eros und Kunst und anderes mehr. Auch liest man Wissenswertes über die Wege, so etwa Achtsamkeit, Humor, Gelassenheit, Geduld und Erfahrung und beginnt zu begreifen, dass Weisheit seinen Preis hat.Sie setzt voraus, dass man bewusst lebt, dass man sich selbst sehr gut kennt, dass man sehr diszipliniert handelt und wirklich begreift und akzeptiert, dass nichts, absolut nichts von Dauer ist. Wer sich mit dieser Tatsache nicht abfinden kann, wird niemals weise werden.

Empfehlenswert.

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