Die meisten Menschen sind sich dessen nicht bewusst, dass die Art, wie sie einer Veränderung begegnen, damit zu tun hat, wie sie ihre Situation wahrnehmen, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenken, was sie denken, glauben aber auch fühlen. Jedem Tun geht ein Gedanke voraus. Es ist immer unsere Wahrnehmung, die unser Handeln bestimmt. Dr. Sybille Tobler zeigt dem Leser, was im Umgang mit Veränderungen vorwärts führt.
Die Autorin empfiehlt Veränderungen stets zu benennen. Dabei allerdings ist es wichtig die gesamte Lebenssituation im Blick zu haben, um möglichst genau den Punkt auszuloten, um welche Veränderung es im Kern tatsächlich geht. Keineswegs steht Veränderung nämlich dort und nur dort an, wo es auf den ersten Blick erscheint.
Genauso wichtig wie das Benennen von Veränderungen ist sich klar zu machen, wie man diese Veränderungen wahrnimmt. Man kann dieselbe Situation stets als Himmel und als Hölle begreifen. Dies ist deshalb so, weil unsere Wahrnehmung nicht die Wirklichkeit ist, sondern unsere Sicht die Wirklichkeit darstellt. Leider ist dies den meisten Menschen nicht bewusst. Nicht selten wird die Wahrnehmung für die Wirklichkeit gehalten, die Wahrnehmung mit der Situation selbst verwechselt. Unsere Wahrnehmung ist wie eine Brille, durch die man die eigene Situation, eine Veränderung, uns und andere Menschen sieht. Mittels der Wahrnehmung gewichtet und filtert man. Entscheidend ist der Aufmerksamkeitsfokus. Worauf wir unsere Brille richten, bestimmt letztlich, was wir sehen. Was man sieht bestimmt das Denken und das, was man glaubt. Wenn nicht die Handlung selbst, sondern die Wahrnehmung unserer Handeln bestimmt, ist man klug beraten, nachzudenken, ob man nicht den Blickwinkel verändern sollte. Wahrnehmung nämlich fördert bestimmte Handlungsrichtungen und schließt andere aus, schließlich beeinflusst sie, in welche Situationen wir gelangen, wie die Autorin deutlich macht. Wenn im Aufmerksamkeitsfokus Wachstum steht, denkt man, man möchte sich entwickeln, steht hingegen in diesem Fokus Ohnmacht, dann denkt man, dass man eh nichts beeinflussen kann und lässt alles über sich ergehen. Wer resigniert und meint es gäbe keine Hoffnung, endet in der Passivität.
Leider verhält es sich so, dass man nicht selten auf vertraute Wahrnehmungen zurückgreift, auf diese Weise entstehen Lebensorientierungen, die man nur dadurch verändert kann, dass einem klar wird, wodurch sie entstanden sind und weshalb sie für unsere Zukunft ungünstig sind. Nicht förderliche Haltungen, Anschauungen und Überzeugungen können sehr kontraproduktiv sein, wenn es darum geht, eine aktuelle unliebsame Situation konstruktiv anzugehen, ja sogar die tatsächliche Ursache dafür sein, warum man festläuft.
Wichtig ist es zu begreifen, dass man nicht nur auf hilfreiche, nützliche, unterstützende Orientierungen zurückgreift, sondern auch auf solche, die nicht (mehr) angemessen sind, nicht (mehr) hilfreich sind, die uns keine förderlichen Impulse liefern, die uns letztlich in unserer Entwicklung behindern und dazu beitragen, dass wir immer wieder in den gleichen Schlamassel hineingeraten. Ursachen hierfür sind Gewohnheit, Angst, mangelndes Bewusstsein u.a. mehr. Dabei macht die Autorin klar, dass man immer dorthin gelangt, worauf man sich ausrichtet und zeigt in der Folge wie man die Wahrnehmung ändern kann.
Es geht nicht darum zu Psychologisieren, sondern darum, zu erkennen und neue Wahrnehmungsweisen zu entwickeln und weiterzuführen. Erkenntnis ist die Basis. Sie erst ermöglicht Veränderung. Jede Veränderung ist ein Prozess. Prozesse erfordern Ausdauer. Doch man sollte sich immer wieder bewusst machen, dass immer dann, wenn man seine Wahrnehmung ändert sich auch die Dinge verändern, weil man Zugang zu Möglichkeiten und Lösungsschritten erhält, die einem bislang nicht zugänglich gewesen sind.
Die Autorin im empfiehlt, die Aufmerksamkeit konsequent auf alles zu lenken, was uns vorwärts kommen lässt und den Blick keinesfalls auf Unmotivierendem haften zu lassen. Die neue Sicht der Dinge sollte dazu motivieren vorwärtszugehen, die neuen Gedanken sollten Zuversicht vermitteln und unsere neue Wahrnehmung uns Ideen, Möglichkeiten und Lösungen erschließen, die sich positiv auf unser Handeln auswirken.
Dr. Tobler zeigt, wann Wahrnehmungen nicht hilfreich sind und wie man diese ganz konkret verändert kann. Es ist wirklich wichtig Demotivierendes und nicht Hilfreiches zu sehen und dabei zu erkennen, was einen beeinträchtigt. Schritt für Schritt lehrt uns die Autorin, wie man eine neue Wahrnehmungssicht erlangen kann, bevor sie aufzeigt, dass zum Vorwärtsgehen immer Entschlossenheit und Mut gehört und man dabei immer entscheiden und handeln muss. Dass Dr. Tobler in diesem Zusammenhang Goethe zitiert hat mir gefallen: "Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun".
Um durch eine Veränderung in eine neue Situation zu gelangen, ist es wichtig, dass man sich vorstellen kann, dass diese überhaupt möglich ist. Auch ist es wichtig sich damit zu beschäftigen, was sie für uns beinhaltet. Der so genannte motivierende Horizont verleiht Energie, lädt zur Übernahme von Verantwortung für die eigene Entwicklung ein, ermöglicht Orientierung und erleichtert Entscheidung. Die Autorin zeigt, wie man zu einem solchen Horizont gelangt, weist auf Ablenkungsmanöver hin, wie etwa: Verurteilen und Schuld suchen, um Unerwünschtes kreisen, sich mit Unwichtigem abzulenken, sich an Hilflosigkeit und Ohnmacht zu orientieren etc.
Kontraproduktive Alibis, wie Ausflüchte »Ich habe keine Zeit bzw. keine Wahl, es ist doch gar nicht so schlimm«, hindern auch daran neue Wege zu gehen.
Anstelle abzulenken oder nach Ausflüchten zu suchen, sollte man stets neue Wege erkunden, sich entscheiden, loszuziehen und dranzubleiben. Man muss Mut haben etwas zu wagen. Wer alles absichern möchte, erschwert sich das Entscheiden und auf diese Weise auch das Handeln. Dr. Tobler zeigt wie man Hindernisse bewältigt und wie man das innere Wissen stärkt, dass man ankommen wird. Man muss daran glauben, dass man Ideen, Talente, Kenntnisse und Erfahrungen besitzt, die einem vorwärts helfen, auch dann, wenn man diese nicht sogleich erkennt. Es ist wichtig mit dem Leben zusammenzuarbeiten, das heißt, die Verantwortung für die eigenen Wahrnehmungen, für den Horizont, auf dem man sie ausrichtet, für die Entscheidungen, die man trifft als auch für die Schritte, die man macht, zu übernehmen. Sich selbst und seinen Zukunftsperspektiven zu vertrauen ist nur dann möglich, wenn man gelernt hat, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Das macht dieses Buch unmissverständlich deutlich.
Ein lesenswertes Buch.
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