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Rezension:Die Macht des Denkens: Gesammelte Essays (Gebundene Ausgabe)

"Kann die Stimmung, indem sie Stimme wird, der Sprache einen Ort geben und sie auf diese Weise dem Menschen zueignen dem Tier ohne Stimme? Kann sich die leidenschaftliche geschichtliche Anrufung und Berufung (vocazione), die der Mensch durch die Sprache empfängt, in Stimme verwandeln? Kann Geschichte zur Natur des Menschen werden? Oder beschränkt sie sich nur darauf, den Menschen an den Rand der Abwesenheit der Stimme, seiner Aphonie und damit rein und unmittelbar an den Rand der Sprache zu bringen?", (S.100). 

Das sind Fragen von Prof. Dr. Agamben, über die es sich wirklich nachzudenken lohnt.

Prof. Dr. Giorgio Agamben ist der Autor der gesammelten Essays, die der S. Fischer Verlag mit dem Titel "Die Macht des Denkens" veröffentlicht hat.

Untergliedert sind diese insgesamt 21 intellektuellen Meisterwerke in drei Abschnitte, die da heißen: 
Sprache 
Geschichte
Vermögen 

 Bei den Essays handelt es sich um die wichtigsten von Agambens essayistischen Texte aus den letzten 20 Jahren. Diese liegen nun erstmals in deutscher Sprache vor.

Im Rahmen seiner Sprachreflektionen schreibt er u.a. über die Idee der Sprache, über Sprache und Geschichte, Philosophie und Linguistik und vieles andere mehr. Seine komplexen Gedanken in wenigen Sätzen in einer Rezension zusammenzufassen oder gar diese im Einzelnen beurteilen zu wollen, unterlasse ich bewusst, weil dies vermutlich selbst in wissenschaftlichen Kolloquien nur nach Monaten möglich ist, wenn überhaupt.

Ich teile mit Agamben die Meinung, dass es die Anschauung des Sprache und insofern die Erfahrung ihrer Grenzen, ihres Endes sind, die die Menschen untereinander vereint und keineswegs eine Natur oder göttliche Stimme (hier sage ich: leider) und auch nicht die Gefangenschaft in einer bedeutungshaften Sprache, (vgl.: S.39). Weiterhin meine ich auch, dass die historische Verfasstheit des Menschen von seiner Verfasstheit als sprachliches Wesen nicht zu trennen ist. Wie Agamben so treffend bemerkt, ist sie in "seine, durch eine ursprüngliche Spaltung gekennzeichnete Zugangsweise zur Sprache eingeschrieben", (Zitat: S.45). Agamben nimmt Bezug auf Walter Benjamin in seinen Überlegungen zur Sprache und Geschichte. Diese Bezüge hier näher darzustellen, führt allerdings zu weit, weil sie zu komplex sind, um sie in zwei Sätzen zusammen zu fassen.

Man erfährt Wissenswertes zum Verhältnis zwischen Philosophie und Sprache und in der Folge von Philosophie und Linguistik und kann sich dann damit vertraut machen, in welcher Weise sich Agamben mit Aby Warburg, Walter Benjamin und auch Heidegger auseinander gesetzt hat. Keine leichte Kost und auch keine Themen für Small-Talks auf Stehpartys.

Auf Seite 355 blieb mein Blick lange auf einer Frage hängen, die ich gestern sofort in die Welt twitterte: " Was ist das für eine Freiheit, die in erster Linie Passion ist?" Den Begriff Freiheit könnte man auch mit Liebe oder Demut oder Mitgefühl ersetzen. 

Allein um auf diese Fragen Antworten zu finden, lohnt es, das Buch zu lesen, dass eine Fülle von Anmerkungen enthält und für Leser, die sich Buchinhalte gerne erarbeiten, ein wahres Highlight verkörpern.

Sehr empfehlenswert.

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