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Rezension:Dem Leben Sinn geben: Von der Lebenskunst im Umgang mit Anderen und der Welt (Gebundene Ausgabe)

"Mit dem Verlust der Sensibilität aber verliert der Mächtige die Werte, die ihn so weit gebracht haben. Das Schwinden jeglicher Ethik höhlt die Macht von innen aus, bis ihr etwas von außen entgegenschlägt, das schlimmer ist als aller Hass: Verachtung, die moralische Niederlage ist besiegelt." (Zitat S.259).

Der Philosoph Prof. Dr. Wilhelm Schmid befasst sich in diesem Buch mit Sinnfragen. Diesen nähert er sich in fünf großen Abschnitten, denen stets zahlreiche Kapitel zugeordnet sind, in denen das jeweilige Thema des Abschnitts facettenreich ausgelotet wird.

In besagten Abschnitten geht es um nachstehende Betrachtungen:
Von der Liebe in der Familie
Von der Liebe zu Freunden
Von der Liebe zu Feinden
Von der Liebe zu Wesen und Dingen, zur Welt
Von der Liebe zum Wesen und einem Darüberhinaus

Gleich zu Beginn liest man den Satz "Ein sinnerfülltes Leben ist ein Leben in Beziehung", hält inne und geht dann vielleicht nochmals einige Zeilen zurück, um abermals den Satz "Es scheint das Zueinanderhin zu sein, das Menschen mit Sinn erfüllt, das Voneinanderweg ruft Klagen über Sinnlosigkeit hervor" zu lesen. Ein mutiger Satz in Zeiten der Vereinzelung, in denen Menschen aufgrund von Egoismen ihre Partner, ihre Familien, ihre Freunde ohne große Bedenken verlassen oder sich mit allen Kräften gegen die Gemeinschaften stellen, wenn sie glauben, dass dies ihnen Vorteile brächte und dieses Handlungsmuster zum modernen und einzig richtigen Lifestyle hochstilisieren.

Im ersten Abschnitt hat mir der Beitrag "Liebe und Erziehung: Anleitung zu einem sinnerfüllten Leben" besonders gut gefallen, vielleicht deshalb, weil mir schon immer klar ist, dass eine liebvolle Erziehung die Grundlage eines sinnstiftenden Lebens ist. Erziehung benötigt Beziehung, keine Gleichgültigkeit, so der Autor. Wer lieblos erzieht, stößt auf Ablehnung. Es ist gut, dass Schmid nicht unerwähnt lässt, dass Beziehung Berührung braucht, nicht nur körperliche, sondern auch seelische. Der Philosoph verweist in diesem Zusammenhang auf Joachim Bauer und zitiert aus dessen Buch "Prinzip der Menschlichkeit": Versuche Kinder ohne emotionale Zuwendung, sondern ausschließlich 'rational" oder 'vernünftig' zu erziehen, haben schwere seelische Beeinträchtigungen zur Folge." Auch geistige Berührung durch Austausch von Gedanken und Ideen ist notwendig, wenn Erziehung funktionieren soll. Kinder zu ermutigen, Selbstvertrauen zu entwickeln, lässt diese aufblühen. Wer ewig nur kritisiert und nörgelt, lässt sie dahinwelken und untergräbt deren Kreativität.

Über Geschwisterliebe und Geschwisterhass denkt der Autor nach und sieht auch hier die Notwendigkeit, sich bewusst um eine liebevolle Beziehung zu bemühen. Eltern sollten sich früh um Verteilungsgerechtigkeit, was die Zuwendung anbelangt, bemühen, damit die Beziehungen der Kinder untereinander nicht vom Neid geprägt werden.

 Es ist erstaunlich wie viel psychologisches Wissen Schmid in sein gesamtes Buch eingearbeitet hat und wie klar es für ihn ist, dass die gelebte Liebe in allen Belangen die Grundvoraussetzung für ein sinnstiftendes Leben darstellt. Warum begreifen dies eigentlich nur so wenige Menschen?

Mittlerweile wissen ja nicht wenige Personen, wodurch wir Resilienz erlangen können, die wir für ein erfolgreiches Leben benötigen und doch ziehen viele keine Konsequenzen aus diesem Wissen. Schon sehr seltsam.

Unmöglich, an dieser Stelle die vielen guten Gedanken zu skizzieren, besonders auch zur Freundschaft, aber auch zur Feindesliebe. Interessant sind hier die Frage "Bedürfen Menschen des Bösen?" und die Betrachtungen zum Thema "Von der Sinnlosigkeit, siegen zu wollen." Wie Recht doch B. Gracián hatte als er feststellte: "Ein niederträchtiger Sieg ist kein Ruhm, vielmehr eine Niederlage." Es ist schön, dass Schmid u.a. auch verdeutlicht, dass die Liebe zu den Künsten aller Art und Büchern in jeder Form Teil einer Kunst des Liebens darstellt, aber auch die Liebe zu den Wissenschaften, die sehr viel zur Kulturgeschichte beiträgt, dazugehört. Die Kunst zu lieben, das beherzte Engagement verleiht dem Leben Sinn. Liebe sollte uns bei allem, was wird tun, durchströmen, dann ist das Leben nicht mehr sinnentleert. Einfach ausprobieren......

 Sehr lesenswert.

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