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Rezension: Wie Heilung gelingt- Die Seele von Schuld und Scham befreien- Heinz-Peter Röhr- Herder



Dieses Buch des Pädagogen und Sachbuchautors Heinz-Peter Röhr befasst sich mit spiritueller Heilung und damit wie man mittels Selbstheilungskräften Krankheiten überwinden kann. Bereits Platon stellte fest "Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen" und genau um diesen Ansatz geht es. 

Der Glaube sei für den Heilungsprozess von zentraler Bedeutung und Placebos seien der Beweis, dass der Geist Materie verändern könne. Wissen müsse man, dass die Selbstheilungskräfte durch Stress, Unzufriedenheit, Pessimismus, Leid, Schuld und Angst gestört werden. Von daher sei Optimismus so wichtig für den Heilungsprozess. 

Der Autor schreibt über das Grundbedürfnis nach Transzendenz sehr erhellend, auch über Schuldgefühle, die krank machen, schreibt darüber, weshalb es wichtig ist, die Liebe Gottes erfahr- und fühlbar werden zu lassen und wie man den inneren Heiler weckt. Dieses setzt das Bitten um Heilung voraus. 

Ein großes Thema im Buch ist der Befreiung aus dem Gefängnis der Kindheit gewidmet. Hier geht es um die Punkte: Das Kind als Partnerersatz, narzisstischer Missbrauch, der Terror des Leids und Misshandlung. All dies belaste das Selbstwertgefühl und die Selbstliebe. 

Es werden eine Reihe destruktiver Programme zur Sprache gebracht. Hier beispielsweise: sich von Kind an als Verlierer zu fühlen, Zurückweisungen, Verletzungen, Kränkungen und Vernachlässigungen.

Wer diese geheimen Programme mit sich herumschleppe, könne beispielweise leicht zu einem Spieler werden. Weshalb das so ist, wird gut erläutert. 

Gezeigt wird, welche typischen Gegenprogramme eingesetzt werden, um die geheimen Programme zu relativieren, aber auch, welche neuen Programme möglich sind, um das Selbstwertgefühl tatsächlich zu stärken. Wichtig sei zu erkennen, dass man unschuldig an den eigenen destruktiven Programmen aus der Kindheit ist, jedoch dennoch Verantwortung für die inneren Programme habe. 

Weiter zeigt der Autor, wodurch Selbstheilungskräfte blockiert werden. Wichtig sei, eine Krankheit zunächst anzunehmen, wenn man sie loswerden wolle. Erläutert wird auch, weshalb Optimismus von zentraler Bedeutung sei und weshalb fast immer bei Pessimisten ein mangelndes Selbstwertgefühl feststellbar sei. Neben Pessimismus schwäche auch Einsamkeit das Immunsystem. Zudem sei Stress ein Feind der Selbstheilungskräfte. Sie würden durch ihn blockiert. 

Selbstabwertung sei Gift für die Gesundheit, hingegen könne Spiritualität die Selbstheilungskräfte verstärken. Die stärksten Faktoren für Glück sind erlebte Wertschätzung und das Gefühl, nicht ausgebeutet zu werden. 

Dies uns vieles mehr wird im Buch ausgiebig reflektiert und hilft dabei, zu gesunden, wenn wir erkrankt sind. Bewusstmachen und versuchen, sich spirituellen Wegen zu öffnen, scheint mir sinnstiftend zu sein. Neue Möglichkeiten einzuüben, ist bei allem wichtig. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Du bist größer als deine Selbstzweifel- Gabi Pörner-Kösel



Die Autorin dieses Buches, Dr. Gabi Pörner, ist Psychologin, Expertin für Persönlichkeitsentwicklung, effektive Selbstführung und Veränderungskompetenz. Dabei macht sie eingangs bereits deutlich, dass man beim Zweifeln nicht mehr eins mit sich selbst ist, man mindestens zwei Optionen besäße, aber noch keine klare, eindeutige Bewertung und Begründung gefunden habe, für welche der Möglichkeiten man sich entscheiden wolle, man gewissermaßen hin und her schwanke. 

Dr. Pörner erklärt, welchen Sinn Zweifel haben und wann diese förderlich oder das Gegenteil davon sind. Soviel nur: Hinderliche Zweifel führten zu Selbstzweifeln, würden zudem unser Selbstvertrauen schmälern und unser Selbstwertgefühl unterminieren. Wie im gesamten Buch gibt es hier ein Fallbeispiel und Übungen, die dazu verhelfen Selbstzweifel zu überwinden. 

Ein Thema ist der innere Kritiker und das verletzte Kind. Begriffe, die den meisten geläufig sein dürften. Dabei lernt man anhand einer Übung sehr gut, mitfühlend für sein verletztes Inneres zu sorgen.

Nach einem ersten Interview geht es dann weiter mit der Selbstwahrnehmung. Die Autorin nimmt die Leser mit durch direkte Fragen an sie und motiviert auf diese Weise zur Selbstreflektion. Sie zeigt in der Folge, wie man sich besser wahrnehmen kann, sowohl was die eigenen Gedanken, Gefühle, den Körper aber auch das Verhalten anbelangt. Es ist wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein, wenn wir uns beispielsweise fragen "Wie reagierst du, wenn ein anderer eine völlig andere Meinung vertritt als du selbst?" Denn nur so lernen wir uns von Gewohnheiten zu trennen, die uns mehr schaden als nützen.

Man erfährt u.a. auch, was hilfreich für die bewusste Selbstwahrnehmung ist und hier scheint mir vor allem der Punkt "Nicht werten, nicht urteilen“ wichtig zu sein. Wie Dr. Pörner nicht grundlos schreibt, sei das ehrliche Anerkennen der eigenen Gedanken, Gefühle, Empfindungen und Handlungen essenziell für die bewusste Selbstwahrnehmung und sie verdeutlicht auch weshalb. 

Die Autorin macht den Lesern auch bewusst, wieso wir uns mitunter schwertun, uns auf Neues einzulassen und wie wir uns vor Verletzungen schützen. Bei den einzelnen Punkten, die hier beleuchtet werden,  helfen Fallbeispiele und Übungen sich aus dem herauszuarbeiten, was leidige Selbstzweifel zum Ergebnis hat. So lernt man beispielsweise mit "Abwertung" besser umzugehen oder auch zu entidealisieren. Vor allem lernt man, Projektionen zu erkennen. Vor diesen sollte man sich tunlichst hüten, denn sie schaden der Selbstwahrnehmung und schüren am Ende Selbstzweifel. 

Ein weiteres Thema ist Achtsamkeit, die die Autorin als zentralen Schlüssel für Zufriedenheit begreift. Sie schreibt sehr gut verständlich über die Sicherheitssysteme in unserem autonomen Nervensystem und hilft durch Übungen diese zu stabilisieren. Weiter verdeutlicht sie, dass Verbundenheit der beste Schutz vor Verletzungen sei. Zu begreifen, dass wir alle in einem Boot sitzen, ist mehr als notwendig, wenn wir, dass alles stemmen wollen, was der Klimawandel uns aufzubürden droht. 

Die Autorin zeigt, was wir durch Verbundenheit gewinnen, auch welche Möglichkeiten es gibt und verdeutlicht, was Sicherheit und Verbundenheit in der Kommunikation bewirken können. Selbstzweifel minimieren sich ganz gewiss. Diese Erfahrung dürfte jeder kennen. Aber es geht ja ums Bewusstmachen. 

Sehr gut gefallen haben mir Gabi Pörners Gedanken mit dem Titel "Du kannst jetzt keinen Fehler machen!" Offen mit Fehlern umzugehen, sich diese auch zu vergeben, ist der Weg,  nicht an sich zu verzweifeln und weiter seinen Weg zu gehen. Sich selbst und anderen verzeihen zu können, schafft innere Stärke, dessen bin ich mir sicher. Auch teile ich die Meinung der Autorin im Hinblick auf Selbstverantwortung. Es stimmt, wer selbstverantwortlich handelt, ist in seiner Stärke und Kraft. Auch sind selbstverantwortlich handelnde Menschen zuverlässig, anpackend und in der Lage unerwartete Hürden zu überspringen. Ob sie hierfür immer geachtet und geschätzt werden, sei dahingestellt. Viel Neid und Missgunst gibt es leider, die zu unschönen Handlungen führen, vor allem zu übler Nachrede.

Wie auch immer, wer seine Selbstzweifel in den Griff bekommt, das vorliegende Buch hilft sehr gut dabei, lässt sich selbst von Neider und Missgünstigen nicht mehr bremsen und geht selbstbewusst seinen Weg. 

PS: Die in das Buch integrierten Interviews sind sehr lesenswert. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die eine Menschheit- Appelle für den Frieden-Viktor E. Frankl



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Dieses Buch beginnt mit einem Vorwort von Wolfgang Schüssel und einer Einleitung von Elisabeth Lukas, die den Titel "Frankls Friedensappell" trägt. Frau Lukas ist eine der ältesten Schülerinnen von Viktor E Frankl. Sie hat seine praktische Anwendung der Logotherapie weiterentwickelt und schreibt sehr kenntnisreich in dieser Einleitung über Frankls Sicht als Psychiater, auch als KZ-Überlebender und geht der Frage nach, was der Glaube an die eine Menschheit bewirken kann. Dabei sei die zentrale Frage nicht, wie lange die Menschheit fortbestehe, sondern, ob sie während ihres Bestandes Sinnvolles intendieren, schaffen und hervorbringen werde. Sinnvolles könne nur Mitmenschlichkeit und Frieden zum Ergebnis haben. Dies ein Kerngedanke Victor Frankls.

Es folgen diverse Texte, die Friedensappelle von Viktor Frankl zum Gegenstand haben, für den menschliche Existenz durch ihre Selbsttranszendenz charakterisiert ist. Seiner Erfahrung nach, ist es uns Menschen möglich,  in Freiheit und Würde zu entscheiden, wer wir sein wollen, "Friedensstifter" oder "Leidensvermehrer". 

Der Hauptteil des Buches ist Texten unterschiedlicher, hochkarätiger Autoren gewidmet, die sich mit der Frage befassen, was uns Frankls, der laut Annemarie Moser, ein glühender Pazifist war. Friedensappelle heute bedeuten könnten. 

So wird ein praktischer Leitfaden aus den Texten Frankls vorgestellt zur Frage "Wie lebe ich Frieden?" Es geht darum, zu lernen mit seiner Wut umzugehen, sich bewusst zu werden, dass man leidvermehrend reagieren, aber auch hoffnungsvermehrend agieren kann in Richtung friedvoller Konfrontation. Letzteres gelingt nur, wenn man Abstand zu seiner Emotion gewinnt. Wie das funktioniert, bleibt nicht unerwähnt. 

Erläutert wird auch wie Verständigung gelingt und wie man nach Frankl zu einer friedlichen Lösung kommt. Frieden beginne immer bei uns selbst und im eigenen Leben. Dabei muss einem bewusst sein, dass Friedfertigkeit zu leben, nicht nur heißt, niemanden anzugreifen, sondern dass  es auch darum geht, wie man sich verhält, wenn man angegriffen wird. 

Den Textbeitrag des Philosophen Christoph Quarch mit dem Titel "Die Mutter allen Lebens. Ohne Friede keine Humanität- Oder Warum Frieden menschlich ist"  habe ich mit besonders großem Interesse gelesen, weil er inhaltlich sehr komplex und lehrreich ist. #Quarch erwähnt zahlreiche bereits verstorbene Philosophen, die sich Gedanken zum Thema Frieden gemacht haben. Hier zeigt er auch, dass zwischenzeitlich dem Menschenbild des "Homo oeconomicus" der naturwissenschaftliche Boden entzogen ist. Das Leben funktioniere mehr nach dem Prinzip des Miteinanders als nach dem Prinzip des Gegeneinanders. Weil der Mensch in Wahrheit ein Wesens des Friedens sei, sei es für den Frieden einzutreten und Frieden zu erstreben, keine Frage von Gut und Böse, sondern von wahr oder falsch. Es gehe also nicht darum, zwischen Gut oder Böse zu entscheiden, sondern zwischen Sinn und sinnlos. Sobald menschliches Dasein nicht über sich selbst hinausweist, werde Am-Leben-bleiben sinnlos, sogar unmöglich. 

Nach Frankl sei Frieden die Möglichkeit, sich für den Menschen zu entscheiden, weil Frieden dem Grundprinzip des Lebens folge. 

Lesenswert auch ist der Textbeitrag von Walter Kohl, der drei Gedanken zu Viktor Frankls Friedensappell ausführt. 

Auch Birgit Mosser-Schuöcker befasst sich in ihrem Textbeitrag mit Gedanken von Frankl, vor allem, dass es um Versöhnung und nicht um Rache geht. Das Vermächtnis von Viktor Frankl sei, dass Hass nicht mit Hass vergolten werden solle, die Kette des Hasses – von Generation zu Generation weitergegeben- reißen müsse. Dem kann man als vernünftiger Mensch nur zustimmen.

Sehr gut ist der Textbeitrag von Elisabeth Lukas mit dem Titel "Pax und Logos. Die Bedeutung von Versöhnung und Frieden." Versöhnung sei für unser Heilbleiben und für das geistige Überleben absolut notwendig. Es müsse uns klar werden, dass die letzte Alternative zum Frieden Unauffindbarkeit sei.

Wer unversöhnt bleibe, erstarre und schade sich damit selbst. In Starre gefriere jeglicher Sinn im Ansatz. Auch das  muss uns  bewusst werden, wie  auch die Tatsache, dass Friede der einzige Weg ist und  Krieg ins Museum gehört, wenn wir Victor Frankls logotherapeutischem Ansatz folgen.  Diesem zu folgen, scheint mir der einzig gangbare Weg, wenn wir  als Menschheit auffindbar  bleiben wollen.

 Maximal empfehlenswert 

Helga König

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 Helga König

Rezension: Der kleine Buddha auf dem Weg zum Glück- Claus Mikosch-Herder


Claus Mikosch, der Verfasser dieses Werkes, das bereits durch seine ansprechende Gestaltung neugierig macht, ist ein vielgereister Autor und Filmemacher. Seinen Bücher über den kleinen Buddha, es sind bereits fünf aus der Reihe erschienen,  war allen großen Erfolg beschieden. Für mich ist die vorliegende Publikation - eine Sonderedition des ersten Bandes- ein Novum. Gleichwohl: Schon nach wenigen Seiten war ich von der Lektüre so angetan, das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. 

Woran es mich erinnerte? An die Erzählung "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry. Der Inhalt ist ebenso lebensklug und wird genauso kurzweilig vermittelt und doch ist er anders, weil in den Geschichten buddhistisches Gedankengut eingeflossen ist. 

Der kleine Buddha, ein liebeswertes Geschöpf, das durch seine freundliche Neugierde überaus sympathisch daherkommt, entschließt sich auf Reisen zu gehen, um zu erfahren, was im Leben tatsächlich zählt. Dabei hat er kein bestimmtes Reiseziel und bereitet sich auch nicht akribisch auf sein Vorhaben vor, sondern er geht einfach und lässt sich während seiner Reise auf alles, was ihm begegnet und dies sind in erster Linie Menschen, neugierig ein. So vermitteln ihm zwölf Personen im Rahmen von zwölf Geschichten zwölf Geheimnisse (#Lebensweisheiten), darunter die Geheimnisse, offen zu sein, auch warten zu können, im Jetzt zu leben und das Leben mit Freunden zu teilen. 

Besonders gut hat mir die Geschichte mit dem Titel "Der kluge Professor…" gefallen, wobei ich den Inhalt keinesfalls verraten möchte. Speziell angesprochen hat mich der Gedanke "Jeder lernt genau das, was er für seine Lebenssituation braucht. Spezielles Wissen, das zum Überleben notwendig ist.“ Ein wichtiger Merksatz! Doch Wissen sollte niemals zu Hochmut führen, sondern eher zum Gegenteil, wenn man begriffen hat, dass wir niemals alles wissen können und insofern ewig Lernende bleiben. Nur so können wir anstehende Probleme lösen.

In einer der Geschichten sagt die Person, die der kleine Buddha kennenlernt "Ich versuche Menschen zu ermutigen, ihre Probleme weder zu ignorieren noch zu bekämpfen." Als Merksatz fügt der Autor hinzu: "Wenn du ein Problem ignorierst, wird es größer, weil es anfängt nach Aufmerksamkeit zu schreien. Und wenn du es bekämpfst, dann wird es zurück kämpfen.“ 

Was man tun soll? Das Problem zunächst akzeptieren, um sich so von ihm zu befreien, weil ein Raum für eine neue Erfahrung entstanden ist. 

Kurzum: Viele kluge Gedanken werden in diesem Buch in wunderschönen Geschichten präsentiert. Diese Gedanken zum eigenen Erfahrungsschatz zu machen, ist ein sinnvolles Unterfangen.

Deshalb auch: Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Angepasst-Strebsam-Unglücklich- Die Folgen der Hochleistungsgesellschaft für unsere Kinder- Margit Stamm. Kösel



Margit Stamm, die Autorin dieses Buches ist Professorin em. für Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg (Schweiz) und Direktorin des Forschungsinstituts Swiss Education. Gastprofessorin ist sie im In- und Ausland, darüber hinaus ist sie in verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten von nationalen und internationalen Organisationen tätig.

Worum geht in diesem Buch? Es geht darum aufzuzeigen, was unsere optimierende Konkurrenzgesellschaft mit den Kindern macht. Es geht um Überleistung, darum, dass manche Kinder unentwegt hochleistunsgbereit seien und Ergebnisse liefern sollen, die nicht selten über ihrem Motivations- und Fähigkeitsniveau liegen würden. Mitunter gelte dies auch für ihre anspruchsvollen Freizeitaktivitäten. Kinder, die mehr leisten müssten als sie eigentlich könnten, dürften nicht "normal" sein, weil Scheitern verboten sei. Insofern würden bei solchen Kindern schlechte Noten mit zusätzlichem Engagement ausgebügelt oder es werde nach einer Lernstörung gesucht, um nicht zufriedenstellende Leistungen zu legitimieren, liest man in der Einleitung.

Zu hohe Erwartungen, ein angeschlagenes Selbstbewusstsein, die Angst vor Fehlern- dies seien die Merkmale, die Kinder zu Überleistern werden lassen. Solche Kinder könnten kaum eigenmotiviert Interessen entwickeln, werden immer abhängiger von der Unterstützung durch Dritte, verlören mitunter sogar ihre Freunde. 

Das Bildungssystem selbst sei der eigentliche Motor von Überleistung, welches auch außerschulische Leistungsoptimierung anheize. Als Folgen nennt die Autorin: hohe Selbstzweifel, wenig Selbstvertrauen und ein niedriges Gefühl für Selbstwirksamkeit. 

Vier Faktoren von Überleistung werden anschließend Folge näher beleuchtet. Als vierter Faktor werden zu viele Selbstzweifel und zu wenig Selbstvertrauen genannt. Überleister seien nicht erfolgs- sondern misserfolgsorientiert. 

Das Buch enthält 14 Kapitel, die 4 Abschnitte zugeordnet sind. Bei diesen Abschnitten handelt es sich um: 

-Gesellschaft und Bildungssystem: Katalysatoren von Überleistung 
-Typen von Überleistern und ihre Merkmale 
-Eltern als Maximierer 
-Das authentische Kind 

Ein Kapitel im 1. Abschnitt handelt von den Optimierungsstrategien in der Hochleistungsgesellschaft. Wie die Autorin hier schreibt, habe mit Blick auf die kindliche Entwicklung das Optimierungskonzept seine grundlegende Ethik verloren, da es den Seelenhaushalt des Kindes übermäßig strapaziere. Es bliebe keine Zeit für Seelentrost. Optimierung ziele auf die Formbarkeit des Individuums und selten auf das, wozu es fähig sei und was seine Neigungen und Eigenheiten ausmachten. Für das freie Spiel jenseits der Erwachsenenkontrolle bleibe den Kindern immer weniger Raum. Es mache nur noch 5% der Wochenendaktivitäten aus.

Je höher der Status der Eltern ist, desto größer die Bildungsambitionen im Hinblick auf ihre Kinder. Nicht selten seien diese Kinder überfordert, weil ihre tatsächlichen Fähigkeiten den Ambitionen der Eltern nicht gerecht werden könnten. Die Autorin zeigt, dass aufgrund durchschnittlicher Intelligenz mindestens ein Drittel der Schüler eigentlich nicht aufs Gymnasium gehöre. Die mindere Intelligenz werde versucht, mit Überleistung wettzumachen. 

Gezeigt wird weiter, weshalb Kinder in Schulen landen, wo sie eigentlich nicht hingehören und es wird darauf hingewiesen, dass es keine einheitliche Gruppe von Überleistern gibt. Vier Typen werden genannt und sehr gut beschrieben. Bei diesen handelt es sich um: 

-Die zum Erfolg Geführten 
-Die unter Druck Stehenden 
-Die ambitionierten Aufsteiger 
-Die intrinsisch Motivierten 

Self-Handicapper unter den Schülern beispielsweise betrieben Selbstsabotage, um als Überleister noch durchatmen zu können. Immer wieder zeigt sich, dass Überleister wenig Selbstvertrauen und viele Selbstzweifel haben. 

Man erfährt mehr über die Psychologie der Elternkontrolle in Kapitel 9 und kann sich darüber klar werden, dass bessere Leistungen und höheres Interesse ohne eine kontrollierende Haltung der Mütter/Väter aber auch ein höheres Selbstbewusstsein des Kindes u.a. mehr in Untersuchungen festgestellt wurden. 

Was alles untauglich ist, um Kinder zu wirklich guten Schülern zu machen, wird ausführlich erläutert und man lernt die Grundlagen für eine authentische Entwicklung kennen, die angestrebt werden sollte. Es wird zudem das Recht des Kindes auf die Entwicklung seines Potentials erörtert. Wie die Autorin schreibt, sind Noten kein Ausweis, kein unbestechliches Merkmal dafür, was ein Kind kann. Es sei wichtig, die Autonomie zu fördern, dem Kind Zeit zu geben. Es habe ein Recht auf die Entwicklung von Lebenskompetenzen, ein Recht auf seinen Selbstwert, der wichtig ist für sein weiteres Leben. 

Das Kind müsse sich und seine Fähigkeiten und vermeintlichen Schwächen akzeptieren lernen. Das funktioniere nur, wenn es lerne mit Niederlagen umzugehen, wenn es lerne, sich durch Misserfolge nicht entmutigen zu lassen. 

Dies bedeutet aber, dass es ein Ende haben muss mit den Optimierungszwängen, die, wie das Buch zeigt, mehr Schaden als Nutzen anrichten. Kinder brauchen Zeit sich auszuprobieren, müssen Zeit haben, um zu spielen und zu träumen, Zeit ihre Gaben zu entdecken. Dies sollten sich alle, die an der Erziehung von Kindern beteiligt sind, bewusst machen. Es geht um das Wohl des Kindes, das ein Recht hat, glücklich zu sein.

Maximal empfehlenswert 
Helga König

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Rezension: Die großen Fragen des Alterns- Wolfgang Schmidbauer-Ecowing



Wolfgang Schmidbauer, der Autor dieses Buches, ist einer der bekanntesten Psychoanalytiker Deutschlands. Im vorliegenden Werk thematisiert er die großen Fragen des Alters. Im Untertitel der Publikation erfährt man, weshalb er sich mit dem Thema befasst und schreibt, dass es ihm darum geht:

-Seelisch im Gleichgewicht zu bleiben 
-Dem Leben spielerisch zu begegnen 
-Das Glück im Tun zu finden

In 19 Kapiteln kann man sich kundig machen, was zu tun ist, um die genannten Ziele zu erreichen. Hier geht es beispielsweise, um die Reifung des Selbstgefühls, das sich in drei Phasen entwickelt, die den Prozess des Alters begleiten. In der dritten Stufe soll es dem Menschen gelingen, seine Größenphantasien zu zähmen, Grenzen der Allmacht anzunehmen, Expansion an den eigenen Kräften und Fähigkeiten zu orientieren, den urtümlichen Narzissmus zu festigen und so weit zu stützen, dass ein stabiles Selbstgefühl entstehen könne. 

Im reifen Narzissmus seien Ironie und Humor, das Schlechte im Guten (Ironie) und das Gute im Schlechten (Humor) zu erkennen, die Bereitschaft Entwicklung zuzulassen und damit auch der Abstand zur primitiven Wut, die das, was die Größenfantasie kränkt, auslöschen möchte. 

Der seelische Alterungsprozess bedeute weder Erstarrung noch Resignation, er habe nichts Depressives an sich, sondern greife auf Bewältigungsformen zurück, die während des Reifeprozesses entstanden seien und uns helfen würden, Verluste im Selbstbild und primitiven Narzissmus auszugleichen.  Das zeigt, dass wir auch im Alter das Ergebnis unserer seelisch und geistigen Entwicklung sind.

Der Autor beantwortet weiter Fragen wie etwa, wie man sich im Alter vor Verzagen bewahren oder auch wie man sich mit seinem alternden Körper anfreunden könne und befasst sich an dieser Stelle mit dem primitiven und reifen Narzissmus. Zu dem primitiven Narzissmus gehöre die Wutreaktion, weil eine grandiose, aber unrealistische Erwartung nicht erfüllt wurde. Besagter Mechanismus sei für die verzögerte Heilung von Bewegungseinschränkungen und für zahllose Probleme der Wiederherstellung im Alter verantwortlich. Der reife Narzissmus könne Kränkungen ertragen, deren Wurzeln u.a. im primitiven Narzissmus zu finden seien. 

Wie man Langsamkeit für sich entdeckt, ist auch ein Thema und ein weiteres wie man Zuversicht findet. Zudem wird u.a. der Starrsinn in Augenschein genommen, den man mit einem geistigen Totstellreflex vergleichen kann. Drohe unserem Selbstgefühl eine Gefahr, die uns übermächtige erscheine, erstarrten wir. In diesem Fall werden wir lernunfähig, wiederholten dieselben Argumente und zögen uns "bockig" zurück. Insofern wird klar, was bei manchen im Alter zu dem führt, was man als Altersstarrsinn bezeichnet.

Es führt zu weit alle Kapitel hier zu streifen, auch Sex im Alter ist ein Thema aber auch Einsamkeit. 

Sich mit all diesen Themen zu befassen, schadet weder jungen Menschen, noch jenen in den mittleren Jahren oder jenen, die schon viele Jahrzehnte gelebt haben. Zu begreifen, dass jedes Alter neue Aufgaben bereithält, die es zu lösen gilt und kreatives Tun ein Jungbrunnen ist, lohnt sich, weil Angst dann nicht als schlechte Beraterin Boden gewinnen kann.  Das Buch gibt diesbezüglich überzeugende Anregungen. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Zeiten der Entscheidung-Ermutigungen-Viktor E. Frankl, Elisabeth Lukas



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Das vorliegende Buch enthält eine Vielzahl von Texten Frankls, der, dies darf im Vorfeld nicht unerwähnt bleiben, während der NS-Zeit in verschiedenen KZs inhaftiert war, diese überlebte und trotz allem, was er erlebte, sich für Aussöhnung aussprach. 

Bei den Texten handelt es sich um zentrale Einsichten und Impulse aus dem Lebenswerk Frankls. Diese Texte sind alle seitens seiner Schülerin, der klinischen Psychologin Elisabeth Lukas, kommentiert worden. Sie auch hat das Nachwort verfasst, in dem sie sagt, dass Frankl als "Kenner der Ohnmacht" sich bereits in seinem ersten Buch, das 1949 erschien, als "Zeuge der Trotzmacht des Geistes" zur Verfügung gestellt habe. Er, der körperliches und seelisches Elend bis über das Ausmaß des Vorstellbaren hinaus zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, bürge für die würdevollsten Ressourcen der geistigen Person in ihren – teilweise letzten-Freiräumen." Frankls Schriften seien von zeitloser Gültigkeit und in unseren Zeiten aktueller denn je. Diesem Urteil stimme ich zu. 

Nach dessen Auffassung seien es nicht die Rationalität und Intellektualität, die den Menschen speziell auszeichnen, sondern vielmehr die "Freiheit des Willens" und der "Wille zum Sinn", die die menschliche Existenz charakterisieren. Dank seiner geistigen Fähigkeiten, so Frankl, könne der Mensch in jedem (bewussten) Augenblick zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen. Werden sie nicht ergriffen, verfallen sie im Nichts. Eine ergriffene Möglichkeit verwandelte sich in ein Stück Wirklichkeit. Alles von uns Erwählte werde ins Sein der Wirklichkeit "geschöpft".  Es besteht, so Frankl, eine menschliche Verantwortung im Hinblick auf die Wahl der Möglichkeiten. 

Es sind unterschiedliche Themen im Buch, die als Impulsgeber dienen, so etwa die Frage der Lebensbejahung. Hier zitiert Frankl den Dichter Rabindranath Tagore: 

Ich schlief und träumte, 
das Leben wäre Freude. 

Ich erwachte und sah, 
das Leben war Pflicht.

Ich arbeitete- und, siehe: 
die Pflicht war Freude.

Frankl verdeutlicht in seinem Text, dass Glück dürfe und solle niemals Ziel sein, sondern Ergebnis: "Ergebnis eben der Erfüllung dessen, was im Gedicht von Tagore Pflicht heißt."

Ein  weiteres Thema ist die Verwandlung eines Leidens in menschliche Leistung. Hier zeigt Frankl an einem Beispiel wie ein Mensch seinem schicksalhaften körperlichen Handicap trotzt und großartige Leistungen vollbringt. Vieles ist möglich, wenn man erkennt, dass selbst in den widrigsten Situationen auch Positives – wie durch ein Wunder- geschehen kann und neben Verzweiflung, so Frankl, (oft unbemerkt) auch Gründe zur Dankbarkeit vorhanden sind. 

Im Dulden müsse man die größte Leistung sehen, wenn eine Situation nichts anderes zulasse. In der Ohnmacht werde Duldung zur Leistung. Bei einem Totkranken ist dies beispielsweise so. In dessen Situation relativiert sich vormaliges Streben. Besitztümer und gehobene Positionen werden als wertlos begriffen. In der Einsamkeit der Krankheit leuchteten dann andere – die wahren- Werte auf, so etwa Beziehungen zu bestimmten Menschen aber auch zur Musik oder Natur. 

Frankl erzählt berührend von einer Frau, die im KZ ihre neun Kinder verlor und berichtet, wie sie diese Tragödie in ihrem späteren Leben verkraftet hat. Sie übernahm in Israel die Leitung eines Waisenhauses, stärkte sich  also durch eine sinnvolle Aufgabe. 

Wichtig wohl ist, dass man sich nicht selbst pausenlos bespiegelt, sondern sich nach außen richtet und der Mit- und Umwelt zuwendet, sich engagiert. Verzweiflung sei ein Zustand, den man überwinden sollte. Dies geschehe am besten, wenn man begreift, dass alles, was uns zufließt und wir besitzen nur Geschenke auf Zeit sind, auch die Gesundheit und das Leben selbst. 

Dass man aktiv bleibt, selbst in dunklen Zeiten und aus seinem Tun die Kraft schöpft, sie zu überstehen oder zu überwinden, dieses Tun sinnvoll sein sollte, um lebenstüchtig zu bleiben, darum geht es und das hilft auch in extremen Lebenssituationen. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König 

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Rezension: Die Kraft der Kriegsenkel- Ingrid Meyer-Legrand-Europa Pocket



Die systemische Therapeutin Ingrid-Meyer Legrand befasst sich in diesem Buch mit den Kriegsenkeln, sprich den Menschen, deren Eltern oder zumindest ein Elternteil im 2. Weltkrieg noch Kinder waren und als solche traumatisiert wurden durch die Erlebnisse aus jenen Tagen. 

Die Lebenserzählung der Kriegsenkel, so die Autorin, kreise nicht selten um das von Eltern erfahrene Leid und ihr eigenes Bemühen, als Kinder für die Eltern da zu sein und zwar seit Beginn ihres Lebens. Früh bereits hätten die Kriegsenkel im Zusammenleben mit den kriegstraumatisierten Eltern Kompetenzen erworben,  mit an Leib und Seele verletzten Menschen umzugehen. 

Viele Kriegsenkel, so die Beobachtung Meyer-Legrans in ihrer Praxis, zeigten sich zutiefst verunsichert, zweifelten an sich selbst und meinten keine Existenzberechtigung zu haben. Sie fühlten sich bis heute entwurzelt, und nicht wenige rastlos und getrieben. Sie litten entweder unter völligem Stillstand oder arbeiteten bis zum Umfallen. Auch wenn viele erfolgreich im Beruf seien, klagten sie über Leere und darüber, dass sich dennoch keine Zufriedenheit einstelle. 

Auch gäbe es nicht wenige, die sich fragten, ob sie es überhaupt wert seien, Erfolg zu haben, vor allem, ob sie erfolgreicher als ihr Vater oder ihre Mutter sein dürften, denen Ausbildungsmöglichkeiten fehlten und die stattdessen mit schlimmen Erlebnissen während des Krieges und auf der Flucht konfrontiert waren.

Eine typische Kriegsenkel-Biografie ist in einem häufig unerkannten Ausmaß von schwierigem Aufwachsen der Eltern und deren leidvollen Erfahrungen während der NS- und Kriegszeit geprägt. 

Die Autorin beschreibt viele Fallbeispiele und macht auch bewusst, dass die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges die Nachkommen der Kriegskinder des Ersten Weltkrieges sind und  sie berichtet sehr gut darüber, was das bedeutet. Des Weiteren schreibt sie über das nationalsozialistische Erziehungsideal. Die Nazis wollten Menschen heranwachsen sehen, die gewalttätig, herrisch und grausam waren, bei denen schlussendlich alles Schwache und Zärtliche ausgemerzt war. Wie die Autorin schreibt, sollten nicht nur Gefühle der Schwäche eliminiert werden, sondern jegliches Gefühl. Für Staat und Partei seien Menschen gebraucht worden, die gehorchten und Befehle erfüllten. Das Mittel der Wahl waren Demütigungen und harte Arbeit. Die Erziehung in der NS-Zeit setzte auf totale Anpassung, Gehorsam und auf Selbstaufgabe. Es wundert also nicht, dass viele Kriegskinder sich bis heute nicht vorstellen können, eigene Gefühle zu haben. 

Für viele dieser traumatisierten Kriegs- und Flüchtlingskinder, die an Leib und Seele verletzt waren, gab es keine Hilfe, denn ihr Leid wurde nicht gesehen. Die Kriegs- und Fluchterfahrungen von Kindern, die in dieser Zeit extremer Hilflosigkeit und Ohnmacht ausgesetzt waren, haben sie traumatisiert. Die Kriegsenkel wurden, so Meyer Legrand, in den Traumatabewältigungsprozess hineingezogen. Auf diese Weise sei es nicht selten zur sekundären Traumatisierung gekommen. So erlebten Kriegsenkel die Ängste und Unsicherheiten ihrer Eltern, ohne von diesen je gehört und ohne von den dazugehörenden Ereignissen gewusst zu haben.

Die Sprachlosigkeit zwischen den Kriegskindern und Kriegsenkeln ließ und lässt die Probleme nicht auflösen. So konnten und können die Enkel ihren Eltern  sich nicht wirklich begegnen, sondern sich letztlich nur zur Verfügung stellen. Beziehungen einzugehen, bedeute für sie, immerfort leisten zu müssen. Eigene Interessen und Bedürfnisse seien für sie nicht legitim. Oftmals würden sie diese gar nicht kennen. Sie erlebten sich innerlich von ihren Eltern besetzt.

Die Autorin erlebt in Gesprächen mit den Kriegsenkeln oft etwas Hölzernes und Ungeübtes in der Wahrnehmung und Handhabung der eigenen Interessen und in der Kommunikation mit anderen. Kriegsenkel besäßen oft mehrere Ausbildungen, mehr als ein Studium und unzählige Weiterbildungen. Auch dies erkläre sich aus ihrer Beziehung zu ihren Eltern und dem daraus sich ergebenden Leistungswillen. 

Meyer- Lengrand hat eine sehr hilfreiche biografische Arbeitsweise entwickelt-  das sogenannte Storyboard-, wonach Kriegsenkel den roten Faden im eigenen Leben erkennen können und  ihre eigenen Leistungen zu schätzen lernen, um auf diese Weise ihre einzigartigen Kompetenzen als Chance und Kraftquelle zu nutzen. Anhand von zahlreichen Beispielen wird sehr gut vermittelt, wie dies funktioniert. 

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Handbüchlein der Moral- Stoische Lebenskunst- Epiktet- Diogenes De Luxe



Epiktet ist einer der wichtigsten Vertreter der stoischen Philosophie. Geboren um 50 n. Chr. In Hierapolis, wurde er in Rom als Erzieher ausgebildet. Als Sklave zur Welt gekommen, wurde ihm von seinem römischen Herren die Freiheit geschenkt. 92/93 verbannte Kaiser Domitian alle Philosophen aus Rom und so ließ sich Epiktet an der Westküste Griechenland nieder, wo sich erneut Schüler bei ihm einfanden. Es war sein Schüler Flavius Arrianus, der Epiktets mündliche Lehrsätze im Handbüchlein der Moral zusammenfasste. Im vorliegenden Band sind alle Wiederholungen dieser Niederschriften bei den "Unterredungen" ("Diatribai") weggelassen, jedoch das "Handbüchlein der Moral" ("Encheiridion") vollständig wiedergegeben worden.

Das Buch beginnt mit dem "Handbüchlein der Moral" und endet mit besagten "Unterredungen". Die Lehre Epiktets, so liest man im Vorwort, gehört der "Späteren Stoa" an. Diese haben nach ihm noch Seneca und Marc Aurel vertreten. Dabei war das Ideal der Stoa, so erfährt man weiter, unmittelbare Lebensweisheit, die man über Weltanschauung, Naturerkenntnis und Metaphysik gewinnt.

Die beiden Abschnitte im Buch sind in viele Einzelpunkte untergliedert, die in erster Linie verdeutlichen, dass man Abstand zu allem wahren und sich bewusst machen soll, dass alles Weltliche vergänglich ist, man also nicht sein Herz daran hängen soll. Sobald man sich der Außenwelt zuwende und dort gefallen wolle, habe man den Halt verloren, so der Philosoph. Stimmt, weil man sich abhängig macht vom Urteil anderer. 

Wie auch andere Philosophen empfiehlt er, stets Bedingungen und Folgen zu bedenken, bevor man handelt. Leider wird dieser Grundsatz sehr häufig nicht befolgt, mit oft verheerenden Ergebnissen. Die derzeitige Gas- und Stromkrise verdeutlicht das.

Aufmerksam las ich die Gedanken, die man in der Rubrik "Dies merke dir für das Leben" im Buch vorfindet. Disziplin ist einer der Grundgedanken Epikets und das Bemühen seinem Ego wenig Raum zugeben, weil man sich dadurch schadet.  Daran hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht geändert.

Seine Schattenseiten zu beherrschen, das ist die Kunst, die stoischem Verhalten zugrunde liegt, aber auch die Erkenntnis, dass alles, was wir haben, auch unser Leben, nur ein Geschenk auf Zeit ist. 

Mit keiner Fähigkeit zu prahlen, denn es zieht Neid an, sollte sich von selbst verstehen. Offenbar ist es  nur wenigen bewusst in unserer darstellungssüchtigen Zeit.. 

Der Vernunft zu folgen, ist ein wichtiger Ratschlag des Philosophen. Er erwähnt Sokrates, der dies tat, um so  zur Vollkommenheit zu erlangen. 

Das Ernste und Wichtigste in der Weisheit sei die praktische Anwendung der Grundsätze. Wie das funktioniert, erklärt der Philosoph gut nachvollziehbar. 

In den "Unterredungen" geht es darum, u.a. zu begreifen, was der Tod sei und dass man ihn nicht fürchten muss. Überhaupt, dass es ein überzeugendes Mittel gibt, nichts mehr zu fürchten. Es ist die Bedeutung, die wir Menschen und Dingen geben, die sie uns am Ende fürchten lassen. 

Epiket lüftet  zudem das Geheimnis der Harmonie und macht den Sinn der Logik begreifbar. Besonders gefallen hat mir nachstehender Ratschlag: "Gebrauche deine Vernunft als Waffe gegen das Unrecht. Richte dein Wesen auf das Gute, und schütze dich damit. Bleibe klar in Deinem Charakter, stark in deinem Willen, in deinen Reden wuchtig und in deinen Taten rein. Sei gesammelt in deinem Auftreten, sei freundlich im Gespräch, in deinen Fragen aufmerksam. Bemühe dich, stets zu verstehen, gib deiner Haltung ein Beispiel und erlaube dir keine Aufwallung. Bleibe ruhig und gütig."

Fazit: Dieses Buch wird wohl zu einem meiner Lieblingsbücher werden, in dem ich immer wieder lesen
werde, um neue Impulse zu bekommen, denn es ist eine Anleitung zur Weisheit.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die Arche Noah des Glücks- Emanuell Charis- Jerry Media Verlag





Autor dieses inspirierenden Buches über Lebenskunst ist der Grieche Emanuell Charis. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren als spiritueller Lehrer und gilt heute als einer der weltweit bekanntesten Hellseher.

Die vorliegende Publikation möchte der Autor als eine Reise durch die Welt der Philosophie, Achtsamkeit und Spiritualität verstanden wissen. Dabei lässt der Titel "Die Arche Noah des Glücks" bereits erahnen, worum es Emanuell Charis geht und welchen Inhalt sein Buch, das man als rettende Arche begreifen sollte, hat. 

Epikur, den der Autor auf Seite 253 zitiert, sagte einst: "Das höchste Gut ist das Glück, das höchste Übel das Unglück. Das höchste Gut ist die Lust, das höchste Übel der Schmerz. In der Freiheit vom Schmerz wird der höchste Grad der Lust erreicht." 

Das Buch von Charis birgt eine Fülle von sinnvollen Maßnahmen wie man ein glückliches und damit friedvolles Leben führen kann. Dies setzt u.a. voraus, dass man sich auch über das Phänomen der Sorgen Gedanken macht, hinterfragt, was Sorgen eigentlich sind, wann sie lähmen oder krank machen, anstelle uns anzuspornen bzw. erdrücken, anstatt uns zu erheben. 

Nicht unerwähnt bleibt, dass krankhafte Sorgen mit Angst verbunden sind, etwas zu verlieren. Dabei wird betont, dass die Sorge um das Materielle in diesem Leben, sich als monströse Last erweise, die uns und unser ganzes Selbst zu ersticken drohe. 

Charis erwähnt Laotse, der bereits wusste, dass es ein "Wirken im Nichtwirken" gibt, dem man sich anvertrauen sollte, damit Neues entstehen kann. Gerade in Krisensituationen sollte man sich das bewusst machen und nicht kopflos übereilt handeln. 

Der Autor empfiehlt seinem Lebensplan zu folgen, dabei aber nicht seinen Seelenplan außer Acht zu lassen. Was das im Einzelnen ist, erfährt man im Rahmen dieses Buches. 

Wer ein klar definiertes Ziel habe, werde Wege finden, es zu erreichen, selbst wenn es unmöglich erscheine. In diesem Zusammenhang sind Vorsicht und Angst näher zu betrachten, denn ein ängstlicher Mensch, lebt, so Charis, an seinem Leben vorbei. Ein angstbesetzter Mensch wägt nicht ab wie etwa der vorsichtige es tut. Er blockiert sich stattdessen und kann insofern nicht sorgenfrei leben. 

Sorgen bedeuten Schmerz und sind, wie eingangs schon erwähnt, kontraproduktiv im Hinblick auf Glück.

Es ist unmöglich, all die Facetten des klugen Buches im Rahmen dieser Rezension zu benennen oder gar zu beleuchten. Es gibt viel zu entdecken! 

In der Arche Noahs des Glücks befindet sich auch das Postulat "Lebe im Hier und Jetzt", das seit einigen Jahren in aller Munde ist. Wie man dies einüben kann, wird gut erklärt und es wird sehr gut aufgezeigt, dass diese Geisteshaltung der sorgenvollen Einstellung restlos entgegengesetzt ist.

Dankbarkeit befindet sich übrigens auch in der besagten Arche und das Bewusstsein, dass es Wunder geben kann, gewissermaßen Geschenke einer höheren Macht, auch die Erkenntnis, dass Probleme und Sorgen in dem Maße wachsen, wie man ihnen Aufmerksamkeit zukommen lässt. 

Jeder entscheidet selbst, worauf er den Fokus richtet, unterstreicht Charis. Deshalb ist es so wichtig, ihn darauf zu lenken, wo man sich freuen kann und man sollte sich bewusst machen, dass schwierige Situationen niemals von Dauer sind. Die Formel lautet "Auch dies wird vorbeigehen"! (Ein Kernsatz dieses Buches!)

Sorgen einer höheren Macht zu überlassen, empfehlen nicht nur der Autor, sondern bekanntermaßen auch verschiedene Religionen. Dies lässt Charis nicht unerwähnt. 

Auch wichtig: Auf der Arche des Glücks findet sich auch die Erkenntnis, dass man sich nicht mit anderen vergleichen sollte, denn man ist einzigartig. Wer sich vergleicht, verbittert am Ende und erlebt Schmerz, das Gegenteil von Glück. Es ist, so der Autor, speziell die Einzigartigkeit, die man benötigt, um seinen Lebens- und Seelenplan zu verwirklichen. 

Charis überdenkt die Tugenden Gerechtigkeit und Fairness und auch die richtige Haltung gegenüber Ungerechtigkeit. Er zeigt zudem, dass Teilen glücklich macht, aber auch Bewegung, die Körper und Seele stärkt. Dies kann man-  nach meiner Erfahrung-  nicht oft genug betonen. 

Hervorzuheben sind natürlich Freundschaften, die man pflegen sollte und das Lachen, nicht nur mit Freunden, sondern sogar mit sich selbst, denn Lachen setzt Glückshormone frei. Offen für Neues sein und stets bereit sein, alles (auch uns selbst) zu hinterfragen und aus unseren Erfahrungen zu lernen, auch dies gehört dazu, wenn man glücklich leben möchte und vor allem sei es sinnstiftend, nicht für sich selbst, sprich egoistisch zu leben, denn dies lasse unsere Seele verkümmern.

Sich und anderen verzeihen, widerstandfähig werden und Hoffnung zu haben, sind weitere Maßnahmen, um glücklich zu sein. Über all dies, auch über den Sinn von Optimismus im Zusammenhang mit Glück bleibt man nicht uninformiert und man lernt zudem eine neue Form der Kommunikation kennen und dahingehend auch zu begreifen, dass vieles, was als Angriff empfunden wird, keineswegs so gemeint ist. 

Weshalb schweigen mitunter Gold ist, wenn wir glücklich bleiben möchten und weshalb man lernen muss mit Unsicherheiten zu leben, erfährt man in diesem lesenswerten Buch ebenfalls und freut sich über die vielen guten Gedanken und Hilfestellungen im Hinblick auf ein glücklicheres Leben, für das der Autor unzählige Instrumente an die Hand gibt, die man noch heute benutzen sollte.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König 

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