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Rezension: Von der Freundschaft und andere Essais (Broschiert)

Der französische Schriftsteller Michel de Montaigne ( 1533- 1592) legte seine Reflexionen über Philosophie, Geschichte, Politik , Literatur u.a. in seinen " Essais " nieder. Damit schuf er eine eigenständige Form, die im Gegensatz zu Traktat eine subjektive, lockere, vielseitige Darstellung ermöglichte.
Montaigne knüpfte an den antiken Skeptizismus an, den er dogmatischen Wahrheitsansprüchen entgegenstellte.

Seine " Essais " zeigen Montaigne als typischen Sohn seiner Zeit: ein weltlicher Geist, kritisch, skeptisch - bemüht sich von Vorurteilen frei zu machen - . Im Mittelpunkt seines Denkens steht der Mensch. Der Mensch der Renaissance, befreit von vielerlei Bindungen und im Bewusstsein ungeahnter neuer Räume und Möglichkeiten möchte das Rätsel seiner selbst ergründen.

Was ist der Mensch? Was ist unser Leben?

Seine Reflexionen gehen auf Staat und Politik, auf Geist und Wissen, Erziehung, Tugend und Tapferkeit, aber sie kehren doch immer wieder zurück zu Leben und Tod.
" Leben heißt sterben zu lernen" , so die Worte des Philosophen. Der Tod scheint Bedingung und Teil unseres Wesens, das Werk unseres Lebens ist unseren Tod zu bauen.

Im vorliegenden Büchlein finden sich seine Essais "Von der Freundschaft", "Dass unsere Empfindung des Guten und Bösen großteils von der Meinung abhängt, die wir davon haben ", " Philosophieren heißt sterben lernen", " Von der Einsamkeit" und " Von der Schonung des Willens ". Die Texte sind wie viele andere Essais von Montaigne von großer gedanklicher Tiefe, scharf in der Beobachtung und dabei elegant im Ausdruck.

Um zu zeigen, wie der Philosoph schreibt möchte ich zwei Zitate anfügen, zum einen einen Gedanken aus seinem Essay " Von der Freundschaft" :" In der Freundschaft ist es eine allgemeine und alles erfüllende Wärme, milde überdies und gleichmäßig; eine beständige und ruhige, ganz Innigkeit und Zartheit, die nichts Brennendes oder Durchbohrendes hat. Mehr noch als dies, in der Liebe ist nur ein ungestümes Verlangen, nach dem, was flieht....... Sobald das Freundschaftsverhältnis eintritt, dass heißt die Übereinstimmung zweier Willen, verraucht sie und erlahmt. Der Genuss zerstört sie, weil seine Absicht körperlich und deren Sättigung unterworfen ist. Die Freundschaft wird in eben dem Maße genossen, indem sie begehrt wird, und keimt, nährt und wächst nur mit ihrem Genuss, weil sie geistig ist und die Seelen sich in ihrer Ausübung verfeinern."
Zum anderen eine Passage aus " Philosophieren heißt sterben lernen " : " Es ist ungewiss, wo der Tod uns erwartet: erwarten wir ihn überall. Die Besinnung auf den Tod ist die Besinnung auf die Freiheit. Wer sterben gelernt hat, der hat das Dienen verlernt. Sterben zu wissen, befreit uns von aller Unterwerfung und allem Zwang. Das Leben hat keine Übel mehr für den, der recht begriffen hat, dass der Verlust des Lebens kein Übel ist."

Ich hoffe, ich konnte Ihre Neugierde hinsichtlich des klugen Franzosen wecken.



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