Autor dieses Buches ist  André Comte-Sponville. Er war  Professor  für Philosophie an der Sorbonne, bevor er sich seit 1998 ausschließlich  als Verfasser erfolgreicher Bücher einen Namen gemacht hat.
Im vorliegenden Text befasst es sich  mit  einem Thema, das ursprünglich für einen mündlichen Vortrag angedacht war: Sex- Eine kleine Philosophie
Der Autor definiert Sexualität wie folgt: "Die Gesamtheit der Affekte, Phantasien  sowie Verhaltensweisen, die verknüpft sind- und sei es  bloß als Vorstellung-  mit der Lust des Körpers eines anderen oder dem eigenen, insofern er geschlechtlich ist. Sexualität sei weniger eine Fähigkeit als eine Funktion, weniger ein Instinkt als ein Trieb."
Das wird  in der Folge dann auch näher erläutert, wie auch andere Begrifflichkeiten  sehr gut definiert werden, die  zum besseren Verständnis des Textes beitragen.
Anschließend stellt der Autor einige Philosophen im Hinblick auf ihre Äußerungen zur Sexualität vor, z.B.  Montaigne, dessen Essays ich vor einigen Jahren rezensiert habe. 
Er soll  der wohl einzige Philosoph sein, der  sich was den Sex anbelangt, heiter, leicht, tief, luzid und humorvoll  geäußert habe.  Bei Montaigne gibt es weder Prüderie,  noch lässt er Weltfremdheit erkennen. Er  verweist  nachdrücklich auf die Erotik der Einbildung, Phantasie und Träumerei und will  die Freuden des Fleisches keineswegs bekämpfen. Sie sind ihm angenehmer als  die zahllosen "quälenden Gedanken" und "schwarzgalligen Kümmernisse", die durch eine negative Haltung zur Sexualität entstehen. 
Auch Schopenhauer, Feuerbach, Nietzsche und Kant werden bezugnehmend auf  ihre  Gedanken zur Sexualität beleuchtet. Für Nietzsche war die Liebe ein "Krieg" und  "in  ihrem Grunde der Todeshass der Geschlechter". Nach Auffassung dieses Philosophen verbindet  die Sexualität  im besten Falle Egoismus, Altruismus, Lust und Wohlwollen, Begehren und Großzügigkeit, Gier und Dankbarkeit. 
Nietzsche dokumentiert Erkenntnis, wenn er konstatiert, dass man Liebe lernen muss, um  nach einer Phase der sexuellen  Begierde  etwas Neuem Platz zu machen, nämlich der Freundschaft, sofern die Liebe Bestand haben soll. Diese Transformation aber gelingt nur wenigen. Die vielen Trennungen und Scheidungen im Hier und Jetzt  verdeutlichen dies.
Auch über Kants diesbezügliche Nachdenklichkeiten liest man und hier gleich zu  Anfang  eine "bemerkenswert poetische" Definition: "Geschlechtsgemeinschaft (commercium  sexuale) ist der wechselseitige Gebrauch, den ein Mensch von eines anderen Geschlechtsorganen und Vermögen macht." Kant war  halt ein Preuße und kein charmanter Franzose.
Comte- Sponville schreibt u.a. über Erotik und  weshalb sie  einen Teil des Wesens des Menschen ausmacht. Nach Ansicht des Autors ist sie eine Verstärkung des Begehrens durch sich selbst, zugleich reflexiv und transitiv. 
Man liest von der Erotik der Achtung von Liebenden, die bis zur Kränkung gewahrt bleibt, auch der völligen Preisgabe u.a. mehr.
Am Ende bleibt das Wissen, dass jede Sexualität, - selbst einsame -Beziehungssexualität ist.  Und genau  das macht sie lebendig. Sie ist Sonne und Abgrund zugleich, erhellt  jeden, aber nur von innen und nur den, den es zum Leben erweckt, so André Comte- Sponville. 
Dies ist eine  gelungene, wirklich schöne philosophische Betrachtung: Licht und Schatten der Lust und damit die Relativität des  Begehrens.
Empfehlenswert
Helga König
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