Barbara Bleisch war bis 2016 über 10 Jahre im Ethik-Zentrum der Universität Zürich tätig. Derzeit ist sie Akademischer Gast am Collegium Helevetium der Universität Zürich und der ETH Zürich. Zudem moderiert sie seit 2010 die Sendung "Sternstunde Philosophie" beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Des Weiteren ist sie Kolumnistin des Philosophie Magazins.
Die Autorin hinterfragt in diesem Buch, was man seinen Eltern schuldet. Untersucht wird, ob sich Kinder, wenn sie erst einmal erwachsen sind, speziell um ihre Eltern kümmern müssen, allein deshalb, weil sie deren Kinder sind.
Gerade in Familien sähe man sich leicht mit diffusen Erwartungshaltungen konfrontiert, sowohl von den Eltern selbst als auch von Dritten. Nach moralischen Pflichten zu fragen und in diesem Zusammenhang auch vertraute Konventionen zu hinterfragen, sei wichtig, um sich bewusst zu werden, was man seinen Eltern tatsächlich schuldet. Folgt man den Überlegungen Barbara Bleischs, dann schuldet man ihnen offenbar nichts. Allerdings geht die Allgemeinheit bekanntermaßen von anderem aus.
Nichts zu schulden, bedeutet jedoch nicht respektlos zu sein oder seine Eltern mutwillig zu verletzen, auszunutzen oder zu beschämen, denn das grundlegendste Verbot laute, dass man einander nicht ohne Not Schaden zufügen dürfe. Diese Regel gelte natürlich auch in Familienverhältnissen.
Bleisch sieht also in ihrem Buch kein Plädoyer, die eigenen Eltern ins Pflegeheim abzuschieben, sie zu ignorieren, kaltherzig über ihre Bedürfnisse und Anliegen hinwegzusehen. Vielmehr sei die Publikation ein Aufruf dazu, Familienbeziehungen als das zu sehen, was sie im Kern sind: "in vielerlei Hinsicht bedeutungsvolle und außergewöhnliche Kontexte, die von unermesslichem Wert für uns sein können.".
Die Autorin hebt hervor, dass ihr Buch kein psychologischer Ratgeber sei, sondern stattdessen eine philosophische Untersuchung, die dazu auffordert, selbst nachzudenken, in diesem Falle über das Verhältnis zu seinen Eltern.
Untergliedert ist das Werk in die Kapitel
Schuld; Dankbarkeit; Freundschaft; Verwandtschaft; Verletzlichkeit; Das gute Kind.
Sich mit den Überlegungen Barbara Bleisch in den einzelnen Kapiteln ihres Buches intensiver zu befassen, hilft dabei, sich über familiäre Verantwortlichkeit und deren Grenzen klar zu werden und einen entspannten, fairen Weg mit seinen Angehörigen zu gehen, der alle zufrieden stellen kann.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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Warum wir unseren Eltern nichts schulden
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