Der Autor dieses lesenswerten Buches ist Prof. Dr. Lars Fr. H. Svendsen. Er lehrt an der Universität in Bergen und wurde 2008 mit dem Meltzerpreis für hervorragende Forschung und Forschungsvermittlung ausgezeichnet. Sein vorliegendes Werk wurde von Daniela Stilzebach aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzt.
Svendsen definiert Einsamkeit als gefühlsmäßige Reaktion darauf, dass das Bedürfnis einer Person nach Bindung zu einer anderen nicht befriedigt wird. Dabei muss man wissen, dass Einsamkeit und Alleinsein zwei verschiedene Phänomene sind.
Studien zu Folge haben für das subjektive Wohlbefinden von Menschen als soziales Wesen Lebenspartner und Freunde eine größere Auswirkung als Reichtum und Berühmtheit, wohingegen soziale Isolation sich auf die psychische und physische Gesundheit negativ auswirkt.
Viele Philosophen haben sich mit dem Phänomen der Einsamkeit näher befasst. Darüber erfährt man im Buch viel Wissenswertes aber auch über die Formen der Einsamkeit. Sie ist übrigens ein starker Prädikator für Mortalität und beeinflusst den Blutdruck, die Immunabwehr und verursacht einen Anstieg von Stresshormonen im Körper. Dies wiederum erhöht Alzheimer und auf lange Sicht generell geschwächte kognitive Fähigkeiten.
Zudem kann Einsamkeit den Alterungsprozess beschleunigen. Einsame Menschen wachen während des Schlafes häufiger auf. Ferner soll das Gefühl von Einsamkeit negativere Folgen für die Gesundheit haben als subjektive soziale Isolation. Ein hoher Grad von Einsamkeit korreliert des Weiteren stark mit den Kriterien von Depression.
Einsamkeit als Gefühl wird breit angelegt erörtert. So erfährt man, dass der Einsame ein Selbst geformt hat, das andere Menschen sowohl fürchtet als auch zugleich eine Bindung an sie wünscht. Einsame haben ein geringeres Vertrauen in andere und ziehen rascher Grenzen. Auf diese Weise entsteht immer mehr Einsamkeit.
"Nur eine Person mit Fähigkeit zu Freundschaft und Liebe vermag Einsamkeit fühlen", so Svendsen. Der Autor reflektiert dies in dem Kapitel über Freundschaft und Liebe und stellt anschließend Überlegungen zum Individualismus im Hinblick auf Einsamkeit an.
Neben der bedenklichen Einsamkeit gibt es allerdings noch eine weitere, nämlich jene, die zur Erkenntnis führt. Sie erfordert eine gewisse Selbstgenügsamkeit.
Einsamkeit lässt sich verringern, wenn man die Fähigkeit besitzt, in sich zu ruhen, so der Philosoph, sodass man nicht so stark von der Bestätigung anderer abhängig ist, zugleich jedoch versucht, sich ihnen zu öffnen.
Wer einsam ist, muss die Verantwortung hierfür übernehmen und sollte Wege finden, sie zu minimieren, da sie keinem Menschen langfristig wirklich gut tut. Wir alle sind auf soziale Kontakte angewiesen. Svendsen verdeutlicht die Bandbreite der Gründe mehr als nur zufriedenstellend.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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