Umberto Ecos Buch über die "Geschichte der Schönheit" ist ein trostspendender Begleiter durch düstere Spätherbst- und Wintertage, nicht zuletzt, weil Schönheit, wie man seit dem Mittelalter weiß, auch etwas mit Farben und Helligkeit und damit einhergehender Leuchtkraft zu tun hat.
Der Autor befasst sich mit dem Begriff "Schönheit" innerhalb der bildenden Künste, der Malerei, der Architektur sowie des Industriedesigns und vieler, vieler anderer Bereiche. Dabei lässt er kluge Geister der Antike, der Renaissance, der Aufklärung und anderer Epochen zu Wort kommen.
Philosophen, Schriftsteller, Dichter und Troubadoure beschreiben und besingen das Schöne, doch keiner bringt es so sehr auf den Punkt wie Salomo (10.Jh.v.Chr.) in seinem "Hohelied"! Ganz wunderbar!
Was meinten die Vorsokratiker zu diesem Thema und was der Philosoph Platon?
Zu welchen Denkergebnissen gelangten in der Folge die nüchternen Römer?
Eco sagt es den Lesern.
Das Buch ist reich bebildert und ein Fest für die Augen!
So kann man die schöne "Lucrezia Panciatichi" und das vollendet schöne Anlitz Albrecht Dürers (Selbstbildnis mit Pelzrock) bewundern, aber auch abstrakte Formen des Schönen bestaunen.
Man wird mit dem "Goldenen Schnitt" wie auch dem harmonischen Quadrat vertraut gemacht und erhält eine Idee von der Schönheit der Zahlen. Auf Zahlen lässt sich mithin alles zurückführen und sie bilden die Grundvoraussetzung so genannter Sphärenmusik.
Was ist schön?
Kann man Schönheit überhaupt definieren oder ist sie am Ende subjektiv, wie David Hume konstatiert?
All die Paläste, die wohlgestalteten Bauten, formvollendeten Skulpturen, auch das Industriedesign sind nicht zuletzt Ergebnisse des Strebens nach dem Schönen in irgendeiner Form.
Während die Romantiker glaubten, dass aus dem Schönen das Wahre hervorgehe, stellte Hegel hochinteressante Reflexionen zur schönen Seele an und Kant meinte, dass schön sei, was ohne Interesse gefällt!
Alle bestaunten, rätselten und definierten. Dies hat sich auch in der Mediengesellschaft nicht geändert.
Im Grunde personifizieren der junge Marlon Brando und der nicht mehr ganz so junge George Clooney, wie auch die göttliche Greta Garbo gedankliche Schönheitsmodelle. Sie sind sozusagen eine überzeugende Antwort auf die immerwährende Frage: Was ist schön?
Eine himmlische Lektüre, die man überhaupt nicht mehr aus der Hand legen möchte!
Die Farben im Stundenbuch des Duc de Berry, auch die Glasfenster der Kathedrale von Chatres und die Bilder aus dem Codex Manesse, welch eine Augenweide!
Wenn schön das ist, was Auge, Herz und Verstand gleichzeitig erfreut, kann Ecos "Geschichte der Schönheit" wohl als wirklich gelungener Beitrag zu diesem Thema bezeichnet werden.
Sehr empfehlenswert.
Helga König
Überall im Handel erhältlich
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