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Rezension: Aussöhnung mit uns selbst und dem unvollkommenen Leben- Uwe Böschemeyer-Kneipp Verlag



Dr. Uwe Böschemeyer ist Psychotherapeut der Schule Viktor Frankls und der Entwickler der "Wertimagination" und der "Wertorientierten Persönlichkeitsbildung". 

Sein Buch ist in zwei Teile gegliedert. Teil 1 trägt den Titel "Worauf es mir in meiner Arbeit vor allem ankam und nach wie vor ankommt". Hier schreibt der Autor gleich eingangs von der "Trotzmacht des Geistes" und verweist auf Victor E. Frankl, dessen Schüler er war. Mit dieser "Trotzmacht" sei jene menschliche Fähigkeit gemeint, nicht nur in sich zu gehen, sondern auch stehen lassen zu können. Man müsse sich nicht durch jede kritische Bemerkung eines anderen in Selbstzweifel stürzen und man müsse auch nicht allen Störungen unserer Seele Vorrang gestatten. Es gehe bei der "Trotzmacht des Geistes" um das Bewahren der Freiheit im Inneren, um Sinnerfahrung, die bleiben könne, auch wenn die Vor-Stellungen vom Leben zunichte geworden seien. Wir Menschen könnten "größer" sein als das, was uns klein zu machen drohe. 

Dr. Böschemeyer klärt in der Folge über die "Werteimagination" als primäre Methode auf. Dieses von ihm entwickelte empirische Konzept basiere auf der anthropologischen Einsicht Frankls, dass der "unbewusste Geist" die Grundlage des bewussten Geistes sei. Was man unter dem "unbewussten Geist" zu verstehen hat, wird gut nachvollziehbar erläutert und hier auch, weshalb unsere Tiefe hell sei.

Anhand eines Beispiels lernt man eine "Werteimagination kennen", die eine Patientin des Autors zum "Ort des Angenommenseins" führt und zwar unter Führung und Begleitung des "inneren Lebensbejahers". 

"Wertimagination" sei ein erprobter Weg zur Überwindung der Selbstentfremdung, zum Erleben der gefühlten Einheit von Leib-Seele-Geist und der Ganzheit des Menschen. 

Der Autor schreibt, dass zu den tieftraurigen Erfahrungen zahlloser Menschen ihre scheinbare Unfähigkeit gehöre, verzeihen zu können. Auf Dauer nicht verzeihen zu können, bedeute Mangel an Weitherzigkeit und Güte. Je länger die Fixierung andauere, desto eher könne sich Hass entwickeln. 

Dr. Böschemeyer zeigt an Beispielen wie man zu einer berührenden und zugleich treffenden Sprache findet. Auch skizziert er die neun Charaktere des "Enneagramms" und welcher Wert, der jeweilige Charakter in seinem Original und damit seinem wahren Wesen näherbringt. So ist dies beispielsweise beim "Helfer-Mensch", der dazu neigt, es mit der Hilfsbereitschaft zu übertreiben, die Liebe, die auch ihn selbst meint und beim „Erfolgs-Mensch“ die Wahrheit, die er nicht selten “charmant“ auslegt, um Erfolg zu haben. 

Gütig zu werden, sei das Ziel der Arbeit an sich selbst. Güte sei das spezifisch Menschliche und gehöre zu den zentralen Themen der werteorientierten Persönlichkeitsbildung. Güte sei gelebte Liebe. Auf den Seiten 60/61 erfährt man dezidiert, wodurch sich ein gütiger Mensch auszeichnet. 

Mit diesen Kenntnissen endet der 1. Teil des Buches. Im 2. Teil geht es dann darum, wie Aussöhnung mit einem selbst und dem Leben möglich werden kann. Wichtig ist es, seinen Negativismus zu überdenken und Widerstand gegen diese negativistische Haltung zu entwickeln, damit das Leben bekömmlicher wird. Güte sei ein Wert, der primär den Zugang zur Aussöhnung öffne. 

Was man unter Aussöhnung genau zu verstehen hat, erläutert der Autor auf den Seiten 58-59. Hier auch hebt er hervor, dass neben der Güte die Vernunft Zugang zur Aussöhnung liefere. Dann lernt man eine Reihe von Beispielen kennen, wie Aussöhnung durch Güte unser Leben im Alltag verändern könnte und erfährt zudem mehr im Hinblick auf Aussöhnung mit einer schmerzvollen Vergangenheit. 

Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, sei wichtig, weil Mitgefühl eine Bedingung dafür sei, gütig zu sein. Aussöhnung mit einer Gegenwart, die man sich ganz anders vorgestellt habe, sei wichtig, denn je aufrichtiger man mit sich selbst umgehe, umso weniger projiziere man ungelöste Probleme auf andere. Aussöhnung mit dem eignen Körper, der eigenen Seele und dem eigenen Geist, auch mit chronischen Leiden und mit der Zeit, in der wir leben und vielem anderen mehr, was in diesem Buch zur Sprache kommt,  ist sinnstiftend, weil sie uns hell, uns zu liebenden Menschen macht, als die wir gedacht sind von unserem wahren Wesen her. Sich diesem Gedanken und Vorgehensweisen zu öffnen, scheint mir sinnvoll, weil sie zur Befriedung von allem betragen, was unversöhnt, zu unnötigen Problemen führt.
 
Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Zeiten der Besinnung- Gleichnisse -Viktor E. Frankl- Benevento



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Dies ist das dritte Buch aus dem Benevento- Verlag mit Texten von Viktor E. Frankl, das ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiere. Es enthält eine Fülle von Gleichnissen des Neurologen, zusammengestellt, ergänzt und kommentiert von der Psychotherapeutin Elisabeth S. Lukas mit einem Vorwort von Walter Kohl. 

Es geht also in diesem Buch um Gleichnisse und zwar solche, die, wie Kohl schreibt, den Leser im Kopf als auch im Herzen erreichen sollen. Es geht beispielweise darum, zu erkennen wie wichtig Selbsttranszendenz ist, gemeint, die Wahrnehmung von sinnvollen Aufgaben und - in Konsequenz- die Hingabe an sie.

Wie Lukas im Kommentar zum Gleichnis "Das gesunde Auge" schreibt, meine Selbsttranszendenz die Liebe zu einem Du und in Konsequenz-den Dienst an einem Du. Menschen, die seelisch krank sind, seien nicht in der Lage,  ihre  Aufgaben richtig wahrzunehmen, sondern sehen nur noch sich. Ein solches Leben könne nicht zur optimalen menschlichen Selbstverwirklichung führen. Wer nur sich sieht, dessen Wunden könnten nicht vernarben. 

Der Mensch benötige "ein gewisses, maßvolles Gefordertsein" im Hier und Jetzt, weil dies der Gesundheit zweckdienlich sei. Sinn müsse nicht erfunden, sondern bloß gefunden werden. Es gehe darum, das Gesichtsfeld für den transsubjektiven Sinn der Situation und für reale Werte in der Welt zu erweitern. 

Im Rahmen der Gleichnisse, erfährt man auch mehr darüber, wo Frankl das Gewissen eines jeden Menschen verortet. Dieses echte "Sinn-Organ-Gewissen" kenne weder Angst vor Strafe oder Gier nach Belohnung, denn es sei Intuition, Feingespür und Herzensweisheit. Es sei die Antenne für das Transzendente, das uns durchwehe. 

Das Gewissen sei das in die menschliche Seele "eingebaute“ Sinnorgan", welches die Funktion habe, der jeder einzelnen Situation innewohnenden, in ihr "schlummernden" Sinnmöglichkeit gewahr zu werden. 

Frankl geht es u.a. darum, dass die "Erziehung zum Gewissen" jene zum Gehorsam ablöse, weil nur so wahre Reife stattfinden könne, ansonsten würden wir alle an den "Pathologien des Zeitgeistes" zu leiden haben. 

Immer wieder geht es in den Gleichnissen um den Sinn des Lebens. Sinnerfüllung nach Frankl entsteht aber nicht nur Kreativität und Emsigkeit, sondern auch das passive Leben erfülle mit Sinn. Die Gründe werden im Buch genannt.

Fasziniert bin ich vom Gleichnis mit dem Titel "36 wahrhaft Gerechte". Es erzählt von einem alten Mythos, dass die Existenz der Welt darauf beruhe, dass zu jeder Zeit 36 wahrhaft gerechte Menschen in ihr sind…Der Kommentar von Frau Lukas endet mit den Worten "Einer von 36…vielleicht wohnt er gar in unserer Nähe?"

Der Mensch braucht Aufgaben nach Frankl, ohne erscheint das Leben sinnlos. Wir sind nach seiner Meinung alle verantwortlich im Hinblick auf die Erfüllung sinnvoller Lebensaufgaben und vor dem unsichtbaren Zuschauer. 

Vielleicht besteht die Aufgabe von uns Menschen darin, der Gerechtigkeit mehr Raum zu schenken, damit die Anzahl der wahrhaft Gerechten sich vergrößern kann.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die Antierschöpfungsstrategie- Jörg Berger- Herder




Autor dieses Buches ist der Psychotherapeut Jörg Berger. In seinem Werk geht es darum, Erschöpfungszustände zu überwinden. Dazu zeigt er sieben Wege zur inneren Kraft auf. In seiner Einleitung schreibt der Autor, dass man diese Wege auf einer halben Buchseite im Grunde zusammenfassen kann. Das macht er übrigens auch. Dennoch umfasst sein Werk rund 200 Seiten und diesen kann man viel Hilfreiches und Kluges entnehmen, vor allem auch gute Übungen, die dazu führen, Erschöpfungszustände zu überwinden. 

Der Autor erinnert daran, dass unser Körper unsere Lebensgrundlage verkörpert. Insofern ist es sinnvoll, die Anti-Erschöpfungsstrategie zunächst auf ihn anzuwenden. Dazu erfährt man mehr im ersten Kapitel. Des Weiteren geht es um den Selbstwert und wie man diesen befreit. Selbstoptimierung führt früher oder später zur Erschöpfung. Das hört und liest man ja immer wieder und dennoch werden viele Opfer besagten Teufelskreises: Schöner, besser, größer...  

Der Autor rät u.a. dazu, den inneren Kritiker (Antreiber) zu erkennen und ihm zu widersprechen, ihn schlussendlich zu entlassen. Um dies zu Wege zu bringen, helfen lt. Berger zwei Gefühle. Bei einem der Gefühle handelt es sich um ein Mitgefühl mit sich selbst. Abgrenzung zu diesem inneren Kritiker helfe dabei. Bewusst müsse uns werden, dass wir die Macht haben, zu wählen, wer und was uns Wert gibt. In diesem Zusammenhang schreibt  Berger von der Ablösung von der Elternbeziehung und zeigt, woran man diese erkennt, nennt auch Zeichen der Ablösung von anderen Beziehungen und erhält eine Schritt-für Schritt-Anleitung wie man von kindlichen Gefühlen zur erwachsenen Stärke gelangt. 

Sehr gut beschrieben, sind die Menschen, die uns Kraft kosten, Es handelt sich hierbei um Grenzüberschreiter, Abwerter, Blender, Rächer, Energieräuber, Vermeider und Einschüchterer. Erläutert auch wird, wie man mit solchen Charakteren umgehen sollte. Ach ja, sehr gut auch ist im Buch die Checkliste im Hinblick auf Menschen, die uns nicht guttun und die Frage, ob eine/r der Persönlichkeitstypen eine verhängnisvolle Anziehung auf einen ausübt. Sich darüber bewusst zu werden, hilft, frühzeitig Grenzen zu ziehen und zu erkennen, was Ursache  dieser verhängnisvollen Anziehung ist. 

Der Autor schreibt auch vom Loslassen und zeigt wie man dies üben kann. Überflüssiges loszulassen, dabei keine Entzugserscheinungen zu haben, bringt uns unserer inneren Kraft näher. Warum weniger mehr ist, wird spätestens nach den entsprechenden Ausführungen des Autors klar. 

Im 6. Weg empfiehlt Jörg Berger furchtlos seine Schattenseiten zu leben, d.h. u.a. mit Misserfolgen gelassen umzugehen, eigene Aggression, Neid und Egoismus zu erkennen, denn dann schiebt man sie nicht mehr anderen zu. Wer seine Fehler erkennt und zunächst mal akzeptiert, lernt anders damit umzugehen und verträglicher zu sein. 

Auch über Spiritualität schreibt Berger im Zusammenhang mit der Antierschöpfungsstrategie. Hier kommt das Ego ins Spiel, dessen Ballast abzuwerfen, ist eine gute spirituelle Übung. 

Was noch? Täuschungen zu durchschauen, das ist wirklich wichtig, um nicht zu erschöpfen, sei  Täuschungen über sich selbst oder durch andere oder anderes. Wie der Autor hervorhebt, helfe Achtsamkeit die Wirklichkeit so anzunehmen wie sie ist. 

Dies sind nur einige Anregungen des Buches, Schlafen und Ausdauersport sind weitere Themen aber auch Übungen zur Gefühlsregulation, denn nicht allen belastenden Lebensumständen kann man entkommen. Entkommen allerdings kann man allerdings der Erschöpfung; Jörg Berger zeigt, wie dies möglich ist.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Aus der Angst in die Kraft- Dr. Gabi Pörner- fischer&gann


"Angst beginnt im Kopf, Mut aber auch!" lässt Dr. Gabi Pörner auf der Rückseite ihres vorliegenden Buches  die Leser wissen. Die Autorin ist Psychologin und Pädagogin und coacht seit vielen Jahren Führungskräfte, Spitzensportler als auch Privatpersonen im deutschsprachigen Raum. Ihr Buch ist in 13 Kapitel untergliedert. Diesen ist eine umfangreiche, erläuternde Einleitung vorangestellt. 

Worum geht es? 

Es geht darum, die eigene Angst besser zu verstehen, um auf diese Weise sicherer mit ihr umzugehen, sie für sich zu nutzen und das eigene Leben aktiv, erfüllt und erfolgreich zu gestalten. Deshalb lernt man praxiserprobte Werkzeuge und hilfreiche Übungen kennen, die dabei helfen, das Leben leichter auf die Reihe zu bekommen. 

Zunächst erläutert die Autorin, was Angst überhaupt ist, verdeutlicht, dass sie die Ursache der meisten Konflikte sei und zu chronischen Sorgen, psychischen Problemen, als auch Phobien führen könne. Man erfährt, wann Angst entstehen kann, aber auch, wodurch sie zu Stande kommt. Des Weiteren lernt man Anzeichen von Angst kennen. Hier geht es um körperliche aber auch mentale und emotionale Anzeichen. Wer kennt sie nicht, die Konzentrationsschwierigkeiten, wenn sich Gedanken im Kreis drehen, weil man sich immer mehr in Katastrophenfantasien verstrickt? 

Wichtig ist, sich der Angst bewusst zu werden und dies machen die Übungen und Fallbeispiele im Buch möglich. Klar wird aber auch, was geschieht, wenn man trotz Angst erfolgreich handelt. Sehr gut aufgezeigt wird der innere Prozess der Angst, zudem der hohe Preis, den man langfristig für seine Angst zahlt. Dass man Angst auch als Chance für persönliches Wachstum begreifen kann, wird ebenfalls sehr gut vermittelt. Auch gut nachvollziehbar sind die Chancen für besagtes Wachstum aufgelistet. Angst kann also Bremse oder Entwicklungschance sein. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, ist ein weiteres Thema. Auch hier wieder gibt es eine sinnvolle Übung. 

Bewusste Selbstwahrnehmung, das muss man sich vergegenwärtigen, ist der Schlüssel für innere Kraft. Dem stimme ich zu und füge an, auch eine Chance eigener Dummheit zu entgehen. Man sollte Seite 63/64 mehrfach lesen, denn dann vertieft sich die Erkenntnis, welche Vorteile bewusste Selbstwahrnehmung für einen haben. Das Rezept hierzu, wird ebenfalls geliefert, auch hier gilt, innezuhalten und in der Folge das Gelesene einzuüben. Im Jetzt zu leben und die Gedanken genau darauf zu konzentrieren, löst viele Ängste auf. Wie es funktioniert, mit allen fünf Sinnen in der Gegenwart zu leben, zeigt die Autorin in einer Übung. 

Man wird des Weiteren über Glaubenssätze unterrichtet, die Ursachen von Angst und Vertrauen sein können. Solche Glaubenssätze werden näher vorgestellt. Es werden in der Folge dann Merkmale von Glaubenssätzen aufgezeigt und deren vor- sowie Nachteile benannt. Das Wichtigste dieses Kapitel wird analog zu den anderen Kapiteln in einem Merkkasten hervorgehoben.

Man lernt aber auch, wie man ermutigende Glaubenssätze entwickelt oder bisherige umformuliert. Nicht nur dies, sondern viel anderes Wissenswerte in punkto Glaubenssätze lernt man kennen, bevor man einüben kann, wie man seine Stärken festigt, genauer sie erst einmal aktiviert und sie dann nutzt.

Auch sehr gut erklärt wird, weshalb es wichtig ist, sich konkrete Ziele zu setzen und wie man dieser mittels der von der Autorin entwickelten Klarformel hirngerecht formulieren kann. Auch Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel werden fokussiert und begreifbar gemacht, wie man mit Fehlern und Niederlagen umgehen sollte, ohne in den Angstmodus zu verfallen. 

26 Übungen helfen den Lesern aus ihrer Angst in die Kraft zu gelangen, wobei konkrete Furcht vor was auch immer, gewiss einfacher überwindbar ist als diffuse Angst. 

Alles in allem ein sehr, sehr gutes Buch. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Wie Heilung gelingt- Die Seele von Schuld und Scham befreien- Heinz-Peter Röhr- Herder



Dieses Buch des Pädagogen und Sachbuchautors Heinz-Peter Röhr befasst sich mit spiritueller Heilung und damit wie man mittels Selbstheilungskräften Krankheiten überwinden kann. Bereits Platon stellte fest "Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen" und genau um diesen Ansatz geht es. 

Der Glaube sei für den Heilungsprozess von zentraler Bedeutung und Placebos seien der Beweis, dass der Geist Materie verändern könne. Wissen müsse man, dass die Selbstheilungskräfte durch Stress, Unzufriedenheit, Pessimismus, Leid, Schuld und Angst gestört werden. Von daher sei Optimismus so wichtig für den Heilungsprozess. 

Der Autor schreibt über das Grundbedürfnis nach Transzendenz sehr erhellend, auch über Schuldgefühle, die krank machen, schreibt darüber, weshalb es wichtig ist, die Liebe Gottes erfahr- und fühlbar werden zu lassen und wie man den inneren Heiler weckt. Dieses setzt das Bitten um Heilung voraus. 

Ein großes Thema im Buch ist der Befreiung aus dem Gefängnis der Kindheit gewidmet. Hier geht es um die Punkte: Das Kind als Partnerersatz, narzisstischer Missbrauch, der Terror des Leids und Misshandlung. All dies belaste das Selbstwertgefühl und die Selbstliebe. 

Es werden eine Reihe destruktiver Programme zur Sprache gebracht. Hier beispielsweise: sich von Kind an als Verlierer zu fühlen, Zurückweisungen, Verletzungen, Kränkungen und Vernachlässigungen.

Wer diese geheimen Programme mit sich herumschleppe, könne beispielweise leicht zu einem Spieler werden. Weshalb das so ist, wird gut erläutert. 

Gezeigt wird, welche typischen Gegenprogramme eingesetzt werden, um die geheimen Programme zu relativieren, aber auch, welche neuen Programme möglich sind, um das Selbstwertgefühl tatsächlich zu stärken. Wichtig sei zu erkennen, dass man unschuldig an den eigenen destruktiven Programmen aus der Kindheit ist, jedoch dennoch Verantwortung für die inneren Programme habe. 

Weiter zeigt der Autor, wodurch Selbstheilungskräfte blockiert werden. Wichtig sei, eine Krankheit zunächst anzunehmen, wenn man sie loswerden wolle. Erläutert wird auch, weshalb Optimismus von zentraler Bedeutung sei und weshalb fast immer bei Pessimisten ein mangelndes Selbstwertgefühl feststellbar sei. Neben Pessimismus schwäche auch Einsamkeit das Immunsystem. Zudem sei Stress ein Feind der Selbstheilungskräfte. Sie würden durch ihn blockiert. 

Selbstabwertung sei Gift für die Gesundheit, hingegen könne Spiritualität die Selbstheilungskräfte verstärken. Die stärksten Faktoren für Glück sind erlebte Wertschätzung und das Gefühl, nicht ausgebeutet zu werden. 

Dies uns vieles mehr wird im Buch ausgiebig reflektiert und hilft dabei, zu gesunden, wenn wir erkrankt sind. Bewusstmachen und versuchen, sich spirituellen Wegen zu öffnen, scheint mir sinnstiftend zu sein. Neue Möglichkeiten einzuüben, ist bei allem wichtig. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Du bist größer als deine Selbstzweifel- Gabi Pörner-Kösel



Die Autorin dieses Buches, Dr. Gabi Pörner, ist Psychologin, Expertin für Persönlichkeitsentwicklung, effektive Selbstführung und Veränderungskompetenz. Dabei macht sie eingangs bereits deutlich, dass man beim Zweifeln nicht mehr eins mit sich selbst ist, man mindestens zwei Optionen besäße, aber noch keine klare, eindeutige Bewertung und Begründung gefunden habe, für welche der Möglichkeiten man sich entscheiden wolle, man gewissermaßen hin und her schwanke. 

Dr. Pörner erklärt, welchen Sinn Zweifel haben und wann diese förderlich oder das Gegenteil davon sind. Soviel nur: Hinderliche Zweifel führten zu Selbstzweifeln, würden zudem unser Selbstvertrauen schmälern und unser Selbstwertgefühl unterminieren. Wie im gesamten Buch gibt es hier ein Fallbeispiel und Übungen, die dazu verhelfen Selbstzweifel zu überwinden. 

Ein Thema ist der innere Kritiker und das verletzte Kind. Begriffe, die den meisten geläufig sein dürften. Dabei lernt man anhand einer Übung sehr gut, mitfühlend für sein verletztes Inneres zu sorgen.

Nach einem ersten Interview geht es dann weiter mit der Selbstwahrnehmung. Die Autorin nimmt die Leser mit durch direkte Fragen an sie und motiviert auf diese Weise zur Selbstreflektion. Sie zeigt in der Folge, wie man sich besser wahrnehmen kann, sowohl was die eigenen Gedanken, Gefühle, den Körper aber auch das Verhalten anbelangt. Es ist wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein, wenn wir uns beispielsweise fragen "Wie reagierst du, wenn ein anderer eine völlig andere Meinung vertritt als du selbst?" Denn nur so lernen wir uns von Gewohnheiten zu trennen, die uns mehr schaden als nützen.

Man erfährt u.a. auch, was hilfreich für die bewusste Selbstwahrnehmung ist und hier scheint mir vor allem der Punkt "Nicht werten, nicht urteilen“ wichtig zu sein. Wie Dr. Pörner nicht grundlos schreibt, sei das ehrliche Anerkennen der eigenen Gedanken, Gefühle, Empfindungen und Handlungen essenziell für die bewusste Selbstwahrnehmung und sie verdeutlicht auch weshalb. 

Die Autorin macht den Lesern auch bewusst, wieso wir uns mitunter schwertun, uns auf Neues einzulassen und wie wir uns vor Verletzungen schützen. Bei den einzelnen Punkten, die hier beleuchtet werden,  helfen Fallbeispiele und Übungen sich aus dem herauszuarbeiten, was leidige Selbstzweifel zum Ergebnis hat. So lernt man beispielsweise mit "Abwertung" besser umzugehen oder auch zu entidealisieren. Vor allem lernt man, Projektionen zu erkennen. Vor diesen sollte man sich tunlichst hüten, denn sie schaden der Selbstwahrnehmung und schüren am Ende Selbstzweifel. 

Ein weiteres Thema ist Achtsamkeit, die die Autorin als zentralen Schlüssel für Zufriedenheit begreift. Sie schreibt sehr gut verständlich über die Sicherheitssysteme in unserem autonomen Nervensystem und hilft durch Übungen diese zu stabilisieren. Weiter verdeutlicht sie, dass Verbundenheit der beste Schutz vor Verletzungen sei. Zu begreifen, dass wir alle in einem Boot sitzen, ist mehr als notwendig, wenn wir, dass alles stemmen wollen, was der Klimawandel uns aufzubürden droht. 

Die Autorin zeigt, was wir durch Verbundenheit gewinnen, auch welche Möglichkeiten es gibt und verdeutlicht, was Sicherheit und Verbundenheit in der Kommunikation bewirken können. Selbstzweifel minimieren sich ganz gewiss. Diese Erfahrung dürfte jeder kennen. Aber es geht ja ums Bewusstmachen. 

Sehr gut gefallen haben mir Gabi Pörners Gedanken mit dem Titel "Du kannst jetzt keinen Fehler machen!" Offen mit Fehlern umzugehen, sich diese auch zu vergeben, ist der Weg,  nicht an sich zu verzweifeln und weiter seinen Weg zu gehen. Sich selbst und anderen verzeihen zu können, schafft innere Stärke, dessen bin ich mir sicher. Auch teile ich die Meinung der Autorin im Hinblick auf Selbstverantwortung. Es stimmt, wer selbstverantwortlich handelt, ist in seiner Stärke und Kraft. Auch sind selbstverantwortlich handelnde Menschen zuverlässig, anpackend und in der Lage unerwartete Hürden zu überspringen. Ob sie hierfür immer geachtet und geschätzt werden, sei dahingestellt. Viel Neid und Missgunst gibt es leider, die zu unschönen Handlungen führen, vor allem zu übler Nachrede.

Wie auch immer, wer seine Selbstzweifel in den Griff bekommt, das vorliegende Buch hilft sehr gut dabei, lässt sich selbst von Neider und Missgünstigen nicht mehr bremsen und geht selbstbewusst seinen Weg. 

PS: Die in das Buch integrierten Interviews sind sehr lesenswert. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die eine Menschheit- Appelle für den Frieden-Viktor E. Frankl



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Dieses Buch beginnt mit einem Vorwort von Wolfgang Schüssel und einer Einleitung von Elisabeth Lukas, die den Titel "Frankls Friedensappell" trägt. Frau Lukas ist eine der ältesten Schülerinnen von Viktor E Frankl. Sie hat seine praktische Anwendung der Logotherapie weiterentwickelt und schreibt sehr kenntnisreich in dieser Einleitung über Frankls Sicht als Psychiater, auch als KZ-Überlebender und geht der Frage nach, was der Glaube an die eine Menschheit bewirken kann. Dabei sei die zentrale Frage nicht, wie lange die Menschheit fortbestehe, sondern, ob sie während ihres Bestandes Sinnvolles intendieren, schaffen und hervorbringen werde. Sinnvolles könne nur Mitmenschlichkeit und Frieden zum Ergebnis haben. Dies ein Kerngedanke Victor Frankls.

Es folgen diverse Texte, die Friedensappelle von Viktor Frankl zum Gegenstand haben, für den menschliche Existenz durch ihre Selbsttranszendenz charakterisiert ist. Seiner Erfahrung nach, ist es uns Menschen möglich,  in Freiheit und Würde zu entscheiden, wer wir sein wollen, "Friedensstifter" oder "Leidensvermehrer". 

Der Hauptteil des Buches ist Texten unterschiedlicher, hochkarätiger Autoren gewidmet, die sich mit der Frage befassen, was uns Frankls, der laut Annemarie Moser, ein glühender Pazifist war. Friedensappelle heute bedeuten könnten. 

So wird ein praktischer Leitfaden aus den Texten Frankls vorgestellt zur Frage "Wie lebe ich Frieden?" Es geht darum, zu lernen mit seiner Wut umzugehen, sich bewusst zu werden, dass man leidvermehrend reagieren, aber auch hoffnungsvermehrend agieren kann in Richtung friedvoller Konfrontation. Letzteres gelingt nur, wenn man Abstand zu seiner Emotion gewinnt. Wie das funktioniert, bleibt nicht unerwähnt. 

Erläutert wird auch wie Verständigung gelingt und wie man nach Frankl zu einer friedlichen Lösung kommt. Frieden beginne immer bei uns selbst und im eigenen Leben. Dabei muss einem bewusst sein, dass Friedfertigkeit zu leben, nicht nur heißt, niemanden anzugreifen, sondern dass  es auch darum geht, wie man sich verhält, wenn man angegriffen wird. 

Den Textbeitrag des Philosophen Christoph Quarch mit dem Titel "Die Mutter allen Lebens. Ohne Friede keine Humanität- Oder Warum Frieden menschlich ist"  habe ich mit besonders großem Interesse gelesen, weil er inhaltlich sehr komplex und lehrreich ist. #Quarch erwähnt zahlreiche bereits verstorbene Philosophen, die sich Gedanken zum Thema Frieden gemacht haben. Hier zeigt er auch, dass zwischenzeitlich dem Menschenbild des "Homo oeconomicus" der naturwissenschaftliche Boden entzogen ist. Das Leben funktioniere mehr nach dem Prinzip des Miteinanders als nach dem Prinzip des Gegeneinanders. Weil der Mensch in Wahrheit ein Wesens des Friedens sei, sei es für den Frieden einzutreten und Frieden zu erstreben, keine Frage von Gut und Böse, sondern von wahr oder falsch. Es gehe also nicht darum, zwischen Gut oder Böse zu entscheiden, sondern zwischen Sinn und sinnlos. Sobald menschliches Dasein nicht über sich selbst hinausweist, werde Am-Leben-bleiben sinnlos, sogar unmöglich. 

Nach Frankl sei Frieden die Möglichkeit, sich für den Menschen zu entscheiden, weil Frieden dem Grundprinzip des Lebens folge. 

Lesenswert auch ist der Textbeitrag von Walter Kohl, der drei Gedanken zu Viktor Frankls Friedensappell ausführt. 

Auch Birgit Mosser-Schuöcker befasst sich in ihrem Textbeitrag mit Gedanken von Frankl, vor allem, dass es um Versöhnung und nicht um Rache geht. Das Vermächtnis von Viktor Frankl sei, dass Hass nicht mit Hass vergolten werden solle, die Kette des Hasses – von Generation zu Generation weitergegeben- reißen müsse. Dem kann man als vernünftiger Mensch nur zustimmen.

Sehr gut ist der Textbeitrag von Elisabeth Lukas mit dem Titel "Pax und Logos. Die Bedeutung von Versöhnung und Frieden." Versöhnung sei für unser Heilbleiben und für das geistige Überleben absolut notwendig. Es müsse uns klar werden, dass die letzte Alternative zum Frieden Unauffindbarkeit sei.

Wer unversöhnt bleibe, erstarre und schade sich damit selbst. In Starre gefriere jeglicher Sinn im Ansatz. Auch das  muss uns  bewusst werden, wie  auch die Tatsache, dass Friede der einzige Weg ist und  Krieg ins Museum gehört, wenn wir Victor Frankls logotherapeutischem Ansatz folgen.  Diesem zu folgen, scheint mir der einzig gangbare Weg, wenn wir  als Menschheit auffindbar  bleiben wollen.

 Maximal empfehlenswert 

Helga König

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 Helga König

Rezension: Der kleine Buddha auf dem Weg zum Glück- Claus Mikosch-Herder


Claus Mikosch, der Verfasser dieses Werkes, das bereits durch seine ansprechende Gestaltung neugierig macht, ist ein vielgereister Autor und Filmemacher. Seinen Bücher über den kleinen Buddha, es sind bereits fünf aus der Reihe erschienen,  war allen großen Erfolg beschieden. Für mich ist die vorliegende Publikation - eine Sonderedition des ersten Bandes- ein Novum. Gleichwohl: Schon nach wenigen Seiten war ich von der Lektüre so angetan, das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. 

Woran es mich erinnerte? An die Erzählung "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry. Der Inhalt ist ebenso lebensklug und wird genauso kurzweilig vermittelt und doch ist er anders, weil in den Geschichten buddhistisches Gedankengut eingeflossen ist. 

Der kleine Buddha, ein liebeswertes Geschöpf, das durch seine freundliche Neugierde überaus sympathisch daherkommt, entschließt sich auf Reisen zu gehen, um zu erfahren, was im Leben tatsächlich zählt. Dabei hat er kein bestimmtes Reiseziel und bereitet sich auch nicht akribisch auf sein Vorhaben vor, sondern er geht einfach und lässt sich während seiner Reise auf alles, was ihm begegnet und dies sind in erster Linie Menschen, neugierig ein. So vermitteln ihm zwölf Personen im Rahmen von zwölf Geschichten zwölf Geheimnisse (#Lebensweisheiten), darunter die Geheimnisse, offen zu sein, auch warten zu können, im Jetzt zu leben und das Leben mit Freunden zu teilen. 

Besonders gut hat mir die Geschichte mit dem Titel "Der kluge Professor…" gefallen, wobei ich den Inhalt keinesfalls verraten möchte. Speziell angesprochen hat mich der Gedanke "Jeder lernt genau das, was er für seine Lebenssituation braucht. Spezielles Wissen, das zum Überleben notwendig ist.“ Ein wichtiger Merksatz! Doch Wissen sollte niemals zu Hochmut führen, sondern eher zum Gegenteil, wenn man begriffen hat, dass wir niemals alles wissen können und insofern ewig Lernende bleiben. Nur so können wir anstehende Probleme lösen.

In einer der Geschichten sagt die Person, die der kleine Buddha kennenlernt "Ich versuche Menschen zu ermutigen, ihre Probleme weder zu ignorieren noch zu bekämpfen." Als Merksatz fügt der Autor hinzu: "Wenn du ein Problem ignorierst, wird es größer, weil es anfängt nach Aufmerksamkeit zu schreien. Und wenn du es bekämpfst, dann wird es zurück kämpfen.“ 

Was man tun soll? Das Problem zunächst akzeptieren, um sich so von ihm zu befreien, weil ein Raum für eine neue Erfahrung entstanden ist. 

Kurzum: Viele kluge Gedanken werden in diesem Buch in wunderschönen Geschichten präsentiert. Diese Gedanken zum eigenen Erfahrungsschatz zu machen, ist ein sinnvolles Unterfangen.

Deshalb auch: Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Angepasst-Strebsam-Unglücklich- Die Folgen der Hochleistungsgesellschaft für unsere Kinder- Margit Stamm. Kösel



Margit Stamm, die Autorin dieses Buches ist Professorin em. für Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg (Schweiz) und Direktorin des Forschungsinstituts Swiss Education. Gastprofessorin ist sie im In- und Ausland, darüber hinaus ist sie in verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten von nationalen und internationalen Organisationen tätig.

Worum geht in diesem Buch? Es geht darum aufzuzeigen, was unsere optimierende Konkurrenzgesellschaft mit den Kindern macht. Es geht um Überleistung, darum, dass manche Kinder unentwegt hochleistunsgbereit seien und Ergebnisse liefern sollen, die nicht selten über ihrem Motivations- und Fähigkeitsniveau liegen würden. Mitunter gelte dies auch für ihre anspruchsvollen Freizeitaktivitäten. Kinder, die mehr leisten müssten als sie eigentlich könnten, dürften nicht "normal" sein, weil Scheitern verboten sei. Insofern würden bei solchen Kindern schlechte Noten mit zusätzlichem Engagement ausgebügelt oder es werde nach einer Lernstörung gesucht, um nicht zufriedenstellende Leistungen zu legitimieren, liest man in der Einleitung.

Zu hohe Erwartungen, ein angeschlagenes Selbstbewusstsein, die Angst vor Fehlern- dies seien die Merkmale, die Kinder zu Überleistern werden lassen. Solche Kinder könnten kaum eigenmotiviert Interessen entwickeln, werden immer abhängiger von der Unterstützung durch Dritte, verlören mitunter sogar ihre Freunde. 

Das Bildungssystem selbst sei der eigentliche Motor von Überleistung, welches auch außerschulische Leistungsoptimierung anheize. Als Folgen nennt die Autorin: hohe Selbstzweifel, wenig Selbstvertrauen und ein niedriges Gefühl für Selbstwirksamkeit. 

Vier Faktoren von Überleistung werden anschließend Folge näher beleuchtet. Als vierter Faktor werden zu viele Selbstzweifel und zu wenig Selbstvertrauen genannt. Überleister seien nicht erfolgs- sondern misserfolgsorientiert. 

Das Buch enthält 14 Kapitel, die 4 Abschnitte zugeordnet sind. Bei diesen Abschnitten handelt es sich um: 

-Gesellschaft und Bildungssystem: Katalysatoren von Überleistung 
-Typen von Überleistern und ihre Merkmale 
-Eltern als Maximierer 
-Das authentische Kind 

Ein Kapitel im 1. Abschnitt handelt von den Optimierungsstrategien in der Hochleistungsgesellschaft. Wie die Autorin hier schreibt, habe mit Blick auf die kindliche Entwicklung das Optimierungskonzept seine grundlegende Ethik verloren, da es den Seelenhaushalt des Kindes übermäßig strapaziere. Es bliebe keine Zeit für Seelentrost. Optimierung ziele auf die Formbarkeit des Individuums und selten auf das, wozu es fähig sei und was seine Neigungen und Eigenheiten ausmachten. Für das freie Spiel jenseits der Erwachsenenkontrolle bleibe den Kindern immer weniger Raum. Es mache nur noch 5% der Wochenendaktivitäten aus.

Je höher der Status der Eltern ist, desto größer die Bildungsambitionen im Hinblick auf ihre Kinder. Nicht selten seien diese Kinder überfordert, weil ihre tatsächlichen Fähigkeiten den Ambitionen der Eltern nicht gerecht werden könnten. Die Autorin zeigt, dass aufgrund durchschnittlicher Intelligenz mindestens ein Drittel der Schüler eigentlich nicht aufs Gymnasium gehöre. Die mindere Intelligenz werde versucht, mit Überleistung wettzumachen. 

Gezeigt wird weiter, weshalb Kinder in Schulen landen, wo sie eigentlich nicht hingehören und es wird darauf hingewiesen, dass es keine einheitliche Gruppe von Überleistern gibt. Vier Typen werden genannt und sehr gut beschrieben. Bei diesen handelt es sich um: 

-Die zum Erfolg Geführten 
-Die unter Druck Stehenden 
-Die ambitionierten Aufsteiger 
-Die intrinsisch Motivierten 

Self-Handicapper unter den Schülern beispielsweise betrieben Selbstsabotage, um als Überleister noch durchatmen zu können. Immer wieder zeigt sich, dass Überleister wenig Selbstvertrauen und viele Selbstzweifel haben. 

Man erfährt mehr über die Psychologie der Elternkontrolle in Kapitel 9 und kann sich darüber klar werden, dass bessere Leistungen und höheres Interesse ohne eine kontrollierende Haltung der Mütter/Väter aber auch ein höheres Selbstbewusstsein des Kindes u.a. mehr in Untersuchungen festgestellt wurden. 

Was alles untauglich ist, um Kinder zu wirklich guten Schülern zu machen, wird ausführlich erläutert und man lernt die Grundlagen für eine authentische Entwicklung kennen, die angestrebt werden sollte. Es wird zudem das Recht des Kindes auf die Entwicklung seines Potentials erörtert. Wie die Autorin schreibt, sind Noten kein Ausweis, kein unbestechliches Merkmal dafür, was ein Kind kann. Es sei wichtig, die Autonomie zu fördern, dem Kind Zeit zu geben. Es habe ein Recht auf die Entwicklung von Lebenskompetenzen, ein Recht auf seinen Selbstwert, der wichtig ist für sein weiteres Leben. 

Das Kind müsse sich und seine Fähigkeiten und vermeintlichen Schwächen akzeptieren lernen. Das funktioniere nur, wenn es lerne mit Niederlagen umzugehen, wenn es lerne, sich durch Misserfolge nicht entmutigen zu lassen. 

Dies bedeutet aber, dass es ein Ende haben muss mit den Optimierungszwängen, die, wie das Buch zeigt, mehr Schaden als Nutzen anrichten. Kinder brauchen Zeit sich auszuprobieren, müssen Zeit haben, um zu spielen und zu träumen, Zeit ihre Gaben zu entdecken. Dies sollten sich alle, die an der Erziehung von Kindern beteiligt sind, bewusst machen. Es geht um das Wohl des Kindes, das ein Recht hat, glücklich zu sein.

Maximal empfehlenswert 
Helga König

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Rezension: Die großen Fragen des Alterns- Wolfgang Schmidbauer-Ecowing



Wolfgang Schmidbauer, der Autor dieses Buches, ist einer der bekanntesten Psychoanalytiker Deutschlands. Im vorliegenden Werk thematisiert er die großen Fragen des Alters. Im Untertitel der Publikation erfährt man, weshalb er sich mit dem Thema befasst und schreibt, dass es ihm darum geht:

-Seelisch im Gleichgewicht zu bleiben 
-Dem Leben spielerisch zu begegnen 
-Das Glück im Tun zu finden

In 19 Kapiteln kann man sich kundig machen, was zu tun ist, um die genannten Ziele zu erreichen. Hier geht es beispielsweise, um die Reifung des Selbstgefühls, das sich in drei Phasen entwickelt, die den Prozess des Alters begleiten. In der dritten Stufe soll es dem Menschen gelingen, seine Größenphantasien zu zähmen, Grenzen der Allmacht anzunehmen, Expansion an den eigenen Kräften und Fähigkeiten zu orientieren, den urtümlichen Narzissmus zu festigen und so weit zu stützen, dass ein stabiles Selbstgefühl entstehen könne. 

Im reifen Narzissmus seien Ironie und Humor, das Schlechte im Guten (Ironie) und das Gute im Schlechten (Humor) zu erkennen, die Bereitschaft Entwicklung zuzulassen und damit auch der Abstand zur primitiven Wut, die das, was die Größenfantasie kränkt, auslöschen möchte. 

Der seelische Alterungsprozess bedeute weder Erstarrung noch Resignation, er habe nichts Depressives an sich, sondern greife auf Bewältigungsformen zurück, die während des Reifeprozesses entstanden seien und uns helfen würden, Verluste im Selbstbild und primitiven Narzissmus auszugleichen.  Das zeigt, dass wir auch im Alter das Ergebnis unserer seelisch und geistigen Entwicklung sind.

Der Autor beantwortet weiter Fragen wie etwa, wie man sich im Alter vor Verzagen bewahren oder auch wie man sich mit seinem alternden Körper anfreunden könne und befasst sich an dieser Stelle mit dem primitiven und reifen Narzissmus. Zu dem primitiven Narzissmus gehöre die Wutreaktion, weil eine grandiose, aber unrealistische Erwartung nicht erfüllt wurde. Besagter Mechanismus sei für die verzögerte Heilung von Bewegungseinschränkungen und für zahllose Probleme der Wiederherstellung im Alter verantwortlich. Der reife Narzissmus könne Kränkungen ertragen, deren Wurzeln u.a. im primitiven Narzissmus zu finden seien. 

Wie man Langsamkeit für sich entdeckt, ist auch ein Thema und ein weiteres wie man Zuversicht findet. Zudem wird u.a. der Starrsinn in Augenschein genommen, den man mit einem geistigen Totstellreflex vergleichen kann. Drohe unserem Selbstgefühl eine Gefahr, die uns übermächtige erscheine, erstarrten wir. In diesem Fall werden wir lernunfähig, wiederholten dieselben Argumente und zögen uns "bockig" zurück. Insofern wird klar, was bei manchen im Alter zu dem führt, was man als Altersstarrsinn bezeichnet.

Es führt zu weit alle Kapitel hier zu streifen, auch Sex im Alter ist ein Thema aber auch Einsamkeit. 

Sich mit all diesen Themen zu befassen, schadet weder jungen Menschen, noch jenen in den mittleren Jahren oder jenen, die schon viele Jahrzehnte gelebt haben. Zu begreifen, dass jedes Alter neue Aufgaben bereithält, die es zu lösen gilt und kreatives Tun ein Jungbrunnen ist, lohnt sich, weil Angst dann nicht als schlechte Beraterin Boden gewinnen kann.  Das Buch gibt diesbezüglich überzeugende Anregungen. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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