Prof. Dr. med phil #Michael_Lehofer ist #Psychiater, #Psychologe, #Psychotherapeut, #Führungskräftecoach und #Philosoph. Im vorliegenden Buch befasst er sich mit der Frage, wie real Alter eigentlich ist.
Dass der Körper eines Menschen mit den Jahrzehnten sich verändert, dürfte jedem klar sein. Dass 80 Prozent aller Falten und Pigmentstörungen, Folge von zu vielen #UVA- und #UVB_Strahlen sind, zeigt, dass es hierbei nicht zwingend um eine Altersfrage geht.
In unserem Kulturkreis geht es Menschen darum, möglichst jung zu wirken. Dazu sollte man wissen, dass das Wesen des Jungseins #Neugierde, der #Aufbruch, der #Lebenshunger und dergleichen ist und nicht das, was viele meinen: So bleiben zu wollen, wie man ist. Denn Stereotypen sind, wie Lehofer zu Recht konstatiert, Zeichen des Alters.
Insofern gibt es Leute, die sich gerade dadurch, dass sie zwingend jung sein möchten, als Alte outen. Zwingend jung bleiben zu wollen, fordere uns eine Leistung ab. Die damit verbundene Verbissenheit sei eine Verkrampfung, die befremdliche Gier zum Ursprung habe. #Verbissenheit mache alt.
Am jüngsten sind wir offenbar, wenn wir authentisch sind. Reife Menschen sind dies immer. Nicht alle, die alt an Lebensjahren, sind auch reif, betont Lehofer und führt weiter aus, dass der reife Mensch jene #Herzoffenheit habe, die sich auf die Begegnung mit dem Leben und allem, was es zu bieten hat, einlasse. Der reife Mensch lasse einen in der Begegnung aufatmen.
Der Mensch, der unaufhaltsam altere, zeichne sich dadurch aus, dass er festhalte und alles unbedingt kontrollieren möchte. Er lebe rückwärtsgewandt und wolle auf diese Weise jung bleiben. Doch so funktioniert es nicht. #Jungsein, so Lehofer, muss man leben. Dies bedeute allerdings nicht, das Verlorene mit ungeheurem Energieaufwand zu kompensieren, sondern vielmehr das Gegenwärtige in sich aufzunehmen und Teil von sich selbst werden zu lassen.
Begegnung mache jung, vor allem feinfühlige, heilsame Begegnungen.
Der Zeitpunkt des Beginns des Alters sei zugleich der Zeitpunkt des Endes des vermeintlichen Unwissens. Sobald ein Mensch also meint, sich in der Welt auszukennen, akzeptiert er deren Wandel nicht mehr, der ein Garant dafür ist, dem Alter zu widerstehen.
Michael Lehofer wirbt für Nähe, weil wir durch sie heilen, reifen und ganz werden. Mauern, die man aufgrund von Kränkungen aufbaut, hindern uns an Begegnungsfähigkeit. Doch diese benötigen wir, um unsere Lebendigkeit zu erhalten.
Immer wieder betont der Autor die Wichtigkeit von Bindungen. Sie auch sind das Zaubermittel gegen #Stress. Bindungen seien das Lebenselexier für uns Menschen. Von ihr hänge die Plastizität des Gehirns im Alter ab. Bindungen halten also jung, während #Einsamkeit uns vorzeitig altern lasse. Einsamkeit sei ein typisches Altersphänomen.
Lehofer schreibt u.a. über Verantwortung als Form von Lebendigkeit, auch von Wandlung und Leidenschaft und vielem anderen, das man bis zum Ende seiner Tage leben sollte und auch kann, wenn man jung bleiben möchte.
Doch man erfährt auch Gegenteiliges, z. B. dass, wer am Beleidigtsein am eigenen Leiden festhalte, letztlich rascher altere. Altern bedeutet mithin Stillstand. Beleidigungen beruhten auf ärgerlichen Erinnerungen. Dabei hätten dauerbeleidigte Menschen viele Brüche im Leben zu verzeichnen und würden durch ihren Ärger rascher altern.
Schlimm auch sei Verbitterung in punkto Altern. Dabei handelt es sich um enttäuschte Erwartungen. Es sei wichtig, die Realität des Lebens anzuerkennen und sich so Verbitterung- sie sei als kristallisierte Frustration zu begreifen- zu entziehen.
Das Wesentliche an der #Frustration sei die Erwartung, von der wir uns nicht lösen können. Frustrierend auch ist der ewigen #Vergleich, den man besser unterlässt, so auch #Selbstmitleid. Es gelte für sein Leben einzustehen, das mache jung.
Interessant auch, der Gedanke, dass Zuhören Jugendlichkeit vermittele und die Tatsache, dass man noch nicht fertig sei. Wer interessiert bleibe an dieser Welt, für den ist Alter eine Illusion.
Lehofer lotet Begriffe wie #Hoffnung aus und warnt vor ihr. Besser sie mit Zuversicht zu ersetzen, denn sie kann ein Konzept von vorgestern sein, das heute nicht mehr passend sein.
Der Autor befasst sich mit der Frage, ob wir ohne Zukunft glücklich sein können und wie es sich mit einem Leben entgegen der Erfahrung verhält. Auch #Gelassenheit bleibt nicht ausgespart, denn sie sei Ausdruck der positiven Bewältigung von Ängsten.
Es sei wichtig, bis ans Ende aller Tage Visionen zu haben, auch mit der Zeit zu leben, dem Moment unvoreingenommen zu begegnen, dem Überraschenden Raum zu geben, zu staunen, zu leben und sich nicht selbst zu boykottieren.
Michael Lehofer bringt es auf den Punkt: "Man spürt es sofort, ob ein alter Mensch alt ist oder ob das Alter bei ihm eine entlarvte Illusion darstellt, Es fehlt die Schwere, die Bitterkeit, das Verstrickte. Die Schwere fehlt, weil derjenige niemanden, nicht einmal sich selbst etwas nachträgt. Die Bitterkeit fehlt, weil Verlusterlebnisse verarbeitet sind und die Einsicht entstanden ist, dass man nichts verlieren kann. Und schließlich fehlt die Verstrickung, weil man verstanden hat, dass diese nur eine Konsequenz der Beharrlichkeit auf etwas ist und einem nichts bedeutet."
Wer sich früh übt, lebendig zu bleiben, macht es genau richtig.
Ein gutes Buch.
Sehr empfehlenswert.
Helga König
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen