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Rezension: #Würde- #Gerald_Hüther- Knaus

Der Autor dieses Buches, Prof. Dr. Gerald Hüther, ist der bekannteste Hirnforscher in Deutschland. In seinem neuen Werk befasst er sich mit der Würde von uns Menschen und zeigt, dass diese nicht nur ein ethisch-philosophisch begründetes Menschenrecht ist. Wie er eingangs schon betont, passt dieses Buch nicht in unsere heutige, von Effizienzdenken und Erfolgsstreben geprägten Zeit, denn das Bewusstwerden der eigenen Würde ist mit dem, was das Streben nach Anerkennung und Erfolg anbelangt, nicht vereinbar. 

Die Vorstellung der eigenen Würde sei tief verwurzelt und eingebettet in die innere Überzeugung von dem, was uns als Mensch auszeichne und worin unser eigentliches Menschsein im eigenen Handeln zum Ausdruck kommt. 

Der Autor versucht, das, was als Würde des Menschen bezeichnet wird, aus naturwissenschaftlicher Perspektive zu beleuchten. Dabei lautet die Kernthese seines Werkes: "Wer sich seiner Würde bewusst wird, ist nicht mehr verführbar." 

Nachdem erst einmal geklärt ist, worum es geht, untergliedert Prof. Hüther seine Betrachtungen in zehn Kapitel und  lässt nicht unerwähnt, dass im Hier und Heute die Kopfarbeit zum Fließbandjob geworden ist, der über kurz oder lang von Maschinen übernommen wird. Diese Maschinen bewerten bereits heute menschliches Verhalten, so etwa durch die Stimmlage am Telefon, mittels der Bewegungen beim Entfernen vom Arbeitsplatz oder auch durch die Nervosität in der Stimme. Dieses und vieles mehr wird registriert und katalogisiert und wer hier von der Norm abweicht, sei verdächtig. 

Sobald Menschen nicht mehr optimierbar sind, sind sie nutzlos in dieser schönen, neuen Welt.  Auch das entscheiden die Maschinen.

Man erfährt in der Folge wie unsere Vorstellung von der Würde des Menschen sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Dabei wird Kant natürlich nicht ausgespart, nach dessen Ansicht der Mensch selbst Würde sei. 

Noch bevor 1949 die Würde des Menschen im deutschen Grundgesetz und dort im 1. Artikel als unantastbar bezeichnet wurde, hatten die Parlamentarier der Bundesländer bereits der Würde Verfassungsrang gegeben. 

Klar wird durch die historische Betrachtung, dass die allmähliche Herausbildung einer Vorstellung und eines Bewusstseins menschlicher Würde keinem Zufall geschuldet ist, sondern vielmehr zwangsläufige Folge der von uns Menschen geschaffenen, jetzt zunehmend komplexer und unüberschaubareren Welt. Prof. Hüther erläutert, weshalb wir eine Vorstellung von Würde benötigen und wieso wir ein tieferes Verständnis davon entwickeln müssen, was uns als Mensch ausmacht. Es mag zwar kurzfristig eine erfolgreiche Strategie sein, sich würdelos zu verhalten, langfristig aber führt dies immer zu furchtbaren Kriegen, so der Autor, "zu einer rücksichtslosen Ausplünderung natürlicher Ressourcen, zu grausamen Formen von Ausbeutung und Unterdrückung und inzwischen eben auch zur globalen Vermüllung, zur Klimaveränderung und zu nicht enden wollenden Flüchtlingsströmen." Dem stimme ich ohne Wenn und Aber zu.

Man liest wie unsere Würdevorstellungen im Gehirn verankert werden und auch woher das Empfinden der eigenen Würde kommt. Schon Kleinkinder haben ein tiefes Empfinden dafür, worauf es im Hinblick auf Würde ankommt. Diesen inneren Kompass habe man bereits mit  auf die Welt gebracht und damit gelinge es uns auch, sich in dieser Welt an dem zu orientieren, was das Menschsein bedeute. 

Begreifbar wird gemacht, wie das Bewusstsein für die eigene Würde entsteht und dass ein Mensch, der sich seiner Würde bewusst geworden ist, weder den Erfolg beim Kampf um begrenzte Ressourcen noch irgendwelche Ersatzbefriedigungen benötigt, die ihm von Werbestrategen angeboten werden. 

Nahezu einig sind sich fast alle Menschen, wenn es um Fälle extremer Verletzung der Menschenwürde geht. Fraglich allerdings ist, ob die Opfer durch die Strafe des Täters tatsächlich ihr Würde wiedererlangen. Interessant auch, dass man würdeloses Verhalten von kirchlichen Würdenträgern beispielsweise viel schlimmer erachtet, als jenes von Bankern... 

Des Weiteren  geht es darum, ob wir uns einander helfen können, unserer Würde bewusst zu werden. 

Prof. Hüter ist erschüttert, dass an Eliteschulen und Eliteuniversitäten oftmals nur Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, die dem Ziele der Verfolgung der nackten Gewinnmaximierung dienen, jedoch keine wirkliche Bildung vermittelt werde. Diese wäre nämlich sehr hilfreich für den Bewusstwerdungsprozess von Würde. 

Der Autor hofft, dass Eltern vor dem Eintritt in die Schule ihren Kindern helfen, das Empfinden für den eigenen Wert und die eigene Bedeutsamkeit zu stärken, um sich ihre Würde in ihrem Leben bewahren zu können. Erkennbar macht er, was aus uns wird, wenn das Bewusstsein unserer Würde zu wachsen beginnt und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass nur ein würdevolles Leben uns alle glücklich machen kann, weil dieses Selbstbestimmung impliziert und damit persönliche Freiheit, die ihre Grenze in der Freiheit der anderen findet und diese auch achtet. 

Fazit: Für wirklich gebildete Menschen ist die Würde von uns allen unantastbar. 

Empfehlenswert.

Helga König

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Würde: Was uns stark macht - als Einzelne und als Gesellschaft

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