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Rezension: Bas Kast: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und wo das Glück zu finden ist

Das Buch von Bas Kast habe ich in Etappen gelesen, weil mich der Inhalt sehr interessiert hat und ich einzelne Kapitel immer wieder mit Freunden diskutierte. Der Untertitel lautet "Warum wir uns so schwer entscheiden können und wo das Glück zu finden ist". Aha, dachte ich, wieder ein Glücksratgeber mehr auf dem Buchmarkt und las erst mal das Inhaltsverzeichnis, bevor ich mich dann doch entschied, mich auf dieses Buch einzulassen. Wieso sind in den reichsten Ländern der Erde Angsterkrankungen, Depressionen, Stress und Burnout auf dem Vormarsch? Wieso sind nicht alle glücklich, denen es materiell gut geht?


 Kast analysiert ausführlich von dem "Freiheitsparadox", wonach wir immer unzufriedener werden, je größer unsere Wahlfreiheit bei den vielen angebotenen Alternativen ist. Mit der Zahl der Alternativen steigen beispielsweise nicht nur die Alternativkosten, sondern auch die Erwartungen an die gewählte Alternative. Je mehr Optionen uns zur Verfügung stehen, desto mehr "Hätte-ich-dochs" lassen sich auftun. Und je mehr dieser "Hätte ich dochs" sich finden lassen, desto größer wird die Reue und die Zufriedenheit mit der tatsächlich getroffenen Wahl sinkt, (vgl.: S.45).


 Bei allem wird klar, dass mit der gestiegenen Freiheit der Druck auf die Psyche nicht geringer wird, sondern stattdessen das Gegenteil der Fall ist. So wundert es nicht, dass je stärker das Gefühl von Freiheit und Kontrolle unter den Jugendlichen dieses Landes vorherrscht, desto häufiger diese jungen Menschen Selbstmord betreiben, (vgl.: S.52).

 Neben dem Freiheitsparadox handelt der Autor des Weiteren das "Wohlstandsparadox" ab, wonach zwar der Lebensstandard gestiegen ist in unserem Land, aber die Menschen immer häufiger an Angstpsychosen und anderen psychischen Krankheiten leiden.

Interessant auch wie das Geld unsere Psyche verändert. Geld distanziert und zwar nicht nur physisch. "Geld kapselt ab, macht autonom, ja Geld macht tendenziell asozial." (Zitat: S. 127)

 Wie Kast sehr gut verdeutlicht, zeichnet sich die Welt, in der das Geld regiert, im Vergleich zur Freundes- und Intimwelt durch eine im Wortsinn absolute Charakterlosigkeit aus. Warum das so ist, erklärt der Autor sehr gut nachvollziehbar und so lernt man zu begreifen, weshalb wir uns noch so erfolgreich in der Geldwelt bewegen und durchschlagen können und dennoch dort kaum Feedback über uns als Mensch erhalten.

 Der dritte Teil des Buches gilt den rastlosen Stadtneurotikern, die pausenlos unruhig und dadurch gestresst sind. Kast spricht vom zwischenmenschlichen Wettrüsten. Wer es wagt einen Gang herunterzuschalten, fällt in der Hierarchie der Gesellschaft zurück. Alle werden zum Maus im Rad und das Glück bleibt auf der Strecke. Wer in der modernen, namenlosen Massengesellschaft in seiner sozialen Umwelt einigermaßen erträglich behandelt werden möchte, muss hart arbeiten und chronisch rastlos sein, so Bastian Kast.


 Auf den Seiten 240/241 wartet der Autor mit eindringlichen Fragen auf, die sich nicht nur Rastlose ehrlich beantworten sollten. Eine dieser Fragen lautet "Was verliere ich, wenn ich die nächsten zehn, zwanzig Jahre so weitermache wie bisher?" Was verliert man, was gewinnt man, wenn man sein Verhalten ändert, sich beschränkt, weniger rastlos ist, beispielsweise zu bewusstem Singletasting übergeht und andere Maus im Rad sein lässt? Bastian Kast gibt gute Antworten auf diese Frage.

Ein gutes Buch.Empfehlenswert.

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