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Du denkst nicht mit dem Kopf allein- Vom geheimen Eigenleben unserer Sinne - ‪#‎Thalma_Lobel‬- Campus

Die Verfasserin dieser bemerkenswerten Publikation ist Thalma Lobel, eine promovierte Psychologin und Professorin der Universität Tel Aviv. Sie zeigt in diesem Werk erstmals die Verbindung zwischen externen sensorischen Einflüssen und unserem Handeln auf. Die kommunizierten Untersuchungen dokumentieren das sogenannte "Embodiment", wonach sich Körper und Psyche gegenseitig beeinflussen. 

Das Buch ist ein systematischer Rundgang durch die Wahrnehmungen unserer verschiedenen Sinnesorgane. Es verdeutlicht wie unser Denken und unsere vermeintlich rationalen Entscheidungen durch diese beeinflusst werden und zwar ohne dass wir dies bemerken. Es geht konkret um unbewusste Einflüsse unserer Sinneseindrücke auf unser Fühlen, Denken und Handeln. 

Dabei zeigt Lobel zunächst auf, wie sich die Temperatur auf unsere Stimmung und unsere Entscheidungen auswirkt. Es ist mehr als verblüffend, wie Wärme oder wie man später im Buch dann auch lesen wird, beispielsweise Distanz und Gewicht sowie andere subtile Sinneseindrücke unser Urteil beeinflussen. Die Autorin weist auf unzählige Untersuchungsergebnisse hin, die mehr als nur nachdenklich stimmen. Leider ist es unmöglich, hier im Rahmen der Rezension alle zu nennen.

Wer bei einem Rendezvous oder bei einem Geschäftstreffen ein positives Klima erzeugen möchte, sollte seinem Gegenüber ein warmes Getränk offerieren. Die Ergebnisse sprechen für sich. Die Psychologin zeigt des Weiteren, was Oberflächen und Textur bewirken, so etwa ein kleiner Stein im Schuh oder ein stacheliger Bart. Alles, was mit uns in Berührung kommt, beeinflusst unsere Urteile, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen, ohne dass uns dies bewusst wird. 

Unsere Redewendungen und abstrakten Konzepte stehen offenbar in einem direkten Zusammenhang mit unserem körperlichen Erleben. In der Folge wird gezeigt, wie uns Gewichte manipulieren. Interessanter Weise haben Menschen mit Geheimnissen auch körperlich das Gefühl, eine Last mit sich herumzuschleppen. Als essentielle Geheimnisse nennt sie: die sexuelle Orientierung, traumatischen Erlebnisse, Untreue u. Krankheit. Sie ziehen uns wie eine körperlich Bürde nach unten, (vgl.: S. 59). Interessant dies sich  optisch bewusst zu machen.

Ein weiteres Thema ist die Farbe Rot. Hier dokumentiert die Autorin, welche unglaubliche Wirkung die Farbe auf uns hat. Sie kann beispielsweise unsere Leistung und Motivation beeinträchtigen, aber auch völlig anders wirken, so etwa beim Sex oder Sexualverhalten. Durchschnittlich attraktive Frauen erscheinen mittels dieser Farbe attraktiver. Wenn diese Farbe aber zu dick aufgetragen wird, kippt der Eindruck.

Männer sollten sehr vorsichtig mit der Farbe Rot agieren, denn sie könnten zu dominant und aggressiv erscheinen, was auf Ablehnung stößt. 

Man erfährt wie Hell und Dunkel auf uns auswirkt. Dabei sollte man wissen, dass Helles positiver wahrgenommen und Positives heller wahrgenommen wird. Im umgekehrten Fall aber gilt das auch. Offenbar entfesselt die Dunkelheit unsere Schatten, so jedenfalls die Untersuchungsergebnisse. 

Körperlicher Abstand und emotionale Distanz in Bezug auf Entscheidungsfindung werden beleuchtet. Beantwortet wird die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen räumlicher Nähe bzw. Ferne und der abstrakten Vorstellung von emotionaler Distanz gibt. Interessanterweise  kann man selbst dann, wenn ein Esstisch nicht überdimensioniert ist, bei einer formale Sitzordnung und großem Abstand auf mangelnde Intimität der Familie schließen. 

Zur Sprache kommt außerdem der Zusammenhang zwischen Höhe und Macht. Viele Sprachbilder deuten darauf hin und es wird erläutert, wieso man groß und mächtig gleichsetzt. Erstaunlicherweise fühlen sich selbst Erwachsene von großen Menschen eher bedroht als von kleinen und Untersuchungen zeigen, dass selbst heute bei veränderten Geschlechterrollen Männer eine Vorliebe für schwächere Frauen haben, während Frauen starke Männer bevorzugen, (vgl. S.144). 

Es wird ferner auch erörtert, weshalb Menschen, die sich machtlos empfinden, zu größeren Gläsern oder größeren Portionen bei Mahlzeiten neigen und Erfolg bei Verhandlungen von der Sitzhöhe abhängt. Der Zusammenhang zwischen Schuld, Moral und Sauberkeit wird  entschlüsselt.  Dass der Versuch unternommen wird, unmoralische Handlungen wie eine Schmutzschicht abzuwaschen, lässt Putzsucht und Waschzwang noch bedenklicher erscheinen als ohnehin, weil der Handelnde sich tatsächlich auf diese Weise auch vom Gewissen her wieder reiner fühlt. 

Bemerkenswert auch sind die Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf Geruch und Geschmack. Dabei wird das Süße mit angenehmen Dingen verbunden. Einige Düfte beeinflussen nicht nur das Verbraucherverhalten, sondern sogar unsere Denkfähigkeit und unser körperliches Leistungsvermögen. Zimtaromen beispielsweise sollen Denkleistung, Konzentrationsfähigkeit und Erinnerungsvermögen steigern, Ähnliches gilt für Pfefferminz. Dass angenehme Düfte die Stimmung beeinflussen, weiß man seit alters her. Erstaunlich aber sind die durchgeführten Experimente. So etwa, welche Düfte zu bestimmten Tätigkeiten anregen.

Im Schlusskapitel verdeutlicht die Autorin nicht zuletzt, wie man mithilfe des Embodiment seine Kreativität vergrößert, wie man Schubladendenken überwinden und ausgetretene Pfade verlassen kann. Die im Buch näher beschriebenen Erkenntnisse zur psychischen Intelligenz lassen den Leser begreifen wie unser Denken und Fühlen funktioniert, doch sie sind auch ein Beitrag zur künstlichen Intelligenz wie Lobel schreibt und begründet. 

Die Experimente im Buch wurden von Wissenschaftlern renommierter Universitäten durchgeführt und von unabhängigen Kollegen überprüft. Mittels der Erkenntnisse aus dieser Publikation kann man stärker auf Umwelteinflüsse wie Farbe, Temperatur und Textur achten. Möglich ist es, aufgrund der Lektüre eine neue Sprache zu sprechen und zwar jene der verkörperten Metaphern. 


Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Campus-Verlag und können das Buch bestellen:http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/leben/du_denkst_nicht_mit_dem_kopf_allein-9650.html. Sie können es aber auch direkt bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

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