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Rezension: Künstliche Intelligenz und echtes Leben-Philosophische Orientierung für eine gute Zukunft- S. Fischer


Der Philosoph Christian Uhle, Autor dieses Buches, hat als Wissenschaftler zu gesellschaftlichen und technologischen Transformationen geforscht und dabei seine Perspektiven in Studien, Keynotes und Gastbeiträgen öffentlich gemacht. 

Uhles vorliegendes Werk besteht aus 5 Kapiteln, denen er eine mehrseitige Einleitung vorangestellt hat. Diese trägt den Titel "Aufbruch in eine neue Welt". Hier weist er darauf hin, dass die Digitalisierung unsere gesellschaftlichen Grundstrukturen zunehmend präge, der industriell beeinflusste Kapitalismus von einem digital geprägten Kapitalismus zunehmend abgelöst werde, in dessen Mittelpunkt Prozessoren, Software, Apps, Plattformen, Algorithmen und digitale Dienstleistungen stünden. Der inhaltliche Fokus des Kapitalismus habe den Zeitgeist der Arbeitswelten verändert und mit ihm uns selbst. 

Der Autor fragt, wie sich unsere Wahrnehmung eines Ereignisses ändert, wenn wir zugleich eine zweite Perspektive einnehmen durch Linsen, Filter und Bildschirme und gibt Antworten darauf, die nachdenklich machen. Wie unterschiedlich sich Lebensbereiche in der Digitalisierungsphase dieser Welt erweisen, werde deutlich, dass einige Institutionen ihre Formulare gerade erst digitalisierten und Unternehmen über Home-Office diskutierten, während bereits Quantencomputer und vollautonome Drohnen entwickelt werden.Darüber hinaus macht Uhle bewusst, was das Smartphone bei uns zwischenzeitlich bewirkt. Doch dies sei nur der Anfang: "ChatGPT" sei der Meilenstein der 3. Stufe der Digitalisierung. 

Klar ist: Die Künstliche Intelligenz wird wohl zukünftig unseren Alltag bestimmen. 

Im Rahmen des 1. Kapitels fragt Uhle was Technik aus philosophischer Sicht ist und bezieht sich dabei auf den polnischen Philosophen Kolakowski. Sofern wir die Welt technisch betrachten würden, bestehe die Gefahr selbst technischer zu werden. Der technische Blick sehe die Welt als ein systemisches Ding an, das uns zur Verfügung stehe und an unsere Bedürfnisse angepasst werden könne. Sofern dieser Blick dominant werde, könne es geschehen, dass wir uns selbst den Dingen näherten, weil unser Lebensgefühl hauptsächlich dadurch geprägt werde, wie wir mit unserer Welt in Beziehung treten würden. 

Wenn das Ziel sei, das eigene Leben beherrschbar zu machen, bleibe, so gibt Uhle zu bedenken, wenig Raum, um sich innerlich berühren zu lassen. Die größte Gefahr einer Technisierung sei die Gefahr des inneren Sinnverlustes. Die Frage stelle sich, ob wir Technik betreiben oder ob unser gesamtes Leben technisch werde. 

Technik folge dem Haben und nicht dem Sein. Insofern drohe eine innere Entfremdung, sobald unser gesamter Blick auf die Welt technisch werde. Ob wir darüber glücklich sein sollten, sei dahin gestellt. 

Zur Sprache gebracht wird, die soziotechnische Grundstruktur, die durch Beschleunigung gekennzeichnet sei. Uhle erwähnt Tilmann Santarius, der auf der Grundlage von Daten zum Schluss gelangt: "Je digitalisierter die Menschen sind, desto schneller ist ihr Lebenstempo." Deshalb wohl sei seit der Einführung des Smartphones der der Stresslevel gestiegen. 

Technik entspreche in ihrer inneren Struktur also den Haltungen des Habens (das begründet Uhle auch) und der Weltbeherrschung. Sie sei darauf ausgerichtet, die innere Kontrolle auszuweiten. 

Der Autor veranschaulicht  dennoch sehr gut, was geschieht, wenn gewonnene Zeit zum Gewinn werde. Weiter zeigt Uhle den Zusammenhang zwischen Vernetzung und Verbindung und von Wissensgesellschaft zur Netzwerkgesellschaft. 

Unsere analoge Welt werde zunehmend digital strukturiert. Digitalisierung fände nicht nur in dem Moment statt, in dem wir aufs Smartphone schauten. Thematisiert wird die neue Rolle von Technik und hier auch das Wesen von Social Media, deren Like-Struktur der Logik des Habens folge. Zur Sprache kommen die KI-Algorithmen und was diese mit Werbeeinnahmen zu tun haben. Welche tatsächlichen Auswirkungen die versprochene Verbundenheit im Netz oftmals wirklich habe, bleibt auch nicht ausgespart. 

Über Übersetzungstools liest man Wissenswertes, vor allem, dass künstliche Intelligenz das Herzstück aller modernen Übersetzungstechnologien sei, gewissermaßen das "Pfingstgeschenk" im Nachgang zum Turmbau von Babel. 

In der Folge stellt Uhle viele berechtigte, kritische Fragen und zeigt beim Online-Dating das eigentliche Problem auf: Es sei die Singlequaliät, die auf der Kippe stünde. Ich stimme ihm, wie in vielen anderen Punkten zu. 

Weiter erfährt man, was neu an der KI sei und was sie könne, welche Auswirkungen sie habe und was wir verstehen müssen, wenn ChatGPT oder eine andere KI uns antworte. Wie KI funktioniert wird sehr verständlich erklärt, auch welche negativen und positiven Folgen mit KI verbunden sein können.

Welche Fähigkeiten in der Zukunft noch etwas wert sind und was die KI-Revolution mit uns allen macht: diese und viele andere Fragen, beantwortet Christian Uhle vortrefflich mit seinem Buch, das ich als 

maximal empfehlenswert 

 betrachte. 

 Helga König 

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