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Rezension: Trauma Angst und Liebe

Prof. Franz Ruppert ist der Autor dieses bemerkenswerten Buches, das von der Prämisse ausgeht, dass Traumata die Hauptursachen für psychische und physische Schwierigkeiten darstellen.

 Das Buch hat er in neun Kapitel untergliedert. Dabei lotet der Autor im ersten Kapitel zunächst die Frage aus, wo die Wurzeln psychischer Probleme zu suchen sind und worum es ihm in diesem Buch hauptsächlich geht. Anschließend erläutert er, was er unter dem Begriff "Psyche" versteht. Für diesen Psychologen ist sie ein Zusammenwirken von Materie, Energie und Information, (vgl.: S.26).

 Zur Sprache gebracht werden die Merkmale der Psyche, auch die psychischen Leistungen, Bewusstsein und Wille sowie Psyche und Realität aber auch die Realitätsausblendung. So ist es beispielsweise eine Aufgabe der Psyche, die Realitäten von einem Organismus fernzuhalten, die ihn überfordern oder die ihm schaden könnten. Deshalb werden Realitäten sowohl bewusst als auch unbewusst ausgeblendet, (vgl.: S.44).

 Der Autor nennt die Voraussetzungen für die Entwicklung einer gesunden Psyche und unterstreicht dabei, dass es nicht genügt, psychische Gesundheit nur über die Abwesenheit von Krankheitssymptomen zu definieren. Ausführlich erläutert er die Leistungen einer gesunden Psyche, die sich mit den Resilienzfakoren von Michelin Rampe in vielem decken:
 Optimismus und die Erwartung von Selbstwirksamkeit
Akzeptanz und realistische Einschätzung der eigenen Situation
Lösungsorientierung und Suche nach konstruktiven neuen Wegen
Nicht in der Opferrolle hängen bleiben
Verantwortung übernehmen und den eigenen Täteranteil erkennen
Sich stabile und wohlmeinende Netzwerke aufbauen
Die Zukunft umsichtig planen (S.61)

Aus Sicht von Prof. Dr. Ruppert sind die eigenen gesunden psychischen Strukturen die wichtigste Ressource um Traumata zu bewältigen. Gesunde psychische Strukturen entwickeln sich aus dem Inneren heraus und können nicht durch äußere Vorgaben und Hilfsmittel ersetzt werden, (vgl.: 62).

Thematisiert werden erfüllte Symbiose- und Autonomiebedürfnisse. Gesunde Autonomie kann sich nur aus der Basis der Befriedigung der symbiotischen Bedürfnisse ergeben. Menschen, die eine gesunde Autonomie entwickeln, haben keine Angst vor Abhängigkeit. Das bedeutet, man kann entspannt in einer Beziehung leben, ohne befürchten zu müssen, von anderen bevormundet, kontrolliert und dominiert zu werden, (vgl.: S.70).

 Man erfährt, weshalb Traumata eine Ursache psychischer Störungen sind. Das Wort Traumata hat im Griechischen seinen Ursprung und bedeutet Wunde und Verletzung. Wissen muss man, dass die menschliche Psyche drei elementare Zustände hervorbringt: Wohlfühlzustände, Stress und Trauma. Diese Zustände werden ausführlich erklärt. Nach Prof. Dr. Ruppert findet eine Traumatisierung dann statt, wenn in einer Gefahrensituation alle Stressverarbeitungsmechanismen und –strategien ihren Dienst versagen, um dieser Situation zu entkommen, (vgl.: S.77). Folgen des Traumas sind das Abschalten des psychischen Gesamtsystems oder das Aufspalten desselben.

Angst und Träume wirken nicht selten zusammen. Man erfährt mehr über die verschiedenen psychischen Zustände von traumatisierten Menschen und hier von den gesunden und den traumatisierten Anteilen, wie auch den Überlebensanteilen. Sehr lesenswert ist die Auflistung der Möglichkeiten, die traumatisierte Menschen haben, die Spaltung in ihrer Psyche zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Klar muss sein, dass Trauma-Überlebensstrategien der eigenen Psyche Fesseln anlegen, weil sie nicht in dem Umfang wahrnehmen, fühlen und denken darf, wie ihr das möglich wäre, (vgl.: S.86).

Überlebensstrategien schädigen den Betreffenden, weil früher oder später das eintritt, was er befürchtet: Ohnmacht und Hilflosigkeit.

 Wichtig zu wissen, wenn die Liebe nicht aus gesunden Strukturen herrührt, sondern aus Überlebensanteilen, dann ist die Vorstellung von Liebe beispielsweise wichtiger als die gelebte Realität und die Reaktionen des Menschen, auf die sich die Liebe richtet, (vgl.: S.89). Die Folgen sind in diesem Fall nicht erfreulich, wie man sich denken kann.

Man erfährt Näheres über soziale Rollen als Überlebensstrategien und über die vier Arten von Traumata, die da heißen:
Existenztraumata
Verlusttraumata
Symbiose-/ Bindungstraumata
Bindungssytemtraumata

 Nachdem man über diese Traumata hinreichend aufgeklärt worden ist, wird man über die Wissenschaft der mehrgenerationalen Psychotraumatologie unterrichtet, bevor man Wissenswertes über die Psychotherapie auf der Grundlage der Aufstellungsmethode erfährt. Prof Dr. Ruppert arbeitet seit 1994 nach dieser Methode, gibt in der Folge einen kurzen historischen Abriss über die Arbeit mit der Aufstellungsmethode und zeigt viele Fallbeispiele aus Einzel- und Gruppentherapien auf.

 Der Autor macht auch deutlich wie Traumatisierte wieder gesund werden können. Vier Schritte dienen hier der Heilung: -das Wachsen der gesunden Strukturen -das Aufgeben von Überlebensstrategien und das Erkennen von Illusionen -die Begegnung mit den abgespaltenen traumatisierten Anteilen und -das Ausfüllen der gewonnenen Autonomie mit selbst gesetzten Lebenszielen (vgl.: S. 297) Wie das funktioniert wird ebenfalls an Fallbeispielen verdeutlicht

Zum Schluss erörtert der Autor dann noch die sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen für psychische Gesundheit. Man kann spätestens nach der Lektüre des Buches Prof. Dr. Franz Ruppert nur beipflichten: "Wir sollten als Menschen endlich damit aufhören, uns gegenseitig zu traumatisieren!" (Zitat: S.337) Empfehlenswert.

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