Dami Charf ist die Begründerin der körper- und bindungsorientierten Therapiemethode Somatische Emotionale Integration, SEI. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeitet als Traumatherapeutin in Göttingen.
In ihrem aufschlussreichen Buch beschreibt sie wie frühe Erfahrungen auf unser Leben und unsere Bindungsfähigkeit wirken und Selbstregulation prägen und macht deutlich, welche Möglichkeiten es gibt, frühe Wunden zu heilen.
Zunächst aber erfährt man, was man unter "frühen Wunden" überhaupt zu verstehen hat und weshalb diese unser Leben auf vielerlei Arten prägen. "Wunde" heißt im Griechischen übrigens "trauma". Nur sehr wenige Menschen gehen ohne traumatische Erlebnisse durchs Leben, speziell Entwicklungstraumata scheinen weit verbreitet zu sein.
Man liest u.a. wie eine Traumatisierung entsteht und weshalb unter Trauma-Therapien nahezu immer Schocktrauma-Therapien verstanden werden.
Erklärt werden die einzelnen Stressreaktionen, sprich Kampf oder Flucht, vorrübergehende Erstarrung und Totstellreflex. Dabei muss man wissen, dass eine traumatische Reaktion dann eintritt, wenn der Körper keine Meldung bekommen hat, dass das Ereignis vorüber ist und eine Normalisierung der Stressreaktion stattfinden kann.
Man lernt die Symptome einer Traumatisierung kennen. Die traumatische Achterbahn zwischen Über- und Untererregung wird genau beschrieben und man wird über die einzelnen Fähigkeiten der Selbstregulation in Kenntnis gesetzt. Dazu gehört auch die Fähigkeit, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu machen.
Merkmale einer posttraumatischen Belastungsstörung werden zur Sprache gebracht und auch die Möglichkeiten der Regulation der emotionalen "Temperatur".
Die Selbstregulation ist erlernbar und die Selbstregulationsfähigkeit ist eng mit unserer Bindungsfähigkeit verknüpft. Diese Fähigkeit ist von großer Bedeutung. Dabei entstehen Bindungsmuster auf zweierlei Art:
1. durch unbewusstes Lernen und
2. durch die bewusste Aufnahme von Information
Man wird mit vier Bindungsmustern vertraut gemacht. Dabei ist ein wichtiges Kennzeichen sicher gebundener Kinder, dass sie neugierig und offen für Neues und die Erforschung der Welt sind.
Menschen, die Angst vor Nähe haben, haben sich als Kinder eine Art Schein-Autonomie angeeignet und wirken unabhängig und sicher, obschon sie es nicht sind. Diese Menschen haben den Wunsch nach Bindung an andere schon früh aufgegeben, weil sie gelernt haben, dass Bindung sich nicht lohnt. Wenn solche Menschen mit Personen unsicher-ambivalenten Bindungsstils aufeinander treffen, wird es kompliziert, weil eine Spirale der Enttäuschung in Gang gesetzt wird, die ohne fremde Hilfe nicht zu stoppen ist.
Gesunde Bindungen entwickeln sich laut der Autorin in 5 Schritten:
1. Kennenlernen
2. Sicherheit
3. Nähe
4. Bindung
5. Intimität
Wer umgekehrt vorgeht, gerät in Probleme.
In der Folge wird man mit 5 Lernaufgaben vertraut gemacht und hier auch liest man vom Mangel an Zuwendung und dessen Folgen. Wenn in der frühen Lebensphase ein solcher Mangel besteht, entstehen Glaubenssätze wie etwa: Ich kann nicht- Niemand ist für mich da- Es gibt nie genug. Solche Personen reagieren auf Zurückweisung nicht selten mit Resignation.
Wie man lernt, Hilfe anzunehmen und mit Unterstützung die Welt zu entdecken, ist ebenso ein Thema wie die innere Leere durch falsche Spiegelungen. Doch das Buch enthält noch viele weitere, wichtige Gesichtspunkte, durch die gezeigt werden wie frühe Wunden verheilen können und Integration möglich wird.
Wer sein Verhalten ändern möchte, muss lernen, seinen Körper zu spüren und in ihm eine Heimat zu finden. Es gilt die Selbstregulation zu erhöhen und die Emotionen zu regulieren lernen, wie auch die eigene Kontakt- und Beziehungsfähigkeit zu stärken.
Alle die dann noch folgenden Überlegungen hier verkürzt aufzuzählen, führt zu weit. Gesagt werden kann allerdings, dass dieses Buch überzeugt und tatsächlich Wege aufzeigt, die das verletzte Kind in uns zu überwinden vermögen.
Maximal empfehlenswert
Helga König
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Auch alte Wunden können heilen: Wie Verletzungen aus der Kindheit unser Leben bestimmen und wie wir uns davon lösen können
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