Für das vorliegende Buch hat er tausende von Gesprächen mit Eltern, Lehrern Schulleitern und Bildungspolitikern geführt, um zu erkunden, was derzeit in Kindergärten und Schulen schief läuft und was sich ändern muss, damit sich Kinder in den Gruppenräumen und Klassenzimmern wieder entwickeln können.
Wie der Autor schreibt und dokumentiert, seien Kindergärten und Grundschulen zu Stätten organisierten Verwahrens mutiert, in denen die Kinder auf sich selbst gestellt, keine Entwicklungsmöglichkeiten für ihre emotionale und soziale Psyche mehr hätten. Deshalb würden sie verdummen oder sogar krank werden. Darüber hinaus würden die zu Lernbegleitern degradierten Erzieher und Lehrer in eine völlige Überforderung geraten und nicht wenige in die Frühverrentung rutschen.
Der Lärmpegel an untersuchten Schulen liegt bei 60 bis 85 Dezibel. Unglaublich. Grund hierfür: Kinder sollen nach jüngsten Lernmethoden autonom lernen und dürfen offenbar Emotionen ungezügelt rauslassen. Sie sollen seitens Erwachsener auf dem Weg zur Selbstbestimmtheit nicht unterstützt werden. Ohne Unterstützung aber könne sich die Psyche des Kindes nicht entwickeln, deshalb würden aus vernachlässigten Kindern beziehungs- und arbeitsunfähige Jugendliche ohne Chance auf ein erfülltes Leben aber auch zur Gefahr für die mühsam erkämpften Errungenschaften der Solidar-Gemeinschaft.
Michael Winterhoff führt im Buch erhellende Interviews, die die Katastrophe verdeutlichen. Eine Lehrerin mit 28 Jahren Berufserfahrung konstatiert, dass die Kinder einst aufnahmefähiger und anstrengungsbereiter waren und einen größeren Forscherdrang besessen hätten. Die vernachlässigten Kinder können nicht mehr abwarten, lassen andere nicht ausreden, können eigene Wünschen nicht zurückstellen. Offenbar gilt: Alles sofort, davon möglichst viel, ansonsten Wutanfälle.
Ohne eine Beziehung zwischen Schülern und Lehrer könne Schule nicht funktionieren. Kinder brauchen Zuspruch, sie seien auf positive und negative Spiegelung angewiesen. #Autonomes_Lernen, so wie von der Bildungspolitik vorgeschrieben, schade der geistigen und seelischen Entwicklung von Kindern. Ziel sei Erlerntes zu verstehen. Wissen und Können genüge nicht.
Eine Lehrerin, die an der 5. Klasse eines Gymnasiums unterrichtet, schreibt, dass es den meisten Kindern heutzutage nach vier Grundschuljahren an den kulturellen Grundlagen in Rechnen, Schreiben und Lesen mangele. Selbst motorische Basisfähigkeiten seien wenig entwickelt. Die jungen Menschen könnten nicht mehr richtig schreiben, sondern würden Buchstaben malen. Was sie besser können? Selbstsicherer auftreten. Doch ihre Selbstsicherheit habe keine Basis.
Viele Schulabsolventen hätten grundlegende Defizite in ihren methodischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Erschreckend ist die Auflistung dessen, woran es laut Ausbildungsbetrieben den Auszubildenden mangelt. Außer einer gewissen Teamfähigkeit sieht es düster aus, besonders im Hinblick auf Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit. Zu viele Autisten, Narzissten und Egomanen würden das Zusammenleben in Zukunft nicht einfacher gestalten, so der Autor. Genau aber diese Charaktere scheinen die Folge der derzeitigen Nicht- Erziehung einerseits und symbiotischer Elternbindung andererseits zu sein.
Für Winterhoff ist klar, dass die Lehrer Kinder wieder anleiten müssen, statt ihr Lernbegleiter zu sein. Wenn ein Kind nämlich bestimmen könne, was es lernen wolle, bleibe sein Weltbild auf Kleinkind-Niveau. Es gäbe mittlerweile Kinder, die auf dem Niveau von 18 Monate alten Kleinkinder stehen geblieben sind, die jedoch glaubten, alles zu können, doch in Wahrheit verdummt seien.
Die heutige Bildungspolitik müsse sich ändern, weil die Lehrer in diesem System verschlissen werden und demotiviert wie auch ausgebrannt seien.
Ein großes Problem scheint zu sein, dass zwischen vielen heutigen Eltern und ihren Kindern eine Symbiose bestehe, Eltern dadurch kritikunfähig im Hinblick auf ihre Nachkommen werden und ihnen weitaus mehr schaden als nützen.
Der Autor möchte mit diesem Buch vor allem die Eltern stärken, die ihre Intuition noch bewahrt haben und ihren Kindern Orientierung bieten wollen.
Klar sollte allen sein, dass sich Eltern erst dann darauf verlassen können, dass sich ein Kind aus eigenem Antrieb an den Schreibtisch setzt, wenn es 14 Jahre alt ist. Von da an begreift ein Jugendlicher bei gesunder psychischer Entwicklung, dass er für sich lernt und unter Umständen eine bestimmte Abschlussnote erreichen möchte.
Auf allen liegt eine große Aufgabe, was die Reifung der Kinder anbelangt.
Michael Winterhoff benennt fünf Forderungen, die dazu beitragen, dass die Reifung glückt und erläutert diese zu Ende seines Buches ausführlich. Seine Forderungen überzeugen und sind die logische Konsequenz aus seinem Buch, das alle am Erziehungsprozess Beteiligten dringend lesen sollten, um die derzeitigen Bildungsprobleme zu lösen.
Michael Winterhoff benennt fünf Forderungen, die dazu beitragen, dass die Reifung glückt und erläutert diese zu Ende seines Buches ausführlich. Seine Forderungen überzeugen und sind die logische Konsequenz aus seinem Buch, das alle am Erziehungsprozess Beteiligten dringend lesen sollten, um die derzeitigen Bildungsprobleme zu lösen.
Maximal empfehlenswert
Helga König
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Deutschland verdummt: Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut
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