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Rezension:Think Again- Die Kraft des flexiblen Denkens- Adam Grant -Piper


Adam Grant, der Autor dieses Buches, ist Professor für Organisationspsychologie an der Wharton Business School. Seine Bestseller in Millionenauflage wurden in 35 Sprachen übersetzt. Das macht natürlich neugierig. 

Das vorliegende Sachbuch ist in vier Teile untergliedert, als da sind: 

Teil 1 Individuelles Umdenken – Das Aktualisieren unserer Ansichten 
Teil 2 Interpersonelles Umdenken- Andere zum Umdenken bewegen 
Teil 3 Kollektives Umdenken 
Teil 4 Fazit 

Voran geht diesen vier Teilen ein Prolog, dem man entnehmen kann, dass dieses Buch dazu einlädt, Wissen und Meinungen loszulassen, die keine guten Dienst mehr leisen und ein Selbstgefühl zu entwickeln, das auf Flexibilität anstelle auf Beständigkeit fußt. Der Autor vermutet, dass man, sofern es uns gelingt, die Kunst des Umdenkens zu erlernen, erfolgreicher im Beruf und glücklicher im Leben sein könne. Mit seinen Ausführungen will er helfen, Dinge zu überdenken, neue Lösungen für alte Probleme zu finden und auf alte Lösungen für neue Probleme zurückzugreifen. 

Ein Kennzeichen von Weisheit sei das Wissen, wann es Zeit sei, einige unserer Kostbarsten Werkzeuge preiszugeben- und einige der geschätzten Teile unserer Identität. 

Grant ist extrem mitteilsam und so stürzt eine Fülle von Informationen auf die Leser ein, die es zu verarbeiten gilt. Was muss man sich merken, um den größtmöglichen Gewinn aus Grants umfangreichem Text zu ziehen? Auf jeden Fall seine Zusammenfassung zum Schluss.

Spaß beiseite. Es gilt, klug zu filtern. 

Mentale Stärke, schreibt der Autor, garantiere keine geistige Beweglichkeit. Das muss man sich erst einmal bewusst machen und akzeptieren. Interessant ist, dass die Wahrscheinlichkeit auf Stereotype hereinzufallen steigt, je intelligenter man ist und zwar deshalb, weil man rascher Muster erkenne. Die treibende Kraft der Muster sind Bestätigungsfehler (zu sehen, was wir zu sehen erwarten) und Erwünschtheitsverzerrungen (zu sehen, was wir sehen wollen). Beide "Bias" hindern daran, unsere Intelligenz einzusetzen. Gut denken zu können, könne dazu führen, dass man schlechter darin ist, Dinge zu überdenken. Es gehe darum, aktiv unvoreingenommen zu denken, so wie Wissenschaftler es tun.

Wissenschaftliches Denken ziehe Demut dem Stolz vor, den Zweifel der Gewissheit und die Neugierde dem Sichverschließen. Sobald man den Wissenschaftlermodus verlasse, weiche der Umdenkzyklus dem Selbstüberschätzungszyklus.

Grant schreibt u.a. vom sogenannten Hochstapler-Syndrom, bei dem die Kompetenz größer ist als das Selbstvertrauen, aber auch vom "Dunning-Kruger-Effekt", wonach das Selbstbewusstsein dann am höchsten ist, je mehr einem die Kompetenz fehle. Mangelnde Kompetenz könne uns inkompetent gegenüber der eigenen Inkompetenz machen. 

Merke: Während Demut ein durchlässiger Filter ist, der Lebenserfahrung absorbiere und Wissen in Weisheit verwandele, sei Arroganz ein Gummischild, von dem Lebenserfahrung einfach abpralle.

Veranschaulicht wird, was man unter dem idealen Maß an Misstrauen zu verstehen hat und verdeutlicht wird, weshalb selbstbewusste Demut die Qualität des Umdenkens verbessert. Selbstbewusste Demut sei eine Korrekturlinse, die uns befähige, unsere Schwäche zu überwinden. 

Sobald unsere Grundüberzeugungen in Frage gestellt werden, neigten wir dazu, dicht zu machen, anstelle uns zu öffnen. Auf diese Weise aber kann man nichts lernen. Sich über Überzeugungen, Ideen und Ideologien zu definieren, führe dazu, dass man seine Meinungen nicht ändere und sein Wissen nicht weiterentwickele. 

Sobald Führungskräfte Macht gewinnen, geschieht es lt. Beobachtungen von Grant nicht selten, dass sie nur noch Speichelleckern zuhören, weil sie Aufgabenkonflikte scheuen. Schwache Führungspersönlichkeiten brächten ihre Kritiker zum Schweigen und würden noch schwächer. Keine Neuigkeit für Menschen, die schon etwas länger leben und  das Treiben in dieser Welt aufmerksam beobachtet haben.

Des Weiteren erfährt u.a. wie man Vorurteile durch Destabilisierung von Stereotypen verringert und man durch die richtige Art zuzuhören, Menschen zum Wandel motiviert. 

Im Buch wird letztlich immer wieder klar gemacht, wie wichtig Aufgeschlossenheit für Neues ist und wie man dem Tunnelblick entkommt, der Neues verhindert. 

Die 20 klugen Ratschläge zum Schluss, sollte man beherzigen, wenn man individuell, interpersonell oder kollektiv umdenken möchte. Nur wer umdenkt, bleibt dem Gestern nicht verhaftet, wo man bekanntermaßen nicht leben kann, wenn man selbst noch nicht gestorben ist.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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