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Rezension: Selbstbild- Dweck

»Ruhen Sie sich nicht auf Ihren Lorbeeren aus, lernen Sie stattdessen dazu!«

Carol Dweck ist Professorin für Psychologie an der Stanford University. Sie befasst sich, wie man dem Klappentext des vorliegenden Sachbuchs entnehmen kann, mit Motivations- und Entwicklungspsychologie.

Das Buch erhebt nicht den Anspruch ein wissenschaftliches Werk zu sein, das an der Uni als einschlägige, weiterführende Lektüre angeboten werden soll, sondern es wendet sich an eine breite Leserschaft. Deshalb gibt es keine Fußnoten, deshalb gibt es keine empirischen Erhebungen, die in epischer Breite ausgewertet werden. In dieser Gegebenheit einen kritikwürdigen Mangel zu sehen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Wer sich weiterführend informieren will, kann sich wissenschaftliche Publikationen der Professorin zu Gemüte führen. Keiner wird ihn daran hindern.

Habe Dweck mit großem Interesse und dabei bewusst langsam gelesen, nachdem zwei konträre Rezensionen bei Amazon meine Neugierde auf den Text geweckt hatten.

Die Psychologin befasst sich in diesem Buch mit so genannten Selbstbildern und deren Auswirkung auf diejenigen , die sie besitzen, aber auch deren Umfeld.

Dweck unterscheidet zwischen einem statischen und einem dynamischen Selbstbild. Dabei zeigt sich , dass die Personen mit dynamischem Selbstbild eine größere Bereitschaft zeigen dazuzulernen und sich zu verändern. Sie halten selbst Intelligenzwerte für variable Größen und sind grundsätzlich offener, Grenzen zu überwinden und das eigene Potential auszuschöpfen.

Der Erfolgsbegriff wird anders definiert als bei Menschen mit statischem Selbstbild. Man möchte dazu lernen, sich verbessern und sich auf Neues einlassen. Es geht nicht darum perfekt zu sein, sondern darum Herausforderungen anzunehmen und Fortschritte zu erzielen.

Weil man keine Probleme hat, zu seinen Fehlern zu stehen, da man stets hofft sie beheben zu können, also besser zu werden, kann man auch gelassener mit Niederlagen umgehen. Das Selbstwertgefühl wird dadurch nicht beeinträchtigt , während Menschen mit statischem Persönlichkeitsbild immer nach Personen Aussschau halten, die vermeintlich schwächer sind als sie selbst, um sich nicht unterlegen fühlen zu müssen. Treten Fehler bzw. Niederlagen bei diesen Menschen auf, suchen sie sogleich nach Entschuldigungen oder einem Schuldigen um ihr Selbstwertgefühl wieder herzustellen.Die Vorstellung alles zu geben und trotzdem zu scheitern löst bei solchen Menschen Angst und Lähmung aus, wie die Autorin anhand vieler Beispiele nachweist.

Dweck zieht bekannte Persönlichkeiten heran, um durch deren Viten ihre Erkenntnisse zu verdeutlichen. Eine solche Vorgehensweise halte ich in einem Sachbuch für legitim, zudem lockert es den Text ein wenig auf.

Es soll an dieser Stelle abermals darauf hingewiesen werden, dass die Professorin keine wissenschaftliche Abhandlung vorgelegt hat.

Bereits in der Kindheit werden die Weichen dafür gestellt, welches Selbstbild sich beim Einzelnen manifestiert, aber auch darauf, dass diese Selbstbilder veränderbar sind. Die Autorin betont immer wieder und begründet auch, weshalb die statische Denkweise Leistung verhindert und schlechte Lernstrategien fördert. Sie ist skeptisch gegenüber zu viel Lob bei Kindern und glaubt, dass dies statisches Denken fördere, weil man dadurch den Hunger nach Herausforderung unterminiere.

Der statisch denkende Mensch werde leichter zum Opfer von positiven und negativen Vorurteilen, was sich speziell bei Mädchen nachweisen lässt. Diese seien um so verunsicherter hinsichtlich ihrer Mathematikkenntnisse, je statischer ihr Selbstbild sei.

Dem Begriff des Naturtalentes gegenüber hat Dweck Vorbehalte. Naturtalente lernen offenbar nie hart zu arbeiten oder mit Rückschlägen umzugehen, so Dwecks Beobachtung.

Die Psychologin beleuchet ausgiebig so genannte Siegermentalitäten . Diese haben, wie sie herausgefunden hat, stets einen Antrieb, der zum Üben motiviert und ermöglicht tief in sich eine Kraft zu finden, wenn sie erforderlich ist.

Die Autorin konstatiert, dass Menschen mit dynamischem Selbstbild sich dann für erfolgreich halten, wenn sie ihr Bestes geben , wenn sie lernen und ihre Leistungen steigern. Rückschläge empfinden diese Menschen als motivierend, weil sie eine Art Weckruf für sie sind.

Stattdessen empfinden Menschen mit statischem Selbstbild Niederlagen immer als Stigma. Dies macht Dweck an Verhaltensweisen einiger bekannter Sportlern begreifbar.

Personen mit statischem Selbstbild nehmen ihr Leben nicht selbst in die Hand. Sie bauen immer nur auf ihre Talente, doch wenn diese versagen, stehen ihnen keine anderen Möglichkeiten offen. Ursache dafür sei, dass diese Menschen sich nicht als Prozess, sondern als Produkt empfinden. Personen mit statischem Selbstbild übernehmen keine Verantwortung. Sie geben anderen die Schuld für ihre Niederlagen.

Dweck hält fest, dass man in Unternehmen bei Misserfolgen stets genau analysieren muss, ob Inkompetenz oder Korruption diese ausgelöst haben.

Die Autorin zeigt, dass Personen , die ihren Misserfolgen ins Auge sehen können, am Ende doch wieder Erfolg haben.

Wenn Firmenführer sich wie Könige gebärden, umgeben sie sich gerne mit Schmeichlern. Ihr Ziel ist es sich unbesiegbar zu fühlen, aber diese Wünsche scheitern oft an der Wirklichkeit. Statisch denkende Führungskräfte sonnen sich in ihrer Macht und verhalten sich in der Regel kontraproduktiv gegenüber ihren Mitarbeitern. Im Gegensatz zu dynamisch ausgerichteten Führungskräften scharen sie Mitarbeiter um sich, die ihnen geistig unterlegen sind, weil sie fähige Menschen in ihrem Dunstkreis nur schwer ertragen können.

Immer wieder erwähnt die Autorin Jack Welch , der für sie der Inbegriff eines erfolgreichen, dynamischen Zeitgenossen ist . Dieser Mann stellte seine Fähigkeiten in den Dienst von General Electric und machte den Konzern zu dem , was er heute ist. Jack Welch steht für Erfolg auf der ganzen Linie.

Die Psychologin hinterfragt weiterhin die so genannte " Wir-Denke" und beleuchtet ab welchem Zeitpunkt sie zu statischen Selbstbildern führt.

Sie zeigt außerdem , wie sich diese unterschiedlichen Denkweisen auf Partnerschaft und Liebe auswirken. Dabei analysiert sie, dass es notwendig sei Schüchternheit zu überwinden, weil diese daran hindere soziale Kompetenz aufzubauen.

Dweck zeigt, wie statisch denkende Menschen mit emotionaler Ablehnung umgehen und weshalb Mobber stets Personen mit statischem Selbstbild sind. Zudem verdeutlicht die Psychologin , weshalb es in zwischenmenschlichen Beziehungen immer um Spaß und Lernen und nie um urteilen geht.

Dweck kommt zu dem Ergebnis, dass die einzelnen Selbstbilder erlernbar sind und widmet diesem Gedanken ein ganzes Kapitel in ihrem Buch. Sie zeigt das Verhalten von Kindern und Eltern, von Lehrern und Schülern und lässt das Buch mit einem Workshop enden, wo sie ihre umfangreichen Erkenntnisse abermals durch viele Beispiel illustriert.

Die Professorin versucht dem geneigten Leser zu einem besseren Selbstvertrauen zu verhelfen, indem sie klar macht, dass derjenige der bereit ist wirklich dazuzulernen, im Leben letztlich niemals entgültig scheitern kann.

Ein tolles Buch! Beeindruckend! Warum gibt es an dieser Stelle keine Buttons zum Abstimmen? Kunden können nur über die Rezensionen anderer, aber nicht über ihre eigenen Rezensionen abstimmen. Aus diesem Grund erscheinen die Buttons für eine Abstimmung nur, wenn Sie die von anderen verfassten Rezensionen ansehen.

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