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Rezension: Selbstmitgefühl entwickeln- Christine Brähler- Scorpio

Die Psychotherapeutin Dr. Christine Brähler hat mit "Selbstmitgefühl entwickeln" ein Buch auf den Weg gebracht, in welchem sie anhand von Fallbeispielen, Übungen und konkreten Tipps verdeutlicht, wie man freundlicher mit sich selbst umgeht und weshalb dies gesünder ist und resilienter macht. 

Ihr Buch hat sie in fünf Abschnitte untergliedert. Dabei weist sie eingangs mittels eines Fragekatalogs darauf hin, für wen der Text hilfreich ist. Danach erläutert die Autorin zunächst den Unterschied zwischen Selbstmitgefühl und Selbstmitleid. Während Selbstmitleid dazu führt, dass man sich unverstanden und allein fühlt und man sich in seiner Leidensgeschichte verstrickt, entwickelt man durch Selbstmitgefühl die Kraft, das Leid anzuerkennen und es zu überwinden.

Anhand eines kleinen Fragekatalogs kann man sein Selbstmitgefühl testen. Ich möchte im Rahmen der Rezension nicht auf die Fallbeispiele näher eingehen, sondern mich mehr der Überlegungen und Übungen widmen. So liest man, dass ein weitverbreiteter Schutzmechanismus die Selbstverurteilung sei. Wer kennt sie nicht, die Stimme des inneren Kritikers? Der innere Kritiker ist es, der Angst und Depression fördert. 

Man liest von drei Aspekten des Selbstmitgefühls nach Kirstin Neff. Genannt und erläutert werden die Komponenten: Gelassenes Gewahrsein, gemeinsames Menschsein und Selbstfreundlichkeit.

Brähler räumt mit Missverständnissen auf, was die Wortneuschöpfung "Selbstmitgefühl" anbelangt und hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass es keineswegs egoistisch mache, wenn man dieses Gefühl kultiviert. Man lernt den "Mitgefühlsmuskel" zu trainieren und zu begreifen wie Stressregulation optimal funktioniert. Wenn man in schwierigen Situationen nicht fürsorglich und verständnisvoll miteinander umgeht, dann ist es nicht leicht, sich zu erholen und die Kraft und Zuversicht für weitere Schritte bzw. einen neuen Anlauf zu finden, (S. 39). 

Wichtig ist es, sich selbst zu vertrauen, sich mit den vielen Aspekten des Mitgefühls näher zu befassen. Die Fragen der Autorin auch diesbezüglich bereichern. 

Nachdem man erfahren hat, wie man zum Mitgefühl findet, lernt man die vier Herzqualitäten kennen, die da sind: Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Es ist der Gleichmut, die uns hilft, nicht krampfhaft an Schönem festzuhalten und Unangenehmes vermeiden zu wollen. Gleichmut macht es möglich, sich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen. Loslassen, Gefühle durch uns durchfließen lassen, Leid nicht festhalten, sondern dessen Transformation bewusst erleben, das funktioniert durch Gleichmut. 

Mangel ist ein Thema und wie man diesen erforscht. Scham und Verletzlichkeit kommen ebenfalls zur Sprache und auch, weshalb man Mut zur Unvollkommenheit haben sollte. Selbstverurteilung, Selbstisolation und Selbstbezogenheit erhalten nicht bloß emotionales Leid aufrecht, sie verstärken zudem unser negatives Selbstbild (S.77).

Wissen sollte man, dass Mitgefühl das körperliche und seelische Immunsystem stärkt und Entzündungsmarker im Blut minimiert. Neben Scham kann auch Wut emotionalem Leid zugrunde liegen. Dabei vermag Selbstmitgefühl zu helfen, einen heilsamen Umgang mit der Wut zu entwickeln. 

Die Autorin zeigt aktive und passive Formen von Wut. Dass Mobbing eine aktive Ausdrucksform von Wut ist, wird der ein oder andere sich denken können, doch auch Egoismus und Größenwahn sind es, während passives Wutverhalten sich z.B. im Hintergehen oder Anschweigen ausdrückt. 

Verdeutlich wird, wie man die Energie der Wut verwandelt, auch wie man seine Wut erforscht, sie anerkennt und innere als auch äußere Grenzen setzt. 

Der Prozess des Vergebens wird ebenfalls angesprochen und hier auch die Selbstvergebung. 

Es geht bei allem letztlich  um das  Erkennen, denn nur dieses lässt uns reifen und im Einklang mit uns und anderen leben. 

Empfehlenswert 

Helga König


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