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Rezension: Zeiten der Besinnung- Gleichnisse -Viktor E. Frankl- Benevento



Dr. med., Dr. Phil., Dr. h.c. mult. Viktor Frankl (1905-1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Gastprofessor an einigen sehr renommierten Universitäten. Die von ihm entwickelte "Logotherapie und Existenzanalyse" gilt als sinnzentrierte Richtung der Psychotherapie. Logotherapie-Institute und Gesellschaften in der ganzen Welt führen Frankls Werk weiter. 

Dies ist das dritte Buch aus dem Benevento- Verlag mit Texten von Viktor E. Frankl, das ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiere. Es enthält eine Fülle von Gleichnissen des Neurologen, zusammengestellt, ergänzt und kommentiert von der Psychotherapeutin Elisabeth S. Lukas mit einem Vorwort von Walter Kohl. 

Es geht also in diesem Buch um Gleichnisse und zwar solche, die, wie Kohl schreibt, den Leser im Kopf als auch im Herzen erreichen sollen. Es geht beispielweise darum, zu erkennen wie wichtig Selbsttranszendenz ist, gemeint, die Wahrnehmung von sinnvollen Aufgaben und - in Konsequenz- die Hingabe an sie.

Wie Lukas im Kommentar zum Gleichnis "Das gesunde Auge" schreibt, meine Selbsttranszendenz die Liebe zu einem Du und in Konsequenz-den Dienst an einem Du. Menschen, die seelisch krank sind, seien nicht in der Lage,  ihre  Aufgaben richtig wahrzunehmen, sondern sehen nur noch sich. Ein solches Leben könne nicht zur optimalen menschlichen Selbstverwirklichung führen. Wer nur sich sieht, dessen Wunden könnten nicht vernarben. 

Der Mensch benötige "ein gewisses, maßvolles Gefordertsein" im Hier und Jetzt, weil dies der Gesundheit zweckdienlich sei. Sinn müsse nicht erfunden, sondern bloß gefunden werden. Es gehe darum, das Gesichtsfeld für den transsubjektiven Sinn der Situation und für reale Werte in der Welt zu erweitern. 

Im Rahmen der Gleichnisse, erfährt man auch mehr darüber, wo Frankl das Gewissen eines jeden Menschen verortet. Dieses echte "Sinn-Organ-Gewissen" kenne weder Angst vor Strafe oder Gier nach Belohnung, denn es sei Intuition, Feingespür und Herzensweisheit. Es sei die Antenne für das Transzendente, das uns durchwehe. 

Das Gewissen sei das in die menschliche Seele "eingebaute“ Sinnorgan", welches die Funktion habe, der jeder einzelnen Situation innewohnenden, in ihr "schlummernden" Sinnmöglichkeit gewahr zu werden. 

Frankl geht es u.a. darum, dass die "Erziehung zum Gewissen" jene zum Gehorsam ablöse, weil nur so wahre Reife stattfinden könne, ansonsten würden wir alle an den "Pathologien des Zeitgeistes" zu leiden haben. 

Immer wieder geht es in den Gleichnissen um den Sinn des Lebens. Sinnerfüllung nach Frankl entsteht aber nicht nur Kreativität und Emsigkeit, sondern auch das passive Leben erfülle mit Sinn. Die Gründe werden im Buch genannt.

Fasziniert bin ich vom Gleichnis mit dem Titel "36 wahrhaft Gerechte". Es erzählt von einem alten Mythos, dass die Existenz der Welt darauf beruhe, dass zu jeder Zeit 36 wahrhaft gerechte Menschen in ihr sind…Der Kommentar von Frau Lukas endet mit den Worten "Einer von 36…vielleicht wohnt er gar in unserer Nähe?"

Der Mensch braucht Aufgaben nach Frankl, ohne erscheint das Leben sinnlos. Wir sind nach seiner Meinung alle verantwortlich im Hinblick auf die Erfüllung sinnvoller Lebensaufgaben und vor dem unsichtbaren Zuschauer. 

Vielleicht besteht die Aufgabe von uns Menschen darin, der Gerechtigkeit mehr Raum zu schenken, damit die Anzahl der wahrhaft Gerechten sich vergrößern kann.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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