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Rezension: Von der Liebe , Freundschaft und Feindschaft

Dieses Buch habe ich mit großem Interesse am Wochenende gelesen, weil der griechische Philosoph und Schriftsteller Plutarch zu meinen erklärten Lieblingen zählt. In der Einleitung wird man über die Herkunft und Geburt, die Jugend und Ausbildung des 45 n.Chr. geborenen Denkers informiert und erfährt danach auch alles Wesentliche über sein Leben und seine Werke.

Anschließend kann man sich mit folgenden Texten näher befassen:

-Wie man den Schmeichler vom Freund unterscheiden kann
-Wie man von seinen Feinden Nutzen ziehen kann
-Von der Menge der Freunde
-Von der Bruderliebe
-Über die Liebe zu den Kindern
-Von Neid und Hass
-Trostschreiben an seine Gattin
-Gespäch über die Liebe
-Liebesgeschichten

Da die Liebe, wie Platon schon sagte, blind für den Gegenstand der Liebe macht, ist es nach Plutarch sinnvoll sich mit der Selbstliebe zu befassen, um Schmeichlern den Boden für Manipulationen zu entziehen. Der Philosoph betrachtet in seinem diesbezüglichen Text Freundschaft von seinem Beginn an, um den Freund vom Schmeichler unterscheiden zu können. Ein Schmeichler appelliert an unsere Selbstliebe, um für sich Vorteile zu beschaffen, während der Freund dies niemals tun würde. Besonders im Betragen des Schmeichlers gegen andere Freunde, lässt sich der immense Unterschiede zum Freund erkennen. Ein falscher Freund, ein Schmeichler also, hat immer Neid auf andere Freunde, weil er Angst um seine Vorteile hat. Wie so oft teile ich auch hier mal wieder Plutarchs Meinung, der in all seinen Texten zeigt, dass er ein großer Menschenkenner war.

Plutarch fragt in der Folge, wie man von seinen Feinden Nutzen ziehen kann. Eine interessante Frage, wie ich finde. Der Philosoph verdeutlicht, dass ein Feind sich hauptsächlich an unsere Fehler hält und diesen nachspürt. Alles, was krankhaft, schlecht und leidend an uns ist, zieht den Feind an. "Er eilt voll Hass demselben zu, packt es an und zerfleischt es." Plutarch macht klar, dass ein solches Verhalten uns im Grunde nützt, weil wir durch das Verhalten des Feindes lernen besonnener und überlegter zu handeln. Der Feind macht uns, ohne es zu wollen, zu einem besseren Menschen, indem wir ihm den Boden für jeglichen Angriff entziehen. Am Ende steht er, geächtet von allen, als übler Intrigant da, aber nur dann, wenn man bereit ist, durch entsprechend lauteres Verhalten Nutzen aus dem Gehacke eines Feindes zu ziehen. Das funktioniert immer, wenn man sich bemüht, seine Mitmenschen gerecht und liebevoll zu behandeln.

In der Schrift "Wie man Schmeichler vom Freunde unterscheiden kann, lässt Plutarch Diogenes sagen: "Wer dem Verderben entgehen will, muss entweder echte Freunde oder heftige Feinde besitzen. Die einen halten durch Ermahnungen die anderen durch Schmähnungen von Verfehlungen ab."

Im Kapitel über Neid und Hass macht Plutarch deutlich, dass sich neidische Menschen durch das vermeintliche Glück ihrer Mitmenschen gekränkt fühlen und deshalb aus anderen Motiven unangenehm agieren wie Menschen, die hassen und aus dieser Leidenschaft heraus Böses tun. Ein neidischer Mensch ist, folgt man Plutarchs Gedanken, niemals so bösartig wie ein hassender. Wirkliche Niederträchtigkeiten hat man stets nur von hassbesetzten Menschen zu erwarten. Das sehe ich auch so.

Plutarchs Reflektionen über die Liebe haben mir gefallen. Ich möchte eine bemerkenswerte Stelle zitieren, die mich an Dumas "Kameliendame" denken lässt: "In der wahren Liebe ist so viel Enthaltsamkeit, Sittsamkeit und hingebende Treue, dass sie selbst eine noch ungereinigte Seele, die sie ergreift, von anderen Liebhabern abzieht" und ihr Scham, Schweigsamkeit und züchtige Haltung einflößt. Auch hier stimme ich Plutarch zu. Liebe ist immer auch Läuterung.

Der große Philosoph empfiehlt zu lieben, weil uns aktives Lieben vor Fehlern behütet. Er spricht in diesem Zusammenhang von der Ehe, aber ich denke seine Empfehlung ist in allen zwischenmenschlichen Beziehungen sinnvoll.


Ein Buch, das ich sehr gerne empfehle.

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