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Rezension: Wenn Kinder den Kontakt abbrechen: Hilfestellung und Strategien einer verlassenen Mutter (Taschenbuch)

Vor noch nicht allzu langer Zeit habe "Funkstille" von Tina Solimann rezensiert. Zum gleichen Thema hat die Diplompolitologin und Dozentin Angelika Kindt ebenfalls ein Buch verfasst. Kindt ist eine Betroffene. Sie wurde ohne Vorwarnung von ihrer Tochter Maya verlassen, die ihr schriftlich das "Eltern-Kind-Verhältnis" aufkündigte.

Das vorliegende Buch "Wenn Kinder den Kontakt abbrechen" ist ein Erfahrungsbericht der verlassenen Mutter, die auch die Erfahrung anderer ähnlich Betroffener schildert, bevor sie die Frage zu beantworten sucht, wer die Eltern sind, die verlassen werden und wie diese Eltern reagieren. So geben betroffene Eltern sich beispielsweise gerne gegenseitig die Schuld und nicht selten sind es die Frauen, die besagte Schuld allein auf sich laden, weil sie ein idealisiertes Bild in sich tragen, wie die perfekte Mutter auszusehen hat, (vgl.: S.83).

Die große Frage des Warum steht natürlich im Raum, darüber schreibt die Autorin ebenso, wie über Elternrollen, das Mutterbild, die Rolle der Väter und vieles andere psychologisch Bedeutsame mehr, um sich und den Lesern schließlich klar zu machen, was Kommunikation eigentlich bedeutet, damit man den Kommunikationsabbruch besser verstehen kann.

Kindt unterstreicht, dass Kommunikation ununterbrochen stattfindet, mit Worten, Gesten, Blicken, der Körperhaltung, dem Tonfall, den wir in unsere Stimme legen. Doch das Gesagte genügt nicht für das gegenseitige Verständnis. Diskrepanzen zwischen gesprochenen Worten und nonverbalen Äußerungen können Unsicherheit und Irritation zur Folge haben. Es ist demnach wichtig, sich klar zu machen, was man kommunizieren möchte und dies sollte man dann auch stimmig zum Ausdruck zu bringen. Konkret heißt das, sich nicht zu verstellen, sondern respektvoll das zu sagen, was man fühlt, (vgl.: S 112).

Die Autorin thematisiert Verweigerung als Form der Kommunikation und auch die Trauerarbeit als Phasen des Verlustes. Hier kommen zur Sprache:

Die Verleugnungsphase
Die Phase der Verbitterung
Die Phase der Verhandlung
Die Akzeptanz

Mir hat gefallen, wie Kindt Menschen, die Ähnliches erleben oder erlebt haben, Mut macht, Betroffene auch zur Reflektion anregt, um durch Verstehen verzeihen und loszulassen zu erlernen. Unversöhnlichkeit führt zu unnötiger Verbitterung sowie Verhärtung und wird der vormals bestandenen Beziehung nicht gerecht.

So sehr es auch schmerzt, man muss Kontaktabbrüche akzeptieren und lernen, diese hinzunehmen, auch wenn man nicht begreift, was der Auslöser für das Verhalten war. Lernen kann man nur für das Jetzt sowie für die Zukunft und hier zeigt die Autorin einen Weg. Dieser Weg ist auf Achtsamkeit begründet. Besagte Achtsamkeit sollte man m.E. in allen Interaktionen an oberste Stelle setzen, wenn man an langandauernden Beziehungen interessiert ist.


Wer schon etwas länger lebt, weiß, dass man diesbezüglich viele Fehler machen kann. Leben Eltern von ihren erwachsenen Kindern getrennt, sollten sie m.E. nicht nur über das Internet kommunizieren, sondern mit den Kindern auch telefonieren. Internetkommunikation ist sehr tückisch. Nirgendwo sonst sind die Missverständnisse so erheblich, nirgendwo sonst finden so viele abrupte Kontaktabbrüche statt.
Empfehlenswert.

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