Die Psychologin Julia Onken lotet in diesem Buch die häufigsten Ursachen aus, die in Beziehungen zu Ärger, Verdruss oder gar Trennung führen. Sie zeigt, wie man besagte Beziehungsfallen geschickt umgeht und sich auf diese Weise eine angenehme Zeit beschert. Wie immer illustiert die Autorin ihre Erkenntnisse mit Beispielen und stellt es im vorliegenden Buch dem Leser anheim Testfragen zu beantworten, die ihm, sobald er - jeweils rückseitig- die Antworten dazu liest, aufzeigen, wo er sinnvoller Weise an sich arbeiten möge. Onken verdeutlicht, dass Liebe nur dort gedeihen kann, wo sich eine Brücke zwischen zwei Menschen ausspannt. Sobald man zu nah aufeinander rückt, kracht allerdings der Spannungsbogen zusammen. Das Motto lautet: Deine Welt ist nicht meine Welt.
Jeder bleibt in einer Beziehung ein selbstverantwortliches Wesen, das sich eigene Aktivitäten, eigene Lebensgestaltung und individuelle Entwicklung zugestehen sollte. Der Sinn der Partnerschaft, so Onken, liegt darin durch die Auseinandersetzung mit der anderen Person inneren Reichtum dazu zu gewinnen und seinen Handlungsspielraum zu vergrößern, nicht aber seinen Wahrnehmungsspielraum und Aktionsradius einzuschränken. Sehr witzig ist Onkens Analyse zum Thema Auto und Fahrweise. Die unterschiedlichen Sichtweisen, die sich in der Regel bei Männern und Frauen auftun, sorgen offenbar nicht selten für Auseinandersetzungen, die sich durchaus vermeiden lassen.
Diskussionen um die Finanzen haben nicht selten tiefere Ursachen. Zumeist will sich einer der beiden Partner der Verantwortung entziehen und nicht erwachsen werden. Es ist grundsätzlich falsch davon auszugehen, dass ein anderer für einen sorgen und aufkommen soll, ebenso falsch, wie zu meinen, man könne diese Aufgabe für einen anderen erledigen. Desweitern ist es absurd zu glauben man könne Harmonie in der Partnerschaft wie ein Produkt herstellen. Man sollte sich darüber klar werden, dass das krampfhafte Bemühen Harmonie erzeugen zu wollen auf direktem Weg dorthin führt, was man vermeiden möchte, nämlich Disharmonie.
Misstrauen dem "Du" gegenüber ist immer fatal. Wer davon ausgeht, vom Partner hintergangen zu werden, hat ein angeschlagenes Selbstwertgefühl und rechnet damit, durch einen beliebigen Menschen ersetzt werden zu können. Wer sich selbst so gering schätzt, kann auch durch Treuebeweise des Partners nicht geheilt werden.
Onken betont, dass Selbstentwertung ein ernst zu nehmendes Thema ist, weil mangelndes Selbstwertgefühl in einem schlechten Selbstbewusstsein zum Ausdruck kommt. Man achte, dass Liebe sich darin zeigt, das "Du" als eigenständiges Wesen zu respektieren, dem man zugestehen muss, dass es seine Vorlieben pflegt, egal in welche Richtung sich diese bewegen. Beide Partner sollen ihren persönlichen Lebensplan erkennen und die damit verbundenen Aufgaben in Angriff nehmen. Verhaltensänderungen des anderen dürfen nicht als Liebesbeweis eingefordert werden. Wem das Verhalten des Gegenübers nicht passt, muss sich trennen.
Weitere Themen des Buches sind Offenheit in Beziehungen und deren Grenzen, Psychoterror(ganz schlimm!!!), Nörgerlei (auch nicht lustig), die lieben Schwiegereltern, der Seitensprung (ausführlich und sehr gut abgehandelt in Onkens Buch " Die Kirschen in Nachbars Garten"), Sex, die Schwierigkeiten, die durch Ex-Gatten und ebensolchen Gattinnen, sowie Stiefkinder entstehen können, sowie ferner die Problemfelder Symbiose und das Schweigen.
In Partnerschaften führt Sprachlosigkeit langfristig in den sicheren Untergang. Wenn man nichts voneinander weiß, ist man auf Projektionen, Fantasien und Interpretationen angewiesen. Wahrnehmungen können nicht überprüft und es können keine Korrekturen vorgenommen werden. Mit der Zeit entwickelt man ein Feindbild vom anderen und deutet all seine Verhaltensweisen in die feindselige Richtung.
Wer sich hinter Schweigen verschanzt muss erkennen, dass dies keine Stärke, sondern Schwäche ist. Die Sprache nicht einzusetzen, so Onken, welche Kommunikation zu anderen Menschen möglich macht und letztlich auch den Zugang zum eigenen Wesen erschließt, ist ein ausgesprochener Mangel und nicht etwa als Zeichen von besonderer Intelligenz, Kompetenz oder der Fähigkeit, über allem zu stehen, zu werten.
Wer Liebe als Lernprozess begreift, findet in diesem Buch interessante Anregungen.
Empfehlenswert.
Wer Liebe als Lernprozess begreift, findet in diesem Buch interessante Anregungen.
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