Dr. Uwe Böschemeyer ist Psychotherapeut der Schule Viktor Frankls und der Entwickler der "Wertimagination" und der "Wertorientierten Persönlichkeitsbildung".
Sein Buch ist in zwei Teile gegliedert. Teil 1 trägt den Titel "Worauf es mir in meiner Arbeit vor allem ankam und nach wie vor ankommt".
Hier schreibt der Autor gleich eingangs von der "Trotzmacht des Geistes" und verweist auf Victor E. Frankl, dessen Schüler er war. Mit dieser "Trotzmacht" sei jene menschliche Fähigkeit gemeint, nicht nur in sich zu gehen, sondern auch stehen lassen zu können. Man müsse sich nicht durch jede kritische Bemerkung eines anderen in Selbstzweifel stürzen und man müsse auch nicht allen Störungen unserer Seele Vorrang gestatten. Es gehe bei der "Trotzmacht des Geistes" um das Bewahren der Freiheit im Inneren, um Sinnerfahrung, die bleiben könne, auch wenn die Vor-Stellungen vom Leben zunichte geworden seien. Wir Menschen könnten "größer" sein als das, was uns klein zu machen drohe.
Dr. Böschemeyer klärt in der Folge über die "Werteimagination" als primäre Methode auf. Dieses von ihm entwickelte empirische Konzept basiere auf der anthropologischen Einsicht Frankls, dass der "unbewusste Geist" die Grundlage des bewussten Geistes sei. Was man unter dem "unbewussten Geist" zu verstehen hat, wird gut nachvollziehbar erläutert und hier auch, weshalb unsere Tiefe hell sei.
Anhand eines Beispiels lernt man eine "Werteimagination kennen", die eine Patientin des Autors zum "Ort des Angenommenseins" führt und zwar unter Führung und Begleitung des "inneren Lebensbejahers".
"Wertimagination" sei ein erprobter Weg zur Überwindung der Selbstentfremdung, zum Erleben der gefühlten Einheit von Leib-Seele-Geist und der Ganzheit des Menschen.
Der Autor schreibt, dass zu den tieftraurigen Erfahrungen zahlloser Menschen ihre scheinbare Unfähigkeit gehöre, verzeihen zu können. Auf Dauer nicht verzeihen zu können, bedeute Mangel an Weitherzigkeit und Güte. Je länger die Fixierung andauere, desto eher könne sich Hass entwickeln.
Dr. Böschemeyer zeigt an Beispielen wie man zu einer berührenden und zugleich treffenden Sprache findet. Auch skizziert er die neun Charaktere des "Enneagramms" und welcher Wert, der jeweilige Charakter in seinem Original und damit seinem wahren Wesen näherbringt. So ist dies beispielsweise beim "Helfer-Mensch", der dazu neigt, es mit der Hilfsbereitschaft zu übertreiben, die Liebe, die auch ihn selbst meint und beim „Erfolgs-Mensch“ die Wahrheit, die er nicht selten “charmant“ auslegt, um Erfolg zu haben.
Gütig zu werden, sei das Ziel der Arbeit an sich selbst. Güte sei das spezifisch Menschliche und gehöre zu den zentralen Themen der werteorientierten Persönlichkeitsbildung. Güte sei gelebte Liebe. Auf den Seiten 60/61 erfährt man dezidiert, wodurch sich ein gütiger Mensch auszeichnet.
Mit diesen Kenntnissen endet der 1. Teil des Buches. Im 2. Teil geht es dann darum, wie Aussöhnung mit einem selbst und dem Leben möglich werden kann.
Wichtig ist es, seinen Negativismus zu überdenken und Widerstand gegen diese negativistische Haltung zu entwickeln, damit das Leben bekömmlicher wird.
Güte sei ein Wert, der primär den Zugang zur Aussöhnung öffne.
Was man unter Aussöhnung genau zu verstehen hat, erläutert der Autor auf den Seiten 58-59. Hier auch hebt er hervor, dass neben der Güte die Vernunft Zugang zur Aussöhnung liefere.
Dann lernt man eine Reihe von Beispielen kennen, wie Aussöhnung durch Güte unser Leben im Alltag verändern könnte und erfährt zudem mehr im Hinblick auf Aussöhnung mit einer schmerzvollen Vergangenheit.
Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, sei wichtig, weil Mitgefühl eine Bedingung dafür sei, gütig zu sein.
Aussöhnung mit einer Gegenwart, die man sich ganz anders vorgestellt habe, sei wichtig, denn je aufrichtiger man mit sich selbst umgehe, umso weniger projiziere man ungelöste Probleme auf andere.
Aussöhnung mit dem eignen Körper, der eigenen Seele und dem eigenen Geist, auch mit chronischen Leiden und mit der Zeit, in der wir leben und vielem anderen mehr, was in diesem Buch zur Sprache kommt, ist sinnstiftend, weil sie uns hell, uns zu liebenden Menschen macht, als die wir gedacht sind von unserem wahren Wesen her. Sich diesem Gedanken und Vorgehensweisen zu öffnen, scheint mir sinnvoll, weil sie zur Befriedung von allem betragen, was unversöhnt, zu unnötigen Problemen führt.
Maximal empfehlenswert
Helga König