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Rezension: Die Othello- Falle- Wolfgang Hantel -Quitmann-Klett-Cotta

Prof Dr. Wolfgang Hantel-Quitmann, der Autor dieses Buches ist Familien-Psychologe in Hamburg. Sein Werk "Die Othello-Falle" beginnt mit einer Einführung, die den Titel "Opfer des eigenen Denkens" trägt. Wer Opfer des eigenen Denkens ist, versuche aufgrund von Scham, die Einsicht in eigene Fehler zu verdecken. Schuld werde deshalb abgewehrt und lieber anderen zugewiesen. Psychische Abwehrreaktionen ließen sich dauerhaft jedoch nicht aufrechterhalten. Sich über Mangel an Bewusstsein herauszureden, sei nicht überzeugend, weil seit Freud in der Psychologie jeder für sein eigenes Unbewusstes verantwortlich sei. 

Wie nun lassen sich unbewusste Fehler erkennen und beseitigen? Es müssten Denkmuster überprüft werden, die zu einem bestimmten Handeln geführt haben. So lasse sich  zwar aus eigenen Erfahrungen lernen, jedoch nur, wenn man eigene Fehler nicht verdrängt oder auf andere projiziert. 

Wie der Autor erwähnt, hat der Philosoph Platon das Denken als ein Gespräch mit der Seele begriffen. Nach Platon kommt es zu Denkfehlern, wenn man im Gespräch mit der Seele nicht wahrhaftig ist. 

Ein Schlüssel zum Verständnis eigener Fehler und Beziehungsfallen sollen die begleitenden Gefühle in solchermaßen komplizierten Situationen sein, die mit Stress verbunden sind. Bestimmte Gefühle dokumentieren, dass unser Denken zu sozialen Problemen geführt hat. Nun möchten die Betroffenen die negativen Gefühle loswerden, gleichwohl am bisherigen Denken festhalten. Dies sei jedoch zumeist unmöglich. 

Eifersucht und Schuld als Verwirrung der Gefühle, Denkfehler als Verwirrung des Verstandes sowie Intrigen und Täuschungen als Verwirrung der Beziehungen sind die Ergebnisse, wenn man am bisherigen Denken festhält. 

Nur Selbstreflexion, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen können aus diesem Dilemma heraushelfen und zu einer neuen Selbsterkenntnis führen, schreibt Hantel-Quitmann. 

Im Rahmen von drei großen Abschnitten reflektiert der Autor deshalb: 

Verwirrungen der Gefühle- Eifersucht und Schuld 
Verwirrung des Verstandes- Irrtum und Denkfehler 
Verwirrung der Beziehungen- Täuschung und Intrige

Im vierten Abschnitt dann folgen Überlegungen, die Hantel- Quitmann im Satz " Du sollst nicht alles glauben, was Du denkst- Wege aus der Othello-Falle" zusammenfasst. 

"Wie viel Wahrheit verträgt der Mensch?" fragt der Autor in einem der Abschnitte und lässt den Leser wissen, dass Wahrnehmungsunterschiede Unterschiede in der Interpretation der Wirklichkeit sind, die aufgrund unterschiedlicher persönlicher Erfahrungen entstehen. 

Wir alle glauben, dass unsere Wahrnehmung der Welt eine objektive Abbildung der Realität sei, bis wir feststellen, dass andere dieselbe Welt vollkommen anders sehen. Unsere Wahrnehmung unterscheide sich zunächst nicht zwischen natürlich-objektiver und sozial-subjektiver Wirklichkeit. Dabei sei es die Wahrnehmungskonstanz, die uns zur Annahme der Objektivität verleite. 

Besonders kläglich sei die Wahrnehmung in der Eifersucht, speziell in ihrer pathologischen Variante. Hier bestimme die Wahrnehmung des Eifersüchtigen, was real sei und was nicht. Auch wenn Informationen in offensichtlichem Widerspruch stehen, werden sie uminterpretiert und als weitere betrügerische Absichten des Partners erlebt. Othello sei ein typisches Beispiel hierfür. 

Extremfall selektiver Wahrnehmung seien soziale Vorurteile. Hierbei handele es sich um Schablonen und Automatismen, die entstanden sind, um das Leben zu erleichtern, wohl aber die Realität erheblich verzerren könnten. 

Im Rahmen dieses Buches erfährt man u.a. Wissenswertes über die Variationen der Täuschung. Diese Variationen werden anhand von Beispielen vorgestellt und diskutiert. Immer wieder greift der Autor auch auf Beispiele in der Literatur zurück, um Täuschungen zu versinnbildlichen.  Das ist eine gute Methode, um dem an guter Literatur interessierten Leser  klar zu machen, worum es geht.

Im 4. Abschnitt dann werden die wichtigsten Wege aus der Othello-Falle beschrieben. Es geht dabei um: die Überwindung von Angst, den Mut der Wahrhaftigkeit, das Prüfen alter Lösungswege und anders mehr. 

Wer sich bewusst machen möchte, weshalb wir Irrtümern unterliegen, Fehler begehen und auf Täuschungen hereinfallen, auch Opfer unserer eigenen trügerischen Annahmen sind, wird das Buch gerne lesen und zukünftig dem eigenen Denken und unseren eigenen Beobachtungen sowie Schlussfolgerungen skeptischer gegenüber stehen. Nicht alles ist so, wie es uns erscheint.


Empfehlenswert.

Helga König

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