Herausgeber dieses hochinteressanten Buches sind Gertraud Diem-Wille und Agnes Turner. Im Rahmen von wissenschaftlichen Beiträgen hat man Gelegenheit, sich kundig zu machen im Hinblick auf die Theorie über die Methode psychoanalytischer Säuglingsbeobachtung. Hier fand ich den Beitrag von Esther Bick über das Hauterleben in frühen Objektbeziehungen besonders erhellend. Am Beispiel der Säuglingsbeobachtung des Babys Alice zeigt sich wie ein Kleinkind reagiert, wenn man es nicht in den Arm nimmt. Es traten psychosomatische Störungen bei diesem Kind auf. Später folgten Hyperaktivität und betont aggressives Verhalten.
Eine Vielzahl anderer Untersuchungen kann man lesen, bevor die psychoanalytische Säuglingsbeobachtung als Ausbildungsmethode beleuchtet wird und hier speziell ihre Wurzeln und ihre Anwendung in der Eltern-Kleinkindtherapie fokussiert werden. Zur Sprache kommt u.a. abermals die Bedeutung der so genannten Zweithaut. Es handelt sich um eine Überlebensstrategie als Abwehrform, die ein Baby dann entwickelt, wenn es unzureichend gehalten und gestreichelt wird. Dauerhaftes Sprechen und permanente Aktivität bei Erwachsenen sollen, ähnlich wie bei Kindern Hyperaktivität, das Desaster, das droht, wenn man innehält, verdecken. All diese Verhaltensmuster entstehen, wenn man als Kind nicht genügend Streicheleinheiten bekommen hat.
Man erfährt Näheres zur Sprachentwicklung in Beziehungen mit frühen Ängsten. Hinterfragt wird, ob Plappern Selbstberuhigung oder eher Kommunikation ist und man liest über die Lernerfahrungen einer Babybeobachterin vom Wegschauen bis hin zur Reflexion von bedrohlichen Erlebnisinhalten und schließlich auch von den Anfängen des psychoanalytischen Organisationsbeobachtung.
Die theoretischen Texte weden von zahlreichen Fallbeispielen und einer umfangreichen Bibliographie begleitet.
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