"Kurz gesagt, die "neuen Väter" sind eine Mischung aus Mutter und Spielkamerad. Sie sind alles, nur eben keine väterlichen Väter." (Dr. M. Stiehler, S.77).
Das vorliegende Buch von Dr. Matthias Stiehler wird vermutlich nicht bei allen Lesern auf Zustimmung stoßen, weil es sich mit Begrifflichkeiten befasst, die ein wenig antiquiert wirken. Da meine jahrzehntelangen Beobachtungen zum Thema Mangel an Väterlichkeit in unserer Gesellschaft, sich mit denen von Dr. Stiehler decken, bin ich natürlich hocherfreut über das aufschlussreiche Buch des Psychologen.
Der Autor teilt sein Buch in zwei große Abschnitte ein:
Väterlose Gesellschaft
Merkmale von Väterlichkeit
Obschon 2011 etwa 1/4 der Väter Elternzeit nehmen, die Tendenz sogar steigend ist und damit gemessen an vorangegangenen Generationen Väter in Familien wieder präsenter sind, mangelt es an Väterlichkeit. So jedenfalls die These des Autors. Dabei sollte man wissen, dass Väterlichkeit nicht dadurch entsteht, dass man Vater wird. Sie nämlich ist vielmehr die Summe der Eigenschaften, die das spezifische Vatersein ausmachen, (vgl.: S.8). Zu diesen Eigenschaften zählen, die Fähigkeit, die Eigenständigkeit und ein stabiles Selbstbewusstsein, auch die Neugierde und Lust am Entdecken zu fördern und Hilfestellung bei der Entwicklung von Freiheit und Selbstständigkeit zu geben. Ein väterlicher Vater fördert, fordert heraus und mutet zu, was über die bisherigen Lebenserfahrungen hinausgeht (vgl.: S.175) und er wirkt an der Entidealisierung wichtiger Menschen und des Lebens mit. Er erzieht zur Verantwortung, Ehrlichkeit, zu konsequentem Handeln und zur Akzeptanz der Folgen eigenen Handelns. Er lebt vor und lehrt sich dem Leben zu stellen, (vgl.: S.176).
Überall dort, wo man einen Mangel an Prinzipienfestigkeit und am Festhalten der Wahrheit zugunsten eines kurzfristigen Vorteils feststellen kann, herrscht ein Mangel an Väterlichkeit vor. Denn es fehlt dann in Familien bzw. in Gesellschaften an eindeutiger und nachvollziehbarer Moral und am Ziehen klarer Grenzen, (vgl.: S.28).-
Wenn immer nur mütterlich beschützt wird, werden die Menschen nicht eigenständig und wenn Väter nicht väterlich agieren, sondern sich muttergebunden verhalten, missbrauchen sie ihr Kind emotional. Ein solcher Missbrauch ist dann gegeben, wenn nicht klar Stellung bezogen wird und die eigenen Interessen über emotionalen Druck und verdecktes Agieren zu erreichen versucht wird, (vgl.: S.72). Die Forderung, der Mutter zu Liebe ein Tun zu unterlassen und nicht der Sache wegen, zeugt von absoluter Väterlichkeitsschwäche.
Wie Dr. Stiehler unterstreicht, ist es die mangelnde Väterlichkeit bis hin zur Ablehnung von Väterlichkeit (bei der es wohlgemerkt nicht um autoritäres Verhalten geht), die zum bestimmenden Merkmal gegenwärtiger Familienkonstellationen und daraus folgend der Gesamtgesellschaft wurde, (vgl.: S.75). Da stimme ich völlig zu.
Folgt man dem Autor, so ist väterliches Handeln in Familien und der Gesellschaft absolut notwendig, damit kein Stillstand entsteht, der das Ergebnis des Nichtabnabelnwollens aufgrund der falsch verstandenen mütterlichen Fürsorge darstellt.
Nicht nur Väter sind angehalten väterlich zu handeln, sondern auch Mütter, wenn das Kind zu einem eigenständigen und selbstbewussten Erwachsenen erzogen werden soll.
Merke: Liebe bedingt mehr als bloßes "Pudern".
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