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Rezension: Die Kunst das rechte Maß zu finden- Anselm Grün

Anselm Grün hat Theologie, Philosophie und Betriebswirtschaft studiert und ist seit über 35 Jahren als wirtschaftlicher Leiter (Cellar) für die mehr als 300 Mitarbeiter in verschiedenen Betrieben des Klosters Münsterschwarzach verantwortlich. 

Sein jetzt gerade erschienenes Buch "Die Kunst, das rechte Maß zu finden" beginnt er mit Überlegungen zum deutschen Wort "Maß" und seines Umfeldes, das uns in nicht wenige Bereiche unseres Lebens hineinführt und diverse Aspekte berührt. Pater Anselm nennt hier den Konsum, den Umgang mit der Schöpfung, den Umgang mit uns selbst, die Arbeit, die wir im Beruf leisten, auch das Engagement, das wir häufig ehrenamtlich in Vereinen aufbringen, wie auch die Gestaltung des Tages und der Freizeit. 

Vom rechten Maß, so der Autor, hängt das Gelingen unseres Lebens ab. Für den heiligen Benedikt, der vor 1500 Jahren für seine Mönche eine Regel aufgestellt hat, war die Tugend der weisen Mäßigung (discretio) die Mutter aller Tugenden. Dabei geht es beim Thema Maßhalten weniger um moralische Appelle als um einen Weg zu einem gesunden, wertvollen Leben. 

Überall auf dieser Welt erfahren wir Maßlosigkeit und ihre fatalen Folgen, so dass es sinnvoll ist, sich mit dem rechten Maß näher zu befassen. 

Anselm Grün untergliedert sein Buch in drei Abschnitte:
Die Balance halten 
Achtsam mit der Schöpfung umgehen 
Was der Mensch braucht 

Für den Autor hängt das rechte Maß mit einer guten Balance zwischen den verschiedenen Polen zusammen, die unser Leben ausmachen und zu ihm gehören. Anselm Grün stellt einige dieser Pole vor. Zunächst äußert er sich zur Balance zwischen Geiz und Verschwendung. Beides sind Laster, deren Ursache in der Gier, immer mehr haben zu wollen, liegen. 

Für Buddhisten sei die Gier die Ursache allen Leids und aller Übel. Doch auch ein Schüler des heiligen Paulus schreibt, dass die Habsucht die Wurzel allen Übels sei. Zu dieser Überzeugung bin ich durch meine Beobachtungen und Erfahrungen in meinem Leben auch gelangt.

Balance gilt es gleichwohl zwischen Selbstentwertung und Hochmut herzustellen. Auch diese beiden Haltungen haben eine analoge Ursache, nämlich maßlose Bilder von uns selbst. Auf dem Grund der Seele, im Raum der Stille lösen sich alle Bilder der Selbstentwertung und Selbstüberschätzung auf. Hier werden wir ganz wir selbst. Hier muss man weder sich noch andere bewerten. Es geht darum, die eigene Begrenztheit anzunehmen und des Weiteren die Balance zwischen Selbstsorge und Sorge für den andern auszutarieren. 

Es geht um das Maß zwischen Geben und Nehmen. Man muss Gefühle wie Ärger, Ausgenutztwerden und Enttäuschung zur Kenntnis nehmen und sie genau anlysieren sowie seine Konsequenzen aus der Analyse ziehen, denn ansonsten drohen nicht selten seelische oder körperliche Reaktionen. Davon kann ich ein Lied singen.

Notwendig ist es also, auf unsere Gefühle zu achten. Über unsere Erwartungen an andere sollten wir nachdenken und damit aufhören, andere zu entwerten, weil wir zu große Bilder von uns haben. Nicht selten sind es die Schattenseiten unserer selbst, die wir auf andere projizieren, um sie auf diese Weise abzuwerten. Wie aggressiv Abwerter agieren, erlebt man täglich im Internet durch pervers niederträchtige  Trolle.

Wer das rechte Maß finden möchte, muss achtsam sein und nachhaltig mit sich umgehen. Maßhalten mit den eigenen Kräften gehört ebenso dazu, wie das generelle Entrümpeln und Vereinfachen des Umfelds und unserer Termine. 

Auch beim Arbeiten darf man nicht seine Mitte verlieren, denn ansonsten lässt man sich auspressen oder beutet sich selbst aus. Pater Anselm Grün überdenkt im Hinblick auf Maßhalten  sehr viele Aspekte, nicht zuletzt auch Disziplin und Ordnung, weil ohne diese beiden Faktoren der Mensch seine Form verliert, auseinanderfällt und keine Mitte mehr hat. 

Wer sein Leben in Ordnung bringt, ordnet seine Beziehungen, seinen Lebensstil, sein Essen und sein gesamtes Leben. Das richtige Zeitmaß und  ein Bewusstsein für das Bewusstsein des Lebens, Rituale und vor allem bei der Sache bleiben, helfen mittig zu sein. Dazu kommt noch "discretio" gemeint ist das Unterscheidungsvermögen beim Maßgeben und Maßsetzen, die Rücksicht auf den Menschen und seine Veranlagung, das bedächtige Maßnehmen. 

Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen, sich auf das Wesentliche besinnen sind auch Kriterien, um im rechten Maß zu leben und fernab von Ruhelosigkeit seinem Tun kreativ nachzugehen. Es ist notwendig, eigene Bedürfnisse nicht an den Bedürfnissen anderer zu messen, sondern auszuloten, was für uns selbst wirklich wichtig ist. 

Demut ist der Schlüssel, um auf dem Teppich zu bleiben. Perfektionisten ist Demut besonders angeraten, denn sie bringen sich und anderen Leid, indem sie maßlos Perfektion erwarten und ständig auf der Suche nach Fehlern bei anderen sind, die sie aufdecken können. 

Wer wissen möchte, wie man das rechte Maß in seinem Leben findet, ist gut beraten, dieses Buch zu lesen. Hier lernt man dem eigenen Maß und der eigenen Weisheit zu trauen und sich nicht von Dritten abhängig zu machen. 

Empfehlenswert.


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