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Rezension: Was unseren Kindern wirklich hilft- Thomas Schäfer- Scorpio

Autor dieses Buches ist der Politologe und Soziologe Thomas Schäfer. Er ist Heilpraktiker mit den Schwerpunkten Psychotherapie und Familienaufstellungen. In seiner therapeutischen Arbeit integriert er neben systemischen Ansätzen auch Hypno- und Traumatherapie. Schäfer hat mehrere erfolgreiche Bücher verfasst, die in diverse Sprachen übersetzt wurden. In Stockach am Bodensee betreibt der Psychotherapeut übrigens seine eigene Praxis. 

Der Familientherapeuth zeigt in diesem Buch anhand von zahlreichen Fallbeispielen, dass die Ursachen für Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten nicht selten tief im jeweiligen Familiensystem verborgen liegen. Durch die Lektüre soll Eltern geholfen werden, zu erkennen, was tatsächlich hinter den Symptomen steckt und was man tun kann, um den Kindern dauerhaft zu Seite zu stehen.

Zunächst liest man Wissenswertes über das Familienstellen, wobei Thomas Schäfer nicht nach der Methode des "Geistigen Familienstellens" von Bert Helllinger arbeitet und  dies  auch unmissverständlich betont. 

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass "Familienaufstellung" ein Verfahren bezeichnet, bei dem Personen stellvertretend für Mitglieder des Familiensystems eines Klienten konstellativ angeordnet (gestellt) werden, um aus einer dazu in Beziehung gesetzten Wahrnehmungsposition gewisse Muster innerhalb jenes Systems erkennen zu können.*  Thomas Schäfer arbeitet in seiner Praxis beim Aufstellen  mit Papierscheiben und Holzfiguren, wie er die Leser wissen lässt. 

Im dann folgenden Kapitel "Die heilsame Haltung gegenüber Kindern" geht es zunächst darum, zu begreifen wie wichtig in der Erziehung eines Kindes konsequentes Handeln ist. Sobald Eltern durch inkonsequentes Handeln einen Teil ihrer Erziehungsautorität verloren haben, erlebt der Nachwuchs seine Eltern als schwach und beginnt aggressiv zu reagieren, weil er sich im Stich gelassen fühlt und überfordert  durch die Inkonsequenz der Eltern. Familienaufstellungen zeigen, dass Kinder sich nur dann sicher und gut fühlen, wenn sie  "klein" sein dürfen und zugleich ihre Eltern als "groß" erleben. Nur so ist offenbar eine gesunde Entwicklung und Abnabelung von den Eltern möglich.  Das leuchtet ein.

Sobald sich Eltern ihren Kindern unterordnen, entstehen fatale Rollenbilder, die später in der Schule oder am Arbeitsplatz zu immensen Problemen führen können. Mangelnde Ausbildungsreife ist ein Ergebnis, dessen Ursache nicht selten die Folge einer geringen Frustrationstoleranz ist, die entsteht, wenn junge Menschen seitens ihrer Eltern keine Grenzen gesetzt bekommen haben und sich immer mehr nach dem Lustprinzip orientieren konnten. 

Neben der Problematik, dass leider allzu oft Kinder keine Grenzen aufgezeigt werden, zeigen Fallgeschichten, dass soziale Probleme und Krankheiten von Kindern familiensystemisch bedingt sind. Der Autor beleuchtet diesbezüglich extreme Wut, soziale Isolation, Kontaktabbruch, das "Klammern" von Kindern, Scheidungskinder, Adoption, verstorbene Zwillingsgeschwister und Schulprobleme. 

So erfährt man beispielsweise, dass die Wut eines Kindes durchaus ein Protest darstellen kann, weil es von einem Elternteil verwechselt wird und dadurch stressende Projektionen stattfinden, die ein Kind nicht erahnen und schon gar nicht deuten kann. 

Auch reflektieren Kinder mit ihren Aggressionen ungelöste Probleme ihrer Eltern, die diese beispielsweise mit ihren Eltern haben. Bei Wut geht es häufig um die Übernahme von Schuld. 

Es ist unmöglich, im Rahmen der Rezension auf die Fallbeispiele näher einzugehen, diese Fälle genau zu studieren, ist allerdings sehr erhellend. Das gilt auch für Kontaktabbruch erwachsen gewordener Kinder zu ihren Eltern oder einem Elternteil aus unterschiedlichen Motiven. 

Über eine Vielzahl von Krankheiten und Symptomen wird man unterrichtet, die möglicherweise familiensystemische Ursachen haben. So haben Asthma und Allergien nicht selten etwas mit dem Nichthinnehmen-Können eines Elternteils zu tun. Nicht nur bei Bettnässen und Asthma, sondern auch beim Stottern ist eine Familienaufstellung sinnvoll, weil familiärer Stress zu Sprachstörungen des Kindes führen kann. 

Interessanterweise haben nicht wenige Alkohol- und Drogensüchtige oft sehr früh verstorbene Väter, so dass die Heilung nur möglich ist, indem man das Väterliche familiensystemisch einbezieht und bemerkenswerterweise gibt es bei selbstmordgefährdeten Kindern und Jugendlichen ebenfalls fast immer systemische Hintergründe in der Familie,  wie Beispiele zeigen. 

Auch eine nicht geringe Anzahl weiterer Probleme von Kindern zeigt wie familiensystemische Gesetze bezüglich des Nachwuchses funktionieren. Dass ständiges Erröten von Kindern auf eine tiefe Scham im Familiensystem zurückzuführen ist,  will ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Auch die tieferen Ursachen für Verachtung eines Elternteils seitens eines Kindes, sind mehr als aufschlussreich. 

Welche fremden Konflikte in Kindern toben können und verantwortlich sind für deren Schwierigkeiten und Krankheiten, sollte die Eltern wirklich aufhorchen lassen. Achtsamkeit ist geboten. 

Familienaufstellungen führen ganz eindeutig zum Bewusstwerden der Ursachen für systemische Probleme und damit zur Minderung des Stresses, der damit verbunden ist.  Das gilt es an dieser Stelle zu unterstreichen.

Dies aufzuzeigen,  ist der eigentliche Wert des Buches.  

Maximal empfehlenswert

Helga König

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*wikipedia:  Famlienaufstellung