Dr. Tillmann Bendikowski, der Autor des vorliegenden Buches, ist Gründer und Leiter der "Medienagentur Geschichte" in Hamburg. Er verfasst Beiträge für Printmedien und Hörfunk und betreut die wissenschaftliche Realisierung von Forschungsprojekten sowie historischen Ausstellungen.
In seinem vorliegenden Werk beschreibt er unter dem Eindruck des humanitären Sommermärchens 2015 die Kultur des Helfens und fragt zunächst, warum ein Mensch überhaupt helfend wirkt. Dabei erläutert er vorab, was man unter dem Akt des Helfens zu verstehen hat und welche Formen des Helfens es gibt.
Genannt werden: Hilfreiches, prosoziales und altruistisches Verhalten. Diese Verhaltensmuster werden genau erörtert. Dabei ist eine wichtige Voraussetzung für das Helfen das Mitgefühl.
Im Zusammenhang mit dem Mitgefühl erfährt man auch Wissenswertes zu Fähigkeit zum Mitleiden, die als zentrales Element altruistischen Verhaltens gilt. Erörtert werden der Nutzen und der Nachteil dieses Verhaltens und es wird auf Gedanken hierzu seitens namhafter Philosophen hingewiesen. So war es der niederländische Philosoph Baruch de Spinoza (1632-1677), der Mitleid als "schlecht und unnütz" bezeichnete. Er tat es deshalb, weil er die Vernunft sehr wertschätzte und sie durch Gefühle, Erregung und Leidenschaft gefährdet sah.
Viele Kritiker des Mitleids meinen, dass Mitleid zur Betroffenheit führe und aufgrund seiner Schnelllebigkeit nicht als Grundlage für eine Moral genüge. Um zu ermitteln, weshalb ein Mensch hilft, erfährt man auch Näheres zur Barmherzigkeit der Christen und über den Menschenfreund, der mit Vernunft Gutes tut.
Bekunden, dass man es ernst meine mit einem ethischen Leben- dies habe bei den Postulaten des effektiven Altruismus Priorität. Mittels einer gezielten Auswahl von Spendenzwecken verdeutlichten heutige Spender auch den Willen und ihre Bereitschaft zu einer bewussten Gestaltung der Gesellschaft.
Auch über egoistisches Verhalten wird man aufgeklärt. In der christlichen Theologie gilt die Selbstsucht als Quelle des menschlichen Bösen und die Nächstenliebe als Gegenentwurf zum Egoismus. Man liest im Rahmen der Aufklärung zudem vom sogenannten "empathischen Egoisten", der danach strebt, eigene Interessen durchzusetzen, zugleich jedoch Bezug auf andere nehmen würde.
Verhaltensmuster wie Fluchthilfe in Zeiten der Unfreiheit, auch Helfen in der Familie über Generationen hinweg und in der sozialen Not kommen zur Sprache. Hier auch wird Florence Nightingale erwähnt, mit ihrer Konzeption zur Krankenpflege und der Rolle der helfenden Frau, aber auch die Solidarität als Fundament der Gewerkschaftsbewegung. Der Staat als Sozialstaat wird fokussiert und natürlich der Paradigmenwechsel in der deutschen Kultur des Helfens.
Doch auch Kritik im Hinblick auf das Helfen bleibt nicht ausgespart. Die Rede ist u.a. vom "Helfersyndrom", auch von der Macht des Helfenden. So erfährt man, dass bestimmte Hilfsorganisationen um den Wert ihrer Unabhängigkeit in ihrer Arbeit und von den Spendern wissen und dass die Hilfe auch tatsächlich in ihrem Sinn ankommt, weil sie sehr selbstkritisch agieren.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Geschichte des Helfens deutlich macht, dass eine funktionelle Kultur des Helfens möglich, jedoch nicht selbstverständlich ist. Der Mensch benötigt Motive des Helfens, Vorbilder und auch etablierte Strukturen der gegenseitigen Hilfe. Zudem sind ermutigende Erfahrungen notwendig. Ist dies alles vorhanden, kann sich eine Kultur des Helfens entwickeln. Das "humanitäre Sommermärchen“ sei ein wichtiges Kapitel in unserer Kultur des Helfens gewesen, so der Autor. Wissen muss man, dass unser Land über eine stabile Kultur des Helfens verfügt, doch diese muss gepflegt werden. Wie das funktioniert erfährt man in diesem wichtigen Buch übrigens auch.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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