Autor dieses hervorragenden Buches ist Prof. Dr. Michael Bordt. Der Jesuit war Präsident an der Hochschule für #Philosophie in München. In seiner Funktion als Vorstand für Philosophie und Leadership veranstaltet er Workshops für Führungskräfte im Topmanagement großer Konzerne und Familienunternehmen.
Das Werk, das dabei helfen soll, den eigenen Weg zu finden, ist in acht Kapitel untergliedert. Diesen Kapiteln wurde eine für das Buch aufschlussreiche Einleitung vorangestellt, die unter dem Motto "Sich selbst verstehen" bereits eine essentielle Aussage trifft.
Die Überlegungen zu diesem Buch verdankt der Autor zu einem nicht geringen Teil dem Philosophen Sokrates. Dabei möchte Bordt allerdings anders als dieser nicht bei den Tugenden, sondern vielmehr bei der Frage nach der richtigen Haltung ansetzen. Er will für eine Haltung uns selbst und dem Leben gegenüber argumentieren, die das Leben gelingen lässt. Für ihn ist klar, dass es dabei auf die Einstellung, auf die Perspektive, die man sich selbst und dem Leben gegenüber einnimmt und mit dem wir es deuten und begreifen, ankommt.
In den ersten beiden Kapiteln entwickelt der Autor ein Modell, das verdeutlicht, wie wir Menschen auf zweifache Weise auf unser Leben bezogen sind. Wir denken einerseits über unser Leben nach, bewerten, was sich ereignet und haben Wünsche für unsere Zukunft, andererseits sind wir mit unseren Gefühlen auf unser Leben bezogen. Dabei ist es einfacher über Gefühle nachzudenken, wenn man Abstand zu ihnen gewinnt. Diesbezüglich ist Selbstwahrnehmung notwendig.
Selbstwahrnehmung ist übrigens ein Thema aller Kapitel.
Der Autor schreibt u.a. im Zusammenhang mit der Selbstwahrnehmung von unserer Idealvorstellung von uns selbst und wie unser Leben darauf bezogen ist. Es ist das Ideal, das darüber befindet, mit welchen Gedanken und Gefühlen man bereit ist, sich zu identifizieren. Es geht dabei um den Personenkern, respektive das Selbst des Menschen. Die Spannung zwischen dem, wer wir faktisch sind und jenem, wer wir gerne wären, ist Bestandteil unseres Menschseins. Es gilt keineswegs das Spannungsfeld zu beseitigen, sondern vielmehr ausgerichtet auf das reflektierte Ideal unserer selbst, in diesem zu leben. Sich selbst zu verstehen, heißt nicht das Ideal aufzugeben, sondern sich der Diskrepanz zwischen Faktizität und Ideal bewusst zu werden. Das Verstehen seiner selbst ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Es gilt über das eigene Ideal nachzudenken und in Erfahrung zu bringen, ob es sich dabei nicht etwa um ein fremdbestimmtes Ideal handelt. Von solchen Idealen sollte man sich rasch verabschieden, weil man ansonsten nur das lebt, was andere von uns erwarten.
Im drittel Kapitel dann wird der gedankliche Bezug zum Leben hergestellt. Hervorgehoben wird, was wir im Leben wichtig finden. Es geht um Werte und darum, die persönliche Werteordnung zu verstehen. Dabei sollte man wissen, dass dann, wenn man die Struktur unserer Werte erkennt, man die Struktur unserer Motivation begreift. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der motivierenden Kraft und der Tatsache, dass Werte unsere Handlungen begründen. Je mehr man sich kennt und je ausgeprägter unsere Motivation ist, umso stärker ist unsere Energie für unsere Ziele und Projekte, hebt Bordt hervor.
Sehr wichtig ist, zwischen wahren und falschen Werten zu differenzieren. Dabei zeichnen sich wahre Werte dadurch aus, dass sie ihr Versprechen halten und uns damit glücklich und zufriedener machen. Der oberste Wert ist bei allem das bestmögliche Leben. Um dieses zu erreichen, gibt es einiges zu tun.
Das vierte Kapitel befasst sich mit unseren Emotionen, die der Autor als Wegweiser zu unseren Werten versteht. Dabei ist das Wissen darum, dass an der Wurzel jeder "negativen" Emotion ein positiver Wert steht, in Konflikten mit anderen hilfreich. Weshalb man Emotionen als Fenster zur Welt verstehen soll, wird durch den Text auch verständlich und im darauf folgenden fünften Kapitel werden die Wege zu einem glücklichen, guten, sinnvollen, gelungenen Leben thematisiert.
Gefallen hat mir die Reflexion vom Glück der Dankbarkeit, die in den Gedanken mündet "Glück besteht in der dankbaren Bejahung des eigenen Lebens." Es geht darum, unserem Leben unsere Farben zu verleihen, erfüllende Beziehungen zu anderen zu haben und unseren Gaben gemäß tätig zu sein.
Was sonst noch?
Wie man Beziehungen lebt, sollte man wissen. Sich in Bezug auf Freundschaften und auch mit der Liebe auskennen, über die man ihm Buch viel Gutes lesen kann, ist wichtig, um ein gelungenes Leben zu führen. Und natürlich muss man auch wissen, wie man wirksam tätig sein kann. Dies ist ebenso notwendig wie Selbstbestimmung und Zugehörigkeit in Bezug auf das Lebensprojekt, das man als gelungen bezeichnen kann.
Schlussendlich sollte man sich mit Leiden und Tod auseinandersetzen. Auch das gehört zum Leben mit den damit im Zusammenhang stehenden spirituellen Fragen.
Zu all diesen Kriterien gibt der Autor wertvolle Gedankenanstöße, die dazu führen, mit mehr Bewusstsein unser Leben tagtäglich so zu gestalten, dass wir keine Tristesse mehr spüren und vielleicht ein wenig weiser werden..
Sehr empfehlenswert
Helga König
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