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Rezension:Kleine Schule der Emotionen: Wie Gefühle uns bestimmen und was unser Leben lebendig macht (Gebundene Ausgabe)

Der von mir hoch geschätzte Benediktinermönch Pater Anselm Grün hat in diesem Jahr erneut eine große Anzahl von Büchern vorgelegt. "Kleine Schule der Emotionen" ist eines davon. Es erinnert mich ein wenig an Texte antiker Philosophen, zeitgleich aber auch an Bücher kundiger Psychologen aus dem Hier und Jetzt.

Pater Anselm reflektiert die Gefühle Angst, Antipathie, Ärger, Beleidigtsein, Bitterkeit, Eifersucht, Ekel, Emotionale Dürre, Enttäuschung, Ergriffenheit, Feindseligkeit, Freude, Gelassenheit, Gier, Gleichgültigkeit, Glück, Hass, Heiterkeit, Hoffnung, Kränkung, Kummer, Langeweile, das Gefühl der Leere, Liebe, Lust, Mitleid, Neid, Ohnmacht, Rachsucht, Resignation, Reue, Schadenfreude, Scham, Schuldgefühl, Sehnsucht, Sorge, Staunen, Stolz, Zufriedenheit, Trauer, Überraschung, Vertrauen, Verwirrung, Verzweiflung, Vorfreude, Zorn und Wut, Zuversicht. Dabei lädt er den Leser ein, all diese Gefühle zu überdenken und sich ihre Sinns bewusst zu werden.

Heute vor 75 Jahren fand die sogenannte Reichskristallnacht statt. Mit diesem fürchterlichen Ereignis begann die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der Juden. Der Hetzredner Goebbels appellierte zuvor immer und immer wieder an die Gefühle Neid, Gier, Schadenfreude und Hass seiner Zuhörer und brachte auf diese Weise große Teile der deutschen Bevölkerung dazu, den Juden gegenüber feindselig, zornig und wütend und auch gleichgültig zu sein. Dieses emotionale Klima wurde von dem Nazí-Gesindel bewusst herbeigeführt, um sich an den Juden zu bereichern und schließlich sechs Millionen Menschen zu ermorden, um sich deren Besitz endgültig anzueignen. Das Nazí-Gesindel nutzte bestimmte Gefühle der Menschen im Land der Dichter und Denker und schürte diese ganz gezielt, um ihre perfiden Pläne durchsetzen zu können.

Woran es vielen Deutschen mangelte war Mut, Mitgefühl, zudem scheint bei vielen eine emotionale Dürre vorgelegen zu haben, deren Ursache meines Erachtens in den Erziehungsmethoden des Wilhelminischen Reiches zu suchen ist.

Es gibt Menschen, die nichts mehr empfinden können, schreibt Pater Anselm in seinen Betrachtungen zur "Emotionalen Dürre". Solche Menschen sind im Blick auf andere unempfindlich. Solche Menschen hören nur die Worte, aber sie haben keinen Zugang zu den Gefühlen anderer. Nicht selten wollen solche Menschen andere verletzen und sprechen voller Verachtung von jenen, die diesen Gefühlsmangel nicht haben. Sie lenken, so Pater Anselm, mit ihrem Tun von ihrer emotionalen Dürre und Unempfindlichkeit ab, (vgl.: S. 42).

 Der Benediktinermönch zeigt in seinem Buch, wie man einzelne Gefühle positiv zu nutzen vermag, wie man dadurch, dass man sich der Gefühle bewusst wird, sie zur positiven Veränderung der eigenen Persönlichkeit einsetzen kann.

 Ich empfehle allen, nicht nur die Lektüre des hervorragenden Buches von Pater Anselm, sondern zum heutigen Tage den bemerkenswerten Beitrag von Wikipedia "Novemberpogrome 1938" zu lesen, sich eventuell der eigenen emotionalen Dürre bewusst zu werden oder auch zu erfühlen, welche Ängste, Einsamkeit, Enttäuschung, Kränkung, welche Ohnmacht, welchen Kummer und welch unsägliche Trauer all diese geschunden Juden erlitten haben, bevor man sie ermordet hat.

Unsere Aufgabe besteht darin, sich unserer Gefühle bewusst zu werden und unsere emotionale Intelligenz als auch unsere emotionale Kompetenz zu schulen, damit wir nicht in die Fänge von Hetzrednern geraten. Dazu eignet sich Pater Anselms Buch ganz hervorragend.

Dieser kluge Autor schreibt "Achten Sie beim Lesen meiner Gedanken immer auf die eigene Reaktionen in Ihrem Herzen."

 Ja, das sollte man.

Fragen Sie sich: Was empfinde ich, wenn ich das Leid anderer sehe? Was empfinde ich, wenn ich auf der Straße sehe, wie eine Mutter ihr Kind verprügelt? Gleichgültigkeit? Schadenfreude? Mitgefühl? Wie steht es um die eigenen sozialen Fähigkeiten? Ducke ich mich weg?

Sehr empfehlenswert.

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