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Rezension: Die Weisheit der Stoiker- Ein philosophischer Leitfaden für stürmische Zeiten- Massimo Pigliucci- Piper

Der Autor dieses Buches ist Prof. Dr. Massimo Pigliucci. Er lehrt Philosophie am Lehmann College der City University in New York. Schwerpunkte seines Tuns sind Wissenschaftstheorie, Evolutionsbiologie und Stoizismus. 

Zunächst zeigt er, worum es im Stoizismus geht und fasst zusammen, dass wir im Leben Tugend und Vortrefflichkeit in dem Maße praktizierten, wie es die eigenen Fähigkeiten erlaubten- dass wir also unser Bestes geben. Von Bedeutung dabei sei zudem, auf die moralische Dimension all unserer Handlungen zu achten. 

In der Praxis und im Lebensalltag, verkörpere der Stoizismus eine dynamische Kombination von Nachdenken über theoretische Grundsätze, Lektüre über inspirierende Texte und Beschäftigung mit Meditation, Achtsamkeit und anderen spirituellen Übungen. Einer der wichtigsten Grundsätze sei dabei, den Unterschied zwischen dem, was für uns beherrschbar sei und dem, was wir nicht kontrollieren können, zu erkennen und unsere Anstrengungen auf Ersteres zu konzentrieren. 

Der Autor hebt hervor, dass entgegen gängiger Meinung der Stoizismus stets im hohen Maße eine Philosophie des sozialen Engagements gewesen sei, die dazu aufgefordert hat, das gesamte Menschengeschlecht wie auch die Natur zu lieben. 

Für Pigliucci ist der Stoizismus deshalb besonders attraktiv, weil die Stoiker den wissenschaftlichen Grundsatz der universellen Kausalität akzeptierten. Generell gilt, dass der Stoizismus mit der Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten Leben begann und immer als eine solche Suche verstanden wurde. 

Der Autor vermittelt im vorliegenden Buch die leicht anwendbaren Prinzipien des Stoizismus selbst bei komplexen Krisen. Dabei geht es um drei Grundfragen. Die erste habe ich bereits erwähnt, sie lautet: 

1. Was kann ich ändern, was entzieht sich meinem Einfluss? 

2. Wofür lohnt es sich auf die Barrikaden zu gehen? 

3. Geht es mir wirklich um die Sache oder nur um meinen verletzten Stolz? 

Im Rahmen von 14 Kapiteln lernt man sich stoischem Denken und Handeln zu nähern. Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit Gedanken von Epiktet. So beginnt Kapitel 14 "Praktische spirituelle Übungen" mit einem Auszug aus den Lehrgesprächen III von Epiktet und zwar "Die Goldenen Verse des Pythagoras". Hier auch liest man den Satz "Werde beschämt, wo Böses geschehn; des Guten erfreu dich." 

Erläutert werden in diesem Kapitel u.a. die Grundprinzipien des Stoizismus als da sind: 

Tugend ist das höchste Gut, und alles andere ist indifferent 
Folgen Sie der Natur!
Die Dichotomie der Kontrolle (Praktische) 
Weisheit 
Mut 
Gerechtigkeit 
Mäßigung 

Der Erläuterung folgen 12 Übungen, so etwa zur Reflektion der Unbeständigkeit der Dinge oder auch wie man sich in andere Menschen hineinversetzt. Stoiker raten dazu, dass man seine Freunde und Bekannten gut auswählt und Beleidigungen mit Humor erwidert. Wichtig aber auch ist, nicht zu sehr von sich zu sprechen, wenn man mit anderen Menschen zusammen ist und sich zu bemühen, nicht zu urteilen. 

Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen immerfort urteilen wollen. Das Ritual "Daumen hoch und Daumen runter" führt nicht zu einem Miteinander, sondern ist eine der Hauptursachen für die Zwietracht überall in unserer Welt. 

Sehr empfehlenswert,

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung bitte hier klicken: Piper oder Amazon Die Weisheit der Stoiker:  Die Weisheit der Stoiker: Ein philosophischer Leitfaden für stürmische Zeiten

Rezension: Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen- Axel Hacke- Kunstmann

Axel Hacke, der Autor des Buches arbeitet als Schriftsteller und als Kolumnist des Süddeutschen Zeitung Magazins in München. Im vorliegenden Buch befasst er sich mit dem etwas angestaubten Begriff des Anstands, der in allen Zeiten von überaus unanständigen Menschen, nicht zuletzt von den Nazis, zweckentfremdet wurde. 

Wie Hacke verdeutlicht, sollte man einen Begriff, der uns etwas bedeutet, nicht einfach aufgeben, weil dies eventuell bereits der Beginn einer Kapitulation vor jenen wäre, deren Verhalten man als unanständig empfindet. 

Hacke versucht unter Zuhilfenahme von Philosophen und Literaten den Begriff inhaltlich zu durchleuchten. Dies unternimmt er fast im Plauderton und schafft es so, ein eher doch ernstes Thema dem Leser kurzweilig zu unterbreiten.

Um zu verstehen, was Menschen antreibt, selbst die minimalsten Standards zwischenmenschlichen Verhaltens nicht zu akzeptieren und sich gegenläufig zu verhalten, sollte man zunächst einmal begreifen lernen, dass wir alle in vieler Beziehung das Gefühl verloren haben, eine Gesellschaft zu sein, zusammenzugehören, sich auseinanderzusetzen, eben mündiger Bürger zu sein. 

Hacke erinnert daran, dass wir von der technischen Entwicklung, von der Nötigung durch Selbstdarstellung und von diffusen Ängsten getrieben werden, die wir uns nicht eingestehen oder völlig übertreiben. Deshalb würden wir uns hysterisch verhalten, dort wo wir nüchtern sein müssten und unaufmerksam, dort wo wir wachsam sein sollten. 

Ungewissheit und Ängste treiben Menschen leider nicht selten Unanständigen zu, deren Strategie darin besteht, Hoffnungen zu nähren. Im Kreise Unanständiger anständig zu bleiben, bedarf großer innerer Stärke.

Für Hacke ist es klar, dass Tarnung hinter einem erfundenen Namen, Menschen ganz offenbar dazu verführt, Dinge zu tun, die sie ansonsten nicht tun würden, so etwa andere zu beleidigen, zu verleumden und den Respekt zu verweigern. Weil dies mittlerweile schon fast Normalität geworden ist, scheint eine Art Gewöhnungseffekt entstanden zu sein. Hacke berichtet von abgründigen Verhaltensmustern in den sozialen Netzwerken und verdeutlicht, dass durch das Prinzip der Likes drastische Botschaften erst Fahrt aufnehmen und sich vervielfältigen. Den Betreibern der Netzwerke geht es um Likes, weil diese für die Werbeeinnahmen wichtig sind. Was gelikt wird, ist im Grunde sekundär. 

Und allen geht es um Zuwendung - negativ wie positiv - und genau dabei kann der anständige Umgangston auf der Strecke bleiben. Wer diesen Umgangston eines anderen übernimmt, ist bereits auf dessen unanständiger Ebene angekommen, "in der Welt, in der man Menschen beleidigt, herabwürdigt, verhöhnt, sofern es den eigenen Zwecken dient", so der Autor. 

Menschen möchten wahrgenommen werden, weil sie nur auf diese Weise ein Gefühl für sich selbst erhalten. Um wechselseitige Aufmerksamkeit geht es in den sozialen Netzwerken, aber auch leider darum, sich die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die der ein oder die andere im negativen Bereich benötigt. Die Rede ist von der Selbstradikalisierung vieler Menschen, die in anderen in erster Linie den Feind sehen. Die Suche nach Halt treibt diese Menschen in Gruppierungen, in denen Anstand, Gerechtigkeit, Solidarität nur noch für Gleichgesinnte gilt. 

Im Netz aber auch außerhalb hat sich der Ton verschärft, offenbar genau aus den genannten Gründen. Was kann man tun, um sich und anderen im positiven Sinne  Halt zu geben?

Sich vernünftig benehmen, wäre eine sinnstiftende Maßnahme. Vernunft und Anstand stehen nie im Widerspruch zueinander. Das beweisen die Kernaussagen des vorliegenden Buches.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Im  Fachhandel erhältlich. 
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Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen