Prof. Dr. Haller ist Chefarzt einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik mit Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankung und wird als einer der renommiertesten Gerichtspsychiater Europas stets aufs Neue mit der Begutachtung großer Kriminalfälle betraut. Er schreibt, dass in besagten Kriminalfällen oft kein anderes Motiv als tiefe Kränkung zu finden sei.
Der Autor untergliedert sein Buch in drei große Abschnitte:
I. Wesen und Ursachen der Kränkung
II. Erscheinungsformen der Kränkung
III. Umgang mit Kränkungen
In der Einleitung, die den drei Abschnitten vorangestellt ist, erfährt man bereits, dass es Kränkungen sind, die am Beginn von Auseinandersetzungen und Feindschaft, von Demütigung und Rache, von Krankheit und Leid stehen. Dabei sind es speziell kollektive Kränkungen, deren destruktive Energie in der gesamten menschlichen Geschichte Kriege ausgelöst haben. Schon der Brudermord von Kain an Abel in der Bibel basiere auf tiefer Gekränktheit. Somit erweist sich Kränkung als Urmotiv des Urverbrechens.
Kränkungen, so der Autor, stellen das zwischenmenschliche Problem schlechthin dar. An Kränkungen kann wirtschaftlich, politisch aber auch privat viel scheitern. Deshalb auch lautet die Hauptthese des vorliegenden Werkes: "Was kränkt, macht krank, was kränkt löst Krisen aus, Kränkungen führen zu Kriminalität und Krieg."
Im ersten Abschnitt des Buches geht es um Wesen und Ursachen der Kränkung. Hier kann man sich u.a. mit individuellen Empfindlichkeiten auseinandersetzen, lernt Kränkung als Interaktion zu begreifen und erfährt zudem Wesentliches über Kränkungsempfänger und Kränkungsabsender wie auch die Kränkungsbotschaft.
Die schwerste Form der Kränkung ist die Enttäuschung, gefolgt von Ablehnung/Zurückweisung, Vertrauensverlust, Mobbing, Beschämung, Missachtung/Geringschätzung, Verleumdung, Diffamierung und Spott.
Man lernt die sieben Kränkungselemente kennen und sowie zu begreifen und liest, dass Kränkungen Hinweistafeln auf unsere Schwachstellen sind, auf immer noch nicht verheilte Verletzungen oder verdrängte Probleme.
Wer ein stabiles Selbstwertgefühl behalten möchte, sollte Kränkungen stets aufarbeiten.
Der Autor thematisiert sie einzelne Kränkungen ausführlich und veranschaulicht diese durch praktische Beispiele.
Sehr spannend liest sich das Kapitel über die gekränkte und kränkende Persönlichkeit. Hier wird klar, welche Persönlichkeitsstruktur dazu neigt, andere zu kränken (es sind Psychopathen und Narzissten primär) und wer besonders kränkbar ist nämlich: Hochsensible aber auch Narzissten.
Über die einzelnen Persönlichkeitsstrukturen wird man sehr gut aufgeklärt, liest alsdann über Narzissmus und hier auch über narzisstische Wut. Kollektive Kränkungen aber auch Kränkungen wie Beleidigungen, Beschämungen etc. kommen zur Sprache und es ist des Weiteren ein Kapitel der Demütigung gewidmet, die als die tiefste, bösartigste und folgenschwerste Kränkung gilt. Sie sei Entwertung, Verletzung, Beschämung und Diffamierung in einem. Demütigung ruft Gefühle der Scham, Hilflosigkeit, der ohnmächtigen Wut, der Verzweiflung und totalen Erniedrigung hervor. Im Gegensatz zu sonstigen Kränkungen handelt es sich um eine gezielte Aggression, bewusste Bloßstellung und geplante Entwürdigung anderer. Demütigung gehöre zur psychischen Konstellation des Bösen. Dieses Böse besteht u.a. aus sadistischer Aggression, malignem Narzissmus, Empathiemangel und einseitiger Machtverteilung. Die Täter, die demütigen, setzen sich über den jedem Menschen zu jeder Zeit innewohnenden Moralinstinkt hinweg. Zugleich werde die Schamgrenze des Opfers überschritten. Offenbar ist das Beherrschen des Opfers für den Täter der primäre Reiz.
Über Demütigung und Macht, auch über die Folgen von Demütigung erfährt man mehr und schließlich auch über Verbitterung, die als unheilbare Kränkung gilt.
Dass Kränkung krank macht, wurde eingangs schon erwähnt. Wie diese Krankheiten aussehen, wird auch erörtert. Essstörungen, Sucht etc. gehören dazu, aber auch Burn-out.
Über Kränkungen im Berufsleben wird man aufgeklärt und in diesem Zusammenhang auch über Mobbing und Co. Aufgelistet sind eine Vielzahl von Handlungen, unter denen Mobbingopfer zu leiden haben. Verbrechen, die aufgrund von Kränkungen begangen werden, bleiben ebenso wenig ausgespart wie der Umgang mit Kränkungen.
Schweigen verhindere den Abbau von Aggression und fördere negative Fantasien. Der Schweigende zöge sich auf eine narzisstische Position zurück mit geradezu hysterischer Demonstration auf sein Gekränktsein. Dadurch fühlt sich das Schweigeopfer entwertet und schuldig. Durch diese schweigende Form des Kränkens werden zwischenmenschliche Probleme bis zur Unlösbarkeit kompliziert.
Bei allem sollte man Kränkung auch als Chance begreifen, denn sie kann zur Selbsterkenntnis dienen aber man kann auch dadurch den Kränkenden besser kennen lernen. Das fördert nicht zuletzt die Menschenkenntnis.
Wichtig ist natürlich zu erfahren, wie man Kränkungen entmachtet. Hier helfen 8 Schritte, die man durch Prof. Dr. Haller zu gehen lernt.
Die letzten Schritte heißen- so
viel sei verraten: Loslassen- Perspektivwechsel und schließlich verzeihen.
Klingt irgendwie unproblematisch. Einfach mal ausprobieren...
Sehr empfehlenswert
Helga König
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